“Zeit Online” schreibt über Satire – und sitzt ihr selber auf

Die Website Lamebook, die lustige und dumme Statusmeldungen von Facebook sammelt und zum Amusement aller anonymisiert weiterverteilt, streitet sich derzeit mit dem Quell seines Humors, Facebook.

Auch “Zeit Online” hat über diesen Vorgang berichtet. Zu großen Teilen schildert der Artikel die heftige Reaktion von Facebook, die das US-Blog “Techcrunch zuvor auch dokumentiert hatte – unter anderem hatte Facebook Postings, die das Wort “Lamebook” enthielten, für längere Zeit gesperrt. Ein Nutzer, der versuchte, einen Link zu “Lamebook” zu posten, erhielt eine nicht zu umgehende Warnmeldung, er würde Spam posten.

An einer anderen Stelle im Artikel jedoch erscheinen die Maßnahmen von Facebook doch etwas arg drakonisch:

Die Blockade ging so weit, dass Facebook sich in die Kommentar-Threads einzelner User einmischte und sie vor der Verwendung des Begriffes warnte – wie Lamebook selbst dokumentiert.

Ein Kevin schrieb in seine Statusmeldungen den Beginn eines sogenannten Knock-Knock-Jokes: “Klopf, klopf.” Eine Natalie ging auf den Gag ein und antwortete: “Wer ist da?” Kevin: “LAME…” Natalie: “Lame wer?” Um sofort eine Antwort von Facebook zu bekommen mit den drohenden Worten: “Hey Kev, wenn ich du wäre, würde ich den Witz nicht beenden.”

(Link im Originalartikel)

Bei näherem Hinsehen werden hier jedoch Zweifel wach. Nicht nur, weil Lamebook selbst nach seinem angeblichen Screenshot ein “Ba-doom chhh!!” hinterherschickt, sondern weil es doch tatsächlich sehr ungewöhnlich wäre, wenn ein großes Unternehmen wie Facebook sich dazu herablassen würde, seinen Nutzern zu drohen, sie dürften einen Knock-Knock-Joke nicht zuende erzählen (zumal die ganze Pointe dieser Witzgattung darin liegt, dass selten das dabei herauskommt, was man zunächst vermutet).

Eine kurze Nachfrage bei “Lamebook” ergibt auch genau das:

[Y]ou are correct in your assumption. The Knock-Knock-Joke post was photoshopped just to make a point … like a political cartoon, if you will.

So kann es gehen. Man berichtet über Satire und fällt am Ende selber rein. Und wenn man dann nicht auf Hinweise reagiert bleibt alles tagelang im Netz stehen.

P. S.: Ich entschuldige mich für die Schadenfreude.

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