Werkschau (I)

Leider fehlt mir die Zeit, hier im Blog regelmäßig zu dokumentieren, wo ich überall publizistisch aktiv bin. Daher hier eine kleine Übersicht:

epd medien

Für den Fachdienst epd medien schreibe ich regelmäßig Medienkritiken und gelegentlich Glossen. Da es sich um einen Fachdienst handelt, sind die Beiträge leider nicht frei im Netz verfügbar.

Dies sind einige Produktionen, die ich in den vergangenen Monaten besprochen habe:

Tomorrow Now, Webserie, SWR, in Ausgabe 39/21
Virtuelle Propaganda, Radiofeature von Peter Kreysler, WDR, in Ausgabe 35/21
Hahnenkampf in Quitzow, Hörspiel von Hermann Bohlen, RBB, in Ausgabe 32/21
r_crusoe, Hörspiel von Wittmann/Zeitblom, Deutschlandfunk/SWR, in 25/21
“Immersive Erfahrung: Fernsehen ohne Bild”, Tagebuch zu Calls, Apple TV+, in 21/21

epd film

Für die Filmzeitschrift epd film schreibe ich unregelmäßiger Artikel, häufig zu neuen technischen und ökonomischen Entwicklungen der Filmbranche.

“Die Lebenszeit-Fresser”, Kolumne zum Start von The Wheel of Time, Heft 10/21
Raumhafte Illusionen: Wegweisende Trends in der Filmtechnik“, Heft 7/20

Ein weiterer Artikel wird in Heft 12/21 erscheinen.

piqd

Für den Inhalte-Kurationsdienst piqd wähle ich regelmäßig Artikel und Podcasts zu Medien- und Popkulturthemen aus und beschreibe mit einem kurzen Text, warum sie die Zeit der Lesenden wert sein könnten.

piqd Autorenprofil mit allen Beiträgen

Kulturindustrie

Der Podcast Kulturindustrie bespricht einmal monatlich drei kulturelle Themen, beispielsweise Filme, Serien, Bücher, Comics oder Games. Ich bin einer von vier Moderator:innen.

Episode 32 – Dune, Das Dämmern der Welt, Schumacher
Episode 31 – Fabian, Der falsche Gruß, Martin Eden
Episode 30 – In The Heights, Mein Leben unter Ludwig II., Bad Luck Banging or Loony Porn

Geschichten aus dem DDR-Alltag. Der Podcast “Mensch Mutta”

Das Leben von Katharinas Mutter findet nicht im Scheinwerferlicht der Geschichte statt, und es gibt kaum überraschende Plot-Twists. Die plötzlichen Kurven und Umschwünge in ihrem Leben meistert “Mutta” mit souveräner Gleichmütigkeit. Gerade das Gewöhnliche an diesem Leben habe sie fasziniert, sagt Katharina, und die Tatsache, dass trotzdem aus heutiger und auch aus westlicher Sicht kaum etwas Normales daran sei. So sind es auch weniger die großen dramaturgischen Bögen, die an “Mensch Mutta” begeistern, sondern die Details. Etwa, dass “Mutta” ihren Wunschberuf Kindergärtnerin nicht ausüben konnte, weil sie in der Schule ein einziges Mal aufgemuckt hatte.

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Annotierte Links: Unsichtbare Kunst

Der Link: Unsichtbare Kunst (epd medien)

Visual Effects ist, wenn man es ehrlich besieht, das Thema was mich als Jugendlicher zu Film und Medien gebracht hat. Ich habe also nichts lieber gemacht, als mir für epd medien mal die deutsche VFX-Branche vorzunehmen und zu fragen, wie sie eigentlich zum Fernsehen stehen.

