Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Wie man sein Franchise am Leben erhält

Grundsätzlich habe ich ja das Gefühl, dass die Nuller Jahre für Hollywood eine der klassischsten Dekaden seit den Fünfzigern waren. Ähnlich wie in der Zeit etwa von 1945 bis 1955 befanden sich die USA in den Jahren von 2001 bis 2009 in den Nachwehen eines Angriffs auf ihr Land und ließen in der entstandenen restaurativen Stimmung vieles von dem hinter sich, was noch einige Jahre zuvor die Kunst aufgerüttelt hatte: Die Moderne in den Zwanzigern und Dreißigern und die Postmoderne in den Achtzigern und Neunzigern.

Man kann diese Parallelen nicht endlos weit ziehen, aber eine gewisse Zyklischkeit gehört zur Kunst dazu und nachdem die Neunziger im US-Kino definitiv eine der verspieltesten und selbstreferenziellsten Zeiten seit der Emanzipation des Kinos im New Hollywood waren, mit Quentin Tarantino als prominentestem Vertreter, kehrte in den Noughties wieder eine gewisse Rückbesinnung auf die Grundsätze des klassischen Hollywood ins Kino zurück (man denke nur an die schon erwähnten Musicals und Abenteuerfilme und das erneute Sterben des Independent-Kinos).

In gewisser Weise ist auch die starke Position von Franchises, und damit des Verlassens auf “sichere” Werte, ein Zeichen dieser Post-Postmoderne. Die Noughties waren eine Dekade von Sequels, Prequels und Threequels, sogar in nachgeschobenen Fortsetzungen eigentlich abgeschlossener Zyklen, beispielsweise bei Die Hard, Indiana Jones, Rocky und Rambo. Ich kann nicht anders, als mich bei diesem Festklammern an bereits etablierten Charakteren und Settings auch an die Fließband-Produktion von B-Movies im Goldenen Hollywood-Zeitalter erinnert zu fühlen, wie es sie auch in den Saturday Matinee Serials wie Flash Gordon und den Filmen um Andy Hardy gab – nur diesmal als A-Produktionen mit großem Budget und riesiger Marketing-Maschine.

Eine besondere Spielart dieses Booms von Franchises war in den Noughties der Reboot, auch keine neue Idee, aber eine neue Bezeichnung für die Neuauflage beliebter Marken der Vergangenheit – die sich allerdings vom einfachen Remake dadurch unterscheidet, dass sie nicht einfach nur einen bekannten Stoff neu verfilmt, sondern ein über mehrere Filme hinweg erschaffenes Universum quasi “auf Null” setzt. Die Reboot-Serie in den Noughties war nach meiner Ansicht ein Zeichen dafür, das Hollywood abgeschlossen hatte mit den all zu selbstreferenziell und überladenen Versionen seiner Helden, die sich in den Neunzigern entwickelt hatte. Es herrschte (und das ist eben jenes post-postmoderne Element) ein neues Verlangen danach, diese Helden wieder an ihre Anfänge und Wurzeln zurückzuführen und sie im neuen Zeitgeist neu zu erfinden.

Drei der prominentesten Beispiele dieser Entwicklung sind Batman in Christopher Nolans Filmen, James Bond mit Daniel Craig und der jüngste Star Trek-Film von J. J. Abrams. Sie alle machen aus ihren Helden neue, weniger abgegriffene Versionen für eine neue Generation, die dann die Serie erfolgreich weiterführen können. Weitere Reboots dieser Spielart fanden mit unterschiedlichem Erfolg zum Beispiel bei Spider-Man (der jetzt schon wieder rebootet werden soll), Superman und The Incredible Hulk (nur fünf Jahre nach dem letzten Film) statt, hinzu kamen außerdem etliche Remakes von klassischen Filmen, wie es sie immer schon gegeben hatte, auch im klassischen Hollywood mit der Neuauflage von Stummfilmklassikern und dann wiederum zum Beispiel zwischen 1975 und 1985 mit Filmen wie King Kong, Superman und Scarface.

Man kann Remakes und Reboots und ihre entfernten Cousins die Prequels (Star Wars, X-Men: Origins, Hannibal Rising) nicht komplett in einen Sack werfen, aber sie haben bestimmte Berührungspunkte. Hinter allen steckt (mal mehr, mal weniger) der Gedanke, dass man auf eine etablierte Marke zurückgreift, die Einnahmen garantieren soll, und hinter allen steckt (mal mehr, mal weniger) der Gedanke, alte Konzepte zu aktualisieren.

Wem diese Oberflächliche Schlussfolgerung nicht genügt, dem sei gesagt, dass ich das Thema schon einmal recht ausführlich für epd Film behandelt habe und anschließend noch einmal dazu gebloggt habe. In beiden Artikeln finden sich tiefergehende Betrachtungen zu einzelnen Filmen und zum Verwandschaftsgrad der einzelnen Spielarten.

Fest steht jedenfalls: ein Ende der Neuverwurstung ist vorerst nicht abzusehen: 2010 stehen Aktualisierungen von Karate Kid, Clash of the Titans und dem A-Team bevor, weitere Projekte sind mit Sicherheit in Planung. Solange die Re-Etablierung bekannter Assets klingelnde Kinokassen verspricht, wird Hollywood mit dem Prinzip nicht aufhören. Sobald sich jedoch das Independent-KIno wieder etwas erholt hat und bereit ist, wieder in den Mainstream hereinzudringen, rechne ich auch wieder mit einem Rückgang des Trends.

