Am 1. Juli verbreitete sich die Nachricht aus Baltimore wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken: Adnan Syed bekommt ein neues Verfahren. Der heute 35-jährige Syed wurde vor 17 Jahren zu lebenslanger Haft wegen des Mordes an seiner Freundin verurteilt. 2014 erfährt die Radioreporterin Sarah Koenig davon, rollt den Fall im Podcast “Serial” wieder auf und schafft damit ein globales Medienphänomen. Über fünf Millionen Menschen, ein bisher ungebrochener Rekord, hören zu, wenn Koenig Woche für Woche neue Fakten präsentiert. Am Ende bleiben erhebliche Zweifel an Syeds Schuld. Und nun, anderthalb Jahre später, haben die Recherchen tatsächlich ein neues Verfahren angestoßen.
Es ist die Hochphase des “Serial”-Booms, im September 2014, als Stephan Beuting am Verteilerkreis in Köln von einem obdachlosen Anhalter angesprochen wird. Er habe Knochenkrebs und sei auf dem Weg nach Zürich, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Beuting hört sich die Geschichte von Heinrich Kurzrock an, gibt ihm etwas Geld, erwartet nicht, ihn wiederzusehen. Doch als er seinem Kollegen Sven Preger von der Begegnung erzählt, stellen die beiden fest, dass Preger Kurzrock ebenfalls begegnet ist, ein Jahr zuvor, mit der gleichen Geschichte.
Es lässt sich aus der Entfernung schlecht sagen, ob “Serial” die direkte Inspiration für “Der Anhalter” war. Aber wenn, dann war sie auf jeden Fall nicht die schlechteste. “Der Anhalter”, der Heinrich Kurzrocks Lebensgeschichte in fünf Teilen erzählt, ist verdammt gutes Radio.
Weiterlesen in “epd medien” 28/2016