Patricia Highsmiths Roman „Der talentierte Mr. Ripley“ (und die zwei Verfilmungen mit Alain Delon und Matt Damon) handeln von einem mittellosen jungen Mann, der über Leichen geht, um sich die Identität und den Lebensstil eines reichen Freundes anzueignen, und am Ende damit davonkommt. Felix Vossen, dessen Name im Titel der NDR-Podcastserie in Anspielung auf Highsmiths Roman verwendet wird, ist der wohlhabende Sohn eines Textilfabrikanten, der sich nach Jahren luxuriösen Lebens mit 60 Millionen Euro veruntreutem Geld absetzte und derzeit in Zürich im Gefängnis sitzt. Bis auf die Tatsache, dass beide Personen ihren Freunden etwas vorspielen, haben Mr. Ripley und Mr. Vossen nicht viel gemeinsam.
Doch nicht nur der Titel suggeriert Hörerinnen und Hörern etwas, das Christoph Heinzles Hörfunk-Reihe nur schwer einlösen kann. Von einem „rätselhaften“ Kriminalfall spricht Heinzle im Vorspann jeder Folge, der in der „Jagd“ auf einen Millionenbetrüger mündete. Dabei ist Vossen, das gibt der Autor bereits in der zweiten der sieben Folgen zu, das klassische Zentrum eines Ponzi-Systems, in dem ein charmanter Vertrauensmann mit dem Versprechen auf hohe Rendite immer neue Investoren anwirbt, um alte Investoren auszuzahlen und immer größere Geldlöcher zu stopfen.
Eine Folge zuvor hat man erfahren, dass die Jagd auf Vossen wenig spektakulär mit einer Festnahme bei einer Routinekontrolle in Spanien endete. Statt auf eine Jagd begibt sich Christoph Heinzle also auf eine Spurensuche durch die verschiedenen Stationen von Vossens Leben. Das Ende der 90er Jahre Konkurs gegangene Frottier- Unternehmen Vossen in Gütersloh, das Internat in der Schweiz, die gelinkten Freunde in London, Felix Vossens leidenschaftliche Ausflüge ins Filmgeschäft.
Die vollständige Kritik ist erschienen in epd medien 40/2016.