Dieser Beitrag ist Teil 19 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme (Zweite Staffel)

Wird Avatar beim zweiten Sehen besser?

Lang, lang ist es her, dass ich für einen Film zweimal (bezahlt) ins Kino gegangen bin.* Avatar war es mir aber wert. Erstens weil ich den Film noch einmal sehen wollte ohne vom 3D-Effekt so überrollt zu werden, dass der Rest des Films ein wenig verblasst, zweitens weil ich den Film das erste Mal am Startwochenende gesehen hatte und ihn noch einmal nach dem Hype, dem Erfolg an den Kassen und dem Golden Globe-Gewinn begutachten wollte. Ich wollte sehen, ob er einem zweiten Blick standhält.

Interessanterweise tut er es, was ein deutliches Zeichen dafür ist, dass James Cameron in der Tat saubere Arbeit geleistet hat. Der Film ist nach dem Lehrbuch aufgebaut und zieht einen, nachdem man den etwas plumpen hard-boiled-voiceover-Einstieg überstanden hat, mit seinen klar strukturierten Szenen (mir ist aufgefallen, wie viele Schwarzblenden der Film hat) und Charakteren, die sich wie auf einem Schachbrett bewegen, direkt in die Story hinein. Spätestens nach zwanzig Minuten ist man auf Pandora angekommen, denkt kaum noch über 3D und über Computeranimation nach und nach anderthalb Stunden beginnt man, sich auf das große Actionspektakel am Ende zu freuen – und wird schließlich auch belohnt.

Auch seine anderen Stärken behält der Film bei: Den Aspekt von Avatar, der am deutlichsten ein klassisches Science-Fiction-Thema ist – die ethische und emotionale Seite des “Lebens” in einem fremden Körper – wird meistens eher ausgeblendet, dafür aber an einigen Schlüsselstellen in den Vordergrund gerückt: Zu Beginn von Jakes Trainingssequenz, wenn er kommentiert dass das Wirklichkeit-Traum-Verhältnis auf dem Kopf steht, am “Morgen danach”, als Neytiri Jake nicht aufwecken kann, weil er eben nicht in seinem Körper steckt, sowie kurz darauf, als er seine Rede nicht halten kann, weil Quaritch ihm den Saft abdreht – und schließlich kurz vor Schluss des Films in dem beeindruckenden Bild, als die drei Meter große Neytiri zum ersten Mal Jakes wahren Körper in ihrer Hand hält. Durch diese punktuelle Betonung des Avatar-Konflikts ruft der Film seinen eigentlich interessantesten Aspekt (der dem Film immerhin seinen Namen gibt) immer wieder gezielt ins Gedächtnis zurück – und mit der Auflösung des Konflikts endet der Film ja schließlich auch.

Beim zweiten Ansehen kann sich der Zuschauer auch noch deutlicher daran ergötzen, wieviel Detailüberlegung in die Entwicklung von Pandora geflossen ist, in das exotische aber in sich schlüssige Design von Kreaturen und Pflanzen und in die absolut hundertprozentige Glaubwürdigkeit der Charakterbewegung in dieser Welt. Überhaupt die Charakterbewegung: Es ist beeindruckend, wie gut das Performance Capturing beispielsweise die schwerfälligen Bewegungen von Grace und Norm – und anfangs auch von Jake – einfängt, in denen man so eindeutig die Menschen hinter den Na’vi erkennen kann. Schaut man sich zum Vergleich Zemeckis’ fast zeitgleich gestarteten A Christmas Carol an, in dem sich immer noch große Teile der Charaktere bewegen wie von der Augsburger Puppenkiste rekrutiert, kann man sehen, wie hoch Cameron die Meßlatte hier gelegt hat.

Und schließlich ist die 3D-Mise-en-scène nicht nur der herausragenden Actionszenen – die wie immer bei Cameron erste Sahne sind – sondern des ganzen Films nach wie vor beeindruckend. Immer wieder streut Cameron Shots ein, die einem den 3D-Effekt eindrucksvoll vor Augen führen ohne aufdringlich zu wirken: Größenvergleiche, POV-Shots, Fluchten, lange Close-Ups. Doch er lässt sie nicht zum Selbstzweck werden, schneidet einfach nach regulärem Continuity-Rhythmus.**

Gleichzeitig fallen beim zweiten Sehen aber auch die Schwächen des Films noch stärker ins Auge. Beispielsweise dass die komplette zweite Hälfte des Films von einer einzigen Szene abhängig ist, in der ein von Anfang an zweidimensionaler Charakter (Ribisis Businessmann Selfridge), eine Entscheidung fällt, deren Motivation vollständig auf der Strecke bleibt, nämlich den Heimatbaum der Na’vi zu zerstören und Graces Bedenken dabei einfach wegzuwischen. Selfridge ist als Charakter so flach, dass seine Entscheidung wie eine Art negativer Deus-Ex-Machina wirkt. Hätte man ihm von Anfang an mehr Tiefe gegeben – wo liegen seine Abwägungen bei der Führung des Unternehmens, welchen Werten und Zwängen ist er verpflichtet – oder ihn zumindest genauso durchgeknallt überzogen wie Quaritch, in dessen Wahnsinn wenigstens Methode steckt, wäre diese Entscheidung wohl nachvollziehbarer und der ganze doofe Gut-Böse-Dualismus des Films glaubwürdiger gewesen.

