Was ich tue, wenn ich nicht hier schreibe

Ich bereite im Moment den 35. Deutschen Evangelischen Kirchentag vor, der in zwei Monaten startet. Das bedeutet: viel Arbeit, wenig Platz im Kopf frei, wenig Zeit und Muße zum Bloggen – vor allem nicht für die langen Artikel, die ich gerne schreibe.

Aber ich bin nicht völlig untätig. Letzte Woche habe ich zum Beispiel ein Radiointerview zum Thema “Superhelden” gegeben, das heute im RBB-Inforadio läuft. Kurze Technikgeschichten dokumentiere ich weiterhin im “Techniktagebuch”, zum Beispiel wie das Interview entstand oder wie absurd manchmal meine Telefonkonferenzen ablaufen.

Und manchmal schreibe ich doch mal was Längeres, was aber nichts mit Film und Medien zu tun hat. Dann nebenan, in meinem Tumblr. Letzte Woche zum Beispiel meine Philosophie für das beste Mixtape.

Und keine Angst: Ich habe bereits Artikel für einige der nächsten Wochen geplant. Und für “epd film” schreibe ich auch gerade mal wieder was.

Ich wünsche euch ein schönes Osterwochenende!

François Chalets grafisches Elterntagebuch

Das hier hat nichts mit Film und alles mit modernen Medien zu tun. Auf dem Symposium “Adaptation: Animation, Comics and Literature”, wo ich im April war und etwas über Marvel erzählt habe, sprach auch ein Schweizer Grafikdesigner. François Chalets Vortrag hatte den Titel “Caspar – An innovative Book Project”, was so ziemlich gar nichts darüber aussagt, welches kleine Wunderwerk der Mann seit mittlerweile über drei Jahren schafft.

Mit der Geburt seines Sohns Caspar begann François jeden Tag ein minimalistisch designtes Bild bei Facebook zu posten. In seinem Vortrag erzählte er, das wäre einfach seine Art gewesen, das Elterndasein zu verarbeiten. Er möge halt keine Worte und könne sich besser in Bildern ausdrücken. Das Wort “Tagebuch” nimmt François ernst. Über 1.300 Bilder hat er in seinem minimalistischen Stil inzwischen schon hergestellt und gepostet – jedes von ihnen fängt einen Moment im sich ständig verändernden Leben mit Caspar ein.

François hat Postkarten hergestellt, die Bilder in einer Galerie gezeigt, ein Buch gemacht und quasi jeder, der die Caspar-Bilder sieht, verknallt sich sofort – ob er selbst Kinder hat oder nicht. Und trotzdem hat seine Facebook-Seite nur knapp über 300 Fans.

Er wüsste halt nicht so genau wie das geht mit dem sozialen Internet, sagte mir François nach dem Vortrag, als ich ihn fragte, ob er schon mal über ein Tumblr-Blog (meiner Ansicht nach hier perfekt) oder Twitter nachgedacht hätte, um Caspar bekannter zu machen. Irgendwo eben, wo es leicht ist, die schönsten Bilder weiterzuverteilen – außerhalb des geschlossenen Facebook-Kosmos. Und wo ein ganzer Clan von Elternbloggern doch eigentlich nur darauf warten dürfte, Caspar zu bewundern.

François schien hin- und hergerissen. Auf der einen Seite möchte er gerne seine Arbeit mehr Menschen zeigen, so erschien es mir, aber er hat gar nicht die Zeit und sieht nicht die Notwendigkeit, sich in den Social-Media-Pool zu stürzen, er will vor allem Chronist von Caspars Leben sein. Und so bleiben seine Bilder halt für’s erste ein Geheimtipp.

Vielleicht kann ich ja mit meinem Blog ein bisschen was dazu beitragen, dass Caspar noch der Star wird, der er sein sollte. Die Facebook-Seite heißt “François Chalet Journal”. Gefällt mir!

Bild © François Chalet