Deadpool ist erst der Anfang des pubertären Superheldenkinos

Ich habe mich lange nicht mehr mit 13-Jährigen unterhalten. Also mache ich jetzt das, was man eigentlich nicht machen sollte und was trotzdem alle Journalisten machen. Ich extrapoliere aus meiner eigenen Erfahrung. Als ich 13 war, das war 1996, habe ich unter anderem folgende Dinge getan. Ich hatte eine Band (die nie aufgetreten ist) mit einem einzigen, auf lustig getrimmten Lied, das beschrieb, wie Menschen auf grausame Art zu Tode kommen. Ich spielte einen Rollenspielcharakter namens Thorn, einen Typ im langen Ledermantel mit Sonnenbrille, der Wolverine-ähnliche Krallen besaß (und sehr mysteriös war). Ich behauptete nach dem Umzug in eine neue Stadt, ich hätte an meinem letzten Wohnort eine feste Freundin (was nicht stimmte). Ich las in einem “Coupé”-Heft, dass ich irgendwie bekommen hatte, über die sexuellen Vorlieben versauter Luder (oder so ähnlich).

Ich hatte dann irgendwann mal ein Gespräch mit meinen Eltern, die mich fragten, ob ich das eigentlich wirklich witzig finde mit den ganzen Toden, was ich weinend verneinte. Ich habe irgendwann angefangen, im Rollenspiel Charaktere zu spielen, die eher meiner verkopften Natur entsprachen. Ich hatte eine real existierende Freundin. Ich schäme mich für nichts, was ich mit 13 getan habe, denn ich war erst 13. Tod, Gewalt, Liebe und Sexualität waren merkwürdige Unbekannte, mit denen ich noch nicht wirklich in Berührung gekommen war. Es war mir aber wichtig, nach außen zu zeigen, dass sie mir nichts anhaben konnten. Also tat ich abgebrüht, während ich mich heimlich schrecklich davor fürchtete.

Die zwei Schulen des Superheldenfilms

Der moderne Superheldenfilm hat in der Zeit seit seiner Geburt Ende der 70er Jahre diverse Stadien durchlaufen und ein paar Eckpfeiler eingeschlagen, zwischen denen sich die meisten Filme, die so entstehen, irgendwo einsortieren lassen. Grob vereinfacht nenne ich die beiden Haupt-Schulen des 21. Jahrhunderts mal die Nolan/Goyer-Schule, die andere die Whedon/Singer-Schule. Nicht ganz zufälligerweise korrespondieren die beiden Schulen auch mit den beiden größten amerikanischen Comic-Verlagen DC und Marvel und mit Autorenströmungen, die es dort gab. Zum Beispiel mit Autoren wie Frank Miller oder Chris Claremont. Immer noch vereinfacht sieht die eine Schule Superhelden als verzweifelte Menschen in einer nihilistischen Welt, die sich entscheiden, die Welt irgendwie ein bisschen weniger beschissen zu machen; die andere sieht sie als hoffnungsvolle Menschen in einer Welt voller Graustufen, die sich bemühen, das Richtige zu tun, obwohl sie fehlbar sind. Beiden Schulen gemein ist, dass sie versuchen, das fantastische Superheldentum irgendwie in dem zu verankern, was sie für “Realität” halten. “Realistisch” bedeutet allerdings für die einen “Hart und grausam”, für die anderen “verwirrend und vielschichtig”. Ich finde, beide Schulen haben ihre Berechtigung.

Beide Schlagrichtungen legen diese Maßstäbe unter anderem auch deswegen an ihr Werk an, würde ich behaupten, weil sie beweisen wollen, dass Superhelden durchaus etwas “Erwachsenes” sein können. Die ursprüngliche Zielgruppe von Superheldencomics war seit den 30er Jahren minderjährig, wahrscheinlich noch nicht einmal jugendlich, doch nachdem Comics in den 70ern ihr Massenpublikum verloren und langsam ein Nischenprodukt wurden, wuchsen die Comics mit ihren Lesern mit. Spätestens in den 80ern ging es den oben genannten Autoren aktiv darum, zu beweisen, dass auch Superhelden komplexe Charaktere sind, deren Geschichten etwas über unsere Welt aussagen können. Sie sind nicht bloß etwas für Kinder mit einfachen Moralvorstellungen und sie sind nicht bloß alberner, amüsanter Camp.

Der Stinkefinger im Kino

Doch die Comicbranche ist beileibe nicht nur bevölkert von Menschen, die erwachsene Geschichten erzählen wollen. Insbesondere in den 90ern regierte in Verlagen wie Image Comics auch das große Verlangen, mit den Bildergeschichten einfach nur eine diffuse Vorstellung von “cool” und “extrem” zu bedienen und dem Rest der Branche den Finger zu zeigen. Jetzt, zwanzig Jahre später, wo der Superheldenfilm als zwar nicht unbedingt immer anspruchsvolles, aber doch erwachsenes Genre etabliert ist, kommt diese Attitüde auch ins Kino.

Rob Liefeld, der Schöpfer des Comichelden Deadpool – mit dem Ryan Reynolds diese Woche im Kino startet – beschreibt dessen Genese Anfang der 90er auf “io9” als “Spider-Man with guns and swords”. Sein Partner Fabien Nicieza ergänzt:

“Unfortunately, his brain is my brain, in all its sad, pathetic glory,” Nicieza said. “Most of us have a filter. If I said a tenth of the things I think I’d get my ass kicked every day. Deadpool is that without the filter. He has the biological excuse that he can’t filter himself, so he can say the most inappropriate things, go off on complete tangents, and pull cultural references out of his ass all in one panel.”