Und schließlich ist da der meistkritisierte Aspekt des Films, die typisch westliche Vision des Edlen Wilden, der reiner ist als der von der Zivilisation verseuchte Weiße. Dass dieser Edelmut in einer kriegerischen, heteronormen Gesellschaft liegt, die auch die positiven Aspekte des Fortschritts (beispielsweise Medizin und Selbstverwirklichung) zugunsten von Naturverbundenheit und vager Spiritualität ablehnt – andererseits aber einen “zivilisierten” Außenseiter als Messias braucht, um sie zu einen und zur Vernunft zu bringen – ist eine der großen Schwachstellen von Avatar und allen anderen kolonialistischen Erzählungen dieser Art, denen ich in diesem Fall nicht mal Rassismus, sondern einfach nur Eindimensionalität vorwerfen würde. Wann immer solche Gesellschaften dargestellt werden, wird beispielsweise immer ausgeblendet, wie es wohl denjenigen innerhalb beispielsweise der Na’vi geht, die eben keine Lust auf Jagen und Sammeln haben. Werden sie ebenso ausgestoßen wie die Kolonialisten?

Da sich bei Avatar die beeindruckenden und die entäuschenden Aspekte also so gut die Waage halten, wird der Film beim zweiten Sehen weder besser noch schlechter – er bleibt so solide und oberflächlich wie beim ersten Sehen. Das wiederum zeichnet ihn eigentlich als guten Film aus, der sich immerhin selbst treu ist.

Für die weitere Betrachtung des Films empfehle ich Dan Norths sortierten Querschnitt durch Kritiken und Essays, die Avatar hervorgebracht hat.

* Interessanterweise ist der einzige Film, seit Beginn meines Filmtagebuchs im Mai 2003, ausgerechnet Matrix: Reloaded, weil ich zum Start von Revolutions noch einmal in eine Dreier-Nacht gegangen bin.

** Auch hier bietet sich der Vergleich mit A Christmas Carol kurz an, der darauf hindeutet, dass es künftig zwei “Schulen” der 3D-Inszenierung in computergenerierten Umgebungen geben könnte. Eine (Cameron) inszeniert weiter als gebe es 3D gar nicht und versucht damit auf die zukünftige Alltäglichkeit der Technik hinzuweisen, die andere (Zemeckis) zelebriert ihr Medium: Sie setzt beispielsweise Schwenks und Innere Montage statt Schnitten ein, wann immer sie kann, und setzt stärker auf Tiefenschärfe um die Integrität der diegetischen Welt zu waren.

Was denkt Stefan Höltgen eigentlich über Shutter Island?

Während meines Berlinale-Wochenendes entstand auch ein wenig Videomaterial. Unter anderem habe ich ein kurzes Gespräch mit meinem Kollegen Stefan Höltgen über Martin Scorseses neuen Film Shutter Island geführt, den ich leider verpasst habe, der aber nächste Woche in den deutschen Kinos startet.

Das Ergebnis ist das erste experimentelle Real Virtuality Vlog. Als Bonus gibt es einige Ansichten von Berlin und Berlinale.

[Direktlink]

Eine Ausführlichere Meinung von Stefan im Gespräch mit Jörg Buttgereit gibt es im Podcast im epd Film-Blog.

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Putting the Fuck back in Comedy

Beim Planen der Themen dieser Serie hatte ich immer wieder auch darüber nachgedacht, über eine bestimmte Strömung der amerikanischen Komödie zu schreiben. Jene Strömung, die vor allem das Siegel eines Mannes trägt, der Kritiker und Publikum als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor in den Noughties erfolgreich zum Lachen brachte: Judd Apatow, von Entertainment Weekly zum Smartest Man in Hollywood erklärt.

Mein Bedenken dabei war vor allem, dass es zum x-ten Mal ein sehr USA-zentrisches Thema sein würde, das nach meiner Einschätzung auch in Deutschland gar nicht so deutlich wahrgenommen wurde. Als ich dann aber einen Freund nach Themenvorschlägen für die Serie fragte, und er das Thema ebenfalls nannte, war ich dann aber doch überzeugt.

Die Filme, bei denen Judd Apatow seine Hand im Spiel hatte, zeichnen sich durch drei Hauptmerkmale aus, die ich im Folgenden kurz beschreiben möchte, man sollte aber vorausschicken, dass Apatow keine reine Geburt der Noughties ist. Als Autor, Produzent und schließlich auch als Regisseur hatte er sich in den Neunzigern im amerikanischen Fernsehen hochgearbeitet. Und auch seine direkten Vorfahren, vor allem Kevin Smith, hatten in den Neunzigern mit einer ähnlichen Formel bereits Erfolg, wenn auch nicht ganz so viel wie Apatow und seine Nachbarn, beispielsweise Todd Phillips und das sogenannte Frat Pack um Will Ferrell und Ben Stiller.

Was also zeichnet Apatows Filme (bisher vor allem: The 40-Year-Old Virgin, Knocked Up und Funny People als Regisseur und Autor, Walk Hard und Pineapple Express als Autor und Produzent und Superbad, Forgetting Sarah Marshall sowie mit Einschränkungen Anchorman, Talladega Nights, Step Brothers und Year One als Produzent) aus? Abgesehen davon, dass sie einen neuen Stamm von komischen Schauspielern (Seth Rogen, Jason Segel, Jonah Hill, Bill Hader) aufgebaut haben?

