Das quantenmechanische Gedankenexperiment von „Schrödingers Katze“ postuliert, dass eine Katze gemeinsam mit einem zerfallenden radioaktiven Präparat, einem Geigerzähler und tödlichem Gift in einer Kiste versiegelt wird. Wenn das Präparat zerfallen ist, aktiviert der Ausschlag des Geigerzählers das Gift und tötet die Katze. Ohne Einwirkung von außen, zum Beispiel, indem die Kiste geöffnet wird, ist es unmöglich, festzustellen, ob Schrödingers Katze lebendig oder tot ist – deswegen ist sie beides gleichzeitig. In seinem Hörspiel „Paradise Revisited“ fragt Bodo Traber: Wie fühlt sich eigentlich die Katze dabei?
„Paradise Revisited“ sperrt in einer fiktiven Zukunftsvariante von „Big Brother“ fünf junge Menschen mit der Hoffnung auf einen Millionengewinn für ein Jahr in eine Kapsel. Die Außenwelt kann über Kameras verfolgen, was innerhalb der Kapsel passiert, doch die Kandidatinnen und Kandidaten haben abgesehen von regelmäßigen Essenslieferungen keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Eines Tages finden sie in der Lieferung einen Zeitungsausschnitt versteckt, der von Atombombenexplosionen in Paris und Jerusalem berichtet, was die Produktionsleitung in einer Intervention am nächsten Tag allerdings als Falschmeldung bezeichnet.
Von nun an leben die Menschen in der Kapsel in konstanter Unsicherheit. Ist draußen die Welt untergegangen oder werden sie nur auf die Probe gestellt? Wenn sie wochenlang nur Konserven geliefert bekommen und regelmäßig der Strom ausfällt, ist das dann ein Zeichen dafür, dass sie als die letzten unverseuchten Exemplare der menschlichen Rasse mit Mühe am Leben gehalten werden sollen – oder provozieren die Produzenten von „Paradise“ nur? Schließlich gehen alle Kandidatinnen und Kandidaten leer aus, wenn einer das Experiment abbricht. Die Drogen, die zum Anfang des Experiments noch beim gemeinsamen Träumen helfen sollten, sorgen jedenfalls bald schon dafür, dass die größten Ängste der Insassen manifest werden.
Weiterlesen in epd medien 47/2017
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