Mut zum Du. Der Deutschlandfunk-Podcast „Der Tag“

Wenn ein Inhalt nicht das Medium wechselt, sondern „nur“ das Dispositiv, also die Rahmenbedin- gungen der Rezeption, verändert er sich trotzdem. Ein Kinofilm wird für die Fernsehausstrahlung neu gemischt, weil die Umgebungsgeräusche im Wohnzim- mer lauter sind als im Kinosaal. Wird eine Fernsehserie für einen Streamingdienst konzipiert, müssen ihre Folgen nicht mehr alle gleich lang sein. Ein Videobericht, der primär auf Facebook gesehen wird, sollte sowohl mit als auch ohne Ton funktionieren.

Und was, wenn eine tägliche Nachrichtensendung nicht im linearen Radio ausgestrahlt, sondern als Podcast heruntergeladen und zeitsouverän gehört wird? Das Team des seit drei Wochen existierenden Podcasts „Der Tag“ vom Deutschlandfunk hat über diese Frage viel nachgedacht. In dem täglich um 17 Uhr erscheinenden Format „wollen wir uns erlauben, stärker gemeinsam nachzudenken“, erläutern die vier Moderatorinnen und Moderatoren Dirk-Oliver Heckmann, Sarah Zerback, Philipp May und Ann-Kathrin Büüsker im Online-Angebot des Deutschlandfunks. Interessanterweise scheint gerade die abgeschlossene Form dazu einzuladen, Nachrichten weniger abgeschlossen darzustellen.

Und persönlicher. Podcasts bilden in der Regel eben nicht eine von vielen Beschallungsquellen im Alltag. Sie wandern direkt vom Smartphone über den Kopfhörer ins Ohr. Da kann man schon mal „Du“ zu seinem Gesprächspartner sagen, auch wenn über diesen Bruch mit Radiokonventionen – wie die vier Moderatorinnen einräumen – „lange und heftig gestritten“ wurde. Aber man ist eben nicht mehr im Radio.

Weiterlesen in epd medien 42/2017

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