Mit anderen Worten: Liefeld und Nicieza koppelten eine Wunschvorstellung im Look (Spider-Man + Waffen) mit einer Wunschvorstellung in der Einstellung (Sagt, was immer ihm in den Kram passt, “herrlich politisch inkorrekt”). Das Ergebnis kam bei den Fans extrem gut an. Deadpool lässt sich nichts gefallen und er kann alles. Er ist mysteriös und respektlos. Er ist ein Söldner, das heißt er hat keine Prinzipien. Wenn ihm etwas im Weg steht, macht er entweder einen gemeinen Witz drüber oder er schießt es zu Klump. Kurzum: Er ist die Wunschvorstellung jedes Teenagers, oder – wie Manfred Riepe es in “epd Film” ausdrückt: eine “Masturbationsfantasie für kleine Nerds, sich ganz groß erleben zu dürfen.

Nicht alle Kritiker gehen mit Deadpool so hart ins Gericht wie Riepe. Aber fast jeder erwähnt, wie sehr der Film auf pubertäre Fantasien zurückgreift. Sam Adams (“Indiewire”) schreibt: “If I were 13 years old, Deadpool would be the coolest thing I’d ever seen, (…) it indulges every vice of “mature” superhero comics while simultaneously sending them up.” Es ist ein gigantisches “Fuck You” an Mama und Papa.

Absolut loco

Doch Deadpool ist nur einer von zwei Superheldenfilmen, die dieses Jahr die pubertäre Vorstellung von Coolness zurück ins Kino schieben wollen (Spawn, eine Image-Comics-Verfilmung, hatte es in 90ern auch schon mal versucht). Der andere ist Suicide Squad von Regisseur und Autor David Ayer. Auch hier besteht der “rebellische” Gedanke hauptsächlich darin, dass die “Helden” gleichzeitig völlige Psychopathen sind. Kriminelle, die widerwillig von der Regierung angeheuert werden um jene zu töten, die noch schlimmer sind als sie selbst. Große Teile des erfolgreichen Trailers zur Musik von “Bohemian Rhapsody” werden darauf verwendet zu etablieren, wie absolut loco diese “Worst Heroes Ever” sind, allen voran Margot Robbie als durchgeknalltes Clownschulmädchen Harley Quinn.

Protagonisten wie Deadpool und die Suicide Squad – der eine übrigens von Marvel, die anderen von DC, die Herkunft spielt also keine Rolle – repräsentieren genau jene Ecke der Nerdkultur, von denen sich manche Nerds heute gerne distanzieren würden. Sie sind fleischgewordene Fantasien von Männern mit “arrested development”, stehengeblieben auf dem Niveau eines 13-Jährigen, die sich immer noch vor der komplexen Welt der Erwachsenen fürchten und dagegen ankämpfen, indem sie Gewalt und Sex endlos fantastisch überhöhen. Diese Männer, und es sind eigentlich immer Männer, sind eindeutig die Zielgruppe von Deadpool, der ein R-Rating (ab 17) in den USA bekommen hat. Und sie stehen nicht nur hinter solchen Comics, sie stehen auch hinter Gamergate und den “Sad Puppies“. Es sind die Protagonisten des Ärzte-Songs “Der Infant“: “Jetzt bin ich endlich groß und die Hölle bricht los.”

Nicht kindlich, sondern ein paar ätzende Jahre älter

Vielen Filmen wird heutzutage teilweise völlig zurecht vorgeworfen, dass sie ihr Publikum entmündigen und ihm eine tief in Nostalgie getauchte Welt zeigen, die vor allem kindliches Erstaunen hervorrufen soll. Doch Deadpool und Suicide Squad sind nicht kindlich, sie sind ein paar ätzende Jahre älter. Und welche Auswüchse diese pubertären Ideen annehmen können, lässt sich vielleicht am ehesten an einem Zeichenwettbewerb festmachen, den DC Comics vor anderthalb Jahren ausschrieb. Fans sollten ein Panel eines kommenden Hefts mit folgender Beschreibung zeichnen:

Harley [Quinn] sitting naked in a bathtub with toasters, blow dryers, blenders, appliances all dangling above the bathtub and she has a cord that will release them all. We are watching the moment before the inevitable death. Her expression is one of “oh well, guess that’s it for me” and she has resigned herself to the moment that is going to happen.

Eine nackte Frau, die Selbstmord begeht. Extrem cool, extravagant und grenzüberschreitend – wenn man 13 ist. Dem Rest der Welt war es dann aber doch etwas zu bescheuert und in letzter Instanz auch gefährlich, gerade für echte Teenager. DC entschuldigte sich pflichtschuldig, aber wohl eher, um die Kritiker zu besänftigen. Es gibt schließlich noch genug Leute da draußen, die es für den ultimativen Ausdruck von Abgefahrenheit halten, sich “damaged” auf die Stirn zu tätowieren.

Comicfilmsprache: Slow-Motion = Splash Page

Im Pewcast habe ich es schon einmal erwähnt: Ich glaube, Joss Whedon versucht in The Avengers: Age of Ultron die Bildsprache von Comics auf eine neue Art in die Bildsprache von Filmen zu übersetzen.

Whedon ist nicht der erste, der sich darum bemüht. Ang Lee hat in Hulk schon einmal versucht, Panels durch ungewöhnliche Schnitttechnik in Filmbildern zu spiegeln. Auch Zack Snyders Watchmen mit seinem “Motion Poster”-Vorspann und seinen snydertypischen Speed Ramps kann als ein Vorläufer gelten.

Eine der Techniken, mit denen Comics Handlung in Bilder übersetzen, sind die sogenannten Splash Pages und Spreads, in denen gerade in Action-Situationen der Leserin ein Gesamtüberblick über das Geschehen gegeben wird. Wie in einer Art Wimmelbild hat dabei meist jede Figur die Gelegenheit, ihre eigene kleine Aktion auszuführen oder sich zumindest gut in Pose zu werfen. Splash Pages findet man häufig am Anfang und am Ende von Heften, Spreads in der Mitte.

