Zum Finale von “11 Leben”

Über meine Begeisterung für den Podcast “11 Leben”, in dem der Sportjournalist am Leben von Uli Hoeneß im Grunde auch die Geschichte des deutschen Fußballs der letzten 50 Jahre erzählt, habe ich schon vor einem Jahr oft gesprochen. Jetzt ist der Podcast mit einer Doppelfolge zu Ende gegangen. Dazu hatte ich auf Twitter letzte Woche ein paar Gedanken gesammelt, die ich jetzt hier auch noch einmal (etwas erweitert) wiedergebe.

Ich finde nach wie vor, dass der Podcast ein totaler Triumph ist, und diese letzten zwei Folgen beweisen das noch einmal nachdrücklich. Ich hoffe sehr, dass andere die Möglichkeit haben, sich daran ein Beispiel zu nehmen und ähnlich Gutes zu schaffen! 

Max-Jacob Ost zeigt immer wieder, dass “11 Leben” kein Werk einer einzelnen Person ist, sondern dass es ein Team brauchte, um sich zu reflektieren, sich selbst zu verbessern und die Ressourcen für Recherche und Factchecking zu haben. Ich finde, es ist in der Podcast- und Radiofeaturelandschaft nach wie vor selten, dass diese “Hintergrundarbeit” gewürdigt und sichtbar gemacht wird.

Dennoch trägt “11 Leben” ganz klar die Handschrift von Max-Jacob Ost. Das kann ich wohl sagen auch ohne den “Rasenfunk” und anderes von ihm zu kennen. Das macht “11 Leben” menschlich, nahbar und trotz @audionowde Jingle am Anfang zu einem persönlichen Projekt. Und es zeigt, dass sich ein individueller Stempel und ein Team im Hintergrund, das alles besser macht, überhaupt nicht ausschließen – obwohl im Kulturbetrieb gerne so getan wird, als gäbe es entweder einsame Genies oder verwässerte Werke “by committee”.

“11 Leben” ist knallhart durchrecherchiert. Jede Folge platzt vor Fakten und Quellen. Für mich persönlich ist das immer die Grundlage eines solchen Formats. Wer sich dafür nicht die Zeit nehmen will, hat schon verloren. Trotzdem ist der Podcast nicht trocken oder langweilig (höchstens zwischendurch ganz kurz, wenn viele Ligasaisons nacheinander referiert werden). Max erzählt eine Geschichte, und darin setzt er auch selbst die Schwer- und Wendepunkte. Das macht das Ganze unterhaltsam. 

Ich mag es, dass durch den ganzen Podcast hindurch zum Ausdruck kommt, dass Max für sein Thema brennt, aber nicht bereit ist, sich davon blenden zu lassen. Seine langsame Distanzierung ist sogar Teil des Narrativs – es wird aber nicht negativ dargestellt. Das ist mir deswegen wichtig, weil ich immer noch das Gefühl habe, dass Fandom und Journalismus einander in der Wahrnehmung oft im Weg stehen. Wir brauchen aber beides und wenn es zusammentrifft, entsteht oft Gutes. 

Dass “11 Leben” von Anfang an auch ein Podcast darüber war, wie man einen Podcast macht, mag an der ein oder anderen Stelle etwas wohlfeil gewesen sein, ich fand es aber auch ein Stück Medienkompetenz-Vermittlung und es ermöglichte ein paar nette Running Gags. 

Wie schon die Mutter aller seriellen Recherche-Podcasts, “Serial”, war “11 Leben” kein abgeschlossenes Produkt, sondern hat sich Raum gelassen, auf Entwicklungen durch die Rezeption einzugehen. Das hat für eine komplette Formatveränderung und -verlängerung gesorgt, und im Endeffekt ermöglicht, dass Max immer die Tür für das Ziel offenhalten konnte, was er am Anfang formuliert hatte.

Damit ist ihm natürlich ein großer Coup gelungen. Wenn ich das richtig sehe, ist @GNetzer jetzt der einzige Journalist, der eine kritische Biografie von Uli Hoeneß geschrieben hat und ihn dafür auch interviewen konnte. Ich kann mich nur wiederholen: Man muss sich nicht wirklich für Fußball interessieren, um diesen Podcast zu hören. Er ist Mediengeschichte und ein Blick auf die deutsche Spaßgesellschaft von 1970 bis heute, er ist lehrreich und unterhaltsam und ein gelungenes Porträt. Chapeau! 

3 thoughts on “Zum Finale von “11 Leben””

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