Was “Live Escape Room” Games fehlt

Die junge akademische Disziplin der Game Studies teilte sich in ihren Gründungsjahren in zwei Lager auf. Die “Narratologen” entschieden, Spiele als einen Text wie jeden anderen zu betrachten, der mit den erprobten Mitteln der Literaturwissenschaft auf die Geschichte hin analysiert werden kann, die er erzählt. Ein Schachspiel, etwa, erzählt die Geschichte zweier Völker, die gegeneinender Krieg führen.

Gegen diese Sichtweise rebellierte die Schule der “Ludologen” (von lat. “ludos”, Spiel). Ihrer Ansicht nach muss man zur Analyse von Spielen ein neues Instrumentarium anlegen, das sich rein auf die spielerischen Aspekte wie Regeln und ihre Anwendung bezieht. Spiele sind nach Ansicht der Ludologen “Simulationen”, in denen Sinn von den Spielern und nicht von einem Autor erzeugt wird. Die Geschichte ist höchstens Beiwerk, Ausschmückung der Spielprinzipien.

Hauptdarsteller sein

Die junge Freizeitgestaltung der “Escape Room”-Spiele hat sich in seiner Vermarktung für das Lager der Narratologen entschieden. Als ich vor zwei Wochen angeschrieben und gefragt wurde, ob ich als Blogger Lust hätte, einen neuen Escape Room-Anbieter namens Claustrophobia in Berlin zu testen, wurde mir angekündigt, ich könnte dort “selbst die Hauptrolle in einer filmreifen Kulisse” spielen. Und auch auf der Website heißt es: “Warum also Filme nur anschauen, wenn Du der Hauptdarsteller sein kannst?” und “Du schreibst eine einzigartige Geschichte”.

Und tatsächlich sind die “Live Escape Rooms” bei Claustrophobia mit einem gewissen narrativen Anstrich versehen. Der von mir ausgewählte “Quest” namens “Schutzraum 13” spielt in einer apokalyptischen Zukunft des Jahres 2077. Die Welt ist atomar verseucht, meine drei Begleiter_innen und ich gehören zu den letzten Überlebenden, die unter der Erde Schutz gesucht haben. Doch nun ist die Zeit gekommen: Wir wollen mal wieder an die Oberfläche, um zu gucken, ob die Sonne scheint, wie unsere Game Masterin Marina erklärt. Dafür haben wir 60 Minuten Zeit und müssen uns durch eine Reihe von Puzzles quizzen. Wir können im Escape Room alles machen, manipulieren und anwenden – außer all den Dingen, die wir nicht machen können, wie wir ebenfalls erklärt bekommen.

Liebe in der Gestaltung

Die Tür fällt ins Schloss und los geht’s. Als erstes fällt auf, wie viel Liebe in die Gestaltung des Raums geflossen ist. Von der atmosphärischen Beleuchtung, über das geschickte Verstecken von nicht zur Spielwelt gehörenden Elementen bis zum stimmigen Gesamtdesign aller Requisiten und Bauten. Schon nach kurzer Zeit fühlt man sich wirklich wie in einem postapokalyptischen Bunker, komplett mit “Nuclear Cola” und allem.

Nachdem wir zehn bis 15 Minuten unsere Umgebung erkundet, diverse Gegenstände gefunden und mehrfach über die Laustsprecheranlage ermahnt wurden, dass wir bitte das ein oder andere Ding in Ruhe lassen sollen, scheinen wir unserem Ziel, die erste Tür zu öffnen, noch nicht wirklich näher gekommen. Also holen wir uns nach etwas Debatte zähneknirschend über einen Klingelknopf einen Hinweis von unserer Game Masterin. Der ist so einleuchtend, das wir alle ein bisschen aufstöhnen. Die gleiche Situation ereilt uns rund 15 Minuten später wieder. Wir kommen nicht weiter und der rettende Hinweis erscheint unfassbar banal. Am Ende schaffen wir es ganz knapp, die letzte Tür zu öffnen, nicht ohne Marina zwei weiter Male um Hilfe zu bitten. Die Erleichterung, als das Rolltor in die Höhe fährt und Tageslicht erkennen lässt, ist echt. Mein Frust aber ist es auch.

Escape Rooms als LARPs?