Whedon versucht nun in Age of Ultron mindestens zweimal, das Prinzip dieser Splash Pages, in denen man als Leser ein Festmahl für die Augen geboten bekommmt, in die Filmwelt zu übertragen, indem er komplexe Einstellungen montiert und diese in Zeitlupe ablaufen lässt. Nur durch die Zeitlupe hat man als Zuschauerin die Gelegenheit, alle Einzelposen und das Gesamtbild wahrzunehmen.

Der erste der beiden Shots war auch im Trailer zu sehen, stammt aus der Eröffnungssequenz und liegt glücklicherweise bereits als GIF vor.

Das Bild ist eindeutig aus mehreren Shots zusammenkomponiert – wenn es nicht sogar komplett digital ist. Im entscheidenden Moment verlangsamt es sich enorm, so dass man perfekt die unterschiedlichen Angriffsposen von Black Widow, Thor und Hawkeye im Hintergrund sowie Iron Man, Cap und Hulk im Vordergrund studieren kann (diese Reihenfolge sagt natürlich auch etwas über die Hierarchie der Avengers aus).

Das kann man jetzt zum Beispiel vergleichen mit diesem Spread aus dem “Infinity Gauntlet”-Comic, dessen Verfilmung uns ja noch bevorsteht.

© Marvel

Ein zweites Mal nutzt Whedon die Taktik im Endkampf gegen Ultron, als (SPOILER) die Avengers gemeinsam das zentrale Kontrollpanel gegen Ultrons Schergen verteidigen. Auch hier verlangsamt sich das Geschehen plötzlich und wir bekommen zu sehen, dass jeder der Avengers in seinem Quadranten gerade eine Kampfdrohne auf seine typische Weise ins Nirwana schickt.

[Nachtrag, 19.11 Uhr, Marvel hat den Shot für eine Promo auf Instagram genutzt]

Vergleichbar etwa mit diesem großen Panel aus “Age of Ultron”, dem Comic.

© Marvel

In gewisser Weise entwickelt Whedon damit auch seine berühmte Kreisfahrt aus dem ersten Teil weiter.

Wie immer, wenn ich Theorien über Comics habe, frage ich meinen befreundeten Comic-Experten Jochen Ecke um Rat. Der antwortete mir in mehreren Tweets:

Yep! Reveling in objects and bodies and their meaning and the emotions they evoke: sure is very splash pagey. Not the same, but close enough. Has its own advantages because it’s (occasionally) real bodies, real people. Impossible to replicate certain compositions and the complete lack of fixed duration in comics, though.

Für die Zukunft würde es mir völlig reichen, einen großen Kampf in fünf bis zehn solcher bewegten Panels zusammengefasst bekommen, statt ewig dabei zuzuschauen, wie Pixel aufeinanderprallen.

Sind euch ähnliche Techniken in anderen Filmen aufgefallen?

Kreative Archäologie: Der Comic zu The Star Wars

Der Brontosaurus hat nie gelebt. Er war eine Erfindung des Archäologen O. C. Marsh, der ein unvollständiges Fossil eines Apatosaurus mit einem anderen Kopf ergänzte, um es ausstellen zu können. Damals, Ende des 19. Jahrhunderts, fochten einige besonders ehrgeizige Archäologen untereinander gerade die sogenannten Bone Wars aus. Sie machten solche Akte kreativer Archäologie manchmal notwendig.

Nicht nur die “Bone Wars”, auch die Star Wars haben jüngst einen solchen kreativ-archäologischen Akt hervorgerbacht. Grundlage dafür sind die Prototypen der Star Wars Saga in Form von Lucas’ frühen Drehbüchern und Story-Umrissen aus den Jahren 1973 und 1974. Lucas hat nie damit hinter dem Berg gehalten, dass eine Version von Star Wars existierte, in der ein Charakter Starkiller heißt, Han Solo ein grünes Alien ist und der Slogan noch “May the Force of Others be with you” hieß. Genau aus dieser Version, dem Rough Draft “The Star Wars” vom Mai 1974, hat Dark Horse Comics seit Herbst letzten Jahres eine Comicserie gemacht, die im Sommer auch als gesammeltes Paperback erschienen ist. (Ganz im Stil des neuen Trends, Filme und Serien in Comics fortzusetzen, siehe Buffy oder Fight Club.)

Das Ergebnis dieses Experiments ist ein Faszinosum an kreativer Archäologie. Lucas’ Drehbuchentwurf bleibt intakt und erlaubt so das “Studium” der Evolution von Star Wars, doch die Aufbereitung als Comic sorgt dafür, dass dieses Studium eine unterhaltsame SF-Achterbahnfahrt ist. Außerdem schafft sie durch die Art und Weise, wie die Macher (Star Wars-Chefhistoriker J. W. Rinzler und Grafiker Mike Mayhew) den Text visuell interpretiert haben, eine neue interessante Metaebene.

Der “Rough Draft” ist, wie gesagt, schon länger in der Welt, daher erspare ich mir hier sowohl eine Zusammenfassung als auch eine längere Analyse des Textes und seiner zeitgenössischen Inspirationen. Aus heutiger Zeit ist im Rückblick sicher vor allem interessant, dass Lucas die Erschaffung der Prequels anscheinend als Gelegenheit gesehen hat, ungenutzte Ideen aus seinen Prototypen abzustauben und wiederzuverwerten. In The Star Wars fällt, besonders am Anfang, die starke politisch-bürokratische Dimension von Lucas’ SF auf, die ja auch in den Prequels eine (leider schwerfällig umgesetzte) wichtige Rolle spielt. Bei der Eroberung der Galaxie geht es genau so sehr um Ressourcen, Budgets und Legitimation, wie um Abenteuer und Erforschung fremder Welten.

