Das Blog “pewpewpew.de” findet man bei Blogrankings und ähnlichen Seiten relativ weit oben. Seine Beiträge tauchen öfter mal in Aggregatoren wie Rivva auf. Innerhalb der deutschen Blogosphäre kann man es also als erfolgreich werten, schätze ich. Als ich das erste mal über “pewpewpew” stolperte, war ich voller Vorurteile: “Ach, nur so ein Linkweiterposter, der sich cool vorkommt.” Wenn man ein bisschen länger liest, merkt man aber, dass dahinter doch mehr steht – nämlich ganz klar die Persönlichkeit von Autor Sascha Brittner, wie das bei einem Ein-Personen-Blog auch sein sollte. Klar postet der auch sene Lieblingslinks weiter. Aber er lässt auch seine Umwelt an seiner Experimentierfreude teilhaben, zum Beispiel wenn er sich zum ersten Mal an einer Videomontage seiner Filme des Jahres versucht. Endgültig überzeugt hat mich Sascha dann aber mit dem Start des Pewcast, der trotz einer etwas lang-redundaten ersten Episode den Blogosphären-Gedanken aufgreift und andere Blogger zum Mitdiskutieren in die Sendung einlädt (ja, macht der CineCast auch).
Sascha widerspricht meiner Leitmediums-These übrigens, findet aber schon, dass man etwas mehr aufeinander zugehen könnte.
Beschreibst du kurz in eigenen Worten, was für ein Blog du schreibst, warum, wie lange schon, und wie es dazu kam?
Mein Blog in jetziger Form betreibe ich offiziell unter dem Namen seit 2009. Ich schreibe über Filme, Fernsehserien und Popkultur, was mich halt so beschäftigt und was ich interessant finde. Es kam dazu, weil ich eine zentrale Anlaufstelle für mein Sammelsurium aus Links haben wollte, sodass ich meine Freunde nicht mehr zuspammen musste, sondern schlicht sagen konnte: „Hey, lies mein Blog!“.
Über Filme auf diversen Plattformen und Homepages schreibe ich aber schon seit 2002. Damals hatte ich eine Matrix-Fanhomepage mit diversen Informationen zu den Sequels und den Spielen, für die ich von Mitschülern gehänselt wurde. Aber als erprobter und stolzer Nerd steht man darüber.
Dein Blog ist mehr als ein privates Tagebuch, also auch wenn es komisch klingt: Was qualifiziert dich deiner Ansicht nach zum Bloggen?
Das Schöne am Internet ist ja, dass es jedem die Möglichkeit bietet, sich eine Plattform zu schaffen und Zeug zu veröffentlichen. Ich genieße es, dass es eben nichts gibt, dass jemanden dazu qualifizieren muss, sondern, dass jeder schreiben kann, der will. Das ist eine unheimlich wichtige Sache, die weit über das Thema Film hinausgeht, aber das nur mal am Rande.
Mich qualifiziert eigentlich nichts dazu. Ich habe weder eine formale, journalistische Ausbildung hinter mir noch habe ich Film studiert. Ich schaue viele Filme, lese viel und nehme Kurse an der Uni und eignete mir so über Jahre hinweg ein Grundwissen an. Filme begleiten mich seit frühester Kindheit und waren mir immer wichtig. Den Blog nutze ich daher um mich mitzuteilen und meine Ansichten als Basis für Filmbesprechungen anbieten.
Ich finde es daher sehr schwierig mich als “qualifizierten Blogger” zu sehen, weil das im Umkehrschluss bedeuten würde, dass es auch unqualifizierte Blogger gibt und in so einer Welt will ich nicht leben. Es gibt Leute, die das, wenn man bestimmte Kriterien anlegt, besser machen als andere, aber grundlegend kann jeder damit anfangen und das ist auch gut so.
Du postest auch regelmäßig News. Hast du – außer deinen persönlichen Vorlieben – Auswahlkriterien dafür, was du postest?
Es klingt sehr profan, aber Themen müssen mich schlicht interessieren und mir wichtig genug sein, dass ich wenigstens zwei, drei Sätze dazu schreiben kann ohne mich selbst zu hassen. Das Schöne an dieser Sache ist, dass ich mich zu nichts zwingen muss und selektieren kann, da es immer noch im Endeffekt meine private Spielwiese ist.
Ich bin zwar dank des Blogs Kleinunternehmer, bin aber nicht auf das Geld oder gewisse Klickzahlen angewiesen; und wenn ich mir manche größeren Filmseiten anschaue, bin ich auch froh darum. Ich würde zum Beispiel ungern über einen Teaser zum Teaser (welch schlimmes Phänomen!) zum neuen Twilight-Film oder einen Clip zu einer Komödie, die ich nicht lustig finde, schreiben. Wenn man wirkliche „Nachrichten“ auf meinem Blog findet, dann weil ich sie wichtig finde. Die höchste Maxime bleibt daher, dass ich selbst mein Blog gern lesen würde und mich immer wieder selbst frage, ob es mir gefällt und wichtig genug ist.
Wie misst du für dich den Erfolg deines Blogs? Ist dein Blog erfolgreich?
Die Antwort zu dieser Frage hat sich in den letzten Jahren krass mit dem Verlauf des Blogs verändert. Zu Beginn war ich glücklich, wenn jemand im Freundeskreis meinte, dass er mein Blog gelesen hat und ganz toll fand. Da war ich dann ganz schön stolz, obwohl das damals nichts weiter als eine Linkschleuder war: Video rein, meist dazu noch ohne Einleitung oder Kommentar. Inzwischen ist das Blog ein wenig bekannt und genießt eine gewisse Leserschaft. Das stimmt mich glücklich, denn ich komme ins Gespräch mit mehr Lesern und Filmfreunden, die meine Leidenschaft teilen. Ich finde es aber schwer eine Messlatte des Erfolgs hier jetzt anzulegen. Ist man erfolgreich, weil man X Leser hat, ein Blogkollege aber nicht, weil er nur X minus 50 Leser hat (oder dasselbe im Hinblick auf Kommentare)? Ist man erfolgreich, weil man auf abstrusen Bloglisten weit oben steht? Oder ist der monetäre Aspekt ein Indikator für den Erfolg? Ja, ich habe Geld verdient mit dem Blog, aber nicht annähernd so viel, dass ich davon leben könnte. Andere Blogs erreichen mehr Leser und verzichten ganz auf Gewinneinnahmen. Im Endeffekt betreibe ich den Blog aus privatem Interesse und daher zählt am Ende des Tages nur, was ich darüber denke und fühle. Solange ich glücklich und zufrieden mit dem bin, was ich tue, bin ich auch erfolgreich.
Bekommst du regelmäßig Feedback auf das, was du schreibst? Bist du im Dialog mit deinen Lesern?
Nicht so viel wie ich mir das eigentlich wünsche. Man wäre überrascht, wenn man erfährt, welche Posts die meisten Klicks bekommen und wie wenig Mühe da hinein wanderte im Gegensatz zu anderen, langen Beiträgen. Im Dialog hingegen bin ich mit einem Stamm von Lesern aber dennoch, auch abseits des Blogs auf sozialen Netzwerken und Ähnlichem.
Welche Blogs liest du selbst? Zu welchem Zweck?
Ich verfolge nahezu alle großen, englischen Filmblogs/-seiten für die schnellen News und Trailer, was manchmal im Reader schon nervt, denn da hat man dann bis zu 10 Mal den gleichen Trailer drin, mit leicht variierter Überschrift und minimalem Kommentar. Ich lese diese Seiten oft schlicht für mein eigenes Interesse und zur Selektion für den “News”-Aspekt meines Blogs.
Eine ganze breite an privaten Blogs in Deutschland verfolge ich ebenfalls, aber eher zum privaten Vergnügen und zu sehen, was andere so denken und worüber sie schreiben. Da sind schon einige Perlen dabei, die leider nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Du bist auch Teil des “Vice” Content Networks. Was bedeutet das?
Nicht viel eigentlich; primär, dass ich auf dieser Liste verlinkt bin, mit ganz vielen anderen Blogs. VICE ist so nett und bietet dann den Blogs bevorzugt die Möglichkeit unter ihren Leuten Tickets zu teilweise recht exklusiven Veranstaltungen zu verlosen. Dazu bekommt man ab und an Post und einen Hinweis auf Content von den guten Leuten.
Hast du den Eindruck, dass es so etwas wie eine deutschsprachige Film-Blogosphäre gibt, in der die Blogs miteinander kommunizieren? Wenn ja, kannst du sie beschreiben?
Das zu beantworten finde ich schwer. Auf der einen Seite gibt es jede Menge Leute, die im Bereich Film schreiben, meist aber recht eigenbrötlerisch so etwas wie ein Onlinefilmtagebuch betreiben. Was vollkommen okay ist, aber auf der anderen Seite wünscht man sich als aktiver Blogger oft mehr Zusammenarbeit unter den Leuten. Das beginnt schon dabei, dass man mehr auf andere Leute zugeht. Ich habe den Eindruck, dass der Wunsch bei vielen eigentlich besteht, aber wenig direkt miteinander konkret gesprochen wird. Man muss eher auf die Leute zugehen als dass man da was erwarten kann.
Man ist natürlich einander bekannt, folgt sich gegenseitig auf Twitter, schreibt sich ab und zu in @Replys und Kommentaren und vernetzt sich, aber so richtig professionell wie in anderen Bereichen wie den Technik- oder Modeblogs ist das nicht. Das liegt aber vor allem daran, dass, excuse my french, Filmblogs in Deutschland kaum eine Sau interessieren und der Markt oder die Zielgruppe so klein ist, dass eine Professionalisierung sich nur für die Wenigsten lohnt und dann meist wesentlich mehr Ressourcen verlangt als notwendig oder vorhanden sind. Grundlegend gibt es sicherlich eine kleine, deutschsprachige Filmblogosphäre, die sich begrenzt gegenseitig verlinkt und untereinander kommuniziert, aber da liegt noch so viel Potenzial auf der Straße.
Gibt es im Bereich Film im deutschsprachigen Web so etwas wie Leitmedien? Was wären die?
Natürlich gibt es die, nur leider nicht so viele in der Anzahl wie im Vergleich zu anderen Ländern. Da würde ich jetzt an Moviepilot oder Film-Dienst denken, die beide Enden des Spektrums ganz gut abdecken. In der Blogosphäre geht nichts an den Fünf Filmfreunden vorbei.
Du fokussierst dich bei Pewpewpew hauptsächlich auf Popkultur und auf Popkultur-Filme. Ist dir der Arthaus-Bereich geheuer, ist diese Unterscheidung überhaupt noch sinnvoll?
Ja, das stimmt schon. Aber ich denke, dass die Leser bei einem Blog mit meinem Namen nicht unbedingt Arthaus erwarten. Aber ich würde auch abstreiten, dass ich ausschließlich über Mainstream schreibe. Ich finde eigentlich, dass ich immer wieder einen gute Mischung und viel Genre anstrebe. Für den Arthausgucker in mir betreibe ich zusammen mit Nils von IHeartPluto dazu den Blog Filmaddicts, auf den ich auch auf Pewpewpew des Öfteren verweise. Die Unterscheidung finde ich weiterhin sinnvoll und auch wichtig. Eine breite Mischung macht den Unterschied und Arthaus-Filme verdienen die gleiche, wenn nicht sogar mehr, Berichterstattung wie die des Mainstream.
Wenn du an der ganzen Sache mit dem Bloggen, wie es im Moment läuft, etwas ändern könntest, was würdest du ändern?
Ich bin eigentlich mit meiner Sache ganz zufrieden und mache weiter wie bisher. Ein wenig mehr Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Leuten wäre mir noch lieb, aber daran arbeite ich bereits. Oder sollte ich sagen wir?