Piq: Ein Superheld mit Hip Hop-Seele

Auf Netflix hat Marvel in den letzten Jahren sein Superhelden-Imperium um eine bodenständige Serien-Kolonie erweitert. Daredevil, Jessica Jones und nun Luke Cage (ab 30. September) sollen einen Kontrast zu den Kino-Materialschlachten von Iron Man und Co bieten, und kämpfen mit härteren Bandagen in den Straßen von New York.

Nebenher rollen sie aber auch das stereotype Bild vom Superhelden neu auf. Kein All-American-Weißbrot in Uniform, keine sexy Hexy im Catsuit. In den Netflix-Serien sind die moralischen Grenzen ambivalenter und die Helden realer. Nach einem Blinden und einer traumatisierten Frau scheint die Netflix-Welt mit Luke Cage nun erstmals auch bereit für einen Superheld of Color in der Hauptrolle (im Kino folgt nächstes Jahr Black Panther).

Obwohl ich persönlich Daredevil nicht mochte und Jessica Jones zu lang fand: nach diesem Artikel von Jason Tanz freue ich mich sehr auf Luke Cage. Tanz trifft Hauptdarsteller Mike Colter, der schon in Jessica Jones eine gute Figur gemacht hat, und Showrunner Cheo Hodari Coker und spricht mit ihnen über ihre Erwartungen und Einflüsse. Allein dass Coker ein hochdiverses Team um sich scharen konnte und die Musik von Ali Shaheed Muhammad stammt, sollte Luke Cage sehenswert machen.

Artikel bei Piq bewerten | Artikel lesen

MCU: Markus & McFeely über Arbeitsweisen, Quesada über die Netflix-Shows

Oh boy, oh boy! Spätestens seitdem der Plot von Captain America: The Winter Soldier Elemente enthielt, die sich auf das ganze Marvel Cinematic Universe (und insbesondere die Agents of S.H.I.E.L.D.-Fernsehserie) durchschlägt und -schlagen wird, fangen auch andere Menschen, die sich nicht schon seit vier Jahren mit dem Thema beschäftigen, an, Fragen zu stellen.

Zum Beispiel Ben Blacker, der in seinem Nerdist Writers Panel letzte Woche die Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely zu Gast hatte. Marcus und McFeely gehören mit Kevin Feige und Joss Whedon sicherlich zu den wichtigsten Architekten des MCU. Sie haben die Drehbücher zu Captain America und Winter Soldier geschrieben und waren an beiden Thor-Drehbüchern beteiligt. Entsprechend konnten sie im Podcast einiges von Interesse darüber sagen, wie die Arbeit am MCU vor sich geht.

Etwa über die Arbeit an Captain America: The First Avenger im Gefüge des MCU:

What was nice is that, by nature of being period, we came before everybody else, whether or not we were coming out before everybody else. We didn’t have to accomodate anybody. We didn’t have to be: Oh, they’re doing that in Thor. We’re 50 years prior to that, who cares?

Über das Pflanzen von Samen für spätere Filme.

If I was writing a standalone movie, things would tie up neatly. You wouldn’t make reference to things that aren’t going to resonate anywhere else. You wouldn’t have Howard Stark if there wasn’t a Tony Stark in a whole different section of it. It’s this sort of opportunity to take things that you would have to do anyway for the movie, you would need a scientist, or a mentor … to kind of draw the threads that everything connects. For things like Winter Soldier, we knew it existed (…) so we did things to Bucky in the first movie …

Sie beschreiben außerdem, dass sie von den großen Planungen für das Universum wenig wissen und sich um ihren einzelnen Film kümmern und nur einzelne Vorgaben bekommen. Etwa, dass Kevin Feige sagt: “I think it’s okay to take down S.H.I.E.L.D.”

Über die Rolle des “Marvel Creative Committee”, in dem auch Joe Quesada sitzt, sagen sie unter anderem:

They get to weigh in and we (…) don’t talk to them particularly and (…) Kevin [Feige] will filter their notes down (…). In some ways, they are the keepers of the bottom line standards of the characters.

Der ganze Podcast ist äußerst hörenswert, weil die beiden auch sehr sympathisch sind. Es geht viel um Cap 2, aber zum Beispiel auch um die “Agent Carter”-Fernsehserie, die derzeit noch in der Entwicklung ist und für die das Team den Pilotfilm geschrieben hat.

Fat Men on Cap Men

Joe Quesada, der Chief Creative Officer von Marvel Comics hingegen, war in Kevin Smiths “Fat Man on Batman“-Podcast zu Gast. Der Podcast ist längst nicht so informativ wie der oben beschriebene – er besteht zu großen Teilen aus Kevin Smith, wie er Winter Soldier lobt – aber zwischendurch lässt Quesada ein paar dokumentierwürdige Sätze fallen.

Unter anderem beschreibt er, dass zum Start der S.H.I.E.L.D.-Fernsehserie logischerweise bereits feststand, dass die Organisation S.H.I.E.L.D. am Ende nicht mehr existieren würde. Die Schauspieler hingegen wurden im Dunkeln gelassen. Fies!

Schließlich geht es noch um die für 2015 geplanten Marvel-Serien für Netflix, “Luke Cage”, “Jessica Jones”, “Daredevil” und “Iron Fist” auf die dann ebenfalls eine Teamup-Serie, “Defenders” folgen soll. Die Seite “Comicbook.com” hat die interessantesten Zitate gut zusammengefasst.

Abgesehen davon, dass die Netflix-Serien ebenfalls Teil des MCU sein werden und es spannend zu sehen sein wird, ob auch hier Crossover-Potenzial zu den Filmen genutzt wird (Mein Tipp: Wahrscheinlich sehr sehr wenig), denke ich ist die interessanteste Entwicklung, über die man nachdenken muss, der Faktor der Synchronität. Wenn die Serien in Gänze erscheinen, aber miteinander korrespondieren und verbunden sind, fällt der zeitliche Faktor der Crossovers wie bei Comics oder linearen TV und Film-Releases weg.

Angenommen also, ein Ereignis tritt ein, das alle vier Serien beeinflusst. In welcher Reihenfolge gucke ich sie dann am besten? Erst Serie A komplett, dann Serie B, dann C, dann D? Oder jeweils eine Folge von A, B, C und D? Oder eine andere Reihenfolge, die jemand vorschlägt – ähnlich wie die Machete-Reihenfolge von Star Wars?

Es bleibt spannend im MCU.