Das Interessanteste an … Wiener-Dog (2016)

© Prokino

Manchmal lustig, manchmal zynisch, aber am Ende ein bisschen leer. So wirkte Todd Solondz’ Episodenfilm Wiener-Dog auf mich. Gute Schauspieler, einige originelle Ideen, und das alles nur, um mir zu erzählen, dass wir alle sterben müssen? What else is new?

Dieser Song ist neu, den man leider nirgendwo bekommt, aber kurz im Trailer erhaschen kann:

Die Country-Ballade, die in ihrem Text von den heroischen Taten des Dackels erzählt, auf dem Weg durch die Weite der Vereinigen Staaten, läuft über einer fünfminütigen “Intermission” in der Mitte des Films. Neben Hinweisen auf “Der Film geht gleich weiter” und “Im Foyer gibt es Snacks” sieht man dazu eine Bluescreen-Montagesequenz, in der der titelgebende Wiener-Dog in froher gleichmut durch wechselnde Hintergründe läuft.

Dem Blog “Sydney’s Buzz” hat Solondz erzählt, was die Geschichte hinter dem Lied ist:

In the script all it said was, “doggy montage,” and I had to figure out what that would be, because I wanted to give a panoramic, expansive view of America, of a dog going on a quest for home. That’s what the lyrics were supposed to convey. And I chose music that was inspired by songwriters like Johnny Cash, and Marc and Scott understood the quality of the very American sound that I wanted. I didn’t want any kind of “indie” sounds, I wanted something very “American.” So it would be very expansive for the movie, because it is a little movie, we had a limited budget, but this, I felt, could open it up more.

“Marc and Scott” sind die Autoren des Songs, Marc Shaiman und Scott Wittman. Shaiman kennt man vielleicht von seinen diversen Comedy-Filmscores, die er über die Jahre geschrieben hat. Aber echtes Gold kommt vor allem zum Vorschein, wenn er sich mit dem Texter Scott Wittman, zusammentut. Zum Beispiel die Musicalversion von Hairspray, die 2007 verfilmt wurde, und die so brillant beginnt:

Sänger Eric William Morris hat übrigens keinerlei Folk- oder Country-Credentials. Er war Schauspieler, erst am Broadway unter anderem in Mamma Mia!, und jetzt im Fernsehen. An der Fiedel fährt der Song dafür Gabe Witcher auf, bekannt aus der Bluegrass-Band Punch Brothers.

“The Ballad of Wiener-Dog” ist das Interessanteste an Todd Solondz’ FIlm. Ich stimme dem britischen Filmkritiker Guy Lodge zu: “If Marc Shaiman’s ‘The Ballad of Wiener-Dog” doesn’t get nominated for a Best Original Song Oscar next year, just retire the category.

Das Interessanteste an … Ghostbusters (2016)

© Columbia Pictures

Nach dem gigantischen Bohei um die Neuauflage von Ghostbusters mit weiblichen Hauptdarstellerinnen, fand ich den letztendlich entstandenen Film erschreckend (höhö) egal. Er erschien mir streckenweise witzig, aber auch erstaunlich lose gestrickt und abgesehen von seinem Casting einfach in keinster Weise irgendwie relevant. Außer …

… in seinem Einsatz von stereografischem 3D. Ghostbusters arbeitet in seiner 3D-Fassung durchgängig mit der Technik des “Maskenbruchs” (matte break), um die Strahlen der Protonenpacks und die umherschwirrenden Geister stärker aus dem Bild herausspringen zu lassen. Die Technik ist punktweise auch in der Vergangenheit schon oft bei 3D-Filmen eingesetzt worden, zum Beispiel in der Fisch-Sturm-Szene in Life of Pi.

https://www.youtube.com/watch?v=zf0sIKypI4g?t=34s

Aber bei Ghostbusters gingen die Filmemacher einen Schritt weiter und letterboxten den kompletten Film für die 3D-Fassung durchgängig auf ein schmaleres Format (von 1:2,4 auf 1:1,85), das dann durchbrochen werden konnte.

