Meine Newsletter-Roll

Nachdem ich zuletzt mal aufgeschrieben habe, welche Podcasts ich so höre, dachte ich, ich mache das gleiche mal mit Newslettern. Newsletter haben bei mir zunehmend die Rolle eingenommen, die früher Blogs hatten, sowohl für die Meinung spezifischer Autor:innen, als auch für Linkempfehlungen. 

Ich habe vor vielen Jahren aus Zeitgründen aufgehört einen Feedreader (mein bevorzugter war Netvibes) zu benutzen bzw. regelmäßig aufzurufen, und einzeln steuere ich Blogs nicht mehr an. Newsletter aber liegen in meinem Postfach, so lange bis ich sie gelesen habe, und das ist gut so. Es ergänzt sich auch gut mit meinem Artikel-Speicher Pocket, da ich alles Relevante so in zwei Apps auf meinem Telefon lesen kann.

Ich habe versucht, ein paar Überkategorien zu definieren, aber über manche Newsletter bin ich auch einfach unabhängig vom Thema gestolpert. Besonders empfehlenswerte habe ich mit einem 🚀 markiert. Über weitere gute Tipps freue ich mich in den Kommentaren. Außerdem frage ich mich natürlich, ob ich selbst einen schreiben sollte – oder ob es reicht, regelmäßig darauf hinzuweisen, das man dieses Blog per E-Mail abonnieren kann (linke Seitenleiste).

Podcasts

Beifahrersitz (Denise Fernholz) 🚀

  • Ich mag Denise’ Ehrlichkeit beim Erfahrungen sammeln mit ihrem eigenen Podcast “Sind wir schon da” (den ich ironischerweise nicht höre).

Hören/Sagen (Sandro Schroeder)

Mixdown Weekly (Podstars)

Oh My Pod (Anna Scholz & Carolina Torres)

Narrative Beat (Karen Given) 🚀

  • Karen schreibt ihren Newsletter nicht regelmäßig, aber wenn er mal erscheint ist er immer voll mit richtig guten Ratschlägen und Gedanken rund um narratives Podcasting.

Die Podcast-Entdecker (Bayern 2)

Podcast Hacks (David Streit) 🚀

  • David und ich kennen uns schon sehr lange, und auch wenn ich seinen marketing-gesättigten Stil in diesem Newsletter nicht immer gut finde (das weiß er auch), liefert er mir regelmäßig neue Ideen, was ich in der Podcast-Vermarktung mal ausprobieren könnte.

Podcast Update (RBB)

Medien und Innovation

Blaupause (Sebastian Esser)

Gregor Schmalzried 🚀

  • Gregor denkt über KI mit dem Kopf eines Kulturjournalisten nach. Seine Texte sind sehr konkret und trotzdem voller origineller Gedanken. Dazu gibt es gute Links.

Let’s Push Things Forward (Kevin Schramm) 🚀

  • Ein Mikronewsletter mit einer kleinen, fast-täglichen Dosis Blick auf interessante Dinge irgendwo in der Medienwelt.

Plaintext (WIRED/Steven Levy)

Technologieoffen (Jens Stoewhase)

TextHacks (Anne-Kathrin Gerstlauer) 🚀

  • Der vermutlich nützlichste Newsletter in dieser Liste, auch wenn ich mich frage, wie lange Anne-Kathrin das Thema noch durchhalten kann.

Übermedien 🚀

  • Der Newsletter für Abonnent:innen enthält immer eine Story, die nicht auf der Website zu finden ist, aber in etwas plauderigerem Ton.

Wandel gestalten (Julia Junge) 🚀

  • Julia ist eine Kollegin und gute Freundin von mir und berät NGOs zu (unter anderem) KI. Ich empfehle sie wärmstens!

WIRED Weekly

Kultur

Culture Study (Anne Helen Petersen)

The Future, Now and Then (Dave Karpf) 🚀

  • Ein Politikwissenschaftler, der sich momentan schwerpunktmäßig mit dem Technologie-Optimismus der 90er beschäftigt. Immer sehr gut argumentiert und fundiert.

The Komoy Dispatch (Paul Wolinski)

Pop Culture Happy Hour (Linda Holmes) 🚀

  • Ein kleiner Nachdenktext meist zu aktuellem Fernsehen und manchmal noch gute Linktipps. Ich lese den Newsletter, obwohl ich den Podcast seit langem nicht mehr höre.