Die Interviews waren alle auf ihre Art spannend. Ein Besuch in den Büros von RISE, wo alle gerade noch am neuesten Marvel-Film schufteten. Ein bisschen truth to power von Frank Kaminski, einem Selfmade-Supervisor, der unter anderem Dietrich Brüggemanns Stau realisiert hat und am Ende dem Artikel seinen Rahmen gab. Einblicke in die Trends der Zukunft von Barbara Flueckiger (die das beste Buch zum Thema geschrieben hat) und Mario Müller von der FMX. Und ein Doppelgespräch mit den Abteilungsleitern von Action Concept, die ein bisschen der alten Rock-n-Roll-Zeit hinterhertrauern, als Stuntmen noch Helden in Asbest-Overalls waren und nicht nur eine Komponente einer komplex montierten Effektsequenz.

Danke an alle, die mit mir gesprochen haben. Ich hoffe, das Ergebnis ist lesenswert.

Mit dem Brechen brechen

Wer sich schon einmal mit einer schwangeren Frau im ersten Trimester unterhalten hat, weiß, dass „Morgenübelkeit” ein gemeiner Marketing-Euphemismus der Schwangerschaftsratgeber-Industrie ist. In den ersten Monaten der Schwangerschaft ist einem nicht nur morgens ein bisschen übel, sondern die kleinsten Trigger reichen aus, um das dringende Bedürfnis zu verspüren, die nächste Toilettenschüssel aufzusuchen. So war es zumindest bei meiner Frau im vergangenen September, weshalb wir regelmäßig Zuflucht im Kino suchten.

Dort fing das Elend aber erst an. Kaum saßen wir in The Party, läuft eine der Figuren auf der Leinwand aufs Klo, um sich dort genüsslich zu übergeben. Meine Frau war in diesem Moment froh, am Rand zu sitzen, denn sie musste ebenfalls spontan den Saal verlassen. Nur wenige Tage später in Atomic Blonde das gleiche. Die stark gebeutelte Heldin verschafft sich im Vomitorium Erleichterung.

Danach schien es egal zu sein, in welchem Film wir saßen. Überall wurde gewürgt. In The Circle arbeitet eine Figur so hart, dass ihr der Stress wieder hochkommt. Sogar in Barfuß in Paris wird ein Charakter seekrank. Trauriger Höhepunkt war dann Darren Aronofskys mother!, in dem nicht nur etwas Undefinierbares ausgespien, sondern kurze Zeit später auch noch ein Neugeborenes zerfleischt und gegessen wird (auch nicht so super für Schwangere). Ich konnte irgendwann ein ungläubiges Kichern nicht mehr unterdrücken, aber im Sitz neben mir wurden echte Kämpfe ausgefochten. Erst Victoria & Abdul befreite uns über einen Monat später von der großen Kino-Kotzerei – oder vielleicht ist auch nur meine Erinnerung getrübt.

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Schauspiel im Zeitalter der Performance Capture

Die Debatte wird mit Sicherheit auch dieses Jahr wieder geführt. Sollte Andy Serkis nicht endlich für einen Oscar als bester Schauspieler nominiert werden? Nicht für seinen Part als Ulysses Klaue im Marvel-Universum natürlich (der dazugehörige Film Black Panther kommt sowieso erst 2018 ins Kino), sondern für eine Rolle, in der sein Gesicht nicht zu sehen ist: die des Schimpansen Caesar in Planet der Affen – Survival. Serkis ist, wie schon in den beiden vorhergehenden Planet-der-Affen-Filmen und wie in King Kong und Der Herr der Ringe, die treibende Kraft hinter Caesars Performance, aber Serkis alleine könnte die Rolle nicht spielen. Er braucht das Team der Effektfirma Weta Digital, die Serkis in Caesar verwandeln.