Auf “Vulture” erklärt Regisseur Paul Feig:

“I thought it sounded cool, because I’m always looking for anything that’s innovative and new (…). So they did a test with one of the proton beams firing towards the camera and shooting outside the frame, and I said, ‘That’s the greatest thing I’ve ever seen. How many things can we do it on?’”

Aber das war auch das einzig Interessante an Ghostbusters.

Teaser sind die besseren Trailer

Screenshot: Paramount Pictures

Meine Fresse habe ich Lust auf Arrival. Es wird Zeit, dass die Welt mal wieder einen SF-Film in der Tradition von Close Encounters und Contact bekommt. Der Teaser Trailer, der unten eingebettet ist, weckt perfekt diese Lust in mir. Er erklärt kurz die Ausgangssituation des Films, zeigt die Hauptcharaktere und die Mission, die vor ihnen liegt, vermittelt einen Eindruck von der Grundstimmung – und bricht dann ab, während ich hier sitze und denke: MEHR! Und das alles in unter einer Minute.

Das vergleiche ich im Kopf gerade mit meinem Kinobesuch von Ghostbusters letzte Woche, wo ich vor dem Hauptfilm die Trailer für Mike and Dave need Wedding Dates, Nine Lives und Bad Moms gezeigt bekam. Drei vermutlich relativ platte Komödien, von denen ich mir aber mindestens zwei allein wegen der involvierten Schauspieler an einem verkaterten Sonntagmittag trotzdem angucken würde, wenn nicht die Trailer so unfassbar blöd gewesen wären. Bei Mike and Dave erfährt man nicht nur die Handlung des 98-Minüters bis sicherlich Minute 50, sondern auch noch mehrere Witze, an denen Handlungswendungen zu hängen scheinen. Warum sollte ich diesen Film noch sehen?

Was Trailer nicht alles sind. Ein Ergebnis der Leak Culture. Ein Showcase für unfertige Effekte. Irreführend und monoton.

Two-Hour Albatross

Der neueste Anti-Trailer-Text ist von Chris Ryan bei “The Ringer” und heißt relativ klar “Stop Watching Movie Trailers“. Unterzeile: “They are broken and they are ruining movies”. Sein Argument: Wenn man einen Film sehen will, geht man eh rein, Trailer hin oder her. Für einen Film, den man sehen will, muss man sich nicht mit Hilfe eines Trailers vorbereiten. Am Ende des Promotion-Laufs, während dem immer mehr Szenen veröffentlicht werden (bei Amazing Spider-Man 2 waren es am Schluss 25 Minuten), ist der eigentliche Film nur noch ein “two-hour albatross hanging around a three-minute trailer’s neck”.

Es gibt eine ganze Schule von Filmschauenden, die sämtliche Marketing-Instrumente im Vorfeld eines Films vermeiden, um ihn möglichst unbeleckt sehen zu können. Andere scheinen Trailer zu wollen, die bereits viel zeigen oder zumindest andeuten. Die es erlauben, sich eine Meinung über den Film zu bilden ohne den Film gesehen zu haben. Die meisten hängen wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Sie haben nichts gegen ein bisschen Aufmerksamkeit und Vorfreude, aber sie wollen den Film auch nicht schon auswendig kennen, bevor sie ihn gesehen haben.

Der Buchstabe tötet

Mit Theologe und Filmfan Stefan Geil habe ich vor kurzem darüber gesprochen, inwieweit Trailer-Analyse, wie sie etwa bei einem Film wie Rogue One losbricht, mit biblischer Exegese zu vergleichen ist. Sein Fazit: Die Praxis kommt einer biblischen Exegese schon sehr nah, “aber Traileranalysen werden dann obsolet, wenn man das fertige Produkt im Kino zu sehen bekommt”. Der Apostel Paulus schreibe: “Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig” (2. Korinther 3,6) – laut Stefan “eine Absage gegenüber allen, die denken, ein Text dürfe sich in den Augen eines Lesers niemals verändern und keine neuen Bedeutungen entwickeln”. Also: Trailerexegesen sind höchstens temporäre Wahrheiten.