Ich habe mit 16 Jahren angefangen, Liverollenspiele (LARPs) zu spielen und habe sie auch schon selbst geplant und geleitet. Ich bin kein Hardcore-Larper, der im Sommer jedes Wochenende woanders sein Latex-Breitschwert auspackt, sondern spiele vor allem mit einer kleinen Gruppe von Freunden einmal im Jahr in wechselnden Settings. Nach der Spielertypologie von Robin D. Laws bin ich ganz klar ein “Storyteller”. An LARPs, die ja auch häufig als eine Reihe von zu lösenden Aufgaben auftreten, begeistert es mich, Teil einer vielleicht sogar transmedial erzählten Geschichte zu sein. Dafür bin ich, genau wie Laws beschreibt, oft auch schnell bereit, meinen gewählten Charakter etwas zu vernachlässigen und bin “quick to compromise if it moves the story forward”. Ideale Voraussetzungen für ein Escape Game, dachte ich.

Aber Escape Rooms sind keine LARPs – und deswegen ist es auch egal, welcher Spielertyp man ist. Sie folgen trotz ihren narratologischen Marketings knallhart ludologischen Prinzipien. Es mag schön aussehen, dass nukleare Cola in einem verbeulten Verkaufsautomaten steht, für das Gewinnen des Spiels ist es aber völlig irrelevant. Auch kreatives und originelles Denken wird, anders als in einem LARP mit guter Spielleitung, nicht belohnt. Obwohl das Setting mit seiner Bewegungsfreiheit und Atmosphäre eine alternative Realität suggeriert, ist es in Wirklichkeit ein Spiel mit sehr engen Regeln.

Point and Click

Der beste Vergleich sind die Point-and-Click-Adventures, die in den 80er und 90er Jahren ihre Blütezeit hatten. Zumindest in unserem Escape Room folgte das Spiel einem klaren Prinzip. Finde Objekt A, benutze Objekt A mit Objekt B, um Objekt C zu erhalten, wende Objekt C an Objekt D an, um Zugang zu Objekt E zu bekommen. Um dieses Prinzip am effektivsten anzuwenden, sind Atmosphäre und suggerierter Hintergrund sogar eher hinderlich, denn je nüchterner man die Objekte als Mittel zum Zweck betrachtet und je weniger man versucht, vom Setting auf die Problemlösungen zu schließen, umso schneller kommt man voran. Genau wie in Point-and-Click-Adventures ist der eigentliche Pfad durch das atmosphärische Dickicht ein sehr schmaler – als Spieler_in kann man eben doch nur auf die Punkte im Bild klicken, bei denen der Mauszeiger seine Farbe verändert. Denn Sinn erschafft man selbst. Der Autor hat nur die Regeln festgelegt, nicht die Geschichte.

Wenn ich das nächste Mal ein Escape Room Game spiele, und das werde ich mit Sicherheit, denn es hat trotz allem Frust auch wirklich Spaß gemacht, werde ich das im Hinterkopf behalten. Vielleicht könnte mir das Spiel aber auch etwas entgegen kommen, indem es seine Rätsel etwas mehr durch die anfangs suggerierte Story motiviert. Wenn wir seit der nuklearen Apokalypse in diesem Schutzraum sind, warum kennen wir ihn nicht besser? Wer hat uns diese Schnitzeljagd hinterlassen? Warum wurde sie so schwierig gemacht? Gibt es einen Gegner? Zeigt uns irgendwas an diesen Pflanzen, dass es sicher ist, an die Oberfläche zu gehen? Und vor allem: was kann die Kenntnis dieser Geschichte dazu beitragen, die Rätsel zu lösen? Das wären Fragen, die ich am liebsten beantworten können würde, während ich spiele.

Claustrophobia Berlin befindet sich im 3. Stock des Alexa-Einkaufszentrums am Alexanderplatz. Neben dem Schutzraum-Szenario gibt es noch ein zweites, bei dem die Spieler_innen ein Kunstwerk aus einem Museum stehlen müssen. Ein 60-minütiges Spiel für bis zu vier Personen kostet je nach Wochentag und Uhrzeit 80 oder 100 Euro, unabhängig von der Anzahl der Spieler_innen.

Offenlegung: Weil ich eingeladen wurde, musste ich mein Spiel nicht bezahlen. Darüber hinaus habe ich, soweit ich das beurteilen konnte, keine Sonderbehandlung bekommen. Mir wurden keinerlei Vorgaben darüber gemacht, was ich schreiben soll. Weil es leider die erste wirklich gute Erfahrung mit Blogger Relations war, die ich bisher gemacht habe, möchte ich gerne die Firma Schlösser PR, die mich ursprünglich kontaktierte, positiv erwähnen.

