Stöckchen: Best Blog Award

Ich stecke blogtechnisch manchmal in einer gewissen Zwickmühle. Einerseits möchte ich den Aufbau einer Blogosphäre und den Austausch von Bloggern untereinander fördern, andererseits aber verfolge ich in mit meinem Blog einem irgendwie vage journalistischen Anspruch und versuche daraus, eben keine Ego-Show zu machen, die nur nach dem Prinzip “Ich finde xy gut/schlecht” funktioniert. Es sollte euch eigentlich egal sein, was mein Lieblingsfilm (2001: A Space Odyssey) oder mein Favorit unter den neuen amerikanischen Serien (Mad Men) ist, solange ihr euch an meinen Thesen und Argumenten reiben könnt und euch von mir informiert fühlt.

Die typischen Vernetzungs-Mechanismen von Blogs wie Blogparaden und Stöckchen aber stellen genau diesen Ich-Aspekt in den Vordergrund – und fühlen sich nicht zuletzt deswegen manchmal an, wie ein Relikt aus einem anderen, dem Livejournal-Zeitalter, als Blogs eben wirklich noch Online-Tagebücher waren und nicht einfach nur eine Publikationsform unter vielen. Darum habe mich ihnen bisher fast immer verweigert (genauso wie dem “Media Monday”, obwohl ich ihn bei anderen gerne lese).

Ein paar Ausnahmen gibt es: Ich habe mal an der This is How I Work-Parade teilgenommen und mir vor zwei Jahren mal den Luxus gegönnt, meine Medienkonsum-Gewohnheiten aufzuschreiben. Weil es in diesem Stöckchen auch hauptsächlich um die Beschreibung der eigenen Arbeit geht und ich hoffe, dass irgendjemand daraus tatsächlich einen Mehrwert ziehen könnte, und weil mich der Intergalactic Ape-Man so nett gefragt hat und mir schmeichelhafter Weise einen “Best Blog Award” verliehen hat, mache ich eine weitere Ausnahme.

Warum sollte man deinen Blog deiner Meinung nach lesen und welchen charakteristischen Artikel auf deinem Blog sollte unbedingt jeder kennen?

Ich habe mir die bewusste Aufgabe gestellt, mich von anderen Filmblogs zu unterscheiden, indem ich keine Kritiken schreibe. Das ist ganz praktisch, weil ich auch der Meinung bin, dass ich nicht gut darin bin, Kritiken zu schreiben. Stattdessen schreibe ich, wenn ich nicht gerade neue Formate ausprobiere, das, was im englischsprachigen Raum gerne “Thinkpieces” genannt wird, im Grunde kleine Essays, in denen ich eine These vertrete, die oft (fürchte ich) genauso viel über das Untersuchungsobjekt wie den Autoren aussagt. Das ist zum Teil auch etwas, was ich aus meiner Uni-Zeit behalten habe. Ich habe einfach sehr gerne Hausarbeiten geschrieben, mich auf einen Aspekt eines Werkes konzentriert und diesen in einen größeren Kontext gestellt. Und so gehe ich heute noch an Filme heran. Das Endergebnis kommt manchmal einer Kritik recht nahe, ist aber nie so konzipiert.

Man sollte mein Blog also lesen, wenn man bereit ist, meinen Blick auf die Filmwelt zu akzeptieren, das ist im Grunde der Blick eines Möchtegern-Medienwissenschaftlers. Der erste Artikel, in dem sich mein heute favorisiertes “Format” kristallisiert hatte, war meine Statt-Kritik zu The Perks of Being A Wallflower, “Die Annehmlichkeiten des Mauerblümchendaseins” im Oktober 2012. Ansonsten fällt mir immer wieder meine merkwürdige Rechtfertigung von Star Trek Into Darkness ein, in der sich viele meiner Obsessionen widerfinden. Der Artikel heißt “Star Trek Into Darkness ist eine faszinierende Studie des Butterfly Effects (und deswegen besser als ihr denkt)“.

Hast du deinen ersten veröffentlichten Artikel für deinen Blog geschrieben und wovon handelte er?