Für den amerikanischen Markt ist eines der wichtigsten Merkmale, dass Apatows Komödien R-Rated, also ohne Begleitung erst ab 17 anschaubar sind. Das erlaubt den Charakteren, so oft “Fuck” zu sagen, wie sie wollen (und sie wollen häufig) und generell viel über Sex zu reden, was in der amerikanischen Komödie, ein traditionell ja eher familienfreundliches oder höchstens exkrement-derbes Genre, ein deutliches Zeichen für “NUR FÜR ERWACHSENE” ist.

Auch Todd Philips (Old School, The Hangover) hat in Interviews darauf hingewiesen, dass es ihm wichtig ist, erwachsene Komödien zu machen. Man braucht sich nur einmal die deutsche Kontroverse um Keinohrhasen in Erinnerung zu rufen (im Film wird freigiebig über Cunnilingus geplaudert und er war zunächst ab 6 freigegeben), um zu sehen, dass Deutschland, und vermutlich ganz Europa, bei Sex, Gewalt und Altersfreigaben wie immer anders tickt.

Zweitens sind Apatows Filme in der Regel das, was Jeffrey M. Anderson Smart-Stupid nennt. Mit anderen Worten: Sie wirken an der Oberfläche zunächst oft dumm, dahinter steckt aber oft ein kluger Kern. Ich bin damals voll drauf reingefallen und hatte absolut keine Lust, The 40-Year-Old-Virgin zu schauen, weil Trailer und Kampagne mich darauf sensibilisiert hatten, einen Film voller Exkrementenwitze zu erwarten, statdessen bekam ich einen Film mit dem ein oder anderen derben Witz, aber auch ein bisschen Tiefgang und viel intelligentem Humor.

Cleverer absurd-ironischer Humor ist auch in den Frat Pack Filmen (Zoolander, Tropic Thunder und auch die oben genannten Talladega Nights und Anchorman) vorhanden, dort ist er aber ein wenig breiter aufgetragen, und die handelnden Charaktere sind eher Typen und Parodien als echte Menschen. Dennoch sind die Filme verwandt: Sie nutzen die Möglichkeiten von Albernheit und Derbheit, um eher subtile Sticheleien vor allem auf die moderne Wertegesellschaft loszuwerden und Bigotterie und Selbstgerechtigkeit (beispielsweise in Bezug auf Sexualmoral, Geschlechterbilder und Rassismus) bloßzustellen. Insofern passen auch die Filme von Sacha Baron Cohen und Larry Charles in diese Reihe.

Drittens schließlich reitet diese besondere Spielart der US-Komödie auf einer Welle, die durchaus auch mit dem Boom von fantastischen und Comic-Filmen in den Noughties zusammenhängt: Ihre Hauptfiguren sind Slacker, allerdings nicht mehr die desillusionierten Slacker der Generation X und von Richard Linklater, sondern die Slacker-Geeks, die Comics lieben und Actionfiguren sammeln – und am Ende trotzdem die tollen Frauen abbekommen. David Denby erkennt in Apatows Konstruktionen den “struggle between male infantilism and female ambition” und verortet den Anfang dieser Bewegung in Stephen Frears’ High Fidelity (2000) nach Nick Hornbys gleichnamigem Roman.

Meistens stellen Apatow und Co dabei ihrem Helden ein paar Comic-Relief-Sidekicks zur Seite, die noch schlimmer sind als dieser und ihn dadurch besser aussehen lassen, etwa in Knocked Up, The Hangover und Forgetting Sarah Marshall. Der infantile Mann wird dadurch zum Mann, der erwachsen werden kann, während er sich aber dennoch selbst treu bleibt. Es ist nicht auszuschließen, dass darin eine gehörige Portion Wunschtraum steckt, aber für die Selbstbehauptung der weltweiten Geekkultur hat es auf jeden Fall sein Scherflein beigetragen.

Bei Apatow ist das moralische Element – der geläuterte Held, die Selbsterkenntnis, die ehrliche Liebe (oder eben nicht) – dabei noch etwas stärker als bei seinen Nachbarn, die gerade diese Vor-allem-dies-dir-selbst-sei-treu-Moral gerne mit einem letzten Paukenschlag beiseite wischen. Wenn er in dieses Fahrwasser gerät, nähert sich Apatow manchmal sogar Jason Reitman (Juno) an, der dabei aber noch einen Hauch hipster-melancholischer ist. Es sei jedem selbst überlassen, wie sehr er sich mit Apatows Message identifizieren will.

The Hangover ist dieses Jahr für Golden Globe und Oscar nominiert (gewesen), noch scheint das Thema also zu ziehen. Mein persönlicher Eindruck ist allerdings, dass ein Teil des Publikums der Geek-Helden langsam auch überdrüssig wird, es wird also zu beobachten sein, ob Apatow weiter erfolgreich bleibt.