Real Virtualinks 15/16

Plastic Surgery With a Mouse Click

Selbst VFX-Aficionados wie ich machen sich oft gar keine Vorstellung davon, wie viel Manipulation heute in jedem einzelnen Bild steckt. Photoshop ist längst zu Filmshop geworden. Logan Hill macht in seinem Artikel einmal Rundumschlag.

The seismic shift in the world of film festivals

Das finde ich spannend: die kleinen technischen Entwicklungen, die irgendwann eine ganze Branche umkrempeln. Stephen Follows schreibt über den Aufstieg (und möglichen Fall) von Withoutabox, mit der man Filme online für Filmfestivals einreichen kann.

Filmarchivierung: Das Arche-Noah-Prinzip

Wieviel ist Film auf Zelluloid noch wert? Ist er gar UNESCO-Kulturerbe-würdig? Zusammenfassung der aktuellen Diskussion von Gerhard Midding.

News-Flash der Woche #38

Seit ich Katrin Doerksens wöchentlichen News-Flash entdeckt habe, bin ich bei anstehenden Filmprojekten, ihren Casts und Crews immer auf dem Laufenden und darf mich außerdem jede Woche über Katrins trockene Kommentare dazu freuen. Kann ich nur empfehlen.

#älterwerden

Für die Blogaktion von Frau Quadratmeter habe ich im “Realvirtualex”-Tumblr einen kleinen Text über den Unterschied zwischen 25 und 33 geschrieben.

Die beiden englischen Links stammen ihrerseits bereits aus einem Link-Aggregator, den “Daily Reads” von “Criticwire“. Das kann ja so nicht weitergehen. Schickt mir andere gute Texte, die ihr lest, an links@realvirtuality.info.

Wie uns das Kino auf Virtual Reality vorbereitet

Das Jahr 2016 wird, wenn man den Technopropheten glauben schenkt, das Durchbruchsjahr für Virtual Reality (VR). Nicht nur das sagenumwobene Headset Oculus Rift – mit einer Kickstarter-Kampagne finanziert und später von Facebook für Milliarden gekauft – erreicht dieses Frühjahr endlich den Endkundenmarkt, auch andere Hersteller wie Samsung und HTC bieten mittlerweile Konkurrenzprodukte an. Und obwohl es nach wie vor besonders Gamer_innen sind, die sich nach den Zockmöglichkeiten mit VR-Brille die knubbeligen Finger lecken, steht auch der Filmbranche eine Veränderung bevor. VR könnte sich als Medium etablieren, eine ganz neue Art von Film zu erleben.

Haben Sie das gehört? Das war das Geräusch von Millionen von Kulturskeptiker_innen, die gleichzeitig eine Augenbraue hochzogen. Wann immer jemand etwas ganz Neues ankündigt, gehen sie davon aus, dass dieser jemand unrecht hat. Und manchmal haben sie sogar recht. Im Fall von VR könnte man jedenfalls problemlos behaupten, dass alles, was es dort zu sehen und erleben geben wird, vom traditionellen Kino bereits vorgelebt wurde.

Ein Beispiel: Im Jahr 1983 erblindete der Theologe John Hull nach Jahren stetig nachlassender Sehfähigkeit vollständig. Um mit dieser Veränderung umzugehen, nahm Hull seine Erfahrungen auf Audiokassette auf. Aus dem faszinierenden Dokument haben die Filmemacher Peter Middleton und James Spinney nicht nur einen Kurzfilm und dann einen Spielfilm namens Notes on Blindness gemacht, sondern auch eine Experience für VR-Headsets.

Weiterlesen bei kino-zeit.de

Real Virtualinks 14/16

Warum Indiana Jones 4 zu Unrecht gehasst wird

Rajko Burchardt spricht in seinem Text nur zufällig über Indiana Jones. Eigentlich geht es um die zentrale Frage langlebiger Marken: Sollen sie sich weiterentwickeln, Neues ausprobieren? Oder sollen sie immer wieder das gleiche machen, am besten während sie eine Illusion von Veränderung aufrecht erhalten? Gibt es überhaupt einen Mittelweg?