Es gibt Trailer, die sich der Exegese und dem Streit um die temporäre Wahrheit weitgehend entziehen. Jene nämlich, die im Fachjargon nur “Teaser” genannt werden. Kürzer, weniger umfassend als ein ganzer Trailer. Ein Filmchen, das einen nur kitzelt und Interesse weckt und nicht schon den Film als ganzes Produkt verkauft. Wenig Buchstabe, viel Geist. Martin Beck hat das mal so ausgedrückt: Der ideale Fall wäre, wenn eine “Marketing-Kampagne nur noch aus einem Versprechen besteht. Erste Tafel: ‘Lasst euch überraschen’. Zweite Tafel: ‘Im Kino’.” Dem kann ich voll zustimmen. Hasst also nicht den Trailer als solches. Aber schaut ihn besser nur, wenn “Teaser” draufsteht.

Fêtes Galantes

Antoine Watteau, Die Einschiffung nach Kythera (Ausschnitt), 1717

Der Besuch vom Potsdamer Schloss Sanssouci brachte für mich zwei Erkenntnisse mit sich. Erstens, Friedrich der Große hatte seine Kernbibliothek von gut 100 Lieblingsbüchern identisch gebunden in jedem seiner Schlösser und Dienstsitze stehen. Schön zu sehen, dass schon im 18. Jahrhundert Menschen das Bedürfnis nach einer Cloud hatten.

Zweitens, es gibt ein Malerei-Genre des Rokoko namens “Fête Galante”, von dem mehrere Vertreter in der Galerie der Königswohnung auf Sanssouci hängen. Fête-Galante-Bilder zeigen Menschen der höfischen Gesellschaft dabei, wie sie sich in Parks und Wäldern bei Freizeitaktivitäten wie Tanz, Picknick und Blinde-Kuh-Spiel amüsieren. Laut der englischsprachigen Wikipedia entstand die Gattung als Kompromiss zwischen den als Hohe Schule geltenden bildlichen Darstellungen mythologischer Szenen und den bei Auftraggebern gerne gesehenen Gesellschaftsbildern. Die dargestellten Gruppen sollen an das naturverbundene Leben im sagenhaften Arkadien erinnern.

Mir haben die Bilder vor Augen geführt, dass ich in der aktuellen Malerei oder Fotografie auch mal wieder Lust hätte auf diese arrangierten Szenentableaus. Und dringend sollte jemand “Fête Galante”-Bilder aktueller Freizeitaktivitäten schaffen. Ein paar Motivvorschläge wären: Pokémons jagen im Park, Netflix and Chill, Gemeinsames Urlaubsfotobetrachten auf dem Tablet, Affenfelsen auf der re:publica oder Einträchtiges Beisammensein mit Smartphones.

Ich meine das nicht ironisch. Obwohl dies sehr beliebt ist, bin ich dagegen, Menschen wegen ihrer Techniknutzung zu Beschämen. Ich finde viel mehr, dass es wichtig ist, unser Freizeitverhalten mal auf ähnlich galante Weise zu verewigen, wie es im 18. Jahrhundert üblich war. Leben, in harmonischem Einklang mit der Technik.

Marc weist mich auf Facebook darauf hin, dass Stockphoto-Bibliotheken solche Bilder zuhauf anbieten. Stimmt irgendwie. Aber es erfreut mein Herz nicht.

“Affenfelsen auf der re:publica” war eine Idee von Angela Heider-Willms.

Real Virtualinks 28/16

Dokumentarfilme: Mal eben die Welt verbessern

Erinnerte mich an Diskussionen, denen ich in einem früheren Job öfter zuhören durfte. Matthias Dell sehr pointiert über Filme wie Tomorrow und die Austauschbarkeit ihrer Weltverbesserungsphilosophie bei gleichzeitig fehlendem künstlerischen Anspruch.

