Aus den Schatten – Ninja Assassin

USA 2009 Regie: James McTeigue. Buch: Matthew Sand und J. Michael Straczyski. Kamera: Karl Walter Lindenlaub. Produktion: Joel Silver, Andy Wachowski, Larry Wachowski, Grant Hill.
Mit: Rain, Naomie Harris, Ben Miles, Shô Kosugi, Randall Duk Kim.
Länge: 99 Minuten.
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 10.12.2009

Bei manchen Filmen ist sie schwer zu erkennen, die Grenze zwischen „schlecht“ und „so schlecht, dass es wieder gut ist“. Der neueste Streich aus der Talentschmiede der Wachowskis, NINJA ASSASSIN, scheint jeweils einen Fuß fest auf jeder Seite dieser Grenze zu haben. Da gibt es angenehm selbstironische Szenen, in denen eindeutig klar wird, dass Regisseur James McTeigue (V FOR VENDETTA) gar nicht versucht hat, einen ernsthaften Film abzuliefern, die dann allerdings im allgemeinen Chaos der leider nicht immer guten Kampfszenen wieder in Vergessenheit geraten.

Der im Internet gerne ausgetragene Kampf, wer jetzt eigentlich mehr „Awesomeness“ auf dem Kasten hat, Piraten oder Ninjas, wird in NINJA ASSASSIN jedenfalls klar zugunsten der Ninjas entschieden: Ninjas sind im Schatten grundsätzlich unsichtbar und so schnell, dass ihre Opfer gar nicht wissen wie ihnen geschieht, bevor sie in Scheiben zerschnetzelt werden. Das ist natürlich ziemlich „awesome“, vor allem wenn dazu noch eine gehörige Dosis computeranimiertes Blut in hübschen Rorschach-Tests auf den Fußböden der Kampfplätze verteilt wird. Überhaupt versucht McTeigue die Effekte seiner trashigen Vorbilder quasi nahtlos ins Computerzeitalter zu übertragen, was ihm über weite Strecken auch recht gut gelingt. Das Videospiel zum Film ist darüberhinaus, wie so häufig im modernen Actionfilm, schon 1:1 in den Kampfszenen-Levels angelegt, so dass eine Übertragung auf Konsolen und PCs nicht schwerfallen dürfte.

Das Spektakel bestreiten diverse Mitglieder aus der Wachowski-Film-Familie, darunter der japanische Popstar Rain in seiner ersten englischsprachigen Hauptrolle (vorher schon in SPEED RACER zu verorten) und Ben Miles als zwielichtiger Europol-Agent, der McTeigue-Fans auch schon aus V FOR VENDETTA bekannt vorkommen dürfte. Als taffe Frau darf zusätzlich Naomie Harris (28 DAYS LATER, PIRATES OF THE CARIBBEAN) antreten. Das Trio jagt vom Fördergelder-Standort Berlin aus einem martialischen Auftragskiller-Ninja-Clan nach, der seine Zöglinge klaut und mit brutalen Methoden zu den perfekten Todesmaschinen ausbildet, was in Rückblenden ausführlich gezeigt wird. Die Geschwindigkeit der Ninjas diktiert dabei einen schnellen Schnittrhythmus, der dadurch dem Martial-Arts-Gefuchtel natürlich manchmal auch ein wenig seine Wirkungskraft nimmt.

NINJA ASSASSIN lässt während seiner Handlung wenige Klischees aus, auch für unheilsschwangere Sätze wie „Diese Untersuchung ist reine Routine“ und „Du kannst ihm vertrauen, er ist einer von den Guten“ ist er sich nicht zu schade. Weil das aber eigentlich nur gewollt sein kann, fällt es schwer, sich darüber wirklich zu ärgern. Enttäuschend ist eigentlich lediglich das Finale, dem es nicht gelingt, der vorher aufgebauten Erwartungshaltung für den klassischen Kampf zwischen Meister und Schüler gerecht zu werden. Vor allem dann, wenn der Meister von 80er-Ninjalegende Shô Kosugi gespielt wird. So gelingt der Generationenwechsel im Genre leider nicht ganz.

erschien zuerst bei Screenshot Online

Worte zum Wochenende

Der Streit um Brender bestätigt, wie froh wir sein können, große private Medienunternehmen als Korrektiv zu den öffentlich-rechtlichen Medien zu haben.

Bernd Buchholz , im Interview mit der Rheinischen Post
// “Für Online-Medien zahlen”

The DVD box set is the newest and most terrifying form of ritualistic abuse we inflict on one another. In the past, a sick person received unwanted hardback books, but these days when someone is laid up with an illness, they are buried beneath an avalanche of DVD box sets containing hundreds of hours of television series.

Grady Hendrix , Slate
// Boxed InGiving someone a TV series on DVD is like giving them a life sentence

Unter den taz-Leserinnenbriefen ragte dieser Tage das Schreiben von Monika Krause aus Neuss hervor. Sie regte an, “journalisten zu motivieren, den vakanten chefredakteursposten von herrn brender beim zdf nicht zu besetzen”. Na, das nenn ich doch mal eine Idee! Und eine Haltung! Und weil es in diesen Tagen so wenig davon gibt, gehe ich jetzt mal mit gutem Beispiel voran und solidarisiere mich: Ich verzichte auf den Posten.

Silke Burmester , taz
// Wie ein wildes “Stierchen” oder: Die Hessen sind schuld

Ist das nicht lustig? Wieviele “Plattformen” die ARD noch braucht, um dort dann doch keine Nachwuchsförderung zu betreiben?

