Playlist 2021

Mein Album des Jahres

Wisst ihr noch, letztes Jahr, als alle sehnlichst darauf gewartet haben, dass 2020 endlich vorbei ist? Jetzt sind wir wieder etwas schlauer. Immerhin gibt es Musik. Meine Playlist dieses Jahr ein paar echte Ausreißer. Normalerweise habe ich ein oder zwei davon und stecke sie ganz ans Ende, aber dieses Jahr sind ein paar mehr “uncoole” Songs dabei, und ich bin zu alt, um mich dafür zu schämen.

Es gibt deutlich mehr Songs, die ich 2021 gerne gehört habe. Um auf diese Liste zu kommen, muss ein Song sich irgendwo bei mir im Kopf festgesetzt haben. Häufig bedeutet das entweder, dass ich ihn bewusst immer wieder gehört habe, oder, dass ich ihn mit einem Ereignis verbinde.

Es sind 30 Songs auf der Liste. Ich versuche, mich mit den Kommentaren kurz zu fassen.

1. A Capella Science – Soon May the Vaccine Come (Covid Wellerman)

Ich weiß auch nicht. Irgendwie hat mich dieser TikTok-Clip gerührt, als ich noch nicht geimpft war, und ich fand es witzig, dass er am Ende in einen kompletten Raggaeton-Dance-Song abdriftet. Und dann musste ich ihn 20 mal mit meinem Kind gucken.

2.. Frost* – Day and Age

Frost* sind eine alte Liebe, und dieses Jahr haben sie wieder ein Album rausgebracht, dass ich lieben kann. Irgendwo zwischen späten Pink Floyd, 80er-Genesis und ELO, mit etwas knalligeren Drums.

3. Public Service Broadcasting – Blue Heaven

Diese kleine Prise Retrofuturismus zwischen Post-Rock und Blade Runner-Soundtrack hat mir meinen Oktober versüßt. Unter anderem bin ich dazu durchs ICC spaziert.

4. Jane Weaver – The Revolution of Super Visions

Die Magie liegt im Refrain.

5. Ryley Walker – Striking Down Your Big Premiere

Ryley Walker hat sich dieses Jahr mit einem sehr proggigen Album zurückggemeldet, das nach Yes und Canterbury klingt. Ich feiere es.

6. Katy Kirby – Traffic!

Das erste Album, das mich 2021 begeistern konnte. Fluffiger Singer-Songwriter-Pop.

7. Kishi Bashi – Early Morning Breeze

Kishi Bashi covert Dolly Parton. Hat mir im düstersten Covid-Winter gute Laune gemacht.

8. Anna Fox Rochinski – Everybody’s Down

Dazu bin ich im Sommer Longboard gefahren.

9. Dodie – Cool Girl

Build a Problem, das Album, ist nicht mein liebstes Werk von Dodie, leider doch etwas zu viel Gehauche für meinen Geschmack. Aber ich bleibe Fan von ihr und das ist der beste Song.

10. Edie Bricknell & New Bohemians – Sleeve

Ein Algorithmus-Song, der mir einfach gefiel. Und dann im November noch mal thematische Resonanz bekam.

11. Marcella Rockefeller – Anders als geplant

Es muss an meiner Musical-Zuneigung liegen (und daran dass Peter Plate und Leo Sommer gerade ein Musical geschrieben haben, aus dem ich mal einen Song gehört habe), dass mir dieses Rosenstolz-Cover eines Travestie-Künstlers in den Algorithmus geflogen ist. Und was soll ich sagen: Es ist schmalzig, aber ich mag es. (Den Rest der Platte jedoch nicht.)

11. Eternity’s End – Hounds of Tindalos

Metal zum Aufwachen. Eine sanfte Ironie, die ich immer wieder gerne betrachte, ist folgende: Als ich jung war, hatte ich zehn Jahre lang eine Band. Unser Gitarrist hatte einen deutlich jüngeren Bruder. Und heute ist der Gitarrist Physiker und der Bruder professioneller Gitarrist und ein Gniedelmonster vor dem Herrn. Eternity’s End ist eine seiner Bands, und ich fühle mich damit in die Zeit zurückversetzt als ich 15 war und Blind Guardian und Hammerfall gehört habe.

12. The Paper Kites – Climb on Your Tears (feat. Aoife O’Donovan)

Aoife O’Donovan hat eine der schönsten Stimmen der Musikwelt, deswegen taucht sie auch als einzige zweimal in der Liste auf.

13. Zucchero – Soul Mama (Acoustic Version)

Ich habe irgendeine tiefsitzende, grundlose Liebe für Zucchero und für diesen sinnlosen Song (Beep beep!).

14. Attacca Quartet – Real Life

Beats und Streichquartett. Gehört, als ich aus dem Impfzentrum nach der zweiten Impfung kam.

15. Ashnikko – L8r Boi

Ich finde die Idee total gut, statt eines Antwort-Songs einfach den Original-Song umzuschreiben. Und deswegen wird der Sk8r Boi hier halt nicht später zum Star und das Mädchen ist traurig, sondern sie lebt einfach ihr eigenes Leben und er bleibt alleine zurück. Was soll sie auch machen, er hat sie nicht befriedigt und sie ist nicht seine Therapeutin.

16. Partner – Here I am World

Der Drum-Break vor der zweiten Strophe und dieses generelle 90s-College-Rock-Gefühl.

17. Lorde – Solar Power

Auf die Akkorde von “Freedom ’90” würde ich vielleicht jeden Song gut finden.

18. Half-Alive – Summerland

Eine wunderbare, melancholische Sommerhymne.

19. Aoife O’Donovan – Phoenix

Mein Song des Jahres. So viel Schmerz und Hoffnung zugleich in einem Lied.

20. Orla Gartland – More Like You

Oh, I heard it from a woman on the internet
She told me to eat well and try to love myself
Then maybe I won’t wish that I was someone else

Das ganze Album ist toll. Ich freue mich sehr auf das Konzert im April.

21. Matilda Mann – Bloom

Kam irgendwann als Ohrwurm zurück, obwohl ich ihn lange nicht gehört hatte.

22. M Field – Fiona

Ganz tolle EP. Ich brauchte eine Weile, um zu merken, dass es natürlich sehr an Graceland erinnert, denn Matthew Field stammt aus Südafrika. Aber dieses synkopierte Gitarrenspiel kombiniert mit der weichen Stimme beschwingt einfach.

23. Judith Holofernes – Ich wär so gern gut

Ich patronisiere Judith und lese dort ihre autobiografischen Essays, denn sie kann eigentlich gerade gesundheitlich gar nicht singen. Diesen Song hat sie aus der Schatzkiste gezogen und abgesehen davon, dass ich das Wort “gut” irgendwie gleichzeitig passend und unpassend finde, mag ich ihn, vor allem den Refrain.

24. Mickey Guyton – Different

Jeder kann einen Empowerment-Country-Rock-Song brauchen, der anfängt wie das Löwenzahn-Thema.

25. APRE – You

Die Jungs von APRE machen seit Jahren gute Hymnen. Das ist keine Ausnahme.

26. Laura Mvula – What Matters (feat. Simon Neil)

Laura Mvulas Stimme ist toll, und der Song erinnert ja ganz bewusst an 80s-Synthieballaden. Ich habe lange überlegt, ob ich nicht lieber “Conditional” vom gleichen Album nehmen soll, weil er mehr knallt, aber mich dann doch hierfür entschieden.

27. LeBrock – All Or Nothing

vgl. Simulakren

28. The Beatles – Get Back (2021 Mix)

Zugegeben: Im Unterschied zum neuen Stereomix von Sgt. Pepper höre ich hier kaum Unterschiede, aber mir ist jede Entschuldigung recht, um meinen Lieblings-Beatlesong auf eine Playlist zu schreiben.

29. Carolin Kebekus – La Vida Sin Corona (feat. Karl Lauterbach)

Ich fand das Thema Covid als Klammer dieser Playlist irgendwie passend, und die beiden Songs haben auch eine ähnliche Funktion. Sie haben im Frühsommer durch Albernheit Hoffnung gestiftet. Beide Songs sind übrigens auch gar nicht so triumphal, wie sie wirken. In ihnen stecken viele Mollakkorde und diese klassische Melancholie von Musik, zu der man sich bewegen soll, hat mich berührt. Dieser Wunsch, Karl Lauterbach einfach durch Autotune wegzupusten und so zu tun, als gäbe es diese ganze Scheiß-Pandemie nicht mehr, kommt irgendwie von ganz tief unten.

Zum Selbsthören:

Die Playlist auf Apple Music | Die Playlist auf Spotify

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *