Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was die restlichen Medien des Landes für ein Problem mit Jan Böhmermann haben. Erst das ganze Bohei um Varoufakis, dann die Aufregung um “Ich hab Polizei”, als ihm unterstellt wurde, er würde sich über niedrigere soziale Schichten lustig machen.
Und auch im aktuellen Interview mit dem Stern (Blendle-Link) zeigen sich die Journalisten wieder überrascht, dass der Mann im Herzen Moralist ist. Sie werfen ihm vor, einen Ironie-Panzer zu tragen und scheinen sich auf’s härteste zu bemühen, hinter sein dunkles Geheimnis zu kommen.
Dabei gibt es das doch augenscheinlich nicht. Es ist doch einfach glasklar, dass Jan Böhmermann persönlich sehr bestimmte Werte vertritt. Er ist für Offenheit und kritisches Denken und er steht auf der Seite der Unterdrückten, wie es jeder kluge Mensch tun sollte. Trotzdem schlägt er mit seiner Satire natürlich gegen alle, die sich wie Idioten verhalten – egal ob das Gangsterrapper oder Polizisten, Politiker, YouTube-Stars oder Sportfunktionäre sind. Er kämpft einen Kampf gegen Ignoranz und Dummheit, ist sich aber trotzdem für selbstbewusste Albernheit nicht zu schade. Warum ist das so schwer zu verstehen? South Park macht das seit 18 Jahren.
Ist die deutsche Medienkaste wirklich immer noch nicht aus ihrem Jacuzzi aus Selbstgefälligkeit und Intrigantentum aufgestanden? Kann sie wirklich nicht verstehen, dass es Menschen in ihrer Branche gibt, die Überzeugungen haben und Intelligenz demonstrieren wollen und nicht nur darauf aus sind, den eigenen Ruhm und das eigene Geld zu mehren?
Stefan Niggemeier hat mal einen entscheidenden Satz geschrieben, nachdem er in der “Bild- und Tonfabrik” zu Gast war: “Das sind keine Hipster hier, es sind Nerds.” Darin liegt der entscheidende Unterschied. Die einen nutzen Ironie, um sich vor der Welt zu verstecken, die anderen, um der Welt offensiv entgegenzutreten. Es ist traurig, dass an so vielen Orten nur die erste Art bekannt zu sein scheint.
Wahre Worte. Ich habe das Gefühl, dass Böhmermann so universell wunde Punkte trifft, dass sich quasi jeder von ihm angegriffen fühlt – was weit mehr über die Leute die IHN so harsch kritisieren, als über ihn selbst aussagt.
Er ist einfach strunzlangweilig und infantil.Mich wundert eher, daß die Medien über ihn schreiben.
Man merkt schon, dass du die Sendung und die Person sehr genau verfolgst.
Vielleicht mal eine Sendung schauen http://www.neo-magazin-royale.de/zdi/
, dann mal noch infantil nachschlagen und dann kannst du dich ja gerne nochmal melden ^^
Ja, das trifft’s sehr gut, der Vergleich zu South Park ist treffend. South Park wird von vielen hierzulande auch nicht verstanden, und als “Furzhumor” abgestempelt, ohne das Ganze mal gesehen zu haben. Bzw. haben viele Deutsche nicht das nötige Hintergrundwissen über die USA, die Gesellschaft dort und die Politik, um die Anspielungen der Sendung zu verstehen. Und ähnlich ist es bei Böhmermann: alleine die vielen Feinheiten in “Ich hab Polizei” sind an vielen vorbeigegangen, weil sie weder die parodierten Gangsta-Rap Videos gesehen noch die Kritik an der Polizei wahrgenommen haben.
Wer sind denn die restlichen Medien (klingt nach alles außer diesem Blog), die ein Problem mit Böhmermann haben?
Ich verfolge seine Aktionen und den Medienrummel allenfalls am Rande, aber wenn ich mal auf einen Artikel zum Thema Böhmermann klicke, ist dieser mehr oder minder neutral gehalten oder äußert so ein bisschen klammheimliche Freunde. Selbst die BILD freut sich fleißig über die Rap-Einlage. Allenfalls liest man über Aufregung und wütende Reaktionen in sozialen Netzwerken, die ich nicht zu den Medien zu zählen geneigt bin, die der Autor meint. Einzige mir bekannte Ausnahme ist der Artikel eines Szene-Journalisten, der so theatralisch aufheult, dass man meinen könnte, er will auch etwas von der Aufmerksamkeit, die Böhmermann produziert.
Aber selbst wenn die anderen Medien ein Problem hätten, würde sich mir das Problem des Autors mit diesen Problemen nicht so recht erschließen. Böhmermann macht im weitesten Sinne Mediensatire und wenn die Medien auf die Kontroversen anspringen, die er ja sehr gezielt erzeugt, ist alles so wie es sein sollte und zeigt, dass er alles richtig gemacht hat.