Heldinnen und Ihre Wunden

Rochus Wolff hat bei kino-zeit über Mädchenfiguren geschrieben und darüber, wie besonders es eigentlich ist, dass die Hauptfigur von Zoomania/Zootopia kein Trauma hat.

The Unbearable Sadness Of Ben Affleck

Ich habe ja immer keine Ahnung, ob Schauspieler gut oder schlecht “schauspielern”, deswegen interessiert mich viel mehr, wie diese mit ihrem öffentlichen und Rollen-Image hadern. Anne Helen Petersen nimmt bei “Buzzfeed” das Sad Affleck-Meme als Ausgangspunkt, um Afflecks wiederholte öffentliche Scham, Klassen-Selbstdarstellung und Unzufriedenheit mit der eigenen Wahrnehmung Revue passieren zu lassen. Sehr gut beobachtet! (via wirres.net)

Trumbo

Mini-Kritik auf “Letterboxd”.

Wann kommt der Point-of-View-Shot im großen Stil zurück ins Kino?

I called it! Vor drei Jahren habe ich mich gefragt, ob die zunehmende Verbreitung von GoPros irgendwann wieder zu mehr POV-Sequenzen im Kino führen wird. Und in zwei Wochen startet Hardcore Henry.

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Die Geschichte des V – Warum wir Helden gegeneinander antreten lassen

© Warner Bros.

Als Batz das Zitat twitterte, konnte ich es kaum glauben: David Goyer hat 2005 in der “L.A. Times” gesagt: “‘Batman Vs. Superman’ is where you go when you admit to yourself that you’ve exhausted all possibilities.” Heute, elf Jahre später, steht er als Koautor auf dem Plakat von Batman v Superman: Dawn of Justice.

Das Zitat stammt natürlich aus einer Zeit als der moderne Superheldenfilm noch am Anfang stand. Damals gab es noch kein Marvel Cinematic Universe, keinen Avengers-Film, keine zwei einander treffenden X-Men-Generationen in Days of Future Past. Das Superheldenkino hatte noch nicht angefangen, die Erzählmechanismen von Comics für sich zu apropriieren. Ist an Goyers Satz trotzdem etwas dran? Immerhin ist “Batman vs. Superman” ja doch ein bisschen was anderes als die Superhelden-Teams, die wir inzwischen aus Marvelfilmen kennen, und die wir mit Suicide Squad und Justice League bald auch von DC bekommen werden. Hier tun sich – zumindest laut Titel – nicht zwei Helden zusammen, um gemeinsam einen Big Bad zu bekämpfen, sondern sie treten gegeneinander an.

A Bit of Circus Hoopla

“It’s somewhat of an admission that this franchise is on its last gasp”, sagt Goyer in dem “L.A. Times”-Artikel weiter – und tatsächlich scheint das eine populäre Meinung zu sein. Filme mit einer Konfrontation zweier bekannter Charaktere im Titel sind der letzte Strohhalm, wenn einem nichts Besseres mehr einfällt. Auch Tim Robey vertritt diese Ansicht im “Telegraph”: “Traditionally, these face-offs are devised when both brands are at something of a low ebb, and need a bit of circus hoopla drummed up to get bums back on seats.”

Als Beispiele führt Robey die gesamte Filmgeschichte an. Von den ersten “Meets” Filmen aus dem Hause Warner Bros., die ihre Horror-Ikonen gegeneinander antreten ließen (Frankenstein Meets the Wolfman) über King Kongs diverse Gegner in den 60er Jahren bis zu moderneren Hahnenkämpfen wie Alien vs Predator oder Freddy vs Jason. Die Kraft der zwei Franchises wird beschworen, wenn eine alleine nicht mehr trägt. Das neueste Beispiel heißt The Ring vs. The Grudge.

Ultimate Showdown of Ultimate Destiny

Aus rein wirtschaftlicher Sicht also alles klar. Aber man muss sich nur mal umsehen, um festzustellen, dass Geldüberlegungen auf keinen Fall der einzige Grund dafür sind, dass es Filme mit “Vs” im Titel gibt. Die Nerdkultur ist voll mit Debatten darüber, wer in einem hypothetischen Kampf gewinnen würde. Und nicht nur die Fantasy-SciFi-Nerdkultur. Der YouTube-Kanal Epic Rap Battles of History hat das Konzept mit dem Battle-Rap-Element der Hip-Hop-Kultur kombiniert. Der Film Rocky Balboa beginnt damit, dass Sportkommentatoren einen Computer einen ebensolchen hypothetischen Kampf simulieren lassen, was vor allem in der US-Sportwelt heutzutage ständig passiert. Ultimate Showdowns of Ultimate Destiny sind überall.