Noch ein paar Worte zur deutschen Komödie zum Abschluss, um nicht gänzlich in Amerika zu bleiben. Deren zwei größten Dickschiffe waren in den Nullern Michael “Bully” Herbig und Til Schweiger. Herbig trieb die Nostalgie-Parodie auf die Spitze und war damit oft genug lustig, genauso oft aber auch so albern, dass es selbst mir zu doof wurde. Keinohrhasen hingegen (die Fortsetzung habe ich mir gespart) traf mit eben seiner spießig-deutschen Mischung aus Gedöns, Klamauk und Machismo perfekt den Nerv des deutschen Massenpublikums und verschenkte damit alle intelligenten Ideen und Momente, die dem Film durchaus stellenweise innewohnten. So. Das musste mal raus.

Mit Dank an Max

Drei Tage Berlinale

Durch den Umzug nach Dresden erschien es mir in diesem Jahr zum ersten Mal praktisch genug, für ein Wochenende auf die Berlinale zu fahren. Trotz Filmwissenschaftsstudium hatte ich es nämlich bis in diesem Jahr noch immer nicht geschafft, das große deutsche Filmfestival einmal zu besuchen. Besser spät als nie.

Bei bitterlicher Kälte und matschigem Untergrund mit wenig Ortskenntnis durch Berlin zu stapfen, macht leider nicht so viel Spaß, aber zum Glück sind diese kurzen verwirrten Spaziergänge ja nur die Unterbrechung zwischen den Kinobesuchen. Derer gab es insgesamt fünf, von Freitagabend bis Sonntagnachmittag.

Sex & Drugs & Rock & Roll (GB 2010)

Ian Dury? Noch nie gehört, ist wahrscheinlich ein Generationending. Doch wenn er wirklich so war, wie er im Film dargestellt wird, dann macht Andy Serkis auf jeden Fall einen guten Job. Auch Naomie Harris liefert eine klasse Vorstellung ab, Olivia Williams läuft eher ein bisschen auf Autopilot. Aber allen Beteuerungen des Gegenteils von Regisseur und Drehbuchautor zum Trotz: Sex & Drugs & Rock & Roll ist ein typisches Biopic: Der Musiker ringt mit Kindheitstrauma, Vaterkomplex und Behinderung, stürzt ab und steigt auf, benimmt sich arschlochhaft, ist aber genial. Damit leider trotz vieler Knalleffekte eher durchschnittlich.

The Ghost Writer (D, F, GB 2010)

Roman Polanski wieder in der Spur und Ewan McGregor endlich mal wieder in einer unpeinlichen Hauptrolle. Polanski verknüpft unwirklich-schöne Bilder mit Polit-Thriller und erstaunlicher Weise auch jeder Menge gutem, trockenem Humor. Mit einem banalen und vorhersehbaren Twist-Payoff bleibt das Polit-Thriller-Element leider in den letzten zwanzig Minuten etwas auf der Strecke, der Rest des Films, über die unsichtbaren Fäden und Geister hinter den Figuren der Macht, ist aber äußerst sehenswert. Selbst in den erschreckend ungemütlichen Sitzen des Friedrichsstadtpalasts.

Portrait of the Fighter as a Young man (RO 2010)

Selbst der Regisseur hat vor dem Film gewarnt: “Mein Film ist lang und er kann zwischendurch auch mal nervig sein.” Und es stimmt. 163 Minuten lang wohnt man visualisierten Tagebucheinträgen von rumänischen Partisanen bei, die in den Bergen mit wenig Essen und automatischen Waffen in den Fünfzigern für ihre Freiheit kämpfen und auf die Befreiung durch die Amerikaner warten. Auf 90 Minuten gekürzt wäre das spannender gewesen, aber vielleicht gehört gerade die schiere Endlosigkeit und Wiederholung der Erfahrung dazu, um die Zermürbung der Kämpfer auch im Kinosaal zu spüren.

El Mal Ajeno (E 2010)

Oskar Santos’ Film ist von Alejandro Amenábar produziert und wird auch mit dessen Namen beworben. Doch er erreicht nicht die Dichte und Tiefgründigkeit von Amenábars Werk, bleibt mit seiner sich irgendwie bekannt anfühlenden Handlung von einem Arzt, der sich zwischen einer Heilsgabe und dem persönlichen Wohlergehen seiner Familie entscheiden muss, inhaltlich und auch filmisch eher an der Oberfläche. Immerhin gelingt es Santos, den Zuschauer zum Nachdenken über das Leid zu bringen, das Menschen mit unheilbaren Krankheiten ertragen müssen.

Kawasakiho ruze (CZE 2009)

Für mich der beste meiner fünf Filme. Eine in sanften aber durchdringenden Bildern festgehaltene Verhandlung von Schuld und Sühne, voller starker Charaktere und brillanter Dialoge. Die mediale Aufbereitung der Vergangenheit eines fiktionalen Dissidenten, der für sein Lebenswerk geehrt werden soll, hat teilweise Anklänge an gute Dokumentarfilme und bleibt auf der emotionalen und der Handlungsebene genauso spannend und herausfordernd. Dabei gelingt es Regisseur Jan Hrebejk zum Schluss sogar, alle Fäden zu entwirren und dennoch alle Fragen offen zu lassen.

