Film Blog Adventskalender – 22 – Jens Prausnitz

Mit Traditionen zu brechen, wenn sie einem nichts mehr geben und möglichst konstruktiv darüber zu schreiben, könnte als Motto über meinem Leben stehen. Wie Buñuel sein, die Rituale entlarven, und dann so spielerisch damit umgehen wie Woody Allen, und Dali ein Rhinozeros in den Porzellanladen von Mund legen. Everything is a Remix.

Wie sieht das als Weihnachtsgeschenk aus? So, wie die meisten meiner Geschenke das ganze Jahr über daher kommen, als Link. Kaum etwas bereitet mir mehr Freude, als über etwas zu stolpern, dabei an jemanden zu denken, und ihm oder ihr diesen Fund unmittelbar zukommen zu lassen. Nur weil ich als Erwachsener nichts mehr vom “Fest der Liebe” halte, heißt das noch lange nicht, dass ich anderen die Weihnachtszeit mutwillig verderben möchte. Als Vater eines 10-Jährigen wäre das auch reichlich infantil. Außerdem erinnere ich mich noch, wie sehr ich selbstgebastelte Adventskalender geliebt habe, und das dürfte bis heute die einzige Serie sein, bei der ich mich nicht an 23 Prequels oder “origin stories” störe.

Für meinen Sohn besteht er noch aus remixten, schwer dechiffrierbaren Legosets, für alle anderen als öffentliches Mixtape recht unsexy und haptikfrei online. Darauf sind jedes Jahr 24 schnittige Lieder, gespickt mit Samples aus Filmen und Serien, die ich im jeweiligen Jahr gesehen oder (wieder)entdeckt habe. Das Erste machte ich noch klassisch auf eine 90er Kassette – Chromdioxid, Typ II – für zwei gute Freunde, als Begleitung für deren gemeinsame lange “Driving home for Christmas”-Autofahrt von der Uni nach Hause. Selbstredend ohne dieses grauenhafte Lied. Inzwischen schaffe ich das aber nicht mehr alles in der Adventszeit, daher hat sich daraus ein Jahresrückblick im Januar entwickelt, gehalten haben sich aber die 24 Häppchen, und gebrannt muss es immer noch auf eine CD passen. Wer jetzt mal in vergangene Ausgaben reinhören will, bitteschön. Im Januar gibt’s die nächste Ausgabe unter dem gleichen Link, für die ich schon das ganze Jahr über Samples und coole Songs gesammelt habe – Dank einem Tweet von Alex ist übrigens “Cholla” von The Joy Formidable dabei.

So entwickelt sich alles schleichend bis radikal weiter, ich liebe und lebe von der Montage, ob als Cutter von Werbespots für Katzenfutter bis hin zu Spiel- und Kurzfilmen, Produzent vom torrent-magazin Podcast, dem Entwurf und Bau von eigenen Lego-Modellen, sowie dem Schreiben von Filmbesprechungen, Texten und Drehbüchern. Angetrieben werde ich von einem Hauch Nostalgie, höre dabei auf mein Bauchgefühl und folge meinem Herzen. Die meiste Energie widme ich im Augenblick wohl dem von mir ins Leben gerufenen “writers’ room” auf wasbleibtistprost.de, wo ich gemeinsam mit 23 ;) anderen Pionieren öffentlich an einer deutschen Mystery-Horror-Serie schreibe: “Woipating” bzw. “W.” – ein bisschen wie TWIN PEAKS im Bayrischen Wald. Dementsprechend schließe ich einigermaßen passend mit Dale Cooper: “I’m gonna let you in on a little secret: Every day, once a day, give yourself a present. Don’t plan it, don’t wait for it, just let it happen. It could be a new shirt at the men’s store, a cat nap in your office chair, or two cups of hot black coffee.”

(Jens Prausnitz)