Post vom Einheinser (Lukas Heinser)

So Here’s A Thing (Michael Marshall Smith) 🚀

  • Einer meiner Lieblingsautoren mit relativ beliebigen Gedanken zu Leben und Kultur. Ich nehme immer interessante Ideen mit.

Sonstiges

Planet Money (Greg Rosalsky)

Schicht im Schacht (Moritz Hoffmann) 🚀

  • Politik und Geschichte. Sehr gute Einordnungen aktueller Debatten.

ungefiltert (Martin Fehrensen)

Unsnackable (Folu)

Wittkamps Woche (Peter Wittkamp)

Bild: Midjourney/Alex Matzkeit

Preis und Wert – für welche digitalen Abos zahle ich und warum?

Pieter Breughel der Jüngere – Die Zahlung des Zehnten (Ausschnitt) – Quelle: Wikimedia Commons

Abo-Modelle gelten für Inhalte-Erschaffer*innen im Internet oft als große Hoffnung. Wenn es gelingt, in der persönlichen Nische einen Kundenstamm aufzubauen, der groß genug ist, dass sich zumindest (im ersten Schritt) ein bestimmtes Produkt refinanziert oder (im zweiten Schritt) der Grund-Lebensunterhalt bestreiten lässt, entsteht gemeinsam mit anderen Einkünften durch Werbung, Anschlussaufträge o.ä. Sicherheit und Ruhe für ambitioniertere Projekte, größere Gedanken und bessere Arbeit. So lautet stark vereinfacht die Maxime.

Ich finde dieses Modell gut und unterstütze es gerne, allerdings auch nicht immer und überall, deswegen habe ich mich entschieden, mein eigenes – vermutlich höchst erratisches – Online-Abo-Verhalten mal unter die Lupe zu nehmen. Ich hoffe dadurch auf Reaktionen – handeln andere Menschen ähnlich? Anders? Warum?

Bevor ich auf die Realität gucke, sind hier meine theoretischen Gedanken: Bevor ich mich entscheide, ein Crowdfunding-Abo abzuschließen, überlege ich meistens:

1. Signifikanz Wie wichtig sind mir diese Inhalte in meinem Leben? Wäre ich unglücklich, wenn die Schöpfer*innen dahinter sie nicht mehr produzieren könnten, oder ist es nur ein “nice to have”?

2. Nutzen Was habe ich davon? Bietet mir eine Abo-Unterstützung einen spürbaren Vorteil, zum Beispiel gegenüber den oft ebenfalls existierenden kostenlosen Angeboten? Damit meine ich nicht unbedingt ein mehr an Inhalt – die Vorteile können ganz unterschiedlicher Natur sein.

3. Wohltätigkeit Möchte ich die Schöpfer*innen unabhängig vom persönlichen Wert für mich unterstützen? Habe ich das Gefühl, dass meine Unterstützung einen Unterschied macht? Dieser Punkt ist nicht unerheblich, er ist aber – bei aller Liebe – nicht der wichtigste für mich, und er kann sich auch im Laufe der Zeit ändern.

Also, wofür zahle ich, wieviel und warum?

Patreon

Judith Holofernes (Künstlerin) / $5 im Monat / exklusiver Zugang zu Kapiteln der Post-Wir-sind-Helden-Autobiografie, an der Judith gerade arbeitet, exklusiver Zugang zu Fragen-Podcasts, frühzeitiger Zugang zu Interview-Podcasts, Möglichkeit direkt mit einer Künstlerin zu interagieren, die ich sehr schätze

65daysofstatic (Band) / $6 im Monat / exklusiver Zugang zu Blogposts und Musikreleases, Unterstützung einer Lieblingsband, die derzeit nicht auf Tour gehen kann

The Command Zone (Magic Podcast) / $1 im Monat / früherer, werbefreier Zugang zu Videos, Unterstützung von hochwertigen Inhalten

Limited Resources (Magic Podcast) / $1 im Monat / Unterstützung der Moderatoren, Möglichkeit, Fragen zu stellen und On Air beantwortet zu bekommen

Rhystic Studies (Magic YouTube Channel) / $1 im Monat / Unterstützung des Schöpfers, Nachbesprechung der Videos per Podcast

Steady

Wochendämmerung (Podcast) / €1 im Monat / Unterstützung der Schöpferin und ihres Podcast-Labels