Ebenso bemerkenswert ist, dass Lucas anscheinend schon 1974 eine schrecklich minnesängerische Vorstellung von romantischer Liebe hatte. Liebe entsteht in Lucas’ Star Wars Universum nicht durch erotische Spannung, gemeinsame Interessen oder gar banale Attraktivität, sondern durch Deklamation. Episode II lässt grüßen.

Die visuelle Interpretation dieser frühen Träumereien von Lucas muss eine spannende Aufgabe gewesen sein. Es ging ja weniger darum, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, sondern vielmehr jenes freakige Paralleluniversum ausfindig zu machen, in dem eben nicht Star Wars verfilmt wurde, sondern The Star Wars. Grafiker Mike Mayhew erklärt im Interview mit “Bleeding Cool”, dass es ihm vor allem darum ging, sich in den jungen George Lucas hineinzuversetzen: “Maintaining the integrity of George’s purest and wildest ideas for what would become STAR WARS is paramount”.

Als Ausgangsmaterial zog das Team nicht nur die SF der Zeit – Filme wie Zardoz, Bilder von Künstlern wie Roger Dean, die galaktischen Comics von Jack Kirby – heran, sondern griff vor allem auch die vielen visuellen Alter Egos der Star Wars Saga wieder auf, die ja in Form von Konzeptzeichnungen noch in den Lucasfilm-Archiven existieren und an denen sich auch J. J. Abrams derzeit für Episode VII wieder bedient. Im Interview mit “Newsarama” beschreibt Rinzler den Prozess:

What Mike Mayhew, Randy Stradley and I did was pore over the different designs and go back-and-forth with each other on what would work for each character. I know a lot of the artwork pretty well from doing the Making Of books, and I could point to certain things, like an off-hand McQuarrie sketch, and say it might work for such and such.

Dank der Fülle an Material blieb nur wenig, was aus dem Nichts erschaffen werden musste. Und schließlich gab es als Inspirationsquelle ja auch noch die Prequels, in denen sich wie erwähnt einige Echos des Drafts finden. Und so sieht der Palast auf Aquilae sicherlich nicht nur zufällig ein bisschen aus wie der Palast auf Naboo und auch einige Sternenschiff-Designs könnten verworfene Ideen aus The Phantom Menace sein.

Das Experiment ist gelungen. Es muss auf unfassbar nerdige Weise Spaß gemacht haben, sich ein alternatives Star Wars-Universum aus so disparaten Teilen zusammenzukleben – auch wenn Lucas’ erster Draft dem Film, der tatsächlich entstand, deutlich unterlegen ist. Das Ergebnis unterhält folglich auch vor allem auf einer Metaebene für Fans – das aber richtig gut. Im Gegensatz zum Brontosaurus reicht das hier ja auch.

Das beste an Wolverine sind die Frauen

© Twentieth Century Fox

Hasst wirklich jeder X-Men Origins: Wolverine? Als ich den Film im Rahmen einer privaten X-Men-Retrospektive vor einem guten Jahr nachgeholt habe, hatte ich meinen Spaß. Wesentlich mehr Spaß jedenfalls als mit X-Men: The Last Stand mit seinen konfusen Plotlines und seinem apokalyptischen-aber-dann-doch-nicht Ende. Origins ist ein B-Film in Geist und Umsetzung, und genau als solcher hat er auch Spaß gemacht: Plot, Look, Spezialeffekte und Charaktere hätten direkt aus einer “A-Team”- oder “MacGyver”-Episode stammen können, Logan mit Zigarre als Hannibal mittendrin. Boom, Baby!

Ich habe die “X-Men”-Comics nie gelesen und spüre deswegen nicht den gleichen Schmerz, den Fans empfinden, wenn ihre ikonischen Charaktere und Momente auf der Leinwand anders interpretiert werden, als in ihrer kollektiven Imagination. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass der neue James-Mangold-Film The Wolverine (dt. Titel leider immer noch nicht Der Vielfraß, sondern Wolverine: Weg des Kriegers), der ja alles richten sollte, was Origins versaut hat, dem SNIKT-Mann wirklich einen so neuen Drall geben konnte. Logan ist wegen seiner Unsterblichkeit und den Qualen, die er dafür erleiden musste, eine zutiefst tragische Figur. Es scheint aber üblich zu sein, diese Tragik immer nur kurz anklingen zu lassen und sie ratz-fatz wieder wegzupacken und gegen sprücheklopfe Arschtreterei und brüllende Tötungsdelikte einzutauschen, sobald man kann. James Mangolds Wolverine ist da keine Ausnahme.

Der tragische Grizzly

Logan sieht alle um ihn herum sterben, die ihm etwas bedeuten – und wenn er doch mal ein Leben retten kann, scheint es später zurück zu kommen, um ihn heimzusuchen. Zum Beispiel, wenn er eigentlich als Grizzly in den Wäldern leben will, und dann doch nach Japan fliegt, um einem ehemaligen Soldaten Lebewohl zu sagen, dem er während des – auf der Leinwand beeindruckend umgesetzten – nuklearen Angriffs auf Nagasaki in Sicherheit bringen konnte. Der sterbenskranke Yashida macht Logan das Angebot, ihn sterblich zu machen, damit er selbst länger leben kann. Und weil er nicht auf eine Antwort warten will, lässt er ihn gleich entsprechend behandeln. Doch kommt Logan jemals auf die Idee, diese Option tatsächlich als Glücksfall in Betracht zu ziehen – schließlich ist seine Unsterblichkeit ja das, womit er immer ringt? Nein, er sniktet und bubt lieber um sich wie immer und hat – im Gegensatz zu vielen anderen Superhelden – auch kein Problem damit, seine Gegner schließlich zu töten.

