Quotes of Quotes (XVIII) – Die digitale Design-Evolution von Mittelerde

We realized that by only doing minimally what we needed physically on set and adding in the digital effects later on, we could actually just bring a lot more richness to the film, and I think that became one of the big sea changes that we saw in the way The Hobbit was done from when we started shooting till the time we were finished.
– Joe Letteri, Senior Visual Effects Supervisor, The Hobbit: An Unexpected Journey

Meine Liebe zu den “Anhängen” von Peter Jacksons Tolkien-Filmen habe ich ja bereits im Adventskalender zum Ausdruck gebracht. Heute habe ich endlich die zweite Disc zu Ende geschaut und wieder einmal genossen, welch detaillierte Einblicke man doch in die Prozesse der Filme bekommt – auch in die Fehlschläge.

Die Geschichte des Bösewichts des ersten Films, man könnte ihn auch so eine Art Levelboss nennen, ist so ein Fehlschlag. Azog the Defiler ist ein Ork, gegen den Thorin Oakenshield in der Schlacht von Moria gekämpft hat, den er aber (im Film) nicht töten konnte und der ihn seitdem verfolgt. Das entsprechende Segment auf der Blu-ray zeigt, dass Azog einen besonders schwierigen Designprozess durchlaufen musste. (Davon, dass er überhaupt erst so wichtig wurde, nachdem sich Jackson sehr kontrovers dazu entschieden hatte, aus zwei Filmen drei zu machen, ist nicht die Rede.)

Azog sollte ursprünglich, wie fast alle Orks in Lord of the Rings, von einem Schauspieler im Kostüm gespielt werden. Doch die erste Designstrategie – Azog als massiv großer, barbarischer Schlächter – ging nach Jacksons Meinung nicht auf. Der Schauspieler wurde gefeuert und eine neue Strategie ins Feld geführt: Azog als ein sehr alter, zerfurchter Kämpe, der unter anderem einen Rock aus Zwergenhaut trägt. Die Bilder, die man im Film zu sehen bekommt, sind erstaunlich. Mit diesem Schauspieler im Kostüm wurde gedreht, obwohl Jackson immer noch nicht ganz glücklich war.

Man entschied sich schließlich, Azog einfach doch im Computer zu erzeugen. Sechs Wochen vor Fertigstellung des Films wurden die abgesegneten Designs an das Digitalteam übergeben, dass die entsprechenden Szenen mit dem Hauptantagonisten des Films in einem gewaltigen Kraftakt aus Motion Capture und Animation irgendwie über und auf die Bühne brachte. Ich will nicht wissen, welche Extrakosten das verursacht hat.

Zum Abschluss des Azog-Segments auf der Blu-ray sagt VFX-Chef Letteri den oben stehenden Satz, der gemeinsam mit der ganzen Azog-Episode emblematisch für vieles stehen, was am ersten Hobbit-Film schiefgelaufen ist – und das sage ich, obwohl ich den Film mag. Die Lord of the Rings-Filme wurden unter anderem so sehr dafür geliebt, dass es Peter Jackson mit seinem Indie-B-Movie-Hintergrund gelang, physische Effekte und Computerzauberei zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden.

Im Hobbit sind nicht nur die Miniaturen-Sets verschwunden, die verständlicherweise der Stereoskopie geopfert wurden, sondern Jackson scheint allgemein so vom digitalen Virus infiziert zu sein, dass er viele genau der Mechanismen geopfert hat, die seine letzte Mittelerde-Trilogie so besonders gemacht haben (und von der ich den ersten Film auch am liebsten mag, weil zu diesem Zeitpunkt die VFX-Technologie noch am wenigsten fortgeschritten war): Lasst uns real machen, was immer geht, und mit den Einschränkungen, die das beinhaltet, arbeiten, statt sie zu verteufeln.

The Hobbit ist voll von Entscheidungen, die dieses Prinzip über den Haufen werfen (auch die Goblins sollten ursprünglich zu großen Teilen praktisch realisiert werden) und Jackson sagt in den Anhängen tatsächlich Sachen wie: “Als Filmemacher ist es für mich großartig, dass ich jetzt die Kamera in digitalen Sets bewegen kann, wie immer ich will.” – Aussagen, für die zuvor George Lucas bei seinen Star Wars-Prequels berüchtigt wurde.

