Warum haben die Medien so ein Problem mit Jan Böhmermann?

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, was die restlichen Medien des Landes für ein Problem mit Jan Böhmermann​ haben. Erst das ganze Bohei um Varoufakis, dann die Aufregung um “Ich hab Polizei”, als ihm unterstellt wurde, er würde sich über niedrigere soziale Schichten lustig machen.

Und auch im aktuellen Interview mit dem Stern (Blendle-Link) zeigen sich die Journalisten wieder überrascht, dass der Mann im Herzen Moralist ist. Sie werfen ihm vor, einen Ironie-Panzer zu tragen und scheinen sich auf’s härteste zu bemühen, hinter sein dunkles Geheimnis zu kommen.

Dabei gibt es das doch augenscheinlich nicht. Es ist doch einfach glasklar, dass Jan Böhmermann persönlich sehr bestimmte Werte vertritt. Er ist für Offenheit und kritisches Denken und er steht auf der Seite der Unterdrückten, wie es jeder kluge Mensch tun sollte. Trotzdem schlägt er mit seiner Satire natürlich gegen alle, die sich wie Idioten verhalten – egal ob das Gangsterrapper oder Polizisten, Politiker, YouTube-Stars oder Sportfunktionäre sind. Er kämpft einen Kampf gegen Ignoranz und Dummheit, ist sich aber trotzdem für selbstbewusste Albernheit nicht zu schade. Warum ist das so schwer zu verstehen? South Park macht das seit 18 Jahren.

Ist die deutsche Medienkaste wirklich immer noch nicht aus ihrem Jacuzzi aus Selbstgefälligkeit und Intrigantentum aufgestanden? Kann sie wirklich nicht verstehen, dass es Menschen in ihrer Branche gibt, die Überzeugungen haben und Intelligenz demonstrieren wollen und nicht nur darauf aus sind, den eigenen Ruhm und das eigene Geld zu mehren?

Stefan Niggemeier​ hat mal einen entscheidenden Satz geschrieben, nachdem er in der “Bild- und Tonfabrik” zu Gast war: “Das sind keine Hipster hier, es sind Nerds.” Darin liegt der entscheidende Unterschied. Die einen nutzen Ironie, um sich vor der Welt zu verstecken, die anderen, um der Welt offensiv entgegenzutreten. Es ist traurig, dass an so vielen Orten nur die erste Art bekannt zu sein scheint.

Return of Whatever – Die Titelentscheidungen von Marvel Deutschland

Badesalz kennt wahrscheinlich außerhalb Hessens kaum noch jemand. Das dritte Album des Frankfurter Comedy-Duos, auf dem Höhepunkt ihres Erfolges 1993, hieß jedenfalls “DIWODASO”. Was wie Kauderwelsch wirkt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als der Mittelteil eines Satzes: “Ich hätt gern die Platt von dene zwei, diwodaso Spass mache, habbe sie die?” – Wie schafft die Comedy das bloß immer, so prophetisch zu sein?

In diesem Fall prophetisch in Bezug auf die äußerst merkwürdige Titelpolitik von Disney Deutschland, bzw. Marvel Deutschland – oder welche Ebene dort auch immer die Entscheidungen trifft. Es geht mir nicht einmal um die pseudo-witzigen behämmerten Titel der Trickfilme, das haben andere bereits getan, sondern um die Betitelung der Marvel Cinematic Universe-Filme, die sich nur mit sehr viel Hirnverbiegung erklären lässt.

Ich weiß, ich sollte mich dazu gar nicht mehr äußern. Und es sei auch gnädig geschenkt, dass Thor: The Dark Kingdom überall außer in Deutschland Thor: The Dark World heißt. Laut Presseagentur steht ein Titelschutzproblem dahinter, wobei ich immer noch das Original-Werk suche, das den Titel versperrt. The Avengers hieß in Großbritannien auch Avengers Assemble um Verwechslungen/Rechtsstreitigkeiten mit gewissen beschirmten, charmanten Melonenträgern zu vermeiden. Sowas passiert.

