Keine Filmtipps und DVD-Boxen von mir, dafür aber zwei Tipps für Bücher, die ein Film werden und dringend einer sein sollten. Das eine liefert über einen grandiosen Kniff eine witzige, mitreißende und rührende Beschreibung der USA als verunsichertem Patriotismus-Hort zwischen zwei Kriegen, das andere bietet grandiose Gedanken über den Wunsch der Um-die-Dreißiger, auf alles im Leben sofort die passend-lakonisch-sympathisch-gebildete Instant-Reaktion bereit zu halten.
In “Die irre Heldentour des Billy Lynn” schickt Ben Fountain den Kriegsveteran Billy als mutmaßlichen Helden auf Militär-PR-Tour durch die Football-Stadien der USA mit einem Auftritt beim Superbowl als Höhepunkt. Das Buch war in den USA gefühlte 1000 Wochen in der Bestsellerliste der New York Times aber tut sich in Deutschland etwas schwer. Zu Unrecht, denn auch hiesige Leser könnten durch die saugeschickt gewählte Erzählperspektive einen sehr intelligenten Zugang in die us-amerikanische Volksseele erleben, fernab von Hurra-Patriotismus und dumpf-deutschem Anti-Amerikanismus liefert Personal und Story eine feine Balance zwischen Humor und Tiefgang. Mehr zum Buch gibt’s bei NPR. Kauf und lest, bevor “Slumdog”-Macher Simon Beaufoy 2014 einen Film daraus macht.
Tipp 2, “Schimmernder Dunst über CobyCounty“, spielt im gelangweilten Endzwanziger-Kunst-Literatur-Milieu eines fiktiven Küstenstädtchens. Es passiert nicht wahnsinnig viel, aber die Sprache von Autor Leif Randt ist so großartig, dass sie auch bei Viellesern ein frisches Gefühl auslöst. Liebe mitlesenden Mover & Shaker aus dem Movie-Biz: Ich hätte das gerne von dem Finsterworld-Team und mit Robert Gwisdek in einer der Hauptrollen, aber ohne Tom Schilling als Protagonisten (obwohl der natürlich sonst stets super ist). “CobyCounty” gibt es in einer sehr passenden und schönen Hardcover-Ausgabe und als okay gestaltetes Taschenbuch. Knausert nicht, kauft das Hardcover, es ist Weihnachten!
Warum Ihr meinem anmaßenden Urteil vertrauen solltet? Ich schmeiße mal großes Buchinteresse in den Raum, kombiniert mit gelegentlichen Kritik-Schreiberein für die dpa. (Speichern unter: “Ich bin nur ein Junge, der vor dem Internet steht und es darum bittet, ihn zu lieben.”)