Genau diese Philosophie der totalen Wunscherfüllung ist es, die dem Hobbit einen oftmals so luftigen, ungeerdeten, und manchmal – wie im Fall von Azog – auch beliebigen Look verleiht, denn der finale, hastig generierte Computer-Ork ist um ein vielfaches langweiliger als seine Vorgänger-Versionen. Eine stark immaterielle, CGI-lastige Ästhetik ist ja eine visuelle Entscheidung, die man treffen kann und die in manchen Filmen (etwa 300) schon beeindruckende Ergebnisse erbracht hat – für Mittelerde finde ich persönlich, dass sie in die falsche Richtung führt. The Desolation of Smaug werde ich leider erst nach Weihnachten sehen können – aber ich hoffe, dass er eine kleine Kurskorrektur vornimmt.

Film Blog Adventskalender – 11 – Dennis von “filmosophie.com”

Als Kind wünschte ich mir auch Videospiele unter dem Weihnachtsbaum. Als Erwachsener merke ich aber, dass es viel mehr Spaß macht selbst in einem zu stecken und sich Level um Level zu erarbeiten, fast schon wie im echten Leben. Oder? Für alle Junggebliebenen (und alle anderen natürlich auch) empfehle ich daher als Geschenktipp den höchst amüsanten Film Scott vs. Pilgrim vs the World von Edgar Wright.

Gerade weil wir auf “filmosophie.com” unterschiedliche persönliche Perspektiven und Genre-Vorlieben vereinen und damit eine gute Bandbreite
an Filmen abdecken, passiert es das ein oder andere Mal, dass ich als Cinephiler doch noch einen kultverdächtigen Film wie diesen neu entdecke.

(Dennis Basaldella)

Film Blog Adventskalender – 9 – Merkur von “Intergalaktische Filmreisen”

Ich bin Merkur Schröder. Im Internet kennt man mich zumeist auch als Intergalactic Ape-Man. Ich bin vielseitig medieninteressiert, setze auf meinem Blog Intergalaktische Filmreisen den Schwerpunkt jedoch auf das Sehvergnügen. Ich arbeite nebenberuflich als freier Autor und habe mich in verschiedenen, auch künstlerischen Feldern hauptberuflich und hobbyistisch ausprobiert, so dass ich im Geheimen ein Portfolio führe, welches vielseitige Perspektiven erlaubt. Für gewöhnlich veröffentliche ich zeitgleich unter mehreren Pseudonymen. Die Maskerade nutze ich als eine Schattenwand, um den Leser ungehemmter in meine Gedankenwelt eintauchen lassen zu können.

Mit dem Anspruch möglichst dort anzusetzen, wo im Alltag gerade wenig Aufmerksamkeit herrscht, ist ein Image des Abseitigen gewachsen. So überrascht es bei genauem Hinsehen oftmals, dass ich meine Antennen auch im “Mainstream” ausfahre. Verstärkt möchte ich mich im Anschluß an ein organisiertes Event aus dem Jahre 2011 wieder für das deutschsprachige Kino einsetzen. Interessenten an einem organisatorischen Zusammenschluß dürfen sich gern über Facebook bei mir melden, wo sich eine Bewegung innerhalb einer eingerichteten Gruppe formiert.

Mit Weihnachten verbindet mich eine Hassliebe, die ich gern auch mal über Kitschironisierung auslebe. Aus bitterer Erfahrung gilt mein Geschenketipp ganz allgemein, insbesondere für Eltern, sich mit dem Geschmack des Beschenkten auseinander zu setzen. Gerade für Kinder gibt es nichts schlimmeres, als ein großes Geschenk zu bekommen, welches man sich vor einem Jahr noch sehnlichst gewünscht hätte, nun aber herausgewachsen ist. Da bei uns nur Kleinigkeiten auf dem Gabentisch liegen, finde ich es umso schöner, mich bewußt mit der Auswahl zu beschäftigen. Ein Buch, welches Mutter brennend interessiert, von welchem sie aber noch gar nicht gehört hat. Eine CD für den Vater, der oft nur einzelne Titel gut findet und so ein schwerer “Kunde” ist. Da sind die Kinderaugen fast noch einfacher zu erhellen, liegt man in einem gewissen Alter gerade mit Star Wars ziemlich gut. Und wer wie ich offen als weltbester Onkel betitelt wird, der trumpft im Naturell schon mit Verständnis und neuen Impulsen auf. Schöner als mit Kindern ist Weihnachten wohl ohnehin nicht.