Ich lese aus Kommentaren immer wieder heraus, dass das der Grund für Wolverines Beliebtheit ist. Logan der Badass, der sein Gewissen je nach Belieben ein- (Bedürftigen helfen) und ausschaltet (Bösewichter umbringen) und wegen seiner Unsterblichkeit an keine Regeln gebunden ist. Klar, das ist der Traum jedes männlichen Mittelklasse-Kellerkinds. Und Hugh Jackman ist mit seinem Sixpack und seinem kernigen Aussehen sicherlich die perfekte Besetzung dafür. Doch genau deswegen finde ich die übersteigerte Origins-Interpretation, Wolverine als Pulp-Hero mit Fuck-You-Attitüde, wesentlich sympathischer und ehrlicher, als eine dann doch nur halbherzig durchgehaltene Variante von Logan als weltmüdem Pseudo-Samurai.

© Twentieth Century Fox

Es bechdelt

Umso erstaunlicher ist es, dass The Wolverine mit seinem Beefcacke-Helden im Zentrum etwas gelingt, an dem alle anderen Sommerblockbuster dieses Jahr bisher gescheitert sind: Er besteht den Bechdel-Test mit Bravour. Um den Vielfraß herum kreisen nicht eine, sondern gleich vier weibliche Charaktere mit Namen, die allesamt unterschiedliche Funktionen in der Dramaturgie des Films erfüllen, und durchaus auch Beziehungen zueinander haben, die nicht nur durch das Auftauchen eines Mannes bedingt sind.

Die konservativste Figur, leider eine Damsel in Distress, dürfte Tao Okamotos Mariko sein, die Enkelin des kranken Yashida. Sie verbringt große Teile des Films damit, von Wolverine gerettet und dann von seinen Gegenspielern wieder entführt zu werden. Zwischendurch (SPOILER BIS ZUM ENDE DES ABSATZES) kocht sie Logan stärkendes Essen und schläft mit ihm, damit er sowohl körperlich und seelisch ein bisschen geheilt wird. Der Lichtblick besteht darin, dass sie sich am Ende des Films etscheidet, ihr Erbe anzutreten, den Konzern ihres Großvaters zu leiten und somit ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Immerhin: Eine Glass Ceiling wurde durchbrochen.

Famke Janssen kehrt als Jean Grey zurück, die aber leider (noch) nur als Traumfigur auftauchen darf und Logan von Zeit zu Zeit heimsucht. Als Projektionsfläche für die einzig wahre Liebe, die Logan je kannte, ist sie ebenfalls nicht unbedingt eine selbstbestimmte Figur, aber man hat doch immerhin den Eindruck, dass die Kombination aus Drehbuch und Janssens Darstellung dem Charakter genug Tiefe gibt, um ihn zu mehr als einer seufzenden Stimme im Wind zu machen. Selbst wenn man keinen der anderen X-Men-Filme gesehen hat – man spürt, dass Jean Grey eine Frau mit eigenem Kopf und eigenen Zielen war/ist, die nicht nur dafür erdacht wurde, an der Seite eines Mannes durch die Welt zu gehen.

© Twentieth Century Fox

Ein weiblicher Bösewicht

Eins der Probleme von The Wolverine ist, dass Logan eigentlich keinen richtigen Gegenpart hat, mit dem er sich messen muss. Sein Gegner ist ein schwer durchdringbares Netz aus japanischen Familienbeziehungen und kriminellen Vereinigungen, das sich nur punktuell in direkten Konfrontationen manifestiert. Als Comic-Bösewicht am sichtbarsten ist Svetlana Khodchenkova als Viper, eine Mutantin mit giftigem Innenleben, die sich als Yashidas Ärztin ausgibt. Ihre Existenz als Gegenspielerin an sich ist schon bemerkenswert. Wann gab es das letzte Mal einen weibliche Villain in einer Comicverfilmung? Noch dazu eine Frau, die nicht wie Sharon Stone in Catwoman oder Uma Thurman in Batman Forever hauptsächlich mit den “Waffen der Frau” kämpft, sondern sogar Wissenschaftlerin ist? Wer jetzt Mystique sagt, dem möchte ich entgegenhalten, dass Mystique ja eher so eine Art Bösewicht wider Willen ist, aus enttäuschtem Stolz und falscher Loyalität. Viper jedoch ist Bösewicht aus Leidenschaft, mit allem was dazu gehört, und Khodchenkova spielt Viper so over-the-top, wie man es sich nur wünschen kann.

Alle drei kommen jedoch nicht gegen Rila Fukushimas Yukio an. Die aparte Frau mit den feuerroten Haaren und dem deutlichen Akzent ist von Anfang an die stärkste Präsenz des Films. Sie dreht den Spieß – oder bessser das messerscharfe Schwert – rum, stellt sich Logan als sein Bodyguard vor und bleibt ihm bis zum Schluss lediglich als Freundin und alte Kämpin verbunden – obwohl die Versuchung, eine Dreiecksromanze ins Drehbuch zu schreiben, sicherlich groß war. Auch der umgekehrte Weg wird nicht gegangen: Yukio ist durchaus kein asexuelles Wesen. Sie hat ihre eigenen Gründe, um Mariko zu kämpfen, weil sie so eine Art Adoptivschwester ist, und erlebt ihren eigenen Storyarc relativ unabhängig von dem behaarten Muskelpaket neben ihr. Es bleibt zu hoffen, dass man sowohl die Figur Yukio als auch die Schauspielerin Rila Fukushima in Zukunft noch öfter zu sehen bekommt, wobei für ersteres die Chancen wahrscheinlich eher schlecht stehen.

Im Zentrum von Wolverine steht immer noch ein Mann und bis wir den ersten Superheldinnen-Film bekommen, wird es wohl auch weiterhin dauern. Aber immerhin wirkt der melodramatisch angelegte und dann kaum ausgespielte zentrale Konflikt dieses Mannes fast schon ein bisschen blass gegen die Power, die all diese starken Frauen um ihn herum ausstrahlen. Und damit ist The Wolverine dann in der Summe doch deutlich besser als Origins. Ihr dürft die Heugabeln wieder wegpacken.


