Mich beschleicht das Gefühl, dass Film eine immer geringere Rolle in meinem Leben einnimmt. Klar, ich würde immer noch jederzeit einen guten Film einer mittelmäßigen Serie vorziehen. Aber meine berufliche Hinwendung zu Fernsehen und Podcasts, und einfach die Zeitsituation in unserer Familie, machen es immer schwieriger, dem Medium die Aufmerksamkeit zu widmen, die es verdienen würde.
Insbesondere das Zuhause-Nachholen von Filmen, die ich im Kino verpasst habe, ist schwierig geworden. Mein Kind schläft inzwischen so spät ein, dass meistens gerade noch Zeit für eine Serienfolge bleibt, wenn ich meine 7,5 Stunden Schlaf bekommen will. Es ist aber noch nicht alt genug, um viele Filme mit ihm zu gucken, und wenn doch, guckt es am liebsten die gleichen Filme immer wieder.
Letterboxd zeigt mir für dieses Jahr 44 eingetragene Filme. Das sind weniger als letztes Jahr (51), aber mehr als in allen Jahren davor seit Geburt meines Kindes (zwischen 22 und 40). Ich war satte 29 Mal im Kino. Also vielleicht ist meine Gefühls-Beschleichung doch ein Trugschluss, und ich habe mich eigentlich auf einem ganz guten Niveau eingepegelt, dass mir einfach im Vergleich zu meinen besten Filmjahren immer noch mager vorkommt.
Trotzdem ist diese Liste natürlich, wie immer, mit entsprechender Vorsicht zu genießen, da sie eben doch aus einem nicht so tiefen Brunnen schöpft. Verpasst habe ich unter anderem The Wild Robot, Perfect Days, Emilia Perez, Konklave, The Substance, Inside Out 2, May December und La Chimera. Ein paar Filme gab es auch, die bei vielen Kritiker:innen beliebt waren, mich aber nicht begeistern konnten, darunter The Zone of Interest und Poor Things.
Was soll ich sagen? Ich kann mit einer etwas ausufernden Endzeit-Saga anscheinend doch mehr anfangen als mit einem manierierten Lehrstück zur Aussage “Nazis waren kleinbürgerlich”. Alle meine Wertungen kann man auf meiner Letterboxd-Statistik-Seite für 2024 nachschauen.
Challengers hat mich begeistert, weil er so offensiv ist. Sport als Metapher für Sex, das ist nichts Neues, aber das clevere Drehbuch passt wie die Faust aufs Auge zu Luca Guadagnino. Wenn dazu noch die aktuell vielleicht schönste Frau der Welt und mein nicht so heimlicher Celebrity Crush Mike Faist mitspielen, hat man mich einfach. Der Junge und der Reiher hat mich ganz stark an Bücher aus meiner Kindheit erinnert, in denen Kinder in Anderswelten reisen, von Joan Aiken über Michael Ende bis Die Brüder Löwenherz, und war allein deswegen ein bewegendes Kinoerlebnis. An Furiosa mochte ich das auswuchernde Worldbuilding, an Love Lies Bleeding die Körperlichkeit. The Bikeriders fand ich ein unterschätztes Dokument über Männlichkeit und Zeitgeist.
Wicked ist ein Film mit vielen Schwächen – nicht zuletzt, dass er das Musical mit seinem papierdünnen Plot viel zu treu adaptiert, statt etwas Eigenständiges und Filmisches zu schaffen. Aber die Begeisterung, die ich dafür dieses Jahr mit meinem Kind teilen konnte, und die starke Präsenz der beiden Hauptdarstellerinnen (ich bin insbesondere Fan von Ariana Grandes marionettenhafter Glinda) haben ihn für mich trotzdem zu etwas Besonderem gemacht, und ich werde ihn sicher noch diverse Male sehen.
Das war es an Gedanken. Hier (oder hier) ist die Liste.
- Challengers
- Der Junge und der Reiher
- Furiosa: A Mad Max Saga
- Love Lies Bleeding
- The Bikeriders
- Wicked
- Dune: Part II
- The Outrun
- All of Us Strangers
- Dídí
Bild: Amazon
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