When being bullied Keisha Blake found it useful to remember that if you read the relevant literature or watched the pertinent movies you soon found that being bullied was practically a sign of a superior personality, and the greater the intensity of the bullying the more likely it was to be avenged at the other end of life (…), and that this remained true even if the people in the literature and the movies looked nothing like you, came from a different socio-economic and historical universe, and – had they ever met you – would very likely have enslaved you or, at best, bullied you to precisely the same extent (…).
– Zadie Smith, NW
Ich habe bereits 56 Prozent von Zadie Smiths neuestem Roman NW gelesen, und obwohl ich diese erste Hälfte bisher nicht so prägnant finde wie ihre großen Romane White Teeth und On Beauty, die mich durch die Uni begleitet haben, findet sich in der Mitte des Buchs eine von einem besserwisserischen Erzähler wunderbar beobachtete Sektion über die Entwicklung einer Freundschaft vom Kindes- ins Erwachsenenalter, die genau das widerspiegelt, was ich an Smiths Büchern bewundere.
Geschaffen von den Underdogs, die ihr Underdog-Dasein überwunden haben, erzählen Filme, Bücher, Erzählungen von Underdogs, die ihr Underdog-Dasein überwinden, die gar dazu prädestiniert sind, ihr Underdog-Dasein zu überwinden. In jedem Mobbing-Opfer steckt ein Mensch, der zu großem berufen ist. In jedem stillen Außenseiter, steckt ein missverstandener Poet. Und wir identifizieren uns mit ihren Geschichten, egal wie wenig unsere Geschichten den ihren gleichen, und können gar nicht anders als unser Schicksal an ihres anzulehnen.
Werden wir angelogen? Oder inspiriert? Imitiert das Leben die Kunst? Oder verklärt die Kunst das Leben? Gibt es Statistiken, an denen man ablesen kann, wie viele unpopuläre Schulkinder später zu populären Inspiratoren werden? Wie viele zu neurotischen Wracks? Und sollten wir deswegen aufhören, solche Geschichten zu erzählen, oder erst recht damit anfangen?