Seit sein Auftritt in Der Herr der Ringe – Die zwei Türme Andy Serkis zum Star gemacht hat und seine Interpretation von Gollum zur popkulturellen Ikone wurde, versucht die Filmwelt dem Phänomen performance-capture-acting Herr zu werden. Wie soll man Schauspieler*innen behandeln, die in einem grauen Gymnastikanzug ihre Bewegungsmuster und Mimik in einen Computer übertragen und aus deren Daten anschließend von einer Horde digitaler Zauberer*innen Wesen geschaffen werden, deren Physis sich von der eines Menschen signifikant unterscheidet? Wie viel Credit sollten sie für ihre Leistung bekommen?

In der Riege der Schauspieler*innen, die nicht als solche gelten, sind sie damit keinesfalls alleine. Beispiel Animationsfilm: Voice Actors (die im Deutschen nicht „Stimmenschauspieler*innen” sondern meist „Synchronsprecher*innen” heißen, was schon viel über ihre Klassifizierung aussagt – als gehe es einzig darum, Lippenbewegungen abzupassen) sind oft ausgebildete Schauspieler*innen, die neben ihrer Arbeit als Sprecher*innen auch mit dem ganzen Körper auf der Bühne oder vor der Kamera stehen. Dennoch werden Parts, in denen sie nur ihre Stimme einsetzen, kaum als „Schauspiel” gehandelt. Animationsregisseur*innen betonen wiederum bei jeder Gelegenheit, dass auch Animator*innen im Grunde Schauspieler*innen sind, die zu vorhandenen Tonaufnahmen Bewegungen und Mimik der Figuren ausbilden. Als Referenz dient ihnen dabei, entgegen verbreiteter Marketing-Mythen, deutlich häufiger der eigene Körper und das eigene Gesicht als die der Sprecher*innen – wenn der Charakter überhaupt spricht. Einen Schauspielpreis würden sie trotzdem nicht gewinnen.

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Was ist noch echt?

Kurz nach den Oscars machte ein Video deutlich, dass ein Film bei der Preisverleihung in einer überraschenden Kategorie zu unrecht leer ausgegangen war. „The Mind-Blowing Special Effects Used on Manchester By The Sea“ enthüllt, dass die erste Szene des Films, in der ein Fischerboot auf dem Meer vor den Küste der titelgebenden US-Kleinstadt herumschippert, nicht dort gedreht wurde. Stattdessen, so zeigt das Video in der bei Visual-Effects-Reels etablierten Darstellungsform aus sich Stück für Stück aufbauenden Bildschichten, stand das Boot auf einer Hebebühne in einem Studio, umgeben von Blue Screens. Die maritime Umgebung entstand vollständig im Computer.

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Nostalgie ist Ideologie

“They don’t make’em like they used to” ist im Englischen ein gerne geäußerter Sinnspruch, wann immer jemand einen Film dreht, der erfolgreich an vergangene Zeiten erinnert. “So werden sie heute nicht mehr gemacht”. Der Awards-Season-Darling La La Land schwärmt pausenlos von der guten alten Zeit klassischer Hollywood-Musicals und lässt sie auch im Look wieder auferstehen. Regisseur Damien Chazelle hat deswegen sogar auf Film gedreht, genau wie Martin Scorsese Silence und Christopher Nolan seinen neuen Film Dunkirk, die auf diese Weise nicht nur inhaltlich vergangene Zeiten aus dem Grab heben. Ridley Scott kehrt 2017 mit seiner Regiearbeit Alien: Covenant und Blade Runner 2049, den er produziert, gleich zweimal zu seinen Ursprüngen zurück und versucht, eine damals revolutionär neue, stilbildende Ikonographe wiederzubeleben.

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Lob der tapferen Gesellen – Die Vorzüge von Journeyman-Regisseuren

Es mag vielleicht so wirken, als wäre mein Ziel mit dieser Kolumne, eine Lanze für das Mittelmaß zu brechen. Böse Zungen würden behaupten, um damit für meine eigene Mittelmäßigkeit Abbitte zu leisten. Sind Regisseure wie Joe und Anthony Russo nicht auch die Erfüllungsgehilfen der Maschine Hollywood, die uns immer wieder den gleichen Brei in leicht anderen Zusammensetzungen aber mit identischem Geschmack vorsetzt? Gibt es für reibungslose Abläufe und solides Handwerk nicht Regieassistenten und Line Producer, die den Auteurs den Rücken frei halten?