Aber was bitteschön soll das?

© Walt Disney Pictures

Ich fand es ja von Marvel damals einen einigermaßen mutigen Move, überhaupt einen Captain-America-Film zu machen. Bei allem, was man darüber liest, wie wichtig die ausländischen Märkte für Hollywood geworden sind; in Zeiten, in denen für Iron Man 3 Extra-Szenen für die chinesische Fassung gedreht werden – macht man einen Film über einen Superhelden, der den “American Way” in die Welt trägt und der sogar Captain America heißt. Und dann macht man noch einen Film mit ihm, in dem er der Anführer der Avengers wird. Das hat schon was. Und bei all dem latenten und überhaupt nicht latenten Anti-Amerikanismus, der außerhalb Amerikas herrscht, ist es dann auch kein Wunder, wenn ein teutonisch angehauchter Film wie Thor in Deutschland 11 Millionen Euro einspielt und Captain America nur drei.

Aber kann man wirklich daraus schließen, dass man nur den Titel ändern muss, um diese Balance auszugleichen? Für wie blöd muss man sein Publikum halten, um davon auszugehen, dass es eher auf das Wort “Avenger” anspringt, als sich daran zu erinnern, dass der Typ mit dem Sternenschild in den Avengers mitgespielt hat? (Gibt es Leute, die Avengers zwar nicht gesehen haben, aber in den nächsten Film reinrennen würden, wo “Avenger” draufsteht?) Dass es sich eher an den Untertitel von Captain America erinnert (“The First Avenger”), als an den Haupttitel? Und warum überhaupt “Return”? Der Captain war doch nie weg …

Ich habe großes Verständnis für Marketing-Entscheidungen. Produkte sollen sich verkaufen und dafür muss der Kunde sie verstehen. Aber den Namen eines Filmhelden hinter einem dämlichen, umständlichen deutschen Titel zu verstecken, DER DANN NOCH NICHT EINMAL IN DEUTSCHER SPRACHE IST, da hört mein Verständnis auf. Wahrscheinlich könnte mir die Marketing-Abteilung von Disney Deutschland sogar zeigen, dass sie Tests mit verschiedenen Titeln gemacht haben und dass dieser bei den Publikumsschafen am besten ankam – aber dennoch: “DIWODASO” kann doch nicht die Lösung sein.

Ich bin entsetzt, dass ausgerechnet Disney, eine Firma, die sonst weltweit wie ein Luchs darauf achtet, dass ihre Marken erhalten bleiben – sich sogar als Studio eine eigene Übersetzungs- und Synchro-Division leistet – solche albernen Sperenzchen mitmacht, über die sich in ein paar Jahren noch alle mokieren und ärgern werden. Es wird doch wohl NIEMAND in der Zukunft diesen Film “The Return of the First Avenger” nennen. Es hätte ja nicht The Winter Soldier bzw. “Der Wintersoldat” sein müssen. Es hätte doch andere Möglichkeiten gegeben, und wenn es nur eine “2” gewesen wäre.

Bitte, Disney, bitte bitte bitte, packt den Zynismus ein und nehmt Vernunft an. Zeigt Integrität gegenüber euren eigenen Marken. Sie haben es sich verdient.

P.S.: Bonustrack

Euer technophober Determinismus kotzt mich an (I)

Schlagzeilen. Titelgeschichten. Man kann nicht mit’se, man kann nicht ohne’se. Und immer wenn Hitler grad nicht geht, kann man ja immer gut auf neueren technischen Entwicklungen rumhauen. Schließlich war früher alles besser.

Dabei sind manche alarmistischen Schlagzeilen so leicht zu entschärfen. So wie die des aktuellen “Stern”, der mir gerade an einem Zeitschriftenkiosk auffiel:

Screenshot: stern.de

Durch das simple Hinzufügen eines Halbsatzes nämlich ist jeder unbescholtene Bürger beruhigt. Immer online, aber sprachlos: Wie die digitale Welt unser Familienleben verändert, wenn wir uns wie komplette Deppen benehmen, was wir aber natürlich nicht tun.*

Echt jetzt. Ist doch ganz einfach.