Vom Über-Blick zur Superzeitlupe

ARD und ZDF haben dieses Jahr zur EM erstmals die Möglichkeit geboten, Spiele online über verschiedene fixe Kameras ohne Bildregie zu verfolgen. Was das jeweils mit unserer Wahrnehmung des Spiels macht hat Till Kadritzke bei “critic.de” sehr treffend dargelegt. Die Trainer-Cam macht das Spiel zum Werk eines Autors, die Spidercam zu einem chaotischen Hin- und Herspringen des Balls, die Taktik-Cam zu einem Schachspiel. Das alles sagt nebenher viel aus über Filmemachen im VR-Zeitalter. Unbedingt lesen!

How to Write a History of Writing Software

Matthew Kirschenbaum hat ein Buch über die Geschichte des Computers als Schreibgerät geschrieben und erzählt im Interview ein Best Of seiner Erkenntnisse und Anekdoten. Wie haben Autoren den “Word Processor” angenommen und wie hat es ihre Arbeitsweise verändert? Was waren John Updikes letzte Worte, die er noch auf einer mechanischen Schreibmaschine geschrieben hat – steht alles in diesem tollen Artikel.

High-Rise

Ein paar Gedanken von mir auf Letterboxd zu Ben Wheatleys Hochhausdings.

Was ich höre

Das Album von Roine Stolt und Jon Anderson, Invention of Knowledge (erwartbar, aber hörbar). Die wirklich sehr gute WDR5-Featurereihe Der Anhalter. Und völlig verfallen bin ich Radiolabs Spinoff-Podcast More Perfect über den Supreme Court.

Verdammt gutes Radio: “Der Anhalter”

Am 1. Juli verbreitete sich die Nachricht aus Baltimore wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken: Adnan Syed bekommt ein neues Verfahren. Der heute 35-jährige Syed wurde vor 17 Jahren zu lebenslanger Haft wegen des Mordes an seiner Freundin verurteilt. 2014 erfährt die Radioreporterin Sarah Koenig davon, rollt den Fall im Podcast “Serial” wieder auf und schafft damit ein globales Medienphänomen. Über fünf Millionen Menschen, ein bisher ungebrochener Rekord, hören zu, wenn Koenig Woche für Woche neue Fakten präsentiert. Am Ende bleiben erhebliche Zweifel an Syeds Schuld. Und nun, anderthalb Jahre später, haben die Recherchen tatsächlich ein neues Verfahren angestoßen.

Es ist die Hochphase des “Serial”-Booms, im September 2014, als Stephan Beuting am Verteilerkreis in Köln von einem obdachlosen Anhalter angesprochen wird. Er habe Knochenkrebs und sei auf dem Weg nach Zürich, um dort Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Beuting hört sich die Geschichte von Heinrich Kurzrock an, gibt ihm etwas Geld, erwartet nicht, ihn wiederzusehen. Doch als er seinem Kollegen Sven Preger von der Begegnung erzählt, stellen die beiden fest, dass Preger Kurzrock ebenfalls begegnet ist, ein Jahr zuvor, mit der gleichen Geschichte.

Es lässt sich aus der Entfernung schlecht sagen, ob “Serial” die direkte Inspiration für “Der Anhalter” war. Aber wenn, dann war sie auf jeden Fall nicht die schlechteste. “Der Anhalter”, der Heinrich Kurzrocks Lebensgeschichte in fünf Teilen erzählt, ist verdammt gutes Radio.