Mit Sicherheit nicht für mein Blog. Wahrscheinlich für eine Schülerzeitung, aber ich kann mich nicht genau dran erinnern. Mitte der 90er hatte ich bereits eine eigene Website und auch da habe ich schon Artikel und Kritiken geschrieben. Ich glaube meine erste war eine Krtik zu Lost in Space, dem gräßlichen Remake von 1998. Zum ersten Mal von einem “erwachsenen” Medium veröffentlicht wurde ich wohl 2003, als ich ein Praktikum beim “Wiesbadener Kurier” gemacht habe – in dem Artikel ging es um die Hitzewelle des Sommers.

Was motiviert dich, einen Blogpost zu schreiben und was hält dich davon ab?

Mich motiviert die Tatsache, dass ein einmal aufgeschriebener Artikel nicht mehr in meinem Kopf rumspukt und mich abends nicht einschlafen lässt. Und die Tatsache, dass ihn vielleicht jemand liest und sich dann damit auseinandersetzt. Abgehalten werde ich höchstens durch Alltagszwänge – ich habe ja schließlich auch ein Berufs- und ein Privatleben sowie ein paar andere Hobbies.

Was waren die letzten drei Themen, über die du einen Artikel schreiben wolltest, es aber nicht getan hast?

Noch nicht getan hast. Nach meiner Enttäuschung über Rush wollte ich etwas über Peter Morgan schreiben und warum ich seine Art, Realität zu dramatisieren (auch in The Queen und Frost/Nixon) unzureichend finde, aber die These hat sich in mir nicht genug verhärtet und dann war der Moment vorbei, wo der Artikel jemanden interessiert hätte. Ich hebe sie aber für seinen nächsten Film auf. Dann hatte ich irgendwann etwas über virtuelle Produktplatzierung gelesen und wollte der Absurdität dieses Begriffs nachgehen, habe es aber zeitlich nicht geschafft. Und ich hätte sehr gerne etwas über die Schrift im Bild von The Great Gatsby gemacht, die in der deutschen Fassung auch deutsch war. Mich hätte interessiert, wie die Firma, die das gemacht hat, gearbeitet hat – hat sie Fitzgeralds Sätze neu übersetzt oder eine existierende Übersetzung genommen? Wie sahen die unfertigen “Plates” aus, die sie von der VFX-Firma geliefert bekommen haben? Hat die deutsche Sprache ein anderes Arbeiten verlangt, oder ging es relativ einfach? Leider sind meine Recherchen, wer die Lokalisierung eigentlich vorgenommen hat, nach mehreren Kontakt-Versuchen immer irgendwo versandet.

Zu welcher Tageszeit und in welcher Stimmung schreibst du Blogposts und veröffentlichst du die dann auch gleich?

Ich schreibe dann, wenn ich nicht arbeiten muss. Das heißt unter der Woche abends und am Wochenende. Stimmungen können dafür unterschiedlich sein, aber wenn ich richtig schlecht drauf bin, lasse ich es eher. Meistens veröffentliche ich die Artikel sofort, außer es gibt irgendwelche dringenden Gründe (Presse-Embargos, zum Beispiel), die mich daran hindern. Ich bin schon recht eitel und möchte sofort sehen, welche Reaktionen kommen.

Was ist das Teuerste, worüber du gern schreiben würdest oder geschrieben hast?

Ich bin nicht so ganz sicher, wie das Wort “teuer” hier zu verstehen ist. “Teuer” im Sinne von “mir am Herzen liegend” wird es immer, wenn ich über Musik schreibe. Film liebe ich, aber mein Verhältnis dazu ist recht analytisch. Musik hingegen geht bei mir häufig direkt ins Herz, deswegen freue ich mich immer, wenn ich mal beides verbinden kann, wie bei meinem jüngsten Artikel über Moulin Rouge! oder über den “echten” Gesang im Film.

Wenn es um Geldwert geht, sind die Blockbuster, über die ich mit Vorliebe schreibe, sicher ganz vorne dabei. Etwas besonders teures, über das ich gerne mal schreiben würde, fällt mir spontan nicht ein.

Wenn du dir einen Interviewpartner aussuchen könntest, wer wäre es?

Lange Zeit wäre das Danny Boyle gewesen, über den ich mal promovieren wollte, aber Amy Raphael hat mir das mit ihrem tollen Interviewband dankenswerter Weise abgenommen. Heute würde ich mich natürlich am allerliebsten einmal ausführlich mit Kevin Feige, dem Präsidenten von Marvel Studios, unterhalten. Mich interessiert wirklich, wie er tickt und was ihn antreibt. Ich hoffe sehr, das sich die Gelegenheit zumindest für ein Kurzinterview eines Tages mal ergibt. Ganz abwegig ist das ja zum Glück nicht, wenn Marvel weiter Deutschlandpremieren veranstaltet.

Wie denkst du über Promoagenturen, Rezensionsexemplare und Sponsored Posts?

Da ich hauptberuflich PR-Arbeit mache, sehe ich das Ganze als ein Ökosystem, in dem sich einfach unterschiedliche Interessen professionalisiert haben. Im Idealfall funktioniert dieses Ökosystem zum Vorteil für alle. Obwohl es einen als Journalist oft stört, wenn man statt mit seinem eigentlichen Untersuchungsobjekt mit einer Agentur zu tun hat, kann man sich genauso häufig genau darüber glücklich schätzen, denn so wird man wenigstens professionell betreut und viele Dinge werden erst möglich gemacht.

Ich habe mich für mein Blog bisher noch entschieden, auf Promo-Aktionen und Sponsored Posts zu verzichten, weil ich mich nicht davon abhängig machen möchte. Ich denke immer wieder darüber nach, aber es ist mir im Moment noch wichtiger, für mein Schreiben wahrgenommen zu werden, als mit dem Blog Geld zu verdienen. Rezensionsexemplare nehme ich, aber nur wenn ich auch wirklich drüber schreiben will. Wie gesagt: ich will nicht, dass Abhängigkeiten entstehen, solange das hier nur Hobby, Spaß und Selbstverwirklichung und nicht Teil meines Jobs ist. Bei anderen stören mich all diese Dinge nicht, solange sie sich im Rahmen halten. Ich weiß ja in der Regel, was dahinter steckt.

Viele Blogs überleben die ersten zwei Jahre nicht, ein Großteil schläft nach ein paar Jahren ein. Wo siehst du deinen Blog bzw. deine Schreibtätigkeit in fünf, in zehn und in zwanzig Jahren?

Mein Blog ist in den fünf Jahren, die es jetzt existiert, stetig gewachsen und hat eigentlich vor anderthalb Jahren erst so richtig Fahrt aufgenommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das noch eine Weile so weitergeht – allerdings gibt es auch Dinge die dazwischen kommen könnten, etwa das Kind, das ich vielleicht irgendwann haben werde. Ich werde mit Sicherheit immer schreiben, vielleicht auch mal über andere Dinge als Film und Medien, und ich denke immer wieder darüber nach, auch mal wieder zu versuchen, es zu meinem Hauptberuf zu machen, aber derzeit ist mir das Risiko dafür zu hoch. Im Moment geht es mir mit “Real Virtuality” wirklich gut, aber es könnte auch nur eine Phase in meiner generellen Entwicklung als Autor sein. In zwanzig Jahren bin ich 51. Ob es dann noch Blogs gibt, wir uns längst alle Gedanken gegenseitig direkt in die Köpfe beamen oder in einer post-apokalyptischen Wüste Jagd auf mutierte Kaninchen machen, wer kann das schon sagen?

Wieviel Zeit verbringst du im Internet und würdest du dich als abhängig bezeichnen?

Ich bin, seit ich ein Smartphone besitze, eigentlich immer online. Mein Beruf hat mit Internet zu tun, also verbringe ich sicher gute acht bis zehn Stunden täglich aktiv im Netz. Abhängig fühle mich nicht. Mir fehlt nichts, wenn ich kein Internet habe, solange ich Ersatz habe für die Informationen und die Kommunikation, die dort stattfindet – also zum Beispiel Freunde und Bücher oder Filme. Aber ich bin sicherlich insofern abhängig als dass ich für viele Alltagsaufgaben aufs Netz angewiesen bin und sie neu konstruieren müsste, wenn es wegfiele.

Was bewegt dich derzeit am meisten und warum?

Es gibt viele verschiedene Wege auf diese Frage zu antworten, aber ich will nicht zu privat werden. Also bleibe ich mal dabei, dass mich interessenstechnisch nach wie vor die verschiedenen Aspekte meines geplanten Buchprojekts “Continuity” umtreiben. So sehr, dass mich bestimmte Filme inzwischen fast mehr aufgrund des Drumherums interessieren, als wegen ihres Inhalts (so geschehen bei The Amazing Spider-Man 2). Ich finde das besorgniserregend und hoffe, dass ich den Dämon bald bannen kann, indem ich tatsächlich mal mit dem Schreiben anfange. Außerdem: Die Gefühle von Zugehörigkeit und Gemeinschaft, über die ich gerade mit Blick auf die re:publica geschrieben habe beschäftigen mich weiterhin, vielleicht weil ich mich selbst zurzeit auch ein bisschen neu verorte und sich in einem guten Jahr sowieso wieder viele Achsen in meinem Leben neu ausrichten werden.

Zu Blog-Stöckchen gehört es eigentlich, das man sie weiterwirft und neue Mitmacher nominiert. Hier sollen es elf sein, die man für unterrepräsentiert hält, und elf neue Fragen. Mir fällt aber niemand ein, den ich nominieren könnte, der/die nicht a) schon nominiert wurde und von dem ich b) glaube, dass er/sie mitmachen würde. Daher belasse ich es mal dabei, es haben ja auch schon fast alle teilgenommen.

Foto: Flickr Commons

Die deutsche Film-Blogosphäre: Wulf Bengsch vom “Medienjournal”

Für mein polemisches Thesenstück zur deutschen Filmblogosphäre habe ich neun deutschsprachige Filmblogger per E-Mail interviewt. Die Auswahl erfolgte nach persönlichem Geschmack und relativer Findbarkeit im Netz.

Auf das “Medienjournal” stößt man früher oder später automatisch, wenn man sich durch die Film-Blogosphäre wühlt, weil es – scheinbar ohne es zu wissen – einer ihrer Knotenpunkte ist. An den meisten Montagen nämlich wird dort der “Media Monday” veröffentlicht, ein Lückentext zum Thema Film, der sich als Stöckchen (= Blog-Kettenbrief) zwischen den teilnehmenden Blogs verbreitet. Das ganze hat auf der einen Seite etwas so herzig Web-1.0-iges, wie ein nostalgisches Überbleibsel aus der Zeit, als Blogs tatsächlich noch fast ausschließlich persönliche Tagebücher waren (und in der Tat sind die meisten Media-Monday-isten auch Blogger ohne journalistischen oder analytischen Impetus). Auf der anderen Seite schafft es aber einen der wenigen Ariadnefäden, an dem man sich durch die deutsche Film-Blogosphäre hangeln kann, ohne auf Facebook und Twitter zurückzugreifen (qed, als am Montag einige Blogger erst durch den jüngsten “Media Monday” auf meinen Artikel stießen). Kein Wunder also, das Wulf Bengsch vom “Medienjournal” auch eine ganz andere Wahrnehmung der Blogosphäre hat, als viele andere.

Beschreibst du kurz in eigenen Worten, was du im “Medienjournal” machst, warum, wie lange schon, und wie es dazu kam?

Also in kurzen Worten ist bei mir immer schwer, bemühen werde ich mich aber natürlich ohne Frage. Das Medienjournal existiert seit Februar 2011 und seither blogge ich in wildem Wechsel über Filme, Bücher, Serien und Graphic Novels, die mir unter die Nase geraten, seit Ende Mai 2011 zu meinem immer noch währenden Glück auf meiner eigenen Domain, die mir doch deutlich mehr Freiheiten einräumt, als es zuvor der Fall war.

Die Geschichte, wie es zur Gründung des Medienjournals kam ist ebenso alt wie gut und ich erzähle sie immer noch gerne, zumal es mir von Tag zu Tag unglaublicher erscheint, was daraus entstanden ist. Also, es war dereinst an einem… Moment, ich sollte mich ja kurz fassen: Ich saß also mit meiner Freundin vor dem Fernseher und wir sahen uns Julie & Julia auf DVD an, einen Film, der davon handelt, dass eine Frau namens Julie ein Blog eröffnet, um die Rezepte der berühmten Julia Child an 365 Tagen nachzukochen.

Meine Freundin, die zur damaligen Zeit schon eine leichte Affinität für die Kochkunst entwickelt hatte, drängte kurzerhand darauf, selbst ein Blog eröffnen zu wollen, freilich zum Thema Kochen und Backen. Pragmatisch wie ich damals war und immer noch bin, merkte ich an, dass sie dann wohl künftig lange Abende vor dem Laptop zubringen würde ob ihrer Blogtätigkeit und dass ich dann wohl notgedrungener Maßen ebenfalls ein Blog eröffnen müsse. Mein Blick schweifte durch die Wohnung und selbiger fiel alsbald auf zahllose Filme und Bücher, die meine beinahe ebenso zahllosen Regale füllen und die Idee zum Medienjournal ward geboren. Der Rest – wie man so schön sagt – ist Geschichte.

Denkst du, man braucht irgendeine Art von professionellem Hintergrund, um sinnvoll über Film bloggen zu “dürfen”?

Ich hoffe sogar inständig, dass dem nicht so ist, denn schließlich würde ich mich ansonsten selbst diffamieren, denn Professionalität in punkto Film wüsste ich bei mir nicht zu benennen. Freilich hilft es, wenn man schon einige Filme kennt und am besten auch noch Freude an deren Konsum hat. Sicherlich ist es aber hilfreich, wenn man sich auszudrücken weiß und die deutsche Sprache beherrscht, insbesondere in der Schrift, denn es gab da wirklich schon Blogger, die ich im Grunde gut gefunden hätte, wenn deren Ausdrucks- und Schreibweise nicht so gänzlich unter jedem Anspruch rangiert hätte, was mir die Lesefreude leider verleidet hat.

Ansonsten gehört vielleicht allerhöchstens Mut zum eigenen Stil dazu, denn beispielsweise auch ich bin mir durchaus bewusst, dass ich mich zuweilen schwülstiger ausdrücke als meine “Artgenossen” und dass meine Sätze mitunter absonderliche Ausmaße annehmen. Würde ich mich dieser Tatsache allerdings verweigern, würde auch das Schreiben mir alsbald mehr keine Freude bereiten. Das wiederum würde man ihnen anmerken und es wäre rasch vorbei mit der Bloggerei. Man braucht also im Grunde rudimentäre Grammatikkenntnisse, ein Gefühl für Sprache, Leidenschaft und den Mut zur eigenen Ausdrucksweise – ja und die Sache mit den Filmen, also der Kenntnis selbiger, die wäre auch wichtig.

Dein “Media-Monday” ist einer der wenigen Meme, der außer in deinem noch in anderen deutschen Filmblogs auftaucht. Was war der Gedanke dahinter, wie hat sich das Ganze entwickelt und was hältst du davon?

“Mein” “Media Monday” war ja ursprünglich mal der „Movie Monday“, ins Leben gerufen von meinem geschätzten Blogger-Kollegen Randy von “Beat the Fish” (dessen Blog zu meinem Bedauern seit geraumer Zeit brach liegt) und somit hatte ich keine Gedanken dahinter, außer dass sich mir nach 25 von ihm ausgerichteten Episoden die Chance bot, diesen zu übernehmen und damit hoffentlich zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die Tatsache, dass der “Media Monday” auch auf anderen Film-Blogs erscheint, beurteile ich natürlich außerordentlich positiv, denn schließlich stelle ich ja nur die Fragen und wäre da niemand, der diese beantworten würde, verliefe die Chose zugegebenermaßen relativ witz- und ergebnislos.

Die Zeit des großen Besucheransturms und der Teilnahme von beinahe fünfzig Bloggern (auch aus anderen Sparten) ist zwar lange vorbei, dennoch macht es mir immer noch eine Menge Spaß, diesen die ein um die andere Woche ausrichten zu dürfen. Zwar habe ich auch immer mal wieder damit geliebäugelt, es meinem Vorgänger gleichzutun und das Zepter weiterzureichen, doch haben mich zuletzt die herzerwärmenden Neujahrsgrüße der treuen Teilnehmer davor bewahrt, diesen Schritt unbedarft zu tun, so dass der “Media Monday” allen Interessierten noch eine Weile erhalten bleiben und danach hoffentlich bei einem anderen enthusiastischen Blogger ein neues Zuhause finden wird.

Hast du den Eindruck, dass es darüber hinaus so etwas wie eine deutschsprachige Film-Blogosphäre gibt, in der die Blogs miteinander kommunizieren? Wenn ja, kannst du sie beschreiben?

Die hiesige Film-Blogosphäre zu beschreiben fällt mir zugegebenermaßen schwer, doch sie ist da und durchaus aktiv. Ich könnte jetzt einige Kollegen benennen, die für mich definitiv zum “Interieur” der deutschen Film-Blogosphäre gehören, doch würde dies sicherlich auch den Rahmen sprengen. Allgemein gesagt sind sicherlich die anderen Blogger die fleißigsten Kommentatoren, ganz im Gegensatz zu dem Gros an stillen Lesern, freilich auch deshalb, weil sie (zumindest bei mir) auch auf simpelste Art und Weise eine Verlinkung abstauben können, jedoch hatte ich nie das Gefühl, dass diese Kommentare zu reinem Selbstzweck erfolgen. So kann ich also zumindest festhalten, dass die deutsche Film-Blogosphäre einerseits mehr als quicklebendig ist und andererseits einen regen Austausch untereinander pflegt. Erstaunlicherweise verhält es sich sogar so, dass gerade meine Stamm-Kommentatoren die mir liebsten Blogs betreiben, man also – um es platt auszudrücken – auf einer Wellenlänge liegt.

Mein Eindruck ist, dass dein Blog trotz dem “Journal” im Namen, das ja irgendwie eine Art Tagebuch impliziert, einen hohen Service-Anteil hat. Ist das etwas Bewusstes und hat das einen Grund?

Also das “Journal” ist tatsächlich bewusst gewählt und sollte auch ganz explizit den Gedanken an ein Tagebuch implizieren, da ich im Kern der Sache alles rezensiere, was mich interessiert und was ich mir in den letzten Tagen und Wochen zu Gemüte geführt habe, oftmals sogar in halbwegs chronologischer Reihenfolge. Jetzt stellt sich mir die Frage, worauf genau dieser „Service-Anteil“ abzielt oder was damit gemeint ist.

Ich meine, dass du zum Beispiel “Kino-Vorschauen” schreibst von Filmen, die du noch nicht gesehen hast, dazu aber Empfehlungen aussprichst. Das sah für mich nach Service aus, nach dem Motto “Ich bin ein Filmexperte, und ich erzähle euch Lesern schon einmal, was ihr erwarten könnt”.

Ja, das ist natürlich schon ein gewisser Service, aber das hat sich mehr unbewusst so entwickelt und bietet auch mir persönlich einen gewissen Mehrwert, da ich sozusagen “gezwungen” bin, mich mit den Filmstarts der Woche auseinanderzusetzen und diese zu sondieren. Die Idee dahinter war aber ursprünglich eher, dass ich dadurch eine gewisse Aktualität wahre, denn meine übrigen Beiträge folgen ja auch nicht unbedingt den neuesten Trends und News-Beiträge wird man bei mir ebenso vergeblich suchen. Als Filmexperte würde ich mich auch nicht betrachten, da gäbe es ganz andere Leute, denen das besser zu Gesicht stünde. Dennoch hoffe ich natürlich, dass meine Zeilen den einen oder anderen unterhalten und womöglich auf einen Film aufmerksam machen, der ansonsten nicht beachtet worden wäre.

Ist dir “Erfolg” beim Bloggen wichtig? Bist du in deinen Augen mit deinem Blog erfolgreich?

Das kommt darauf an, was man unter Erfolg verstehen mag, denn beispielsweise eine stetig steigende Leserschaft ist mir durchaus wichtig und macht für mich Erfolg aus, denn würde ich nach beinahe zwei Jahren noch immer im Geiste einen leeren Raum anbrüllen hätte ich das Bloggen vermutlich mittlerweile drangegeben. Finanzieller Erfolg hingegen steht bei mir gänzlich hintenan und deshalb ist das Medienjournal auch gänzlich werbefrei, abgesehen von den Produkt-Verlinkungen im Rahmen des Amazon-Partnerprogramms, die sich aber auch stets explizit auf das vorgestellte, also rezensierte Produkt beziehen. Jedoch selbst hiermit habe ich nach anderthalb Jahren Teilnahme nicht die Auszahlungsgrenze von 25 Euro erreicht, so dass man mein Blog, würde ich nach diesem Erfolg gehen, als glatte Pleite verbuchen könnte. Die Besucherzahlen laut Google Analytics sprechen aber eine andere Sprache und letztlich sind es vielmehr diese, die ich gezielt verfolge, als der Umstand, ob ich mit einer Verlinkung ein paar läppische Cents verdient habe. Oder – um es kurz zu machen – Erfolg ist mir, in Form von Kenntnisnahme und steigender Bekanntheit – durchaus nicht egal, finanziell hingegen beinahe völlig – schließlich ist es immer noch ein Hobby.

In meinen Augen bin ich also durchaus erfolgreich und neben relativ stetig steigenden Besucherzahlen freuen mich natürlich vor allem die immer neuen Kooperationen mit diversen Vertriebspartnern, die mir durch ihre Bereitschaft zur Kooperation ja auch indirekt signalisieren, dass das Medienjournal – und somit das, was ich tue – durchaus Wert ist, beachtet zu werden.

Wie regelmäßig und wie wertvoll ist das Feedback, das du von deinen Lesern bekommt?

Was für eine Frage! Natürlich ist das Feedback das Wertvollste, denn es bedeutet, das sich nicht nur jemand dazu bequemt hat, einen der im Schweiße des Angesichts verfassten Texte zu lesen, sondern sich seinerseits auch noch die Mühe gemacht hat, hierzu einen Kommentar zu verfassen – ein größeres Kompliment kann es für den Verfasser doch kaum geben (außer vielleicht dem Pulitzerpreis)! Die Regelmäßigkeit schwankt natürlich von Artikel zu Artikel und es könnte mehr Feedback sein, jedoch bin ich manchmal auch nicht besser und finde selten genug die Zeit, Kommentare auf anderen Blogs und Seiten zu hinterlassen, gelobe hier aber natürlich Besserung für 2013.

Welche Blogs (über Film und drumherum) liest du selbst? Zu welchem Zweck?

Im Grunde lese ich all die Blogs, die in meiner Blogroll vertreten sind mehr oder minder regelmäßig, weshalb ich mich auch für eine Blogroll entschieden habe, die immer die neuesten Artikel anzeigt, so dass ich auch fernab meines Feedreaders, in den ich nur sporadisch schaue, auf dem Laufenden bleibe. Warum ich diese Blogs lese sollte klar sein, zur Unterhaltung, aus Interesse und weil ich teils auf freundschaftlichem Fuß mit den Damen und Herren stehe, die dort ihre Meinung zum Besten geben.

Gibt es nach deiner Ansicht im Bereich Film im deutschsprachigen Web so etwas wie Leitmedien? Was wären die?

Leitmedien sind immer schwierig zu definieren, aber spontan würden mir da sicherlich moviepilot.de, filmstarts.de und natürlich mit internationaler Ausrichtung die IMDb einfallen, zumindest sind dies meine ersten Anlaufstellen, wenn man eben einmal von den zahlreichen Blogs absieht.

Wenn du an der ganzen Sache mit dem Bloggen, wie es im Moment läuft, etwas ändern könntest, was würdest du ändern?

Ich würde mir wünschen, mit etwas mehr Disziplin an die Sache herangehen zu können, mehr Zeit für mein Blog erübrigen zu können, als ich es sowieso schon tue. Es wäre toll, wenn ich irgendwann einmal dahin fände, ein paar Artikel fertig in der Schublade zu haben und nicht jeden Abend vor dem Laptop zu sitzen und meine Rezensionen ad hoc zu verfassen, zumal ich das Bloggen dadurch immer wieder ausfallen lasse, wenn anderweitige Freizeitaktivitäten anstehen. Wenn ich also etwas ändern könnte, würde ich mir gerne eine Extrastunde pro Tag einräumen, in der ich mich darum bemühe, künftige Rezensionen auf ihre baldige Veröffentlichung vorzubereiten. Ansonsten läuft es im Moment ja ganz wunderbar und so lange mir meine Leser, Kommentatoren und Pressekontakte gewogen bleiben, kann auch 2013 im Grunde nichts schiefgehen, denn das Bloggen macht Spaß wie eh und je – und das ist ja schließlich die Hauptsache, oder?!