Für die Filmfreunde möchte ich ganz im Zeichen meiner Herzensangelegenheit für die Edition Deutsche Vita plädieren, die als Gemeinschaftsprojekt der wachsenden Nischenlabels Subkultur Entertainment und filmArt unbedingt mehr Aufmerksamkeit empfangen sollten, bevor Ambitionen in diese Richhtung gänzlich ins Straucheln geraten. Denn obwohl Firmen wie Pidax und Filmjuwelen den Markt löblicherweise mit Auswertungen zahlreicher Lizenzen deutschsprachiger Schinken glänzen, sind es doch diese liebevollen Premiumeditionen der EDV, die Maßstäbe an Qualität und Unterhaltungswert setzen. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass auch Bildstörung diesen Standard halten werden, wenn sie bald Die Weibchen veröffentlichen. Damit wird endlich einer der drei großartigen Filme (Die Weibchen, Oh Happy Day, Engel, die ihre Flügel verbrennen) digital verfügbar, mit denen uns Zbynek Brynych 1970 beschenkt hat. Auch den in der bei EuroVideo beheimateten Serie Kino Kontrovers auf DVD und Blu-ray erschienene Jagdszenen aus Niederbayern sollte man sich nicht entgehen lassen. Peter Fleischmanns Film ist nicht nur wegen der Verbindungen zu Claude Chabrols Die Enttäuschten ein Hingucker.

Serienfans kommen nicht ohne die nun abgeschlossene Kultserie Breaking Bad aus. Musikalisch fand ich die Gruppe Prag und die wie aus dem Nichts aufgetauchte Künstlerin Madeline Juno essentiell. Beide sprechen ein relativ breites Publikum an, nicht jedoch ohne einen gewissen Anspruch oder Emotionen zu vermitteln. Auch tolle Geschichten gibt es zum Lauschen. Seit Jahren ganz vorne dabei ist das “Gruselkabinett” von Titania Medien. Hier finden sich klassische Schauer- und Horrorstories in niveauvoller Aufbereitung. Dies wird auch konsequent durchgezogen, wie bei der kürzlich veröffentlichten Doppelfolge Der Mönch. Man muß schon zweimal hinhören, um die eher komplexen Geflechte voll zu erfassen. Beim Lesen nur bedingt auf dem Laufenden, möchte ich doch einfach den Autoren Chuck Palahniuk als einen meiner Lieblinge empfehlen, dessen Fight Club die meisten als Verfilmung gesehen haben dürften. Filmfans, die sich mal im Comicbereich umsehen möchten, sollten sich mal mit Ed Brubaker auseinandersetzen, dessen Criminal so manchen Genrebezug von Film Noir bis Soul Cinema zu bieten hat. Vielleicht ist ja der ein oder andere Tipp dabei. Ich wünsche eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch!

(Merkur Schröder)

© Edition Deutsche Vita

Film Blog Adventskalender – 8 – Patrick von “Kontroversum”

Vincent Price, ein Idol des Horror-Genres, war nicht nur ein grandioser Schauspieler der alten Garde, sondern auch privat ein wahrer Gourmet. In “A Treasury of Great Recipes” sammelte er zusammen mit seiner Frau Mary die besten Rezepte, die ihm als Gourmet in all den Jahren begegnet sind. Natürlich wird bei jedem Rezept auch das Restaurant oder das Hotel vorgestellt, wo gespeist wurde. Die Aufmachung und das edle Design sind der Grund dafür, dass sich das Buch in vielen Kochbuch-Sammlungen findet. Das Thema Film wird hier nur gekratzt, aber trotzdem ist es für mich eine tolle Geschenkidee, denn kochen sollte bei vielen Menschen viel höher in der Priorität stehen, als im Moment noch.