Der Ursprung liegt natürlich im Fandom, und deswegen ist es auch kein Wunder, dass Sport neben Nerdkultur das zweite große Spielfeld für Vs-Kämpfe ist. Schon im sprichwörtlichen Sandkasten haben wir als Kinder unsere Actionfiguren gegeneinander gehauen oder mit Quartett-Karten Autos und andere Dinge verglichen. Wer ein “echter” Fan ist, entscheidet sich aber irgendwann für einen Verein oder für eine Figur und verteidigt deren Ehre bis aufs Blut. “Superman ist besser!” – “Batman ist besser!” – “Anscheinend gibt es nur einen Weg, herauszufinden, wer recht hat.” Und schon haben wir einen Vs.-Film.

Hinzu kommt, davon bin ich noch immer fest überzeugt, unsere Sehnsucht nach einem alles verbindenden fiktionalen Universum. Eigentlich kann Superman Batman nicht treffen, weil beide in unterschiedlichen Comicreihen zu Hause sind. Aber wäre es nicht cool, wenn sie sich treffen könnten? Dann könnten sie auch gegeneinander kämpfen … und schwupps haben wir Crossovers und fiktionale Universen.

Der salomonische Kanon

Das wichtigste Element des letzten Punktes ist die Verbindlichkeit. Schafft der Verlag, das Filmstudio, der TV-Sender den Crossover selbst, dann ist das Ergebnis des Kampfes mehr als nur eine hypothetische Nummernspielerei oder eine epische Fanfiction. Es ist Kanon, mit offiziellem Siegel: So würde der Kampf ausgehen. Für fanatische Anhänger gibt es nichts, was vermeintlich befriedigender ist, in letzter Instanz aber immer zu Frust führen muss.

Denn natürlich, und das ist das letzte interessante Element, wird sich niemals eine offizielle Stelle dazu bringen, einen Vs-Kampf endgültig zu entscheiden. Die Mächte des Kanons wären schön blöd, wenn sie eins der beiden miteinander konfrontierten Franchises erst durch eine endgültige Niederlage beleidigen und dann durch Nicht-Fortsetzung verlieren würden. Und deshalb gehen titanische Vs-Kämpfe am Ende immer zu einem gewissen Grad unentschieden aus. (Es folgen Spoiler bis zum Ende des Absatzes) Der Kampf zwischen Godzilla und King Kong wird von einem plötzlichen Erdbeben unterbrochen und Godzilla stürzt zwar ins Meer, aber tot ist er nicht (wie dutzende Fortsetzungen beweisen). Jason hat Freddy den Kopf abgeschlagen, dieser zwinkert aber noch. Die Predators gewinnen den Kampf, aber einer von ihnen ist der nächste Wirt für eine neue Alien-Generation. Thors Hammer trifft Captain Americas Schild, aber beide werden zurückgeschleudert. Und so weiter und so weiter.

Das ist alles sehr salomonisch und es scheint die einzige Art zu sein, diese Konflikte, nach denen nicht nur geldgierige Studioheinis sich sehnen, auszufechten. Am Ende wollen wir nämlich gar nicht wissen, wer gewinnt. Wir wollen nur den Kampf sehen. Und wir wollen die Option, ihn jederzeit zu wiederholen.

Danke an Denis Krick und Jörg Buttgereit für die Vorgespräche.

Real Virtualinks 13/16

Distributing ‘Daredevil’: The Technology Behind Netflix’s Latest Global TV Show Launch

Immer wieder spannend, mal ganz neue Aspekte bekannter Phänomene kennenzulernen. Wie umfangreich und flexibel Netflix den Launch neuer Serien betreut, mit A/B-Tests, lokalen Serverspiegelungen und Co., zeigt, wie datengetrieben das Unternehmen arbeitet.

5 Tricks You Learn Finding Background Locations For Movies

Ich habe ja Breaking Bad noch nicht gesehen, aber dieser Artikel von Alex Gianopoulos über die Kunst der Location-Suche, deren Umfunktionierung für Dreharbeiten und die kleinen Anekdoten, die man dabei erlebt, hat mich trotzdem begeistert.

