Ruhe in Frieden, Loriot. Du wirst mir nicht fehlen.

Gestern habe ich gehört, dass Loriot vorgestern gestorben ist. Ich fand das sehr schade, denn wie viele Menschen meiner Generation bin ich mit Loriots Gesamt-Oeuvre aufgewachsen. Seine Sketche waren immer schon da. Sie waren bereits Kulturgut geworden, eingebrannt in die deutsche Seele und jederzeit zitierfähig. Anders als einige meiner Freunde kann ich, glaube ich, kaum einen Sketch auswendig, gesehen habe ich sie aber immer wieder gerne und ich bin wie viele Nachrufer der Meinung, dass Loriot seinen feinfühlige und doch beißend satirischen Humor auf eine Weise umgesetzt hat, die seitdem keiner mehr erreicht hat.

Nachdem die Nachricht von Loriots Tod durchgesickert war überschlug sich auch mein Newsfeed auf Facebook mit Trauerbekundungen, Zitaten und YouTube-Links. Jedoch: So sehr ich Loriots Werk verehre – echte Trauer wollte sich bei mir nicht einstellen. Trauer in dem Sinn, als dass ich nicht plötzlich das Gefühl hatte, in meinem Leben würde zukünftig etwas fehlen.

In der Meldung von tagesschau.de heißt es im vorletzten Absatz:

Vor ein paar Jahren zog sich Loriot ganz bewusst aus der Öffentlichkeit zurück. “Wenn ich alt und klapprig bin und keinen Gedanken mehr im Kopf habe und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, dann höre ich auf”, sagte er auf die Frage nach seinem Alter und das Aufhören im Beruf.

Selbst vor diesem völligen Rückzug vor rund fünf Jahren war Loriot, eigentlich schon seit Mitte der 90er Jahre, nicht mehr im eigentlichen Sinne “aktiv”. Gelegentlich eröffnete er Ausstellungen und nahm Preise entgegen und war dabei – da bin ich mir sicher – noch immer so charmant und klug wie zuvor. Zu mir drang das schon gar nicht mehr durch – und ich denke, den meisten meiner Zeitgenossen geht es ähnlich. So ist es auch kein Wunder, dass sich alle Nachrufe auf seine Sketche, Filme und Texte konzentrieren und nicht auf sein letztes großes Alterswerk (von dem ich nicht sicher bin, ob es existiert). Loriot war 87. Ich denke es ist, im großen kosmischen Gleichgewicht gesehen, okay, dass er gestorben ist.

Natürlich gilt das nicht für seine Familie und seine Freunde und für jeden anderen, der ihn persönlich kannte. Aber für uns Ottonormal-Kabarettkonsumenten hier unten hat er es doch genau richtig gemacht. Als lebendige, öffentliche Person war er längst verblasst, während sein unsterbliches Werk noch immer genau so strahlt wie damals. Loriot hat mir die letzten 15 Jahre nicht gefehlt, weil sein Vermächtnis wichtiger war als seine Öffentlichkeit. Daher wird er mir auch zukünftig nicht fehlen. Er ist ja immer noch da.

4 thoughts on “Ruhe in Frieden, Loriot. Du wirst mir nicht fehlen.”

  1. Danke.
    Dabei ist es bei mir so, dass ich über 95% seiner Sachen nicht mal wirklich lachen kann…einfach nicht meins.

  2. Die Welle find ich voll okay. Er ist ein Meilenstein der deutschen Komikgeschichte und sein Tod ist ein willkommener Anlass, sich noch einmal mit seinem Werk zu beschäftigen und ihn zu ehren – aber er hat eben seit vielen Jahren schon nichts mehr gemacht und es war auch nichts mehr Neues, brillantes zu erwarten, denke ich. Deswegen wird mir seine Person nicht fehlen, das ist alles.

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