Was kurzes zu mir: Ich arbeite als studentische Hilfskraft im Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums, in der dffb als Assistent im Festivalbüro und nebenbei bin ich Filmkritiker, sowie in verschiedenen Stellen auf Filmfestivals unterwegs. Außerdem habe ich den Kontroversum Podcast mitbegründet. Wir wollten die deutsche Podcast Landschaft um einen Filmpodcast erweitern, der versucht eine gewisse Bandbreite der filmischen Welt abzudecken, zu informieren und gleichzeitig zu unterhalten. Mit 20 Folgen sind wir noch keine alten Hasen, aber auch keine Neulinge mehr. Hört doch mal rein.

(Patrick Thülig)


Photo: Suzie Ridler, Thanks for the permission to use it.

Sind enge literarische Adaptionsserien wie Hunger Games Transmedia?

Der zweite Film nach den Hunger Games-Büchern von Suzanne Collins, Catching Fire, scheint auf dem besten Weg zu sein, ein ebenso großer Erfolg zu werden wie sein Vorgänger. Und obwohl die Filme fast durch die Bank von Kritikern gemocht werden – was zu einem großen Teil auch der Beliebtheit und schauspielerischen Qualität von Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence zu verdanken ist – regen sich trotzdem hier und da kritische Stimmen. Im /filmcast zu Catching Fire fanden sich mit David Chen und Jeff Cannata gleich zwei Menschen, die vom Franchise weniger angetan waren. Beide rechtfertigte seine Abneigung unter anderem damit, dass ihm die Filme zu wenig Eigenständigkeit haben, das von ihnen sogenannte “Harry-Potter-Syndrom”. Cannata ließ sich dann zu dieser Aussage hinreißen, die ich so noch nicht gehört hatte:

I think this is transmedia at its finest, and this is why these novels are being gobbled up and put on screen so fast. This is a handshake between different media properties. You are not meant to just watch this movie. You are meant to go to this movie and then, when you leave it, want to go buy the book, or buy the book and then want to go to the movie. They are not meant to work without one another.

Schielen auf die Verfilmung

Hat Cannata recht? Von einem inhaltlichen Standpunkt aus sicher nicht. Suzanne Collins’ Trilogie existierte als Ganzes bevor der erste Film entstand. Und auch wenn die Bücher in ihren Handlungs-Beats teilweise recht kinematisch sind, hängt das wohl eher mit ihrem medienkritischen Thema zusammen, als mit dem Schielen auf eine mögliche Verfilmung. Dies ist sicher kein Fall, wo das Wissen um eine laufende Verfilmung einer noch nicht abgeschlossenen Geschichte den Autor in seiner Erzählung beeinflusste (wie es etwa Bryan Lee O’Malley für Scott Pilgrim vs. the World zugegeben hat). Wahrscheinlich ist Suzanne Collins, die ihre Karriere als Drehbuchautorin im Kinderfernsehen begann, einfach nur eine Schreiberin mit visuellen Stärken, wie dutzende andere Crossover-Autoren vor ihr – von Dashiell Hammett über Michael Crichton bis George R. R. Martin.

Ich kann ihm auch nicht so recht zustimmen, dass die Hunger Games-Filme nur Bebilderungen einer literarischen Geschichte sind, wie es bei den Harry-Potter-Filmen zwischen Teil vier und sechs, oder bei einem Film wie The Golden Compass teilweise stark der Fall war. Collins’ Bücher sind schlank und verbringen viel Zeit mit Beschreibungen, ihre Dramatis Personae sind überschaubar. In den Filmen wird keine Zeit mit “Fan Service” verschwendet, etwa mit unwichtigen Figuren, die nur auftauchen, weil sie bei den Lesern beliebt sind, und dann wieder verschwinden. Vielmehr haben die Filme entschieden, die limitierte Ich-Erzählperspektive der Bücher, in denen Hauptfigur Katniss sich viele Informationen nur zusammenreimen oder als Mauerschau im Nachhinein erfahren kann, durch Dialogszenen aufzubrechen, von denen Katniss gar nichts wissen kann.