Peer Schader , Fernsehblog
// Einsfestival? Das liegt hier noch so rum

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: King Kong (2005)

King Kong war der lang erwartete Nachfolger von Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie, auf den die Fans zwei Jahre warten mussten (das Jahr dazwischen wurde zum Glück durch die Extended Edition von Return of the King überbrückt. Und wie schon seine Vorgänger-Epen kam auch dieses 165-Minuten-Werk kurz vor Weihnachten in die Kinos. Angesteckt vom positiven Hype durch die Production Diaries im Web und nicht zuletzt wegen der Empfehlung eines Freundes kürte ich diesen gerade gesehenen Film dann am 30. Dezember zum Film des Jahres.

Vier Jahre später ist die Vorstellung schwer, dass King Kong dieses Schicksal noch einmal ereilen könnte. Im Gegensatz zur vorausgehenden Fantasy-Trilogie ist der Film über den großen Affen eher untergegangen, die Kritik warf ihm hauptsächlich vor, für sein Thema zu lang zu sein und sie hat recht. Schaut man sich King Kong heute noch einmal an (wie ich es vor kurzem getan habe), fällt überdeutlich auf, wie sehr sich Peter Jackson in seinem Epos über eine eigentlich sehr simple Story in Nebenhandlungssträngen und Action-Setpieces versteigt. Die 1933er-Version der Geschichte, auf die der Film basiert, glänzt wahrscheinlich gerade dadurch, dass sie die ganzen Monsterszenen auf Skull Island eher im Hintergrund andeutet, statt sie auf gefühlt halbstündige Sequenzen auszudehnen. Und auch, dass man nicht jedes Kindheitstrauma der Crew des Schiffes erfährt, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein.

King Kong ist zu sehr ein “Schau mal was wir können”-Film, und so gerät seine wahre Größe etwas in den Hintergrund. Die ist nämlich nach wie vor vorhanden: Jackson gelingt es, wie schon mit Gollum, einen emotionalen Bezug zu einer computergenerierten, hier sogar sprachunfähigen, Kreatur aufzubauen, der die Zuschauer wirklich packt. Besonders die Abschlusssequenz auf dem Empire-State-Building hat trotz ihres artifiziellen Charakters eine enorme emotionale Wucht, die auch am Ende der Dekade noch sehr rührend ist. Hätte sich der Film mehr darauf konzentriert, statt sich endlos mit Dinosauriern und ekligem Wurmvieh herumzuschlagen, wäre er vielleicht auch insgesamt besser weggekommen.

Insgesamt gesehen war 2005 kein ganz so starkes Jahr für die “großen” Filme, wie das Jahr zuvor. Bei den Oscars dominierten gute, aber auf lange Sicht vermutlich auch vernachlässigbare Biopics wie Walk the Line und Capote und Filme mit Indie-Anmutung, die in den Wogen der Zeit vermutlich eher Geheimtippstatus behalten werden. Zwei meiner Favoriten, die King Kong dann in einer späteren Phase auch noch vom Thron stießen waren George Clooneys Good Night and Good Luck, der durch seine sachliche Erzählweise und seine bestechende Ästhetik zugleich fesselt und bezaubert und der kaum bekannte The Squid and the Whale von Noah Baumbach, der mich im Kino tief bewegte – und nicht nur, weil ein Pink Floyd Song darin vorkommt.

Was die Sommerblockbuster angeht, so begeisterte Spielbergs War of the Worlds zwar mit tollen Bildern, erschien aber in seiner Inkonsequenz am Schluss doch etwas zu weichgespült. The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy war lustig und schräg, kam aber wie schon so oft zuvor nicht an das Buch heran, Harry Potter and the Goblet of Fire kam einfach an seinen Vorgänger nicht heran, und Batman Begins war zwar gut, aber noch meilenweit vom letztendlichen Einschlag seiner Fortsetzung entfernt.

Neben Tim Burtons guter aber nicht großartiger Adaption von Roald Dahls Charlie and the Chocolate Factory war es vor allem noch ein Film, der 2005 einen nachdrücklichen Eindruck bei mir hinterließ und bei dem ich mich nach wie vor nicht mit mir einigen kann, ob er faszinierend oder abstoßend ist. Robert Rodriguez’ Sin City gelang es, einen neuen ästhetischen Stil zu schaffen, die Live-Action-Graphic-Novel in vollkommen synthetischen Sets, der später von 300 perfektioniert wurde. Die beeindruckende Ästhetik des Films wird allerdings konterkariert durch eine Orgie an sinnloser Gewalt, faschistoider Grundhaltung, Misogy- und Zynismus, der ich bis heute nicht viel abgewinnen kann. Interessanterweise wurde Sin City auch in der breiten Masse weniger wahrgenommen als zwei Jahre später 300, der allerdings (da er auch auf einer Frank-Miller-Vorlage basiert) natürlich die gleichen Probleme hat.

Dieser Beitrag ist Teil 6 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme

Schön Schief (1)

Aus einer Pressemitteilung von Mediareports und Prognos zur Entwicklung des Digitalradios im deutschsprachigen Raum:

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass langfristig die technische Konvergenz ein eigenes Radioübertragungssystem obsolet macht – Radio wäre dann wie auch das Fernsehen mit IPTV einfach internetbasiert. Teilen der Branche mag es deshalb verlockend erscheinen, die Phase der “Digitalen Eigenständigkeit” einfach zu überspringen und dann sozusagen erst am Endbahnhof des Zuges zuzusteigen.

(Quelle, Hervorhebung von mir)

Als ich das letzte Mal am Endbahnhof in einen Zug zusteigen wollte, wurde ich grummelig vom Zugführer angemotzt. Denn schließlich fuhr der Zug dann nicht mehr weiter (und sollte gereinigt werden) – aber irgendwie habe ich das Gefühl, das ist es nicht, was die Studienautoren meinen.

Meine Kollegin erinnerte das Bild auch hieran.