Da Film nicht nur eine Kunst, sondern auch eine Industrie, auch ein Handwerk ist, darf man die mittelbare Wirkung von Menschen wie Journeyman-Regisseur*innen nicht unterschätzen. Vielleicht helfen sie einer unerfahrenen Schauspielerin dabei, ihren Stil zu finden, den sie später in anderen Filmen ausformen kann. Vielleicht ermöglichen sie einem Drehbuchautor, der selbst nicht zum Regisseur taugt, seine Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Vielleicht sind sie so gut organisiert, dass diejenigen, die mit ihnen arbeiten, zur Abwechslung mal in der Lage sind, ihre Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten.

Meine neue Kolumne jetzt auf kino-zeit.de

Gegen das Empire: Rogue One, Fankultur und Kapitalismus

“Den Luxus einer politischen Meinung hatte ich nie.” Mit dieser Haltung beginnt die junge Heroine Jyn Erso ihre Reise im neuen Star-Wars-Film Rogue One. Von ihrem Vater als Kind in die Hände eines politischen Aktivisten gegeben, hat sie augenscheinlich irgendwann die Lust daran verloren, sich überhaupt mit der Gesamtsituation ihrer Welt auseinanderzusetzen, die unter dem Joch eines galaktischen Imperiums leidet. Stattdessen ist sie zu einer typischen Drifterin geworden, die sich an den Rändern der Legalität und oft darüber hinaus herumtreibt und vor allem an ihr eigenes Überleben denkt.

Es ist kein Spoiler, zu verraten, dass das Drehbuch von Rogue One dafür sorgt, dass Jyn sich ihre politische Haltung anders überlegt. Im letzten Drittel des Films wird sie zur Anführerin eines Stoßtrupps, der in das Herz des Imperiums vordringt und dort versucht, die Pläne für dessen gigantische Kampfstation zu stehlen. Aus der selbstgenügsamen Opportunistin ist eine Kämpferin für die gute Sache geworden.

Warum genau die Sache gut ist, definiert Rogue One nicht. Die Rebellenallianz steht mindestens mal für Freiheit von Unterdrückung und – das macht auch das Casting klar – Diversität von Hautfarben und Spezies. Was sie darüber hinaus für eine politische Agenda verfolgt, erfahren die Menschen im Kino nicht. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Disney-Chef Robert Iger in einem Interview mit dem Hollywood Reporter behauptet hat, der Film sei “in keiner Weise politisch” und enthalte “keinerlei politische Meinungen”, nachdem Drehbuchautor Chris Weitz getwittert hatte, das galaktische Imperium sei nach seinem Verständnis eine “white supremacist organisation”.

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Advent, Advent: Mein Erlebnis mit Spotlight

Im Adventskalender von “kino-zeit” dürfen alle Autorinnen und Autoren über ein prägendes Kinoerlebnis dieses Jahres schreiben. Ich habe mich meiner Begegnung mit Spotlight gewidmet:

Deutsche Filmveröffentlichungs-Politik kann grausam sein. Oft beginnt schon im September das leise Summen um besondere Award-Season-Filme, die dann am Ende des Jahres bei vielen Kolleginnen und Kollegen, insbesondere aus den USA, auf den Top-10-Listen landen, deren Kinostart in Deutschland aber noch weit entfernt ist. Spotlight war so ein Fall. Als ich das Drama um die Recherche des Boston Globe zu systemischem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche endlich zu sehen bekam, hatte es sogar gerade ein paar Tage zuvor den Oscar als bester Film gewonnen. Alles, was es an Hype zu diesem Film geben konnte, war bereits entfacht worden.

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