Wolverine – Weg des Kriegers ist am 25. Juli in den deutschen Kinos gestartet.

Review: The Avengers – The astounding culmination of an extraordinary venture

Walt Disney Pictures

(This is a sort of summary of all the thoughts I’ve had about the Avengers movie in the last year or so, some of which I’ve already blogged about. The actual review starts about halfway through the post.)

Universal Studios’ Missed Opportunity

The year is 1940. Imagine you are J. Cheever Cowdin, President of Universal Studios, and you have an idea. Universal has built large parts of its reputation on a slate of genre movies based on gothic novel characters from the last century. “Hang on a minute”, you might say, “all the actors from these iconic roles are still alive, we have them under contract. Why don’t we assemble them in a large-scale gothic ensemble movie and let them have a big adventure together?”

Sadly, Cowdin didn’t have this idea at the time. The best classical Hollywood cinema could come up with, in terms of character crossovers, was Abbott and Costello Meet Frankenstein. It took the medium of comic books, both to realize a pan-gothic tale of high adventure (Alan Moore’s “The League of Extraordinary Gentlemen”) and to lay the tracks for what would become one of the most ambitious projects in recent film history: Marvel Studios’ The Avengers.

When it comes to high-end production values, TV has definitely caught up with movies in recent years. At the same time, though, movies have taken a step towards TV’s more ambitious modes of storytelling. Film franchises, nowadays, are no longer content with telling a single story over a single film. Instead, they lean more and more towards building a cinematic universe that can be filled with stories from several films communicating with each other, as well as other media like games and novels that can run alongside.

Supergroup Mechanics

One of the driving forces behind this development was, once again, comics, and the movies based on their characters, which hit their third big stride (after the Superman films of the 80s and the Batman flicks of the 90s) with the Spider-Man films in the early noughties. Comics had proven over several decades that the characters called into action every week in the serial medium could meet, fight each other and help each other out, sometimes in small ways, sometimes in gigantic climactic battles. These characters were owned by the same company, ergo: they inhabited a universe generally governed by the same rules. A crossover would draw together fans from each of the series, in the same way a musical supergroup can bet on devotees from each of their members’ regular bands showing up at a concert – and later on checking out those other regular bands as well. You don’t need Professor Xavier to see how this concept, in reasonable doses of course, lends itself if not to artistic success then at least to financial gain.

When “The Avengers” first assembled in 1963, they weren’t the first superhero supergroup. Rival comic book company DC’s “Justice League of America” had already crossed over Batman, Superman and other characters several years before. I have read only a few of the “Avengers” comics, but let’s just say that, like many of Marvel’s characters, the team members were mired in all-too-human and superhuman problems, and the actual “Avengers” troupe saw more lineup changes in its fifty years of existence than a badly organized rock festival. Members married, fought, went to war, made up, quarreled and fell in love more often than you want to know. However, they were all still part of one giant narrative called “The Avengers” and overseen by Marvel Comics. (For a brilliant (albeit German) assessment of superhero team dynamics, I recommend Sabine Horst’s article in the upcoming issue of epd film, which she kindly let me read in advance).

Walt Disney Pictures

Hinged on a Promise

Movies of course, are a different breed from comics. Making them costs a lot more and they are dependent not only on the imagination of artists and writers but also on the schedules and egos of actors and directors. And it’s very rare to make a movie that starts to tell a story and then hope that the audience comes back next week to buy the next issue (even though Peter Jackson is doing it again at the moment).

Enter Kevin Feige, President of Production of Marvel Studios, who – at least in the media version of reality – is the mastermind behind the astounding feat that is The Avengers. When Feige took over the reins in 2007, the studio had already prepared the road for him. They had their $500 Million deal with Merrill Lynch set up and they had just bought back the rights for Hulk and Thor.

But it took Feige’s post-credit stinger in Iron Man in 2008, in which Samuel L. Jackson (who signed an unusual nine-movie-deal with the studio) first mentioned the “Avengers Initative” to Robert Downey Jr.’s Tony Stark, for the transformation of comic book mechanics to big budget filmmaking to suddenly seem palpable. Everything that happened since then was no more than a gigantic buildup of expectations towards The Avengers.

Introducing characters in Iron Man 2 that were rather unnecessary to the film’s central narrative; releasing Thor and Captain America only several months apart; actually making Captain America (a film about a character which should have worried at least some executives about its limited potential in overseas markets); ending Captain America with the hero’s love interest lost and many questions unanswered; all these hinged on the promise of an as-yet-unmade movie to be directed by geek god Joss Whedon, which would be released in Spring 2012. One thing was sure: Even if The Avengers sucked, you would at least have to admire the effort.

When Fury Calls

Fortunately, it doesn’t suck. What could have turned into a huge clusterfrog of incompatible story lines, star personas battling for screen time and superhero technobabble, instead was gracefully crafted into one of the most enjoyable, clever, action packed pieces of big budget genre filmmaking in recent years. And at its centre rests, amazingly enough, a remarkable ensemble performance by mostly marquee-worthy actors not seen in this field since The Lord of the Rings.

To see the ensemble in action, however, you first have to put it together. The Avengers takes its time doing so, first introducing its main villain Loki and his attack on the headquarters of SHIELD, where he steals the energy-laden cube called the tesseract introduced in Captain America, turns several of SHIELD’s employees into his minions and plans to unleash an alien army to conquer Earth for him. SHIELD, with Samuel L. Jackson’s Nick Fury at the helm, is the smartly-constructed glue that holds the story together. It’s the Avengers‘ MI5, which monitors the superhero universe and calls upon its inhabitants as needed.