* Wobei, “Stern”-Leser, …. Hm.

Why Bilingual Blogging Sucks

bi-linguality

Image: Kuli, CC0

This is a rant. And a whiny one at that. With the internet so free and international as it is, there is one problem it hasn’t solved: the language barrier. Sure, computer translators like Google Translate do an okay job at translating the gist of foreign websites, but they will never give you the real experience of reading something in a language you actually understand. They still produce too much gibberish for someone to actually enjoy an article written by someone in a language that’s foreign to the reader.

Which puts people like me in a strange predicament: What language should I use for publishing on the internet?

I can only work from my own example here, because I have not heard anyone else complain about the topic so far, but I am sure there must be others that feel the same way. Having studied the language in college and spending some time abroad, I think that I speak and write English well enough for others to understand me and for me to be able to express even slightly complex thoughts in it. Since English is the language understood by most people around the world, the logical conclusion should be to keep my writings in English. This way, I will reach more people, right?

However, my native language is German, and I know that not only can I express myself better in German, I also have a different style in each language. When I write in English, I can also never be absolutely sure that what I am writing sounds “natural” and not like a foreigner who is trying to impress native speakers with his English. (I recall giving one of my essay papers for proofreading to my English flatmate in Edinburgh. He started reading it and then stopped, unnerved. “I don’t know what to say”, he said, “nothing you wrote is actually wrong, but it just doesn’t feel like something a native speaker would write.”)

While I have been writing mostly about films recently, I started this blog while I was still working full-time as a media journalist. And there’s a lot of topics where I just doesn’t make sense to write in English, because they concern the German media landscape or debates going on in the German blogosphere which concerns itself a lot with developments in media and the internet (and not much else).

Okay, you might say, write in German, then. Do what you do best, link to the rest.

Really? But Germany has no real movieblogging scene to speak of. Most of the people blogging about movies in Germany either just review what they last watched, link to the newest trailers or translate news from English movieblogs. Almost no one in Germany just writes about the stuff that interests them in that half-academic, half-nerdy way that is so popular (and often so good) on British and American blogs. Why would I want to alienate these people that I admire and miss the opportunity to enter into a dialogue with them. “Great post, here’s my thoughts on the topic translated into English by Google. Nevermind that most of it doesn’t make any sense this way.”

Right, then. Blog in both English and German, depending on the topic.

That’s what I am doing at the moment. Stuff that concerns only Germany, I write in German. Everything else, I write in English (although sometimes, I wish I could just write it in German because it’s so much less of an effort [told you, I’d be whining]). I’ve also switched my Twitter account to be (almost) exclusively English, because most of the people I follow speak English.

This solution, however, is adequate at best, neither fish nor fowl at its worst. If what you read is true, a personal Internet “brand” is at its strongest when it is at its most recognizable. Bilinguality does not help. If I was a reader of, say, a blog written by a Spaniard, I would regret every post she writes in Spanish, because I don’t understand Spanish. On Twitter, there is some German topics I would really like to write about sometimes, but I would feel silly writing them in English (especially when replying to a German tweet) and I don’t want to “break character” by writing in German.

The only “real” solution, I guess, would be to split my online persona, have an English blog and a German blog, an English Twitter and a German Twitter. But with my output as irregular as it is, I feel it would be very stupid to not put everything in one place. I could also code this blog into parallel sites in English and German, but with only 25 hits a day, I don’t think it would be worth the effort. And it still wouldn’t solve the Twitter problem, because unlike Facebook or Google+, Twitter doesn’t allow you to sort your followers into groups or circles and broadcast only to some of them.

Whichever way you look at it, one thing or another always looks askew. I have no solution. Which is probably why I am so frustrated. If you have a solution, or a comment, please post it in the comments. In any language you choose.