Keine selbstständige Vision

Cannata hat insofern recht, dass die Filme dennoch keine mutigen, freien Adaptionen sind, die die Handlung zusammenraffen, wie es ihnen passt, Charaktere streichen oder zusammenlegen und der Vision des Buchautors eine selbstständige, filmische Vision eines Regisseurs entgegensetzen, wie es gerade bei Science-Fiction-Adaptionen lange Zeit der Fall war. Auch aus Marketingsicht profitieren Buch- und Filmreihe natürlich voneinander. Bei mir, zum Beispiel, hat das Prinzip “Ersten Film sehen, deswegen Bücher lesen, deswegen zweiten Film sehen” wunderbar funktioniert. Einen “Handschlag” zwischen den Mediengattungen mag ich dennoch nicht erkennen, zumal Scholastic, der Verlag der die “Hunger Games”-Bücher in den USA verlegt, nicht Teil eines Filmstudio-Medienkonglomerats ist.

Richtig ist auch, allgemein gesprochen: Der Aufstieg des fantastischen Kinos und der damit zusammenhängenden Fankultur im 21. Jahrhundert, besonders von “Harry Potter”, hat eine enge Adaptionsstrategie der Filmstudios begünstigt, die darauf abzielt, die Fans der Bücher als Kern-Multiplikatoren zu erreichen. Im Fall der Hunger Games scheinen die Filme aber auch bei einem breiten Publikum zu funktionieren, das sicherlich nicht in seiner Gesamtheit auch die Bücher gelesen hat. In diesem Zusammenhang aber den Begriff “Transmedia” zu gebrauchen, selbst in einer sehr liberalen Auslegung, finde ich aber falsch. Das erste “native” Transmedia-Projekt, das Blockbuster-Romane mit Blockbuster-Filmen kombiniert, wird mit Sicherheit kommen, ist wahrscheinlich bereits in Entwicklung und der Young-Adult-Markt scheint dafür das perfekte Segment zu sein, vorgeprägt wie er ist durch transmediale Marken von Pokémon bis Star Wars: The Clone Wars. Aber den Tributen von Panem schenke ich fürs erste mal noch den Zweifel für den Angeklagten.

(Liebe Leser. Bitte entschuldigt die mangelnde Bebilderung und Durchlinkung dieses Artikels, der offline geschrieben und dann mit einer sehr langsamen Internetverbindung ins Blog gehoben wurde. Mehr steht mir in den nächsten paar Wochen leider nicht zur Verfügung.)

Film Blog Adventskalender – 7 – Katrin von “L’âge d’or”

Manchmal habe ich schon Ärger von Kollegen bekommen, wenn ich bei Filmen mit wirklich herausragendem Sound wieder nur auf die Optik geachtet habe. Das Visuelle in all seinen Auswüchsen hat es mir einfach angetan. Deswegen widme ich mich auf meinem Blog “l’âge d’or” meinen zwei Schwächen: dem Film und der Fotografie. Als Filmwissenschaftlerin, schnöde Konsumentin und Selbst-Ausprobierer.

Dementsprechend hybrid fällt auch mein liebstes Weihnachtsgeschenk aus: ein Buch, das genau genommen nicht mehr ganz neu ist, das aber für einen kleinen Kauf zwischendurch definitiv das Budget gesprengt hätte. Anton Corbijn ist anscheinend ein Mensch, der meine Interessen teilt und trotz seiner Arbeit als Regisseur (The American) auch ambitioniert fotografiert: das Buch “WAITS/CORBIJN ’77-’11” dokumentiert seine jahrzehntelange Arbeit mit dem legendären Musiker Tom Waits in hunderten perfekt komponierten Aufnahmen und mit einem Vorwort des seinerseits ikonischen Jim Jarmusch. Was den Bildband wahrscheinlich noch etwas begehrenswerter macht: er ist auf 6.600 Stück limitiert. Also: verschenken oder doch lieber selbst behalten?