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Der Niedergang des amerikanischen Indie-Mainstreams

Indie-Mainstream, das klingt wie ein Oxymoron. Ist es auch, was nicht heißt, dass der Begriff nicht trotzdem einen gewissen Grad an Wahrheit besitzen kann. Denn spätestens seit der Umbenennung von Robert Redfords Filmfestival in Salt Lake City in Sundance Film Festival und dem Aufstieg von Miramax in den 90ern, hatte sich im amerikanischen Independent Kino eine neue Strömung von Filmen ergeben, die – obwohl sie “unabhängig” von den großen Studios produziert worden waren – ein Publikum ansprechen konnten, das von der Arthaus-Schiene in den Mainstream hinüberblutete (Das bekannteste Buch dazu).

Am 29. Januar 2010 wurde Miramax von seinem Inzwischen-Eigentümer Disney endgültig geschlossen, der finale Todesstoß für einen Geschäftszweig, der sich in den Noughties sowieso schon immer stärker dem Siechtum hingegeben hatte. Vermutlich ist jetzt die Zeit gekommen, ein neues unabhängiges US-Kino aufzubauen. Oder wie es in diesem extrem lesenswerten “New York Times”-Artikel heißt: “Independent film is dead (again)! Long live independent film!”

Aber der Reihe nach. Zuerst mal kann man den ganzen Komplex sowohl wirtschaftlich wie auch inhaltlich bzw. künstlerisch betrachten. Wirtschaftlich ist die Situation relativ klar: Die meisten Major-Studios haben ihre Independent-Divisionen, die sie Ende der Neunziger mit jeder Menge Marketing-Geld aufgeblasen hatten, inzwischen zugemacht: New Line Cinema, Warner Independent, Paramount Vantage und die eben schon erwähnten Miramax existieren nicht mehr oder nur noch als knochige Skelette. Immerhin: Fox Searchlight und Sony Pictures Classics gibt es noch und auch die große Independent-Firma Lions Gate macht noch von sich reden. Aber der Boom des mainstream-tauglichen Independent-Kinos ist trotz Oscar-Gewinnern wie No Country for Old Men gerade mal wieder deftig vorbei.

Künstlerisch ist die ganze Sache schon komplexer. Glaubt man Menschen wie Justin Wyatt (Koautor dieses Buchs), so waren schon in den 90ern “supposedly groundbreaking and iconoclastic ‘indie films'” bereits “firmly located within the safe domain of dominant ideological and commercial practices” (zitiert hier).

Ich bin teilweise geneigt, mich dieser Meinung anzuschließen. Als ich 2008 Juno sah, schrieb ich in meiner Kritik für Zuckerkick (leider nicht online), der Film sei “quirlig und mit ein paar Ecken, aber eben nicht so, dass es weh tut. Mehr auf eine Art, dass das ‘etwas andere’ Publikum ab und zu mal ‘Huch!’ sagen darf, um dann herzlich und ein bisschen beschämt zu lachen” – und ich war damit wie immer einer der Letzten, dem das auffiel.

Aus dem in den Mainstream dringenden Independent-Kino, das noch immer irgendwie gegen das konservative Filmästhetik- und Gesellschaftsbild Hollywoods rebelliert, war zu dem Zeitpunkt längst ein Kino für die Prenzlberg-Generation geworden, die sich an ein bisschen Abwegigkeit erfreuen, damit aber ja nicht aus ihrem trotz aller “Kanten” doch sehr bequemen Lebensentwurf herausgerissen werden will. Man darf sich durchaus mit Chris Holmlund (auch hier) fragen: “Has Indie become merely a brand, a label to market biggish budget productions that aim to please many by offending few?” (Holmlunds Antwort ist differenzierter als meine Schlussfolgerungen es hier leisten können, es lohnt sich, seinen Einleitungs-Essay zu lesen, auch wenn er schon fünf Jahre alt ist.)

Der amerikanische Independent-Film in der Form, wie er sie in den letzten zwanzig Jahren erreicht hatte, ist also mehr oder weniger dahin: er wird nicht mehr finanziert oder er ist so weit aufgeweicht, dass er seinen eigenen Ansprüchen eigentlich nicht mehr genügt. Das heißt dennoch nicht, dass er tot ist, denn gleichzeitig ist es nie einfacher geworden, einen Film mit geringem Budget und einer gewissen Portion Frechheit zu realisieren und über viele neue Kanäle in die Welt zu pusten, sei es über Video on Demand, Videoplattformen wie YouTube, den gigantischen weltweiten Festival-Circuit, Direct-To-DVD und so weiter und so fort. Es muss nur der nächste findige Geschäftsmann des Wegs kommen, der in rund zehn Jahren dem neu gewachsenen Untergrund wieder zu einer breiten Öffentlichkeit verhilft.

Erste Ansätze für eine interessante neue Indie-Strömung hat Kai Mihm beispielsweise in epd Film 10/09 aufgezeigt. Seiner Ansicht nach beginnen Filmemacher wie Jeff Nichols, Craig Brewer, David Gordon Green und Kelly Reichardt schon mit der Etablierung einer neuen amerikanische Filmkultur abseits des Mainstreams in der amerikanischen Provinz. Es bleibt also spannend im Indieland.

Bonus-Track: Eine ziemlich gute Montage aus Noughties-Filmen [via Fünf Filmfreunde]

Dieser Beitrag ist Teil 17 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme (Zweite Staffel)

Real Virtuality ist eine “Perle”

Wer hätte das gedacht? Jürgen Vielmeier von Yucca Tree Post hat Real Virtuality in eine Liste von 125 traumhaften deutschen Blogs aufgenommen, und mich sogar mit dem Bonus-Sternchen “Perle” markiert.

