Dafür wurde das Internet geschaffen: Im neuen Star-Wars-Film Rogue One geht es darum, die Pläne des Todessterns zu stehlen, und auf “Vice” lässt sich eine Autorin in über 13.000 Zeichen darüber aus, wie ineffizient eigentlich das Datenspeichersystem dieser weit weit entfernten Galaxie ist.
Das extreme Nerdtum wird zum Glück durch sehr viel Selbstironie aufgefangen – aber Sarah Jeong hat recht: Warum muss Jyn Erso unter großen Anstrengungen einen Datenträger von der Größe eines Einfamilienhauses stehlen, wenn die gleichen Pläne kurze Zeit später auf eine Kreditkarte passen?
Upon reviewing the Star Wars canon of movies (…), it’s become clear to me that that the galaxy is crippled by an abundance of disk formats, with all of the accompanying interoperability issues that we see on our own planet. Every time the Rebel Alliance changes bases, they must be lugging around a spaceship full of drives, both new and obsolete, to read every possible format.
Wie immer mit solchen Texten, ist das Ergebnis nicht nur lustig, sondern merkwürdigerweise tatsächlich interessant. Nur die Filme sollte man gesehen haben, wenn man nicht gespoilt werden will.
Erwartungen ist das Langfilmdebüt von Regisseur, Drehbuchautor und Freund dieses Blogs Sebastian Mattukat. In vier miteinander zusammenhängenden Geschichten zeigt er darin die amourösen Verstrickungen einer Nacht und die Art, wie sich Menschen durch ihre eigenen Erwartungen oft im Weg stehen.
Liebe geht heute nur noch selten ohne Technik, und auch wenn Erwartungen eine feurige Rede gegen Online-Dating enthält (was ich als jemand, der dort seine Frau kennengelernt hat, durchaus persönlich nehme), spielt digitale Kommunikation im Film eine Rolle. Dass die Darstellung von Unterhaltungen per SMS noch immer eine Herausforderung für Filmemacher_innen ist, hat nicht zuletzt Tony Zhou in seinem Video-Essay “A Brief Look at Texting and the Internet in Film” aufgezeigt. Der Trend geht dahin, die SMS als souveräne Elemente ins Bild einzubauen wie es Sherlock und House of Cards machen.
Das wollte Sebastian aber nicht, wie er mir schreibt:
Ich wollte es unbedingt vermeiden, wie in House of Cards Grafiken im Raum zu haben. Das macht das ganze sehr technisch. Gleichzeitig ist es der absolute Krampf, echte Handy-Displays zu filmen. Oft sind die Displays zu dunkel, Fettflecken, Spiegelungen, zitternde Hände von Schauspielern (gerade bei Nahaufnahmen). Dann muss das schreiben passen, sprich: der Darsteller darf sich nicht vertippen, irgendjemand im Raum muss die richtigen Antworten parat haben und der Fokus stimmen. Also alles in allem mega-anstrengend. Dann haben wir beschlossen die Teile komplett zu animieren und immer einen passenden Anschluss mit den Figuren zu kreieren, so dass der Inhalt optimal rüber kommt, es möglichst hübsch aussieht und wir im Nachhinein die optimale Leselänge festlegen konnten.
Sebastian und sein Motion Designer Tom Degel zeigen ihre Handydisplays als Leinwand füllende Screenshots, über die eine in After Effects und Cinema 4D animierte Kamera langsam hinwegwandert. Was banal klingt, stellt gerade im Kino eine merkwürdig intime Nähe zu den Nachrichten her – als wäre man als Zuschauer_in mittendrin in der digitalen Konversation – auch wenn sie etwas klischeehaft ist wie im folgenden Clip.
Die Nachrichtenblasen scheinen im Raum zu schweben, sind aber dennoch ganz eindeutig flach im Bildschirm eingesperrt. Ich fand das eine kluge und ästhetisch wirkungsvolle Idee und bin gespannt, wann ich es in einem anderen Film sehe.