(Katrin Doerksen)

Film Blog Adventskalender – 5 – Stefan von “eay”

Guten Morgen allerseits! Schließlich wird es morgens sein, weil ihr jedem neuen Türchen im Film-Blog-Group-Hug-Adventskalender sehnsüchtigst entgegenfiebert und diese Webseite in aller Herrgottsfrühe als allererstes aufruft. Ich kenn’ euch doch. Aber ihr mich vielleicht nicht, daher: Mein Name ist Stefan und ich habe was mit Medien Film- und Fernsehwissenschaft studiert. Im Netz treibe ich als @eay mein Unwesen, was unsinnigerweise auch der Name meines Blogs ist. Dort schreibe ich seit 2003 über “Popkultur, Medien und Technologie” – und eben Filme, weshalb ich mir auch eine eigene Movie Database gebaut habe, was viel mehr Filmblogger tun sollten.

Was hingegen nicht nur mehr Filmblogger, sondern auch viel mehr Filmemacher tun sollten, ist “Writing Movies for Fun and Profit” lesen. Mein Geschenk- und Karrieretipp für euch! Denn nach eigenen Angaben lässt sich durch Lektüre des 2012 erschienenen, 300 Seiten langen Buches von Robert Ben Garant und Thomas Lennon bares Geld sparen: “It’s around one hundred thousand dollars cheaper then going to film school – and more educational.” Wer endlich sein “drinking problem” monetarisieren möchte oder den perfekten Pitch erlernen will, kommt einfach nicht an diesem Standardwerk vorbei. Dass ausgerechnet Garant und Lennon Tipps dazu geben, wie man in Hollywood eine große Nummer wird, ist nur konsequent, finden sich doch cineastische Perlen wie Der Babynator, Herbie Fully Loaded oder Nachts im Museum in ihrer beeindruckenden Filmografie.

Seriously: “Writing Movies for Fun and Profit” dürfte das mit Abstand unterhaltsamste Werk zum Screenwriting im US-Business sein – randvoll mit Seitenhieben und bizarren Anekdoten (ich habe seitdem größtmöglichen Respekt vor Jackie Chan und Tomatensuppe). Ich für meinen Teil hatte jedenfalls großen Spaß mit dem Buch und lege es dem ein oder anderen Filmbegeisterten auch dieses Jahr wieder unter den Baum.

(Stefan Grund)

Film Blog Adventskalender – 4 – Karsten von “Red Herring”

Wenn mich meine Kindheit eins gelehrt hat, ist es, dass lange Ansprachen vor der Vergabe von Geschenken selten auf großen Beifall treffen. In diesem Sinne versuche ich diese Vorstellung kurz zu halten:

Was wir auf unserem YouTube-Kanal veranstalten, könnte man als „Pauline Kael trifft Beavis & Butthead“ bezeichnen. Mit anderen Worten: extrem subjektive Filmkritik in Form von kleinen Videos mit ein wenig Fachwissen und einem Hang zur Albernheit. Das Projekt steckt noch in seiner Adoleszenzphase, wird aber im Laufe der Zeit über den Horizont der Filmkritik hinausblicken und versuchen auch Unterhaltsames und Wissenswertes aus der Filmgeschichte mit bewegten Strichmännchen zu illustrieren.

Aber jetzt zum wichtigen Teil: Wer nichts Selbstkreiertes zu verschenken hat, dem sei Jane Campions Miniserie Top of the Lake als Geschenkidee ans Herz gelegt. Und natürlich Herring-Kopf Lollipops! You know, for Kids! Frohe Feiertage wünschen David, Rune und Karsten.

(Karsten Munt)

Film Blog Adventskalender – 3 – Marco von “Filmforum Bremen”

Ich bin Marco aus Bremen, Filmenthusiast und Zwillingspapa, Blogger und Berufspendler. Gerade letztere Kombination kommt mir in letzter Zeit sehr zu Gute, da nach der Geburt unserer Kinder mein Zeitbudget empfindlich geschrumpft ist. Im Zug von Bremen nach Hamburg und zurück finde ich aber immer noch etwas Zeit, um meine Artikel ins Notebook zu hacken. Neben der Bloggerei kuratiere ich noch zusammen mit einem Bekannten im Bremer Kommunalkino City 46 die Filmreihe “Weird Xperience“, in der wir jeden Monat einen etwas abseitigeren Film zeigen, immer im Wechsel einen aktuellen und einen Klassiker auf 35mm. Meine persönliche Highlights waren dabei zwei wunderschöne Kopien von Woodoo – Schreckensinsel der Zombies und erst kürzlich Sie tötete in Ekstase. Ferner bin ich noch im Orga-Team des Bremer Phantastivals, welches einmal im Jahr stattfindet. Und wenn es mir meine knappe Zeit noch erlaubt, treibe ich mich gerne im Forum Deliria Italiano herum, welches mir zur zweiten Heimat geworden ist.