Ich danke zunächst einmal herzlich und fühle mich sehr geehrt.

Außerdem nehme ich es als Ansporn, künftig häufiger zu schreiben oder zumindest auf eine gleichbleibende Qualität zu achten.

Die Liste ist sehr sehenswert und beinhaltet auch einige wirkliche Perlen. Also: unbedingt reinschauen.

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Drei Genres im Wandel

Nachdem ich mich in der letzten Woche mit dem meiner Meinung nach dominanten Genre der Noughties, dem fantastischen Film beschäftigt habe, will ich diese Woche kurze Fazits über drei weitere Genres ziehen, die mir in der vergangenen Dekade verstärkt aufgefallen sind.

Musical: Eine Renaissance mit Stars

Musicals und Hollywood: Seit der Geburt des Tonfilms mit Al Jolsons The Jazz Singer gehört das zusammen wie Fritten und Bier. Doch spätestens seit dem Befreiungsschlag des New Hollywood hatte das klassische Broadway-Musical, das noch in den Sechzigern mit Filmen wie The Sound of Music zu den größten Krachern in den USA gezählt hatte, ein wenig an Ansehen verloren (trotz New York, New York). Die Siebziger war eher eine Dekade der Rockfilme (Tommy, Rocky Horror Picture Show), die Achtziger eher eine der Tanzfilme (Dirty Dancing, Flashdance), und in den neunzigern stand es um das Musical ganz schlecht.

In den Nullern aber, wo Hollywood wieder wie wild nach neuen Einnahmequellen durch bereits etablierte Marken suchte, kam das Broadway-Musical mit Rums zurück. Den Anfang machte 2001 Baz Luhrmann mit seinem glorreichen Pastiche Moulin Rouge, das klassische und neue Formen bravourös vermengte. Danach wurde es wieder klassischer, dafür aber im konservativen Hollywood-Establishment immer beliebter (was sich dann in den Oscars zeigte): Chicago wurde 2002 bester Film und in den Jahren darauf konnten Filme wie Hairspray, Mamma Mia, Sweeney Todd, The Phantom of the Opera, Across the Universe oder jüngst Nine wieder Erfolge feiern – die Oscars honorierten das im Jahre 2009 dann auch mit einer entsprechenden Eröffnungsnummer.

Klar, das Musical ist nicht mehr auf dem Beliebtheits-Stand, auf dem es sich mal in den Dreißigern und Vierzigern befand, aber es ist wieder eine Kraft, mit der man rechnen muss. Auch Disney hat die Kraft der Doppelvermarktung wiederentdeckt: Hannah Montana und High School Musical sind bei der jungen Zielgruppe riesige Hits, und nach einigen musiklosen Filmen, kehrten auch die klassischen Disney-Filme mit Enchanted und The Princess and the Frog wieder zur bewährten Form zurück.

Was die großen Hollywood-Musicals von heute von denen von damals unterscheidet ist, dass sie zunehmend große Stars, die eher durch ihr Schauspiel als durch ihre Song-and-Dance-Qualitäten bekannt sind, in den Hauptrollen einsetzt. So treten in den Musicals neuerer Gangart plötzlich Leute wie Richard Gere, Meryl Streep und Johnny Depp auf und jedermann freut sich, dass sie ja auch (mehr oder weniger gut) singen können. Eine clevere neue Formel, deren Ende noch nicht in Sicht ist.

Action: Der kaputte Held im Schnittgemetzel

Es gab in den Noughties auch Actionfilme alter Gangart: Ein muskelbepackter Mensch vom Kaliber Arnie oder Stallone schießt sich ohne Gnade seinen Weg zur Gerechtigkeit. Geprägt wurde die Dekade allerdings von ihren verwundbareren Helden. Der Posterboy ist dabei sicherlich Matt Damon als Jason Bourne, dem Daniel Craig als neuer James Bond nacheiferte. Die neuen Helden müssen mindestens ebenso oft ausweichen wie zurückschlagen, ihre Gegner sind nicht mehr Horden von Kanonenfutter und fiese Überbösewichte, sondern vor allem skrupellose Konzerne und globale, gesichtslose Syndikate. Auch in Mission: Impossible III bekam es beispielsweise Tom Cruise mit einem Gegner (Philipp Seymour Hoffman) zu tun, der von den Weltbeherrschungsfantasien eines Blofeld weit entfernt war. Ihm war sein Gegner einfach nur ein lästiger Dorn im Auge seiner sadistischen Form des Kapitalismus.

Nachdem gerade in der Bond-Serie zuletzt in ihren Superlativen (unsichtbare Autos) in einem letzten Röcheln der Neunziger zunehmend die Luft ausgegangen war, kehrte das Genre in einem Befreiungsschlag zu einem Realismus im Geiste von Bullitt zurück: Autos explodierten nicht mehr ständig, Nahkampf wurde wieder wichtiger als große Wummen. Besonders Paul Greengrass in Bourne 2 und 3 etablierte dazu eine ruhelose Optik voller schneller Schnitte, die an Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten war und damit auch die Fragmentierung des vernetzten Zeitalters widerspiegelte. Andere Regisseure (Christopher Nolan in Batman Begins) übernahmen beherzt.

(Ich habe leider die Transporter-Filme und die Cranks nicht gesehen. Wie sieht’s denn da aus? Die Trailer sprechen für eine Mischung aus Bourne-Realismus in der Darstellung und Over-The-Top in den Stunts.)