Weiterlesen in “epd medien” 28/2016

Das Disney-Franchise, das besser ist, als du denkst

Als ich den “Disney Fairies” das erste Mal begegnete, fragte ich mich zum wiederholten Male, wie ein einzelner Konzern gleichzeitig das Beste und das Schlimmste im Filmbusiness in sich vereinen kann. Ich saß 2012 in der Wochenend-Matinee eines Multiplexes, um mir Merida anzusehen, einen Film aus einem Studio, das über die letzten 20 Jahre den Goldstandard des Animationsfilms in der westlichen Welt neu definiert hat. Zuvor musste ich jedoch den Trailer des Tinker-Bell-Films Das Geheimnis der Feenflügel ertragen, der mir auf den ersten Blick wie die niederste Variante der gleichen Kunstform erschien: Computeranimation als billige Lösung, um kitschiges filmisches Fast Food, hergestellt aus den verwässerten Zutaten eines 60 Jahre alten Zeichentrickklassikers, an kleine Mädchen zu verkaufen.

Dass die Walt Disney Company für beide Filme verantwortlich zeichnet, ist und bleibt ein Paradox. Aber gerade der augenscheinliche Schund, den die Firma regelmäßig parallel zu ihren respektierten Großprojekten produziert, zieht mich immer wieder an, weil er so schrecklich erfolgreich ist. Ich habe Geld ausgegeben, um High School Musical 3 im Kino zu sehen, einfach weil ich erfahren wollte, warum eine Filmreihe Teenager in ihren Bann schlägt, die vor allem für ihre keusche Klischeeverbreitung berüchtigt ist. Die Antwort ist einfach: Keusche Klischees wurden schlicht noch nie in solcher Perfektion verbreitet. Etwas Ähnliches erwartete ich auch, als ich mich irgendwann dann doch hinsetzte, um mir Tinker Bell anzuschauen. Erstaunlicherweise aber fand ich … mehr.

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Real Virtualinks 27/16

The Secret to Sequels Is In the Details

Der ausbleibende Erfolg von Independence Day: Resurgence hat diese Woche in der amerikanischen Filmautorenlandschaft einiges Nachdenken zu Sequels losgetreten. Christopher Campbell stellt bei “Film School Rejects” die These auf, dass Sequels vor allem dann funktionieren, wenn sie neue Charaktere vorweisen können und nennt Finding Dory als Positivbeispiel. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich finde das eher … fischig.

I have found a new way to watch TV, and it changes everything

Spoiler: Der “New Way” ist beschleunigtes Gucken. Jeff Guo fährt einiges an Wissenschaft über Wortgeschwindigkeiten und Co auf, um seine These zu stützen, und ich bin bereit, ihm zu folgen, solange es um Effizienz und evtl. auch veränderte Kulturtechnik geht. Am Ende aber bemüht er Henry Jenkins, um daraus irgendwie ein Argument über Empowerment und Fan Interaction zu machen, bei dem ich die Segel streiche. Eine Fernsehsendung schneller zu sehen, zurückzuspringen etc., wie man es evtl. mit einem Buch machen würde, hat für mich nur wenig mit einem Reclaiming des Formats zu tun. Trotzdem: Lesenswerter Text, vielleicht auch nur, um sich mal richtig dran aufzureiben.

Kulturpragmatismus

Dirk von Gehlen versucht, ein neues Wort zu etablieren. Ich weiß nicht, ob ihm das gelingen wird, aber die Geisteshaltung dahinter ist mir schon mal sympathisch. Das Techniktagebuch bemüht sich auch darum, mehr zu beschreiben als zu deuten – auch eine pragmatische Haltung, die sich auch explizit gegen Rants richtet. Ich hoffe, ich finde in den nächsten Tagen mal die Zeit, darüber ausführlicher schriftlich nachzudenken. Den “Shruggie” finde ich – im Gegensatz zu Dirk – übrigens das falsche Symbol dafür. Es guckt mir zu gleichgültig.

