Die Debatte wird mit Sicherheit auch dieses Jahr wieder geführt. Sollte Andy Serkis nicht endlich für einen Oscar als bester Schauspieler nominiert werden? Nicht für seinen Part als Ulysses Klaue im Marvel-Universum natürlich (der dazugehörige Film Black Panther kommt sowieso erst 2018 ins Kino), sondern für eine Rolle, in der sein Gesicht nicht zu sehen ist: die des Schimpansen Caesar in Planet der Affen – Survival. Serkis ist, wie schon in den beiden vorhergehenden Planet-der-Affen-Filmen und wie in King Kong und Der Herr der Ringe, die treibende Kraft hinter Caesars Performance, aber Serkis alleine könnte die Rolle nicht spielen. Er braucht das Team der Effektfirma Weta Digital, die Serkis in Caesar verwandeln.
Seit sein Auftritt in Der Herr der Ringe – Die zwei Türme Andy Serkis zum Star gemacht hat und seine Interpretation von Gollum zur popkulturellen Ikone wurde, versucht die Filmwelt dem Phänomen performance-capture-acting Herr zu werden. Wie soll man Schauspieler*innen behandeln, die in einem grauen Gymnastikanzug ihre Bewegungsmuster und Mimik in einen Computer übertragen und aus deren Daten anschließend von einer Horde digitaler Zauberer*innen Wesen geschaffen werden, deren Physis sich von der eines Menschen signifikant unterscheidet? Wie viel Credit sollten sie für ihre Leistung bekommen?
In der Riege der Schauspieler*innen, die nicht als solche gelten, sind sie damit keinesfalls alleine. Beispiel Animationsfilm: Voice Actors (die im Deutschen nicht „Stimmenschauspieler*innen” sondern meist „Synchronsprecher*innen” heißen, was schon viel über ihre Klassifizierung aussagt – als gehe es einzig darum, Lippenbewegungen abzupassen) sind oft ausgebildete Schauspieler*innen, die neben ihrer Arbeit als Sprecher*innen auch mit dem ganzen Körper auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Dennoch werden Parts, in denen sie nur ihre Stimme einsetzen, kaum als „Schauspiel” gehandelt. Animationsregisseur*innen betonen wiederum bei jeder Gelegenheit, dass auch Animator*innen im Grunde Schauspieler*innen sind, die zu vorhandenen Tonaufnahmen Bewegungen und Mimik der Figuren ausbilden. Als Referenz dient ihnen dabei, entgegen verbreiteter Marketing-Mythen, deutlich häufiger der eigene Körper und das eigene Gesicht als die der Sprecher*innen – wenn der Charakter überhaupt spricht. Einen Schauspielpreis würden sie trotzdem nicht gewinnen.