It’s time to take a serious look at Zack Snyder

Der Anblick, wie überall auf meinem Twitter-Feed und sonstwo die zerstörenden Kritiken für Batman v Superman einlaufen, erfüllt mich mit größtmöglicher Vorfreude auf einen Film, der mit Sicherheit eine wunderschöne Havarie titanischen Ausmaßes ist. David Jenkins von “Little White Lies” bringt in seinem Artikel vielleicht am besten diese Liebe-Hass-Beziehung zu Zack Snyder auf den Punkt. (Ein weiteres Zack-Snyder-Thinkpiece gibts beim “Telegraph“, meins aus Zeiten von Sucker Punch findet man in diesem Blog.)

Aspekte von VR

Ich habe mein erstes Virtual Reality Filmfestival besucht und ein paar allgemeine Betrachtungen für das “Techniktagebuch” aufgeschrieben. Unbedingt auch den Beitrag von Kathrin Passig lesen, die mit mir dort war.

Meine Eltern, ihr Fernseher und ich

Und noch einmal “Techniktagebuch” – wie ich als Kind meine Eltern überlistete, um heimlich fern zu sehen.

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Real Virtualinks 12/16

Unbreakable Kimmy Schmidt – Season 2-Trailer ?

Wie Verbreitungskanäle Filmwerbung verändern, zeigt sich an den zwei unterschiedlichen Trailern für Staffel 2 von “Unbreakable Kimmy Schmidt”. Neben dem altbekannten Schnittrhytmus für YouTube, gibt es auch eine Facebook-Version, die in Listicle-Form mit Texteinblendungen arbeitet, damit das Video auch im Vorbeiscrollen auf dem Smartphone Aufmerksamkeit erheischt. Ist einer der beiden Trailer besser? Schwer zu sagen.

Cine Serie – BiTS S03E28

Matthias O. hat mir diese erste offizielle Real Virtualinks-Einreichung geschickt, die einmal ganz fluffig zusammenfasst, dass die Verschmelzung von Kino und Fernsehen nun wahrlich nichts Neues ist. Neidisch wurde ich aber vor allem auf die gesamte Machart des Formats “BiTS”, das ich noch nicht kannte. Als jemand, der selbst mal mitgeholfen hat, ein Kinomagazin ins Fernsehen zu bringen, bekam ich hier ganz feuchte Augen bezüglich der Freiheit, mit Ausschnitten umzugehen, Internet-Memes einzubauen und grundsätzlich modernes Fernsehen über Kino zu machen. Zeigt wieder mal: ARTE kann alles, was bei 3sat undenkbar wäre. Unbedingt bis zum Ende gucken für einen besonderen Moment of Zen.

A Hobbit is chubby, but is he pleasingly plump?

Kristin Thompson mit einem finalen Blogpost zur Hobbit-Trilogie und der Extended Edition von Battle of the Five Armies. Man kann aus jeder Zeile die Enttäuschung darüber herauslesen, dass eine Reise, die vor vielen Jahren mit Lord of the Rings anfing, so lauwarm enden musste. Aber gleichzeitig kann man sich auf ihre analytischen Fähigkeiten verlassen, wenn sie einige schöne Kompositionen und Ideen hervorhebt.

“Deadpool” Visual Effects Breakdown

Wie dreht man einen modernen Superhelden-Blockbuster für 58 Millionen Dollar? Man spart sich das Geld für teure Action-Dreharbeiten und stampft einfach alles aus dem Computer. Ich weiß nicht, ob ich das bewundernswert oder traurig finden soll. Beim Ansehen ist es mir in diesem Maß jedenfalls nicht aufgefallen.

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Content is King – Erfolgreiches Content Marketing für Kinofilme

Die größte Lektion, die er in der Herstellung seines ersten Films The Primary Instinct gelernt habe, sei, wie unfassbar schwierig es sei, Menschen dazu zu bekommen, den eigenen Film zu sehen, sagt David Chen in einem Interview. “Unsere Wettbewerber sind heutzutage nicht mehr nur andere Filme, sondern all die kostenlose Unterhaltung, die es im Internet gibt.” Chen muss es wissen. Er produziert selbst einen Teil davon, dreht YouTube-Videos und nimmt diverse recht erfolgreiche Podcasts auf. Im Hauptberuf war er allerdings bis vor kurzem auch noch in der Marketing-Abteilung von Microsoft tätig. So kam er auf die Idee, für The Primary Instinct kreatives “Content Marketing” zu verwenden.

