Update: Fox hat den Report von “Ain’t it cool” dementiert. Wahrscheinlich haben sie recht.
Was für eine großartige Art, die Woche zu beginnen, wenn man morgens in der Bahn liest, dass “Ain’t it cool News” die Bestätigung bekommen hat, dass X-Men: Days of Future Past in HFR 3D, genauer in nativem Stereo-3D mit 48 Bildern pro Sekunde, gedreht wurde und auch 2014 so ins Kino kommen wird. Damit ist Bryan Singers Zeitreise-Generationen-Treff der Mutanten (der auch ganz neue Maßstäbe in Sachen Ensemble-Franchising setzt, dazu mehr, wenn ich den Film gesehen habe) nach Peter Jacksons Hobbit-Filmen die zweite Produktion, die sich traut, den notwendigen Schritt in Richtung Kinozukunft zu gehen.
Ich selbst bin entschiedener Fan von HFR 3D und habe im vergangenen Dezember trotzig den Backlash gegen den Hobbit abgewehrt. Doch auch ursprüngliche Gegner des Prozesses scheinen sich langsam zu bewegen. Einer der Gründe scheinen, paradoxerweise, gute 3D-Filme in 24 fps zu sein. Nach seiner Begeisterung für Gravity etwa schrieb Matt Singer auf “The Dissolve” einen Artikel, in dem er beklagte, dass selbst Filme mit perfekt genutztem 3D eine Qual sein können, weil man seinen Kopf nicht bewegen darf. HFR 3D, bei all seinen Problemen, erlöse einen in dieser Hinsicht, gibt er zu. Der Hobbit sei in seinen Bildern “nahtlos” gewesen.
Auch besser für 4K
Auf dem Beyond Festival in Karlsruhe, wo ich vor zwei Wochen vorbeigeschaut habe, habe ich ebenfalls ein Plädoyer für HFR gehört, und zwar von Stefan Albertz, bis vor kurzem selbst Digital-Techniker, nun hauptberuflich Dozent. Er argumentierte, dass auch für die auf den Messen dieses Jahr gehypten Ultra-HD und 4K-Displays, die die vierfache Auflösung von HD haben, dringend zu 48 fps zu raten wäre, wenn man vermeiden wolle, dass das Bild immer stärker ruckelt. (Das sei auch der Grund, meinte Albertz, warum 4K-Displays in Laden-Demos immer möglichst ruhige Bilder zeigen.) Nach seiner Ansicht sieht ein HD-Bild mit 48 fps auf einem 4K-Bildschirm besser aus als ein 4K-Bild mit 25 fps. Das Problem existiert vor allem für Kinofilme. Fernsehen überträgt ja ohnehin schon mit 50 Hertz, die Umstellung wäre also einfacher.
A propos Hertz: Ein weiterer Sprecher auf dem “The Future of 3D”-Panel war Ralf Schäfer vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut. Er stellte unter anderem neue Geräte vor, die die Produktion in 3D vereinfachen sollen – denn die Kalibrierung von Spiegel-Rigs scheint nach wie vor ein Albtraum zu sein. Neben einem automatisierten Stereo-Rig ohne Spiegel zeigte Schäfer unter anderem ein 2D-System, das mit sogenannten Witness-Cams funktioniert, aus deren Bilddaten sich später der Tiefenkanal berechnen lässt. Es wird also auch weiterhin eine Tendenz geben, 2D aufzuzeichnen und die Tiefe später hinzuzufügen. Dass das funktionieren kann, wenn man trotzdem in der Inszenierung stereografisch denkt, hat mir Star Trek Into Darkness gezeigt.
Die Suche nach dem neuen Standard
Der mutige Schritt von Bryan Singer und vor allem von Sony Fox, bei Days of Future Past die 48fps-Route zu gehen könnte auch mit dem zusammenhängen, was man im Umfeld der Konferenz so munkelte: Die großen Studios suchen einen High-End-Standard, der eine Weile Stabilität garantiert und sich nicht jedes Jahr wieder nach oben verschiebt. Wenn die Datenmengen händelbar sind, könnten das zum Beispiel 120 fps in 4K sein, die dann “eine Weile halten” könnten und sich dennoch nach unten in die einfacheren Formate wie DVD durchreichen lassen. Wir werden sehen, ob uns hier noch eine Entscheidung bevorsteht.