This time, Fury decides, the situation is so severe that it justifies a tryout of his masterplan – the superhero supergroup, which so far he has only discussed with the most visible of the future Avengers’ team members, Tony Stark aka Iron Man. So it’s Fury who sends word to Stark and the recently thawed Steve “Captain America” Rogers, and who sends Scarlett Johannsson’s Black Widow to charm Bruce Banner into returning from India – strictly for non-Hulk purposes of course. Thor finds his brother’s mischief on his own.

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Group Therapy

It will take another hour and a half until Earth’s Mightiest Heroes actually get to fight against Loki in the streets of New York. Until then, the team has to discuss among themselves, ulterior motives have to be revealed, a first test of their collaborative spirit has to pretty much go haywire. Someone, in true Joss Whedon fashion, even has to die. Most of the action takes place on SHIELD’s mobile headquarters, an airborne aircraft carrier outfitted with a command centre that would make the USS Enterprise hide in shame. While the action setpieces that dot the first two acts of the movie are well thought out and keep the suspense alive, they are really just an accompaniment to a number of well-choreographed dialogue scenes between the groups’ members.

Lover’s of bare-bones-narratives might find these first two acts of The Avengers a bit lacking in momentum, but I think Whedon plays his cards exactly right. As a viewer, you need this array of quieter moments for the individual characters and their relationships with each other, to get a sense later on that there really is something at stake in this story, both with respect to external threats and internal morale. There is a scene in which Stark, who is obviously fascinated with the possibility of unleashing the Hulk, and Banner discuss their situation as one scientist to another, except that one of them is a loudmouthed playboy and the other one a soft spoken lost soul with what is repeatedly called “anger management issues” in the film. Another moment pits Thor (“You are all so puny!”) against Captain America’s superhuman righteousness, which simply knocks the arrogant norse god out cold. The situation is a little less clear with both Hawkeye and Black Widow, who are given back stories but cannot help but remain fighting ciphers, even referred to by Tony Stark at one point simply as “a couple of master assassins”.

Walt Disney Pictures

Despite this maybe somewhat wordy first part of the film, however, the story is still rather lean. Whedon never goes for cheap inside jokes unless they serve to push the narrative forward in some meaningful way. When the group finally stands in a circle in full costume, collects their orders from Cap and then sets out to put Loki’s cats back into their intergalactic bag, the audience has a clear feeling for each character’s motivation and roots for every single one of them. Loki as a villain, of course, makes for a great mirror image of the superhero team, borrowing some traits from each of them – from Thor’s arrogance and Stark’s cunning to Hulk’s uncontrollable wrath. That he still has to be a typical comic book villain with no real motive except a hunger for power stemming from a bad childhood, is a conceit that comes with the genre.

Who is the love interest?

In short: I really liked The Avengers. It’s a spectacular thrill ride for everyone who spent the last couple of years yearning for this moment and should be an entertaining ensemble action flick for everyone else, with a cast of colourful characters to match forebears like The Great Escape and The Magnificent Seven. It delivers on all promises made, it’s tightly written and cool enough to look at, featuring a star-studded cast in which the performances of Samuel L. Jackson and especially Mark Ruffalo probably stand out as most memorable. Ruffalo as Banner, the only member of the team who doesn’t wear his superhero guise on his sleeves, gives the film an emotional centre otherwise often occupied by the female love interest.

One last thing though. The Avengers is exhausting and after all that climax it makes you wonder what will happen next. Kevin Feige has already commented on how he plans to avoid sequel-itis in the following years. We shall see if he manages to pull it off a second time. I wouldn’t want to bet against it.

Medienfundstück “Donald” – Eine Männerzeitschrift mit Comics

(Update: Die Zeit kann einen manchmal auf merkwürdige Weise einholen. Als ich dieses Magazin vor sechs Wochen in den Niederlanden entdeckte, kannte es die deutsche Öffentlichkeit zum großen Teil noch nicht. Ein Freund wies mich nach diesem Blogpost darauf hin, dass eine erste Ausgabe inzwischen in Deutschland erschienen ist. So zeigt sich, was es bedeuten kann, mit dem Bloggen zu lange zu warten. Insofern ist die Frage am Ende dieses Postings nicht hinfällig, sondern zutiefst aktuell geworden.)

Wenn ich im Ausland bin, verbringe ich gerne ein wenig Zeit damit, die örtlichen Zeitschriftenregale durchzuschauen und zu entdecken, welche ungewöhnlichen Zeitschriften andere Länder eventuell zu bieten haben. Und tatsächlich: manchmal ist ein echtes Fundstück dabei, zum Beispiel die Zeitschrift “Donald” aus den Niederlanden.

Hier ein Bild davon, wie skeptisch ich zunächst war, als ich zum ersten Mal dieses “Männermagazin für große Jungs” (Untertitel) in die Hand nahm.

skeptischer Blick

Denn “Donald” ist tatsächlich eine sehr merkwürdige Mischung – ein Spinoff von “Donald Duck”, dem holländischen Äquivalent des deutschen “Micky Maus Magazins”. Es verbindet die üblichen Disney-Comicgeschichten, die ja in Europa einen wesentlich höheren Beliebtheitsgrad haben als in ihrem “Geburtsland” USA, mit den Themen einer zahmen Männerzeitschrift: Frauen (ohne Erotik), Gadgets, Mode, Interviews, Fotostrecken.

Da Comics (“Strips”) in den Benelux-Ländern immer schon auch bei Erwachsenen beliebt waren und “Donald Duck” in den Niederlanden einen Kultstatus sondergleichen besitzt, scheint die Kombination aufzugehen. Das Hochglanzheft erscheint viermal jährlich, jedes Mal mit einem anderen Leitthema, um das sich alle Artikel drehen. Das aktuelle Heft hatte “Holland” zum Thema und untersuchte nationale Identität und niederländische Erfolgsgeschichten – und das ziemlich gründlich und unterhaltsam. Der Schreibstil ist relativ salopp und das Budget des Hefts scheint nicht gigantisch zu sein, aber das Ergebnis macht Spaß – auch wenn es etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass jede Geschichte an irgendeiner Stelle einen kleinen Donald-Dreh bekommt. So führt etwa “Donald” einige Interviews und alle Prominenten werden nach ihrer Donald-Historie gefragt.

Wer die Zielgruppe wirklich ist, ist mir nicht ganz klar geworden. Vorstellen könnte ich mir, dass sowohl “kindgebliebene” Erwachsene mit einem Hang zu Disney (ähem, wie ich) als auch Teenager, denen das reine Comicheft “Donald Duck” nicht mehr cool genug ist, das Blatt kaufen. Vermutlich ist die letztere Gruppe größer, was auch den etwas flapsigen Stil und den Untertitel des Hefts (“für große Jungs”) erklären dürfte. Die Selbstbeschreibung auf der Website, “Donald ist ein Hochglanzmagazin für Männer, randvoll mit Comics, Interviews und Reportagen” spricht hingegen deutlicher die erste Gruppe an.

Heft

In jedem Fall ist die Gesamtqualität des Heftes deutlich höher und eleganter als beispielsweise die des 1998 eingestellten deutschen “große Jungs”-Comicmagazins Limit, das ich damals eine Weile gelesen habe.

Was meinen die Leser dieses Blogposts? Würde ein Konzept wie “Donald” auch in Deutschland funktionieren?

Scott Pilgrim vs The Words

Soso, ein Trailer für Scott Pilgrim vs The World ist also draußen.

Ich bin unentschieden. Einerseits finde ich Edgar Wright gut und bin grundsätzlich der Meinung, dass er gute Filme macht – andererseits kann ich Michael Ceras wimpiges Gehabe irgendwie auch nicht mehr sehen. Ich kenne die Vorlage nicht, weiß also nicht wirklich, was mich erwartet, aber dafür ist mir etwas anderes aufgefallen.

Wright benutzt in seinem Film für Actionszenen die sound words der Comic-Sprache als Schrift im Bild. Hier zum Beispiel:

Damit benutzt er nicht nur die Mittel der digitalen Technik, um sich dem Medium, das er adaptiert, filmisch zu nähern – für mich eines der Merkmale meines Steckenpferds, der von mir sogenannten “Neuen Digitalen Ästhetik”, die sich u. a. durch Verfremdung und Medienhybridität auszeichnet – sondern er ist überhaupt seit langem jemand, der sich mal wieder traut, kreativ mit Schrift im Filmbild umzugehen.

Schrift, Typografie ist eines der zentralen Merkmale mehrere Kunstformen, aber im Film hat sie, abgesehen von Titelsequenzen, in der Regel keinen Platz, weil sie etwas Abstraktes ist, mit der in der Diegese des Films nicht umgesprungen werden kann. Schließlich soll Film meistens eine Nachahmung von Leben sein, und im nichtfilmischen Leben verfestigen sich sinnliche Eindrücke ja auch nicht spontan in Schriftform.

Trotzdem gibt es immer wieder Momente, in denen auch Typografie ihren Platz in der Filmwelt hat. Das älteste Beispiel sind vermutlich stumme Zeichentrickfilme, die sich in ihrer Bildgestaltung noch sehr an ihre Ursprünge, die Cartoons amerikanischer Zeitungen anlehnten. Hier ein Beispiel aus Soda Jerks mit Mutt und Jeff von 1925 (nachkoloriert in den Fünfzigern):

Wenn man sich den ganzen Film anschaut sieht man, das er grundsätzlich stumm ist (also ohne Sprechblasen o.ä. auskommt), aber in Schlüsselmomenten Wörter ausschreibt – meistens Sound Words wie “Wheee!” oder das “ZZZZ” eines Schlafenden, aber in dem obigen Beispiel eben auch mal einen Moment, der genau so viel plötzliche Schlagkraft hat wie das, was ein Sound Word normalerweise repräsentiert – hier der Moment, in dem die Hauptfiguren auf einmal merken, das die Polizei im Anmarsch ist.

Obwohl sich die Praxis, Typografie als Teil der Animation zu haben, im Tonfilm nicht durchsetzte, taucht sie vereinzelt immer wieder auf, hier zum Beispiel in Werner – Beinhart (1990)

Eine weitere direkte Bezugsquelle für Scott Pilgrim ist natürlich die alte Batman-Serie mit Adam West, doch hier sind die Sound Words einzelne Bilder, die eingeblendet werden und nicht Teil des Bildes.

Zu interpretieren gibt es hier erstmal nichts, der Comic-Bezug ist relativ klar. Ich bin nur gespannt, ob das Prinzip auch im Film funktioniert, oder ob es den Zuschauer aus dem Eintaucherlebnis herausreißt.


Aber weil ich gerade dabei bin, hier noch zwei weitere Assoziationen zum Thema “Spaß mit Schrift im Film”, die ich beim nachdenken hatte. Da war einmal der clevere Einsatz von Untertiteln in Danny Boyle’s Slumdog Millionaire, wo die Untertitel Teil des bunten, dynamischen Gesamtgefüges der Bildgestaltung werden:

(Ja, ich weiß, nicht gerade ein gutes Beispiel, aber ich habe immer noch keinen Weg gefunden, meine amerikanischen DVDs, z. B. die von Slumdog Millionaire, auf meinem Mac abzuspielen – auch der VLC-Player hilft mir nicht – und deswegen musste ich mich beim einzig möglichen YouTube-Clip bedienen)

Und dann ist da schließlich noch das Beste an David Fincher’s Panic Room, der inzwischen gefühlt drei Millionen mal kopierte Vorspann, in dem die Worte in den New Yorker Straßenschluchten umherschleichen: