Alex hat gefragt, welches Geschenk wir machen würden, und einem Blog medienverliebter Autorinnen und Autoren fällt es schwer, jetzt nicht einfach in diese Medienkiste zu greifen und einen weiteren Stapel rechteckiger Geschenkideen zu generieren. Wir wissen ja selbst: es ist schön, auf dem Gabentisch Verpacktes zu entdecken, dessen Form man ansieht „Ah, da wird wieder ein DVD-Abend fällig“ oder „Sieht schwer aus. Muss der neue Eco sein.“ – aber zuweilen auch etwas unreizvoll. Wie belebt man das Ganze also und erfüllt zugleich die Erwartung (denn ein Geschenketisch ohne irgendwas zum Hören/Anschauen/Lesen ist ja doch irgendwie kein Gabentisch)?
Das schönste Geschenk ist eigentlich immer schön verbrachte Zeit, und so etwas kann man per se nicht verpacken. Derzeit kann man nicht einmal das Erzählen darüber verpacken, denn auf DVD ist uns der jüngst begeistert habende Film Alles eine Frage der Zeit noch nicht erschienen. Sobald dies der Fall ist, wird es jedoch eine wunderbare Gabe sein, diese DVD zu verschenken und dafür einen Gutschein für Lesezeit (z.B. in Form einer angehaltenen Uhr): dem Beschenkten Raum und Lesesessel, Verpflegung und Ruhe anzurichten und Werke von Charles Dickens bereitzulegen. Wir finden, das ist auch ohne die DVD mit dem Film, dem die Idee entnommen ist, eine sehr schöne Idee. Zeit mit Schleifchen. Und danach gemeinsame Zeit mit Freunden und Schleifchen zum Nachtisch.
Die Grundidee lässt sich natürlich variieren: Wer es politisch und edel mag, der kann im Dezember die erste Staffel der Serie House of Cards verschenken und das Ganze um einen edlen schwarzen Füllfederhalter ergänzen, welchselbigsoeiner im Rahmen der Serie an einer Stelle eine hübsche Nebenrolle spielt. Muss ja nicht wirklich gleich der Füller des Präsidenten sein. Wer Jasper Fforde verschenkt, kann einen edlen Käse beilegen, sollte sich aber vorab vergewissern, dass keine Waliser Grenzbeamte bei der Geburtstagsfeier anwesend sind. Und so fort.
Meine persönliche Alternative wäre eine Ausgabe des wunderschönen Films Moonrise Kingdom, verpackt in eine dazu passende schöne weiche Waschbärfellmütze (natürlich nur der Look, bekanntlich sind die einzigen Lebewesen, denen Waschbärfell gut ansteht, Waschbären). Das ist nicht nur unausgepackt durch Tasten völlig unerratbar und daher besonders reizvoll, es wärmt dem/der beschenkten Liebsten auch die Ohren, und wir Medienmöger wissen, was die Ohren wärmt und dem Auge schmeichelt, wärmt manchmal auch Herz und Seele. Und darum geht’s doch beim Schenken, oder?
(Hendrik Schulthe)