Passages: Das grausame Publikum

Passages

Gestern Abend war ich im Rahmen der Berlinale auf der Europa-Premiere von Passages, Ira Sachs’ neuestem Film mit Franz Rogowski, Ben Whishaw und Adele Exarchopoulos in den Hauptrollen. Nun sind Liebesdreiecks-Filme nicht so ganz meine Sache – von Jules et Jim erinnere ich mich nur noch, wie genervt ich war – aber ein guter Film kann mich eigentlich immer überzeugen. Passages ist das nicht ganz gelungen.

Obwohl Sachs und Rogowski mit dessen Figur Tomas einen schillernden Charakter entwerfen, der die Realität um sich herum wie ein Schwarzes Loch verbiegt, endlos charismatisch und anziehend ist, nur um dann alles mit sich in die Tiefe zu reißen, hat mich das endlose Hin und Her des Films und die vielen unausgesprochenen Gefühle, die bleischwer im Raum hängen, nicht zufriedenstellen können. Auch die Inszenierung von Sex, egal ob homo- oder heterosexuell, fand ich, obwohl relativ explizit, eher zum Schulterzucken. Ich kann sehen, was anderen daran gefallen könnte, aber ich tue mich mit solchen aufreibenden Liebesgeschichten immer schwer.

Erstaunlich fand ich das Publikum im gefüllten riesengroßen Saal 1 des Zoo-Palasts. Es konnte einfach nicht aufhören zu lachen. Passages hat komische Momente, aber über große Strecken des Films leiden die Figuren eigentlich aneinander. Vor allem an der selbstsüchtigen Art von Tomas, der zwischen seinen zwei Liebesgeschichten hin und herpendelt und dabei erwartet, dass ihn alle in seiner rücksichtslosen Selbstfindung auch noch unterstützen. Dabei kommt es nicht selten zu Brüskierungen und anderen Überraschungen, die aus Tomas’ impulsiver Art entspringen. Tomas tut, was er will. Egal, wen er dabei verletzt – er merkt es nicht einmal. Ich fand das größtenteils tragisch und traurig. Nicht lustig. Vor allem nicht so “Haha, der schmollende Ben Whishaw, jetzt wird er schon wieder verletzt”-lustig. Die Lacher im Zoo-Palast waren keine nervösen Lacher. Das Publikum kann schon sehr grausam sein.

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