Paterson war genau das, was ich am Ende eines stressigen Tages inmitten einer stressigen Woche brauchte. Ein Film, der mich runterbringt. Mit ruhigen Bildern und einem gleichmütigen Hauptcharakter. Kein Film, der mich auf ewig beschäftigen wird. Kein Film, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er dringend gedreht werden musste. Aber ein Film, der guttat.
Falls Paterson eine Aussage hat, dann wahrscheinlich am ehesten, dass “Poet sein” nicht an einen Beruf gebunden ist. Zumindest habe ich das “Aha!” von Patersons zufälliger Bekanntschaft am Ende des Films so verstanden. Beschäftigt hat mich am Film aber etwas anderes: die Art und Weise, wie Jim Jarmusch Routine und Kreativität miteinander verknüpft.
Über die Woche, die Jarmusch Paterson begleitet, sehen wir, wie ähnlich seine Tage ablaufen (auch im Kontrast zu seiner Frau, die jeden Tag einen neuen Reiz entdeckt). Er wacht von selbst zu einer bestimmten Zeit auf, er frühstückt, er geht zur Arbeit, er schreibt ein paar Zeilen, er fährt seinen Bus, er schreibt ein wenig weiter, er geht nach Hause, er richtet den Briefkasten gerade, er geht mit seinem Hund in die Bar und trinkt ein Bier.
Nach oberflächlicher Weisheit sollte das eigentlich bedeuten, dass Paterson ein langweiliges Leben führt, so monoton und routiniert. Aber Jarmusch zeigt auch, dass genau diese Routine dazu führt, dass Paterson Zeit hat, sich inspirieren zu lassen. Er muss nicht ständig neue Entscheidungen treffen, sondern hat Muße, um seine Umgebung wahrzunehmen, den Gesprächen seiner Passagiere zu lauschen. Er schreibt regelmäßig und konsistent, im Einklang mit dem regelmäßigen Rauschen des Wasserfalls an seinem Lieblingsort.
Mich hat das gefreut. Zu oft lese ich in den im Internet kursierenden Kalendersprüchen, wieviel bessere Menschen wir werden, wenn wir aus unserem Alltag ausbrechen. Wir sollen ständig neue Dinge probieren, neue Impulse aufnehmen und uns nicht von unseren schlechten Angewohnheiten runterziehen lassen. Dabei gibt es gerade unter Autoren genug Beispiele für diejenigen, die mit Routinen großes leisten konnten, Haruki Murakami und Thomas Mann konnte ich ergoogeln, aber ich meine, das auch mal über Kurt Vonnegut gelesen zu haben.
Als jemand, der Routinen auch sehr mag, der auch oft vor dem Wecker aufwacht und Dinge in einer festen Reihenfolge erledigt, fühlte ich mich durch Paterson wertgeschätzt. Genau wie “Poet sein” nicht am Beruf liegt, hängt Poesie eben auch nicht an einem aufregenden Leben.