Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 1 “Shadows”

Dieses Blog hatte von Anfang an auch die Aufgabe, mir die Möglichkeit zu geben, neue Formate auszuprobieren. Für diese Fernsehsaison möchte ich mich erstmals an wöchentlichen “Recaps” probieren – der launigen Besprechung von Fernsehserien, die von Seiten wie “TV without Pity” und “The A.V. Club” groß gemacht wurden. Ich habe mir als Partner die neu gestartete deutsche Seite “Serien.Ninja” ausgesucht, welche die Recaps neben meinem Blog veröffentlichen wird.

Als Anschauungsobjekt dient mir (natürlich) das Marvel Cinematic Universe, also die Serie “Agents of SHIELD”, die auf ABC läuft und in Deutschland auf iTunes erhältlich ist. Die Recaps spoilen übrigens absichtlich die komplette Folge und sind für den Danach-Konsum gedacht. Viel Spaß beim Lesen.

© ABC

“Agents of SHIELD” hatte im vergangenen Jahr keinen einfachen Start. Vielleicht waren die Erwartungen an eine Joss-Whedon-Serie im äußerst erfolgreichen Marvel-Universum zu hoch, vielleicht aber auch die Figuren und die Folgenplots ein wenig zu farblos. Mit ein bisschen Hilfe vom ungewöhnlichsten Kino/TV-Crossover neuerer Zeit – der Auflösung von SHIELD in Captain America: The Winter Soldier, die gleichzeitig und danach auch in der Serie spüren war – gelang es “Agents of SHIELD” aber, am Ende der letzten Staffel doch Lust auf mehr zu machen. ABC gab eine neue Staffel in Auftrag.

Eine Season 2 Premiere ist wie ein zweites Album. Die Showrunner Jed Whedon und Maurissa Tancharoen müssen auf dem Niveau weitermachen, auf dem sie aufgehört haben und dennoch zeigen, dass noch mehr geht. Entsprechend ist “Shadows”, so der Titel der ersten neuen SHIELD-Folge, voll bis zum Rand mit Charakteren, Schauwerten und Enthüllungen.

Als wir unsere Helden im Frühjahr zurückgelassen haben, hatten sie gerade entschieden, SHIELD aus den Trümmern – aber im Geheimen – neu aufzubauen, mit Phil Coulson (Clark Gregg) als Direktor. Dass seitdem etwas Zeit vergangen ist und Charaktere sich verändert haben, wird vor allem über die bewährte Methode des Frisurenwechsels kommuniziert. So trägt Hacker-Queen Skye (Chloe Bennett) jetzt Pony und sieht auch sonst ein bisschen mehr aus wie Katniss Everdeen – denn sie ist nicht länger das Küken sondern eine durchaus etwas erfahrene Kämpferin. Technikgenie Fitz (Iain De Caestecker), der im Finale der ersten Staffel schwer verletzt wurde, hat in der Zwischenzeit nicht nur an Haarlänge, sondern auch an Verstand verloren. Und Agent Ward (Brett Dalton), der sich zuletzt als fieser Hydra-Spion entpuppte, trägt inzwischen Bart – und angeblich ist er geläutert. Sagt er zumindest.

Die Premiere beginnt allerdings mit keinem dieser Charaktere, sondern mit einer Art Preview auf “Agent Carter”, die Miniserie die Marvel wahrscheinlich für den “Christmas Break” von SHIELD geplant hat. So wird gleich klar, dass wir uns in einem größeren Universum befinden – vielleicht denken wir sogar kurz darüber nach, dass diese Staffel wohl die Aufgabe haben wird, uns auf die Ereignisse in Avengers: Age of Ultron vorzubereiten, der im nächsten Mai die Kinoleinwände schmücken wird.

Infinity-Stein?

Es folgt ein vielschichtiger Plot, indem es vordergründig darum geht, einen Quinjet aus den einkassierten SHIELD-Beständen zu klauen. Eigentlich aber werden vor allem dutzende neue Charaktere und ein erster MacGuffin eingeführt. Der “Obelisk” lässt den, der ihn berührt nicht mehr los und beginnt dann langsam, ihn zu töten. Das wird doch wohl kein neuer Infinity-Stein sein? Dafür ist SHIELD eigentlich zu weit unten im Prioritäten-Regal.

Die neuen Gesichter sollte man vielleicht einmal zusammenfassen: Isabelle Hartley (Gaststar “Xena” Lucy Lawless – ist sie wirklich tot am Ende der Folge?) und ihre Söldner Lance Hunter (Nick Blood, bekannt aus der Selbsthilfegruppe “Mein echter Name klingt mehr nach Comic, als die Figur, die ich spiele”) und Idaho (Wilmer Calderon, ebenfalls “tot”) helfen den bekannten SHIELDs so gut sie können. Dagegen steht Bösewicht Carl “Crusher” Creel (Brian Patrick Wade), der die Fähigkeit hat, seine Haut in Substanzen zu verwandeln, die er berührt. Comic-Fans erkennen den “Absorbing Man” (für alle, die im Chemieunterricht nicht aufgepasst haben: nicht zu verwechseln mit dem “Adsorbing Man”, bei dem sich die Substanzen nur an der Oberfläche anreichern würden). Und ein HYDRA-Nazi der Kategorie Heinrich Himmler (grausam und kalkulierend, aber gebildet mit Brille), den das Internet bereits als Daniel Whitehall identifiziert hat und der merkwürdigerweise seit seinem Zusammenstoß mit Peggy Carter nicht gealtert ist.

Alte Bekannte, die als Gaststars ebenfalls auftauchen: Brigadegeneral Glenn Talbot (Adrian Pasdar), der die konfiszierten SHIELD-Materialien verwaltet und hoffentlich mit seiner Offiziösität noch für einigen Comic Relief sorgen wird. Patton Oswalt als Billy Koenig, der fröhlichste Gadget-Presenter seit Q. Und B. J. Britt als Agent Triplett, von dem man eigentlich erwartet hätte, dass er in den Hauptcast aufsteigt, vor allem, da die Romanze mit Skye und das resultierende Liebesdreieck mit dem immer noch verführerischen Ward sich schon anbahnt.

Das Ende des Phlegmatismus

“Shadows” ist hauptsächlich damit beschäftigt, alle Anwesenden wieder auf Kurs zu bringen, was rund 40 Minuten lang auch gut funktioniert. Der Phlegmatismus der ersten Staffel scheint beseitigt, es passiert ständig was und die Hauptfiguren befinden sich spürbar in echter Gefahr. Clark Gregg, der als Mann der Tat immer ein wenig fehl am Platz wirkte, fügt sich wunderbar in seine neue Rolle als SHIELD-Chef ein, den fast ein Hauch von Jean-Luc Picard umweht. Und sind nicht auch die Effekte ein kleines bisschen besser geworden? Jedenfalls kann man wohl problemlos davon ausgehen, dass uns eine gute Staffel bevorsteht.

Ein bisschen viel wirkte für mein Verständnis dafür die cliffhangerige Enthüllung, dass Fitz seine Partnerin nur halluziniert. Da hätte man doch ruhig noch ein paar Folgen mit den Zuschauern spielen können. Mit ähnlich breitem Pinsel gemalt: Die pathetische “Rede-über-einer-Montage” im Jeff-Winger-Stil von Coulson am Schluss. Aber vielleicht muss das Publikum auch noch einmal daran erinnern, wer die Guten sind und wofür sie stehen. Noch sind wir schließlich nicht bei Netflix, das kommt erst nächstes Jahr mit “Daredevil”.

Bester Moment: John Creel verwandelt sich in Straße und lässt dadurch einen von Chevrolet gesponserten SUV durch die Luft segeln.

Bester Dialogsatz: “John Garrett, isn’t that your mate who went to the dark side?” knapp gefolgt von “I’ll have you so deep in horse manure, you’ll need a damn snorkel!”

Note: 2+

Crosspost mit Serien.Ninja

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