Es gibt eine ganz einfache Handreichung für Geschenke, die zwar nicht unbedingt altruistisch ist, aber zugleich einen anderen Maxime folgt, die besagt, das man mit jedem Geschenk auch ein wenig von sich selbst hergeben sollte. Und deshalb empfehle ich an dieser Stelle ein Buch, das ich selbst gerne hätte (Falls also jemand der mitlesenden Verwandten, Bekannten und Freunde noch keine Idee hat, womit er/sie dem Verfasser dieser Zeilen eine Freude machen könnte – lest nun besonders aufmerksam).
Vor kurzem stieß ich per Zufall (nein, ehrlicher Weise muss gesagt werden, dass es ein Facebook-Post war – da sage nochmal einer, das Internet und die sozialen Netzwerke tauge nichts) auf den “Codex Seraphinianus“, über den ich bis dato nicht das Geringste gehört hatte. Die wenigen Bilder, die in der Beschreibung des Links auf einen amerikanischen Blog zu sehen waren, taten ihr Übriges, um meine Neugier endgültig anzustacheln. Auch wenn Zuschreibenden wie “Das merkwürdigste Buch der Welt” ja immer mit einiger Vorsicht zu genießen sind, spricht doch vieles dafür, dass der “Codex Seraphinianus” in der Rangliste bibliophiler Exzentrizitäten einen der vorderen Ränge einnimmt.
Entstanden ist das Buch in rund 30-monatiger Arbeit durch den italienischen Architekten und Industriedesigner Luigi Serafini, der hier den Atlas und die Chronik einer imaginäre, imaginierten Welt vorlegt, die allein der Kraft seiner Fantasie entsprungen ist. In einer eigens entwickelten Sprache entwirft er mit unentzifferbaren Beschreibungen und Illustrationen von bizarrer Schönheit eine andere, eine mögliche Parallelwelt und deren humanoide, tierische und pflanzliche Bewohner.
Lange Zeit war das Buch, das 1981 erstmals erschien, vergriffen und wurde in Antiquariaten teilweise mit 15.000 Euro gehandelt, doch nun ist das Buch vom Verlag Rizzoli wieder neu aufgelegt worden. Bei einem Buch, dessen Sprachcode bis heute nicht geknackt ist, ist der Erscheinungsort sowieso egal. Deshalb gibt es jetzt auch keine Entschuldigung mehr, nicht in den Zauber dieses Buches zu versinken.
Mittlerweile steht das Buch auch komplett digitalisiert im Internet zur Verfügung (wer sucht, der findet), aber spätestens bei diesem Schatz erledigt/verbietet sich das Vorgehen von selbst. Es ist das beste Argument für die Macht der Buches und den Zauber der Imagination, der sich in jedem Buch verbirgt
Joachim Kurz ist Filmkritiker, Redaktionsleiter des Online-Portals www.kino-zeit.de und Buchautor – also sowohl in der digitalen und der analogen Welt unterwegs – und er möchte sich niemals für oder gegen die eine oder andere entscheiden.
(Joachim Kurz)
Das scheint ein interessantes Werk zu sein, welches nicht nur Mysterien in die Zukunft trägt, sondern auch die Vergangenheit in ein anderes Licht stellt.