Wer sind “Die Medien”? Oder die “restlichen Medien”?
Inhaltsleeres Gelaber.
Sind die letzten zwei Sätze die Antwort auf die Fragen vorher?
Stern sind nicht die Medien. Kann man wissen.
Ach komm, Jürgen. Du willst mir doch nicht unterstellen ich sei mir nicht bewusst, dass der Stern nicht alle Medien repräsentie. Im Text geht es um eine subjektive Wahrnehmung der Medienreaktionen auf Böhmermann seit Varoufakis. Mir scheint es als wüssten nicht nur die Stern-Journalisten nicht, wie sie ihn einordnen sollen und deswegen sind sie prinzipiell Misstrauisch. Weil ich das natürlich nicht belegen kann, ist der Text unter “Rant” undnicht unter “Wissenschaftliche Erkenntnisse” abgelegt. Ich finde man muss mir deswegen trotzdem nicht mit einem kurzen beleidigendem Kommentar begegnen. Oder?
Haben die Medien ein Problem mit Böhmermann?
Woran merkst du, Alexander, das?
“Medienkaste” – was ist das?
Was soll dieser Blogbeitrag?
1. Ich sage ja.
2. Ich nehme das so wahr anhand der Fragen, die z. B. in dem Stern-Interview gestellt werden. Ich habe das Gefühl, einige Kolleg*innen können mit der Mischung aus beißender Satire und Quatsch nicht umgehen.
3. Das ist eine rhetorische Überspitzung für die Leute, die in den Medien arbeiten.
4. Leute wie dich zum Kommentieren anregen.
Der Witz an dem gefakten Varoufakis fake ist, er wäre überhaupt nicht möglich gewesen, wenn Journalisten mal richtig recherchieren würden. Die Empörungsmechanismen der Medien zum Stinkefinger waren gerade angelaufen, da platze Böhmermann hinein und brachte alles zum Stillstand, weil viele Journalisten erst an diesem Punkt zu recherchieren begannen. Vorher hatten sie nur von einander abgeschrieben und nun saßen sie auf einmal da: „Verdammt, was ist wenn der Böhmermann recht hat? Lasst uns lieber mal die Artikel über den bösen Varoufakis erst mal nicht veröffentlichen.“ Einen kompletten Tag lang wurde das Thema in all den Zeitungen, die bei mir auf der Arbeit so rumliegen ausgesetzt.
Da waren hinterher wohl so einige angepisst vom Böhmermann.
böhmermann ist überbewertet, langweilig und unlustig. er weiß aber welche knöpfe er drücken muss um die aufmerksamkeit der hashtag aktivisten auf twitter zu aktivieren. er ist eine mischung aus populist, clown, und dagi bee.
Bla Bla……..
Böhmermann macht sich über viele lustig. Da die meisten keinen Humor haben, nehmen sie ihm das übel. Und das ist gerade bei Journalisten schlecht: Sie hätten ja theoretisch als Neutrum aufzutreten, selbst in der Introspektion. Stattdessen wird etwa in Punkto Leistungsschutzrecht berichtet als wäre es die Ultima Ratio für das Internet, es wird genüsslich über Einsparungen bei Konkurrenz her gezogen, und Kritiker und Konkurrenten wie Böhmermann und Blogs werden diskreditiert, um sich selbst über Wert zu heben.
Was viele aber vergessen: Die Ware Wort hat der Journalismus selbst abgewertet, indem er es kostenlos anbot. Anstatt auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was es für deren Wert bedeutet das Nachrichten kostenlos abrufbar sind, hat man sich ins Internet verlegt und und sie dann geschmeidig den jeweiligen Trends (Klickstrecken, Multimedia, …) angepasst, um dabei über die (immerhin 20!) Jahre zugesehen wie die eigenen Auflagen wegbrechen.
Zeitungen agierten wie Zombies, deren Wirt sich selbstbestimmt seinem Schicksal hingegeben hat, getreu der Hoffnung das man als solcher zwar nicht mehr besonders intelligent und schnell agieren kann, aber immerhin noch auf den Beinen steht. Manches Verlagshaus hat sich dabei noch ein drittes Standbein zugelegt und verkauft neben Apps auch Zugangsgeräte wie Tablets. Letztlich werden sie damit nur noch mehr Mittelsmänner für das was neben den Apps an Alternativen im Internet zur Verfügung steht.
Jan Böhmermann macht sich lustig, das ist wahr. Dabei ist das keine Respektlosigkeit, sondern ein gut gemeinter Weckruf. Dummerweise können viele Adressaten das nicht unterscheiden, und höchstwahrscheinlich hat er das einkalkuliert: Denen ist dann eh nicht mehr zu helfen.