Stuff I learned this week – #46/10

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Inglourious Basterds (2009)

Nachdem ich nun neun Beiträge lang meinen ehemaligen Jahresendsfavoriten der letzten zehn Jahre nachgespürt habe, ist es an der Zeit, sie für dieses Jahr überhaupt erst zu küren. Deswegen ändert sich hier die Form. Wir gehen über zu einer schnöden Liste der Filme, die ich 2009 am beeindruckendsten fand.

Dabei erneut der Hinweis: Um in der internationalen Award-Season den Überblick zu bewahren, richtet sich diese Liste nicht nach deutschen Kinostarts, sondern nach amerikanischen, wie sie auch der IMDB zugrunde liegen. Entsprechend tauchen Filme wie “Slumdog Millionaire” oder “The Wrestler”, die in Deutschland erst dieses Jahr gestartet sind, in der Jahresendsliste nicht auf, sondern erst in der nachträglichen Bestenliste, die in der Regel im April des Folgejahres entsteht. Dies ermöglicht mir einen besseren Abgleich mit Oscars, Golden Globes und Co, hat aber auch den Nachteil, dass ich manche Filme, die jetzt und bald in den USA und anderswo nominiert werden (“Up in the Air” zum Beispiel), noch nicht sehen konnte. Ich erwäge noch, dieses System umzustellen. Hilfreiche Kommentare werden gerne genommen.

Nun aber zur Liste:

1. Inglourious Basterds
Obwohl ich nie ein großer Tarantino-Fan war, fand ich den Film durch seinen Aufbau und seine breiten Pinselstriche das gelungenste und eins der mutigsten filmischen Werke des Jahres. Dabei ist nicht nur der überall gefeierte Christoph Waltz ein Pluspunkt, sondern auch die Frechheit der Geschichtsumschreibung, der untergründige Humor und die Vielsprachigkeit.

2. Coraline
Henry Selick weiß, wie Animation funktioniert, er hat 3D durchschaut und versteht sich ausgezeichnet darauf, vor allem erwachsene Zuschauer das fürchten zu lehren. Aus Neil Gaimans bestem Roman hat er den bestmöglichen Film gezaubert, voller Magie und voller Nervenkitzel.

3. Das weiße Band
Michael Hanekes Film ist eine einzige große Frage ohne Antwort. Dennoch besticht er durch seinen stillen Grusel und die übliche Haneke’sche Gnadenlosigkeit in der Inszenierung.

4. Star Trek
Der gelungenste Franchise-Reboot seit Batman Begins und meines Erachtens noch wesentlich gelungener. J J Abrams vermischt die politisch-persönliche Space Opera von Trek mit der Action und der Kinetik von Star Wars. Das clevere Drehbuch umgeht dabei nonchalant die Continuity-Frage und macht einfach ein Paralleluniversum auf. Mehr zu guten und schlechten Reboots

5. Avatar
Er ist nicht die Revolution des Kinos, aber er rumst und kracht und bietet eine glaubwürdige CGI-Welt und darin einige schöne und eindrucksvolle Bilder und eine gute 3D-Inszenierung. Die Story finde ich gar nicht so schlimm wie viele andere Kommentatoren, mich nervten nur die eindimensionalen Charaktere vor allem bei Armee und Konzern. Mehr zu Avatar und 3D

6. (500) Days of Summer
Ein höchstens etwas zu verspielter Film, der den aufmerksamen Zuschauer meiner Generation aber genau ins Herz trifft.

7. The Hurt Locker
Ein Film, der wieder einmal neue Bilder und Szenarios findet, um zu zeigen, was jeder Krieg und hier im speziellen der Irak-Krieg aus den Leuten macht, die ihn führen müssen oder wollen. Dabei dehnt Kathryn Bigelow die Spannung fast bis zum zerbrechen aus.

8. Watchmen
Zack Snyder hat die vielleicht berühmteste Graphic Novel ziemlich direkt umgesetzt und nur ein neues Ende gefunden, das aber auch gefällt. Dabei setzt er auf lange Einstellungen, grafische Gewalt und ein gutes Ensemble, dass auch den Film zu der psychologischen Studie macht, die der Comic war.

9. Taking Woodstock
Die Welt braucht Feelgood-Filme und trotz einiger Klischees ist Ang Lee das mit Taking Woodstock sehr gut gelungen. Im Kino kommt der Summer of Love ein weiteres Mal richtig zur Geltung, man kann Mitlachen und Mitschwelgen und einen der schönsten gefilmten Acid-Trips der neueren Filmgeschichte bewundern.

10. Where the Wild Things Are
Spike Jonzes neuer Film ist vor allem ein Gefühl, er fängt Kindheit ein. Durch den Soundtrack von Karen O und Carter Burwell, durch seine erdigen Farben und durch seine flauschigen Monster. Dabei geht vielleicht die Präzision von Maurice Sendaks Buch etwas verloren, dafür wird das ganze Spektrum kindlicher Gefühlswelten aber noch einmal ganz neu aufgefächert.

Ich plane, diese Serie doch noch einmal zu verlängern und noch einen abschließenden Beitrag zu schreiben, in dem ich die Dekade noch einmal als ganzes betrachte. Das geht allerdings erst mit dem Abstand aus der nächsten Dekade, also wird es 2010 werden. Bis dahin einen guten Jahreswechsel.

Dieser Beitrag ist Teil 10 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme

Edit, 16:47: Links korrigiert