Filmlöwin (Website) / €2,50 im Monat / Unterstützung der Schöpferin, die ich persönlich kenne, und der Sache (feministische Filmkritik)

Cuts – der kritische Filmpodcast / €1 im Monat / Unterstützung des Formats

Übermedien (Website) / €5 im Monat / Zugang zu Artikeln und Abonnenten-Newsletter, wichtige berufliche Ressource

Außerdem

Slate Plus (Website und Podcasts) / $35 im Jahr (einmalig, auf dem Prüfstand) / Zusätzliche Segmente in und früherer Zugang zu Podcasts, gut kuratierter Newsletter

Letterboxd Pro (App/Datenbank) / $12 im Jahr / Möglichkeit, mein externes Archiv zu importieren, Unterstützung der Plattform

Bilanz

Wenn man alles zusammenrechnet komme ich somit auf rund 25 Euro, die ich jeden Monat für Online-Abos ausgebe, also etwa 300 Euro im Jahr. Damit ist auch meine Grenze dafür erreicht, was ich grundsätzlich auszugeben bereit bin. Zusätzliche Kosten müsste ich mit einem hohen (zum Beispiel beruflichen) Nutzen für mich persönlich rechtfertigen.

Ich würde gerne mehr Formate auch nur deswegen unterstützen, weil ich sie gut finde oder sie mich bereichern. Die Zusatzangebote, die dann häufig mit einem Abo verbunden sind, seien es weitere Inhalte oder das Versprechen einer Online-Community, etwa auf einem Discord-Server, kann ich in der Regel überhaupt nicht nutzen. Mir würde es meist völlig reichen, das sieht man auch an der Übersicht oben, guten Zugang zu haben – zu den Inhalten und manchmal zu den Schöpfer*innen, zum Beispiel durch Interaktion in Kommentaren.

Wieviel bekomme ich für 5 Dollar im Monat?

Deswegen ärgert es mich allerdings, dass bei vielen Newslettern oder Podcasts die niedrigste Unterstützungsstufe häufig bei 4,50 Euro/5 Dollar angesetzt ist. Bei dem Preis kann ich einfach nicht so viele Schöpfer*innen unterstützen, wie ich gerne würde. Newsletter wie Anne Helen Petersens Culture Study oder Berit Glanz’ Phoneurie finde ich eigentlich bereichernd genug, dass ich gerne einen Beitrag leisten würde, ähnlich der Podcast The Commander Sphere, aber wenn ich für jedes Angebot 5 Dollar im Monat zahle, müsste ich dafür wieder einem anderen Creator die Finanzierung entziehen. (Im Fall von Berit habe ich daher einen kleinen Betrag per Paypal am Ende des Jahres überwiesen.)

Ich würde mir wünschen, dass es noch öfter die Möglichkeit gibt, kleine Beiträge zu leisten, für die es eigentlich keine Perks geben muss außer dem erwähnten Zugang. Schöpfungen wie die drei Magic-Podcasts würde ich nicht unterstützen, wenn es nicht die Möglichkeit gäbe, nur 1 Dollar im Monat zu zahlen. Gäbe es diese Option öfter, könnte ich mein Abo-Budget breiter streuen, mehr Schöpfer*innen unterstützen. Aus diesem Grund habe ich auch ein Abo bereits wieder beendet. Den vor einem Jahr gestarteten Newsletter Zwischenzeit_en von Teresa Bücker fand ich manchmal sehr gut, aber insgesamt eher durchwachsen. Bei einem geringeren monatlichen Betrag hätte ich ihn vielleicht weiter bezahlt.

An meiner Aufstellung sieht man: Mehr Geld zahle ich vor allem für Dinge, die ich nur auf diese Art bekomme und die für mich einen nachhaltigen Wert haben, etwa Musik oder die Teilhabe an einem kreativen Prozess. Gerade bei Schöpfungen, die auch kostenlos angeboten werden, möchte ich mit einem Abo weniger die Arbeit der Schöpfer*innen oder den Nutzen für mich direkt entlohnen (dafür wäre der Betrag in der Tat zu niedrig und den Nutzen bekomme ich ja ohnehin), als meine Wertschätzung zeigen. Ich weiß nicht, ob andere Menschen ähnlich handeln würden wie ich. Aber wenn die Gründe für die Zahlungsbereitschaft verwechselt werden, kommt es zu einem Unterschied in Wahrnehmung zwischen Preis und Wert. Das ist zumindest mein Eindruck.