Was ich höre

KT Tunstall hat eine neue EP namens “Golden State” mit zwei ganz ordentlichen Songs, “Evil Eye” und “All or Nothing”. In meiner Recherche für die Kino-Zeit-Kolumne, die nächste Woche erscheint, bin ich aber noch auf einer Arbeit von ihr gestoßen, die sie nicht selbst geschrieben hat. “Float” aus dem Neverbeast-Soundtrack, und dort strahlt ihre tolle Stimme noch ein bisschen mehr. KT war seit “Drastic Fantastic” nicht mehr in Deutschland auf Tour. Es wird Zeit!

Real Virtualinks 26/16

Typeset in the Future: Blade Runner

Vordergründig geht es bei Dave Addey darum, die Schriftarten in Science-Fiction-Filmen zu identifizieren. Aber Addey macht aus dieser Aufgabe eine Gesamtanalyse der Technik- und Designvision eines Films, die er immer wieder liebevoll piesackt. Unbedingt lesen.

51 Folgen, keine Frauen

Brillantes Kolumnengold von Michael Brake über die Ausstrahlung der Kultserie Europameisterschaft in ARD und ZDF. Ich selbst habe es leider noch nicht geschafft, auch nur eine einzige Folge zu gucken, aber ich gehe davon aus, dass ich das dann alles später nachholen kann, so wie ich gerade auch Breaking Bad nachhole.

Making Audio Social: A New Tool From This American Life

Über die Frage, wie Podcasts teilbarer werden könnten, hatte ich es erst vor kurzem im Blog. “This American Life” arbeitet jetzt an einer Lösung – automatisch transkribierte Videoschnipsel. Klingt gut.

Was ich höre
KT Tunstalls neue EP Golden State, die grandiose “This American Life”-Folge über Fat Acceptance, Die “Switched on Pop”-Erklärung für die Großartigkeit von Justin Timberlakes “Can’t Stop the Feeling”, “Invisibila” über Männer auf Ölplattformen.

Der Kirchentag der Netzgemeinde

Blogger und Filmjournalist bin ich ja nur bei Nacht. In meiner Bruce-Wayne-Identität bereite ich in Berlin ein Großereignis für 140.000 Menschen vor und steuere dafür Pressearbeit und Marketing. Ich bin nicht der erste, dem aufgefallen ist, dass der Deutsche Evangelische Kirchentag und mein persönliches Jahreshighlight, die re:publica, Gemeinsamkeiten haben, aber ich glaube, ich war der erste der Markus Beckedahl darauf angesprochen hat. Aus unserem Gespräch und meinen Erlebnissen in drei Jahren re:publica habe ich für das Magazin des Kirchentages einen Artikel geschrieben, der jetzt online steht.

„Is this the real life? Is this just fantasy?“ Plötzlich hallt die ganze Stage 1 am Berliner Gleisdreieck wider mit den Anfangsworten aus Queens Rockklassiker „Bohemian Rhapsody”. Wenn mehrere tausend Menschen hier gleichzeitig dieses Lied singen, kann das nur eins bedeuten: die re:publica ist vorbei. Rund 8.000 Menschen haben drei Tage im Veranstaltungszentrum „Station“ über Themen der digitalen Gesellschaft miteinander diskutiert, genetzwerkt und gefeiert. Die traditionelle Abschlusszeremonie mit Gesangseinlage ist kein Schlussgottesdienst – sie könnte aber genauso gut einer sein.

„Kirchentag der Netzgemeinde“ ist die re:publica nicht nur einmal genannt worden. Die früheste Quelle, die das Internet für den Begriff findet, stammt von 2010, aber das Begriffspaar scheint so gut zu passen, dass es jedes Jahr von Medien und Besuchern gleichermaßen gerne wieder aufgegriffen wird. Mitbegründer Markus Beckedahl, Betreiber des Blogs „Netzpolitik.org“, stört das nicht. Er sieht durchaus Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Veranstaltungen, erzählt er am Telefon: „Der Kirchentag ist ein Zusammenkommen verschiedener Communities, die der Glaube eint. Die re:publica ist ein Zusammenkommen verschiedener Communities, die verbunden sind durch eine Faszination für das Digitale“, sagt er.

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