Podgast (II) – PewCast: Before Midnight

Vergangenes Wochenende war ich gemeinsam mit Matthias vom Film-Feuilleton bei der achten Ausgabe von Saschas PewCast zu Gast und stieß dort mit meiner zwiespältigen Meinung zu Richard Linklaters Before Midnight zumindest bei einem Drittel der Mitdiskutanten auf Unverständnis. Wer keine Stunde Zeit hat für den Podcast, kann sich die Kurzform meiner Meinung auch in der letzten “Close up”-Sendung anschauen.

PewCast 008: Before Midnight

Fantastische Animations-Ensembles

Es gibt einen Trailer für Wes Andersons neuestes Projekt Fantastic Mr. Fox und er sieht toll aus. Wenn das Drehbuch des Films so gut ist wie sein Design und die Ausschnitte, die man im Trailer zu sehen bekommt, könnte es ein weiterer Home Run für gute Animationsfilme werden, wie wir sie immer häufiger sehen. Vorlage von Roald Dahl, ich glaube die Chancen stehen gut.

Schön an Fantastic Mr Fox ist allerdings auch, dass der Film auf den ersten Blick als Wes Anderson-Film zu erkennen ist. Nicht nur anhand der Farbpalette und den obligatorischen, symmetrischen Anderson-Signature Shots, sondern auch wegen seines Ensembles. Ich bin ja eigentlich bis heute kein Riesenfan davon, in Animationsfilmen jede Nebenrolle mit einem Star zu besetzen und die wahren Voice Artists damit in den Ruin zu treiben, aber bei Anderson scheint die Rechnung aufzugehen. Er macht einfach nur da weiter, wo er mit The Royal Tenenbaums, The Life Aquatic with Steve Zissou und zuletzt The Darjeeling Limited aufgehört hat und bringt alle seine Lieblinge unter: Owen Wilson, Jason Schwartzman und Bill Murray sind dabei, obwohl die Hauptrollen von George Clooney und Meryl Streep gesprochen werden. Da kommt das gleiche Familienfest-Gefühl auf, wie sonst bei Ensemble-Regisseuren.

Etwas Ähnliches hatte Tim Burton ja vor einigen Jahren mit Corpse Bride abgeliefert. Klar, das war auch ein Animationsfilm (im Geiste von The Nightmare before Christmas), aber Tim Burton zeigte sich auch hier nicht nur im Visuellen: Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Albert Finney, Christopher Lee, Danny Elfman, Deep Roy. Ein Stelldichein von Burtons Musen und üblichen Verdächtigen.

Da ist der Schritt im Kopf nicht weit dazu, darüber nachzudenken, dass andere Regisseure, die gerne mit den gleichen Leuten zusammenarbeiten, auch mal Animationsfilme machen könnten – bevorzugt auch mit Tieren. Ich wünsche mir die Coen-Brüder mit einer skurrilen Fabel über Tod, Leben und Schicksal. Vielleicht eine moderne Version der Vogelhochzeit, der Star (pun intended) George Clooney will die Amsel Frances McDormand heiraten, aber irgendwie geht alles schief. Unvergessen John Goodman als raunziger Uhu, John Tuturro als von Sperlingen aufgezogener Kuckuck, Steve Buscemi als verirrter Papagei und Billy Bob Thornton als militanter Weißkopfadler.

Von P. T. Anderson hingegen ein Film über eine in die Jahre gekommene Hippie-Kommune aus Los Angeles. Jeder hat dabei mit seinem eigenen privaten Schicksal und seinen vergessenen Idealen zu kämpfen, nicht nur der Bär Philipp Seymour Hoffmann und der Wolf John C. Reilly. Auch der neurotische Waschbär William H. Macy und der mexikanische Wüstenfuchs Luis Guzman wissen irgendwie nicht wohin mit ihrem Leben. Als sie sich entscheiden, in den Hollywood Hills ein Festival zu organisieren, der alten Tage wegen, tauchen plötzlich auch ihre alten Groupie-Freunde Fiona Apple und Aimee Mann (erstmals in Sprech- und Singrollen) wieder auf und alles nimmt ein tragisch-komisches Ende.

Von Richard Linklater und seinen texanischen Slacker-Rindern und Quentin Tarantinos Hot Dogs, die in den Siebzigern die Straßen des amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiets unsicher machen, sollen andere erzählen. Gar nicht schlecht stehen die Chancen vielleicht bei Kevin Smith – er hat Comics und Clerks: The Animated Series gemacht und schon diverse Male Charakteren seine Stimme geliehen. Da ist der versaute-aber-gefühlvolle Film mit Ben Affleck, Matt Damon, Jason Lee und Jason Mewes als Katzen-Quartett Looking For Pussy vielleicht gar nicht so weit weg…