Jeder Mensch, der diese Kolumne liest und in seinem Beruf nur entfernt etwas mit Marketing und PR zu tun hat, dürfte gerade aufgestöhnt haben. “Content Marketing” ist der Begriff, mit dem in Werbekreisen zurzeit so inflationär um sich geworfen wird wie mit Maskottchenpuppen nach Ende einer Fußball-WM. Kein Wunder, denn der Gedanke dahinter ist clever: Diejenigen, die den Film vermarkten wollen, schaffen Inhalte, die für sich gesehen interessant sind und deswegen ein Publikum finden, aber gleichzeitig indirekt für ein anderes Produkt, also den Film, werben. In Chens Fall bedeutet das zum Beispiel, den Schauspieler Stephen Tobolowsky, dessen Storytelling-Bühnenshow der Hauptinhalt von The Primary Instinct ist, andere Geschichten erzählen zu lassen, und diese über verschiedene Kanäle zu verbreiten. Man müsse sich überlegen, was andere Medien ihren Konsumenten normalerweise gerne anbieten, sagt Chen, und dann versuchen, dem in die Arme zu spielen.

Weiterlesen auf “kino-zeit.de” …

Real Virtualinks 11/16

Etwas mickrige Ausgabe. Ich bin zu wenig gekommen diese Woche und im Kino war ich auch nicht.

Red was beautiful

Zum Start von Trumbo diese Woche hat der österreichische Filmjournalist Michael Omasta einen guten Überblicksartikel über die Blacklist und den Aufstieg des Kommunismus in Hollywood geschrieben.

Vom Aufschaukeln und Zweifeln

Alle machen sie jetzt Podcasts, also warum nicht auch Stefan Niggemeier und Sascha Lobo. Das Ergebnis als Gespräch zu bezeichnen wäre etwas übertrieben, eigentlich interviewt Niggemeier Lobo eher, aber zuhören lohnt sich trotzdem (wenn man mit Sascha Lobo irgendwie was anfangen kann) und die Tonqualität wird in Zukunft sicher auch noch besser.

A Brief History of Zack Snyder Defending the End of Man of Steel

Der Anlass mag ja ein alberner sein, aber ich finde es großartig, wie Katharine Trendacosta hier in den Archiven wühlt und nachverfolgt, wie sich Zack Snyders Verteidigung einer umstrittenen Entscheidung immer mehr in Richtung Defensive und Arroganz entwickelt – fast wie bei einem Politiker, der mit vergangenen Äußerungen konfrontiert wird.

Why Deadpool in X-Men Origins: Wolverine is Actually Way Better Than The 2016 Deadpool

Die Argumentation hat sogar mich überrascht. Ziemlich prägnant.

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Real Virtualinks 10/16

Was würde Loki tun?

Jeder, der sagt, dass das Marvel Cinematic Universe außer Loki keine guten Bösewichter hervorgebracht hat, hat recht. Wie Loki und sein Darsteller Tom Hiddleston über den Kanon hinaus zu Symbolfiguren für Queerness in der Superheldenwelt wurden, hat Sabine Horst von “epd Film” jetzt für das “10 nach 8”-Blog von “Zeit Online” beleuchtet.

The Revenant Horse Sleeping Bag for Kids

Um seinen Oscar zu bekommen hat Leo sicher jede Nacht in seinem offiziellen The Revenant-Schlafsack geschlafen.

The Mind-Blowing Special Effects Used On ‘Carol’

Unglaublich wunderbares Parodie-VFX-Breakdown-Video von “Funny Or Die”, das perfekt sowohl die inzwischen etablierten Stilmittel dieses ganz speziellen Genres und die inzwischen fast “gewöhnlich” gewordenen Methoden moderner VFX auf die Schippe nimmt.

Paranoia: Ein (Bild-)Gedicht

Wegen solcher Kleinode schätze ich “Jugend ohne Film”. Sehr schön komponiertes Ganzes, das den Geist des Titels perfekt einfängt.

Unpacking the traveler: Authority and expertise in Lonely Planet and Parts Unknown

Ich habe immer schon ein wenig ganz persönliche Skepsis gegenüber den Narrativen gehabt, die im Reisejournalismus so gestaltet werden. In ihrem Artikel legt Stefanie Demetriades im Blog von Henry Jenkins recht gut dar, wo die Probleme liegen und welche medialen Auswege es vielleicht gibt.