Abenteuer: Es wird wieder geswashbuckelt

Vier Wörter: Pirates of the Caribbean. Abgesehen von ihren Fantasy-Cousins Frodo und Harry Potter konnten Jack Sparrow und seine Kollegen das erfolgreichste Franchise der Noughties hinlegen. Der Piratenfilm, der als tot und Kassengift galt, wurde damit wiederbelebt und das große Abenteuer in der Wildnis (siehe auch Master and Commander) war wieder da. Auf dieser Bugwelle wagte sich sogar Indiana Jones wieder aus seinem Kühlschrank, ihm hatten die Mummy-Filme von Stephen Sommers ja ohnehin schon einen ganz guten Boden bereitet.

Ganz im Gegensatz zum neuen Realismus des Actionsfilms drehte der Abenteuerfilm in den Nullern wieder alle Regler auf Elf, besonders durch den großzügigen Einsatz von fantastischen Elementen (was die Grenze zum letzten Eintrag natürlich etwas verschwimmen lässt), die dank der plötzlich alles könnenden Computertechnik ja auch wesentlich leichter umzusetzen waren als zuvor.

Ich gebe zu, dass hier sicherlich nicht so ein deutlicher Trend vorliegt wie bei den beiden ersten Genres, aber der riesige Erfolg von Pirates ist doch bemerkenswert. Obwohl Johnny Depp ganz klar der Star der drei Filme ist, ist eine Schlüsselfigur in der ganzen Bewegung vermutlich eher Orlando Bloom, der das Swashbuckling durch seine Legolas-Figur im Herrn der Ringe wieder salonfähig gemacht hatte. Er wiederholte seinen Erfolg im ersten Pirates-Film, um in den Fortsetzungen zur Bedeutungslosigkeit zu verkommen, staubte aber vorher noch Rollen in den Wildnis-Abenteuern (im weitesten Sinne) Troy und Kingdom of Heaven ab. Überhaupt passt sich die Reihe der großen Monumental-Abenteuer (die zwei weiteren Folge der Serie sind Alexander und Australia) gut in das Genre ein, auch ohne übernatürliche Elemente, aber allein schon wegen der Laufzeit.

Von Pirates soll es einen vierten Teil geben, ansonsten scheint die kurzfristig aufgeflammte Lust am altgedienten Abenteuer aber wieder abgeebbt zu sein. Immerhin gibt es ja in diesem Jahr mal wieder einen Robin Hood-Film (von Ridley Scott). Es besteht also noch “Hoffnung”.

Dieser Beitrag ist Teil 16 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme (Zweite Staffel)

The Collected Diekmann-Luv

(Anmerkung, 3. Februar: Leider hat Kai Diekmann nach dem 100. Tag alle seine Spuren verwischt und nur noch ein Denkmal stehengelassen. Damit ist die unten stehende Linkliste leider hinfällig.)

Stefan Niggemeier hat auf seinem Blog mal wieder Bilanz gezogen, diesmal über das Blog von Kai Diekmann, das ich die ersten paar Tage auch noch ganz witzig fand, das mir dann aber mit seinen Fisimatenten, seiner Selbstbeweihräucherung und der für “Bild” üblichen Schamlosigkeit nach einiger Zeit gehörig anfing, auf die Nerven zu gehen.

Am Ende seines Artikels steht bei Niggemeier ein erstaunliches Fazit:

Fragt man Leute, die ihn ein bisschen kennen, was Diekmann eigentlich antreibt, ob er Macht will, die Welt verändern, berühmt werden, sagen einige auch: Er will geliebt werden. Er kann sich mit den ganzen Wichtigen schmücken, die mit ihm reden, aber wie viele davon tun es wirklich freiwillig und gerne?

Das klingt für mich nach einer ganzen Menge Wahrheit. Deshalb hier nur mal eine kleine Liste, wie sehr sich Diekmann in seinem Blog von Anfang an als der darstellte, der von allen geliebt wird oder werden will.

Zitieren wir zum Abschluss noch einmal Niggemeier:

Jetzt wird er ein bisschen geliebt und musste dafür nicht einmal ein besserer Mensch werden.

Hundert Tage sind dann auch genug.

Mehrwert bieten

Springer hat es dann einfach mal gemacht. Zum 15. Dezember 2009 wurde vor einem großen Teil des Onlineangebots von „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ eine Schranke heruntergelassen. Wer
über Agenturmeldungen hinausgehende oder exklusiv recherchierte Texte lesen möchte, muss bezahlen: 7,95 Euro für 30 Tage Zugang. Kunden, die auch die gedruckte Zeitung abonniert haben, dürfen kostenlos auch online lesen.

„Alle Verlage haben eine ganz grundlegende Verpflichtung, auszuprobieren, ob Nutzer bereit sind, im Internet für Inhalte zu bezahlen“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner auch zum Start des anderen Bezahlmodells, das dem Medienkonzern für seine Inhalte mehr Geld bringen soll: Apps für Smartphones, allen voran Apples iPhone, die bis zu 4,99 Euro im Monat kosten sollen. Wenn jetzt das nächste große Ding, das iPad von Apple, auf den Markt kommt, hofft Springer sicherlich auch dort „Bild“, „Welt“ und Co monetarisieren zu können.

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