Meinen Blog “Filmforum Bremen” führe ich nun schon seit fünf Jahren. Wie der Name „Filmforum“ schon andeutet, war das zunächst alles ganz anders geplant, als es dann gekommen ist. Meine ursprüngliche Intention war es, eine Plattform für Filmfans aus Bremen und Umzu anzubieten, wo man sich über Filme, aber auch Veranstaltungen oder Ereignisse austauschen kann, sowie die Möglichkeit hat, sich auch mal in einer größeren Gruppe zum gemeinsamen Filme gucken oder Klönen zu treffen. Der an das Forum angeschlossene Blog war zunächst nur dazu da, das Forum vorzustellen. Leider war die Resonanz mehr als spärlich. Daraufhin habe ich das Forum geschlossen und mich ab November 2008 ganz auf den Blog konzentriert. Auch da war mir zunächst der regionale Aspekt wichtig, denn ich wollte gerne Bremer Filmfans zusammenbringen. Doch leider scheint es in Bremen tatsächlich keine wirkliche Filmfanszene – wie ich sie z.B. aus Hamburg kenne – zu geben, was ich sehr schade finde.

In der Folgezeit kamen neben den regionalen, auch noch überregionale Themen dazu. Da sind an erster Stelle natürlich die Filmrezensionen zu nennen, aber auch Berichte von Festivals, die ich besucht habe, Interviews mit Leuten, deren Arbeit ich schätze, oder aber das sehr populäre „Das Bloggen der Anderen“. Ich versuche zwar die Wurzeln des Blogs nicht ganz aus den Augen zu verlieren, gestalte meinen Blog aber seit geraumer Zeit viel globaler und weitaus offener. Seit ich das tue, bekomme auch mehr Feedback von meinen Lesern (was mir wichtig ist) und bin mit anderen Bloggern in Kontakt gekommen.

Damit ist der Vorstellungsteil jetzt abgeschlossen, aber Alexander bat ja auch darum, ein Weihnachtsgeschenk zu empfehlen. Da würde ich den Bremern raten, eine Fördermitgliedschaft im Kommunalkino City 46 zu verschenken, da man dann für 100 Euro im Jahr freien Eintritt zu allen Filmen und sonstigen Veranstaltungen hat, sowie im Januar zur Verleihung des Bremer Filmpreises ins Rathaus eingeladen wird. Wer nicht aus Bremen oder Umzu kommt, für den wäre vielleicht ein Abo der wunderbaren, kleinen Publikation “SigiGötz Entertainment” genau das Richtige.

(Marco Koch)

Film Blog Adventskalender – 2 – Sonja von “Zeilenkino”

Im August dieses Jahres ist Elmore Leonard gestorben, einer der besten und einflussreichsten Kriminalschriftsteller der USA. Ohne ihn (und George Higgings) gäbe es womöglich die Dialogkaskaden in Tarantinos Filmen und ganz bestimmt seinen Jackie Brown nicht. Ohne ihn gäbe es vielleicht nicht den George Clooney, den wir heute kennen.

Es war die Verfilmung von Elmore Leonards „Out of Sight“, die den Beginn der Zusammenarbeit zwischen Steven Soderbergh und George Clooney markierte und in dessen Folge dann Ocean’s Eleven entstand. Das Buch ist eine spannende, amüsante und bittere Räubergeschichte, der Film ist eine elegante und stilsichere Krimikomödie – und die nahezu perfekte Adaption eines Romans, die Eigenständigkeit und Nähe zum Autor vereint. Noch dazu gibt es kaum einen Autor, der besser zu mir und meinem Zeilenkino passt, in dem sich alles um die Schnittmengen von Filmen und Büchern sowie Kriminalliteratur dreht. Mein Geschenktipp in diesem Jahr ist daher „Out of Sight“ – das Buch und der Film.

(Sonja Hartl)