Auf das “Medienjournal” stößt man früher oder später automatisch, wenn man sich durch die Film-Blogosphäre wühlt, weil es – scheinbar ohne es zu wissen – einer ihrer Knotenpunkte ist. An den meisten Montagen nämlich wird dort der “Media Monday” veröffentlicht, ein Lückentext zum Thema Film, der sich als Stöckchen (= Blog-Kettenbrief) zwischen den teilnehmenden Blogs verbreitet. Das ganze hat auf der einen Seite etwas so herzig Web-1.0-iges, wie ein nostalgisches Überbleibsel aus der Zeit, als Blogs tatsächlich noch fast ausschließlich persönliche Tagebücher waren (und in der Tat sind die meisten Media-Monday-isten auch Blogger ohne journalistischen oder analytischen Impetus). Auf der anderen Seite schafft es aber einen der wenigen Ariadnefäden, an dem man sich durch die deutsche Film-Blogosphäre hangeln kann, ohne auf Facebook und Twitter zurückzugreifen (qed, als am Montag einige Blogger erst durch den jüngsten “Media Monday” auf meinen Artikel stießen). Kein Wunder also, das Wulf Bengsch vom “Medienjournal” auch eine ganz andere Wahrnehmung der Blogosphäre hat, als viele andere.
Beschreibst du kurz in eigenen Worten, was du im “Medienjournal” machst, warum, wie lange schon, und wie es dazu kam?
Also in kurzen Worten ist bei mir immer schwer, bemühen werde ich mich aber natürlich ohne Frage. Das Medienjournal existiert seit Februar 2011 und seither blogge ich in wildem Wechsel über Filme, Bücher, Serien und Graphic Novels, die mir unter die Nase geraten, seit Ende Mai 2011 zu meinem immer noch währenden Glück auf meiner eigenen Domain, die mir doch deutlich mehr Freiheiten einräumt, als es zuvor der Fall war.
Die Geschichte, wie es zur Gründung des Medienjournals kam ist ebenso alt wie gut und ich erzähle sie immer noch gerne, zumal es mir von Tag zu Tag unglaublicher erscheint, was daraus entstanden ist. Also, es war dereinst an einem… Moment, ich sollte mich ja kurz fassen: Ich saß also mit meiner Freundin vor dem Fernseher und wir sahen uns Julie & Julia auf DVD an, einen Film, der davon handelt, dass eine Frau namens Julie ein Blog eröffnet, um die Rezepte der berühmten Julia Child an 365 Tagen nachzukochen.
Meine Freundin, die zur damaligen Zeit schon eine leichte Affinität für die Kochkunst entwickelt hatte, drängte kurzerhand darauf, selbst ein Blog eröffnen zu wollen, freilich zum Thema Kochen und Backen. Pragmatisch wie ich damals war und immer noch bin, merkte ich an, dass sie dann wohl künftig lange Abende vor dem Laptop zubringen würde ob ihrer Blogtätigkeit und dass ich dann wohl notgedrungener Maßen ebenfalls ein Blog eröffnen müsse. Mein Blick schweifte durch die Wohnung und selbiger fiel alsbald auf zahllose Filme und Bücher, die meine beinahe ebenso zahllosen Regale füllen und die Idee zum Medienjournal ward geboren. Der Rest – wie man so schön sagt – ist Geschichte.
Denkst du, man braucht irgendeine Art von professionellem Hintergrund, um sinnvoll über Film bloggen zu “dürfen”?
Ich hoffe sogar inständig, dass dem nicht so ist, denn schließlich würde ich mich ansonsten selbst diffamieren, denn Professionalität in punkto Film wüsste ich bei mir nicht zu benennen. Freilich hilft es, wenn man schon einige Filme kennt und am besten auch noch Freude an deren Konsum hat. Sicherlich ist es aber hilfreich, wenn man sich auszudrücken weiß und die deutsche Sprache beherrscht, insbesondere in der Schrift, denn es gab da wirklich schon Blogger, die ich im Grunde gut gefunden hätte, wenn deren Ausdrucks- und Schreibweise nicht so gänzlich unter jedem Anspruch rangiert hätte, was mir die Lesefreude leider verleidet hat.
Ansonsten gehört vielleicht allerhöchstens Mut zum eigenen Stil dazu, denn beispielsweise auch ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich zuweilen schwülstiger ausdrücke als meine “Artgenossen” und dass meine Sätze mitunter absonderliche Ausmaße annehmen. Würde ich mich dieser Tatsache allerdings verweigern, würde auch das Schreiben mir alsbald mehr keine Freude bereiten. Das wiederum würde man ihnen anmerken und es wäre rasch vorbei mit der Bloggerei. Man braucht also im Grunde rudimentäre Grammatikkenntnisse, ein Gefühl für Sprache, Leidenschaft und den Mut zur eigenen Ausdrucksweise – ja und die Sache mit den Filmen, also der Kenntnis selbiger, die wäre auch wichtig.
Dein “Media-Monday” ist einer der wenigen Meme, der außer in deinem noch in anderen deutschen Filmblogs auftaucht. Was war der Gedanke dahinter, wie hat sich das Ganze entwickelt und was hältst du davon?
“Mein” “Media Monday” war ja ursprünglich mal der „Movie Monday“, ins Leben gerufen von meinem geschätzten Blogger-Kollegen Randy von “Beat the Fish” (dessen Blog zu meinem Bedauern seit geraumer Zeit brach liegt) und somit hatte ich keine Gedanken dahinter, außer dass sich mir nach 25 von ihm ausgerichteten Episoden die Chance bot, diesen zu übernehmen und damit hoffentlich zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die Tatsache, dass der “Media Monday” auch auf anderen Film-Blogs erscheint, beurteile ich natürlich außerordentlich positiv, denn schließlich stelle ich ja nur die Fragen und wäre da niemand, der diese beantworten würde, verliefe die Chose zugegebenermaßen relativ witz- und ergebnislos.
Die Zeit des großen Besucheransturms und der Teilnahme von beinahe fünfzig Bloggern (auch aus anderen Sparten) ist zwar lange vorbei, dennoch macht es mir immer noch eine Menge Spaß, diesen die ein um die andere Woche ausrichten zu dürfen. Zwar habe ich auch immer mal wieder damit geliebäugelt, es meinem Vorgänger gleichzutun und das Zepter weiterzureichen, doch haben mich zuletzt die herzerwärmenden Neujahrsgrüße der treuen Teilnehmer davor bewahrt, diesen Schritt unbedarft zu tun, so dass der “Media Monday” allen Interessierten noch eine Weile erhalten bleiben und danach hoffentlich bei einem anderen enthusiastischen Blogger ein neues Zuhause finden wird.
Hast du den Eindruck, dass es darüber hinaus so etwas wie eine deutschsprachige Film-Blogosphäre gibt, in der die Blogs miteinander kommunizieren? Wenn ja, kannst du sie beschreiben?
Die hiesige Film-Blogosphäre zu beschreiben fällt mir zugegebenermaßen schwer, doch sie ist da und durchaus aktiv. Ich könnte jetzt einige Kollegen benennen, die für mich definitiv zum “Interieur” der deutschen Film-Blogosphäre gehören, doch würde dies sicherlich auch den Rahmen sprengen. Allgemein gesagt sind sicherlich die anderen Blogger die fleißigsten Kommentatoren, ganz im Gegensatz zu dem Gros an stillen Lesern, freilich auch deshalb, weil sie (zumindest bei mir) auch auf simpelste Art und Weise eine Verlinkung abstauben können, jedoch hatte ich nie das Gefühl, dass diese Kommentare zu reinem Selbstzweck erfolgen. So kann ich also zumindest festhalten, dass die deutsche Film-Blogosphäre einerseits mehr als quicklebendig ist und andererseits einen regen Austausch untereinander pflegt. Erstaunlicherweise verhält es sich sogar so, dass gerade meine Stamm-Kommentatoren die mir liebsten Blogs betreiben, man also – um es platt auszudrücken – auf einer Wellenlänge liegt.
Mein Eindruck ist, dass dein Blog trotz dem “Journal” im Namen, das ja irgendwie eine Art Tagebuch impliziert, einen hohen Service-Anteil hat. Ist das etwas Bewusstes und hat das einen Grund?
Also das “Journal” ist tatsächlich bewusst gewählt und sollte auch ganz explizit den Gedanken an ein Tagebuch implizieren, da ich im Kern der Sache alles rezensiere, was mich interessiert und was ich mir in den letzten Tagen und Wochen zu Gemüte geführt habe, oftmals sogar in halbwegs chronologischer Reihenfolge. Jetzt stellt sich mir die Frage, worauf genau dieser „Service-Anteil“ abzielt oder was damit gemeint ist.
Ich meine, dass du zum Beispiel “Kino-Vorschauen” schreibst von Filmen, die du noch nicht gesehen hast, dazu aber Empfehlungen aussprichst. Das sah für mich nach Service aus, nach dem Motto “Ich bin ein Filmexperte, und ich erzähle euch Lesern schon einmal, was ihr erwarten könnt”.
Ja, das ist natürlich schon ein gewisser Service, aber das hat sich mehr unbewusst so entwickelt und bietet auch mir persönlich einen gewissen Mehrwert, da ich sozusagen “gezwungen” bin, mich mit den Filmstarts der Woche auseinanderzusetzen und diese zu sondieren. Die Idee dahinter war aber ursprünglich eher, dass ich dadurch eine gewisse Aktualität wahre, denn meine übrigen Beiträge folgen ja auch nicht unbedingt den neuesten Trends und News-Beiträge wird man bei mir ebenso vergeblich suchen. Als Filmexperte würde ich mich auch nicht betrachten, da gäbe es ganz andere Leute, denen das besser zu Gesicht stünde. Dennoch hoffe ich natürlich, dass meine Zeilen den einen oder anderen unterhalten und womöglich auf einen Film aufmerksam machen, der ansonsten nicht beachtet worden wäre.
Ist dir “Erfolg” beim Bloggen wichtig? Bist du in deinen Augen mit deinem Blog erfolgreich?
Das kommt darauf an, was man unter Erfolg verstehen mag, denn beispielsweise eine stetig steigende Leserschaft ist mir durchaus wichtig und macht für mich Erfolg aus, denn würde ich nach beinahe zwei Jahren noch immer im Geiste einen leeren Raum anbrüllen hätte ich das Bloggen vermutlich mittlerweile drangegeben. Finanzieller Erfolg hingegen steht bei mir gänzlich hintenan und deshalb ist das Medienjournal auch gänzlich werbefrei, abgesehen von den Produkt-Verlinkungen im Rahmen des Amazon-Partnerprogramms, die sich aber auch stets explizit auf das vorgestellte, also rezensierte Produkt beziehen. Jedoch selbst hiermit habe ich nach anderthalb Jahren Teilnahme nicht die Auszahlungsgrenze von 25 Euro erreicht, so dass man mein Blog, würde ich nach diesem Erfolg gehen, als glatte Pleite verbuchen könnte. Die Besucherzahlen laut Google Analytics sprechen aber eine andere Sprache und letztlich sind es vielmehr diese, die ich gezielt verfolge, als der Umstand, ob ich mit einer Verlinkung ein paar läppische Cents verdient habe. Oder – um es kurz zu machen – Erfolg ist mir, in Form von Kenntnisnahme und steigender Bekanntheit – durchaus nicht egal, finanziell hingegen beinahe völlig – schließlich ist es immer noch ein Hobby.
In meinen Augen bin ich also durchaus erfolgreich und neben relativ stetig steigenden Besucherzahlen freuen mich natürlich vor allem die immer neuen Kooperationen mit diversen Vertriebspartnern, die mir durch ihre Bereitschaft zur Kooperation ja auch indirekt signalisieren, dass das Medienjournal – und somit das, was ich tue – durchaus Wert ist, beachtet zu werden.
Wie regelmäßig und wie wertvoll ist das Feedback, das du von deinen Lesern bekommt?
Was für eine Frage! Natürlich ist das Feedback das Wertvollste, denn es bedeutet, das sich nicht nur jemand dazu bequemt hat, einen der im Schweiße des Angesichts verfassten Texte zu lesen, sondern sich seinerseits auch noch die Mühe gemacht hat, hierzu einen Kommentar zu verfassen – ein größeres Kompliment kann es für den Verfasser doch kaum geben (außer vielleicht dem Pulitzerpreis)! Die Regelmäßigkeit schwankt natürlich von Artikel zu Artikel und es könnte mehr Feedback sein, jedoch bin ich manchmal auch nicht besser und finde selten genug die Zeit, Kommentare auf anderen Blogs und Seiten zu hinterlassen, gelobe hier aber natürlich Besserung für 2013.
Welche Blogs (über Film und drumherum) liest du selbst? Zu welchem Zweck?
Im Grunde lese ich all die Blogs, die in meiner Blogroll vertreten sind mehr oder minder regelmäßig, weshalb ich mich auch für eine Blogroll entschieden habe, die immer die neuesten Artikel anzeigt, so dass ich auch fernab meines Feedreaders, in den ich nur sporadisch schaue, auf dem Laufenden bleibe. Warum ich diese Blogs lese sollte klar sein, zur Unterhaltung, aus Interesse und weil ich teils auf freundschaftlichem Fuß mit den Damen und Herren stehe, die dort ihre Meinung zum Besten geben.
Gibt es nach deiner Ansicht im Bereich Film im deutschsprachigen Web so etwas wie Leitmedien? Was wären die?
Leitmedien sind immer schwierig zu definieren, aber spontan würden mir da sicherlich moviepilot.de, filmstarts.de und natürlich mit internationaler Ausrichtung die IMDb einfallen, zumindest sind dies meine ersten Anlaufstellen, wenn man eben einmal von den zahlreichen Blogs absieht.
Wenn du an der ganzen Sache mit dem Bloggen, wie es im Moment läuft, etwas ändern könntest, was würdest du ändern?
Ich würde mir wünschen, mit etwas mehr Disziplin an die Sache herangehen zu können, mehr Zeit für mein Blog erübrigen zu können, als ich es sowieso schon tue. Es wäre toll, wenn ich irgendwann einmal dahin fände, ein paar Artikel fertig in der Schublade zu haben und nicht jeden Abend vor dem Laptop zu sitzen und meine Rezensionen ad hoc zu verfassen, zumal ich das Bloggen dadurch immer wieder ausfallen lasse, wenn anderweitige Freizeitaktivitäten anstehen. Wenn ich also etwas ändern könnte, würde ich mir gerne eine Extrastunde pro Tag einräumen, in der ich mich darum bemühe, künftige Rezensionen auf ihre baldige Veröffentlichung vorzubereiten. Ansonsten läuft es im Moment ja ganz wunderbar und so lange mir meine Leser, Kommentatoren und Pressekontakte gewogen bleiben, kann auch 2013 im Grunde nichts schiefgehen, denn das Bloggen macht Spaß wie eh und je – und das ist ja schließlich die Hauptsache, oder?!