Rapunzel – Neu Verföhnt

Es gibt einige Momente in Rapunzel, in denen niemand spricht. In diesen Momenten darf man noch einmal erleben, was Animationsfilm bedeuten kann: Charme und Emotionen übertragen, nur durch die Kraft von bewegten Bildern und nachempfundenen Gesten. Kurze Zeit später fangen dann alle wieder an zu reden und zu singen und der Zauber ist vorbei. Das liegt nicht einmal daran, dass Alexandra Neldel und Moritz Bleibtreu Sache als deutsche Synchronsprecher von Rapunzel und ihrem love interest Flynn Rider irgendwie schlecht machen würden, im Gegenteil. Es fällt einfach nur schwer, hinter all den kitschigen Phrasen irgendetwas anderes als Klischees zu entdecken. Zumal nachdem Filme wie Shrek und Verwünscht diese Klischees schon vor Jahren so treffend entlarvt haben.

Weiterlesen – meine erste Kritik für NEGATIV

Tangled

Über den ersten Trailer von Disneys neuem Film Tangled habe ich mich heute richtig gefreut. Nicht nur weil er eigentlich ganz witzig aussieht – von der Metaebene her etwa so wie der erste Shrek-Film – sondern weil man an ihm ähnlich wie schon bei How to train your Dragon wunderbare Animations-Stil-Studien vollführen kann.

Seit The Great Mouse Detective hat Disney in seinen 2D-Animations-Filmen mit 3D-Computer-Elementen gearbeitet, und dabei das Shading immer weiter verbessert. In Filmen wie Tarzan arbeitete das Studio schon mit ganzen 3D-Hintergründen, die so geshadet wurdet, dass sie sich trotz den Durchfahrten nahtlos in den Rest des Looks einfügten.

Aber auch der generelle Look der 2D-Animation wurden im Laufe der Jahre immer weiter weg von abstrakten und stilisierten Hintergründen und flachen Charakteren (vor allem in den 60ern und 70ern) hin zu einem hyperrealistischem Airbrush-Look entwickelt, der schon an sich einen hohen Raumgefühls-Charakter vermittelt (Abstrakteres ist nur in Musical-Nummern erlaubt). Man vergleiche die zwei Screenshots aus 101 Dalmatians (1961) mit dem letztjährigen Comeback-Streifen The Princess and the Frog


Tangled schlägt jetzt tollerweise genau die andere Richtung ein. Er ist ein 3D-Film, der aber anders als die beiden letzten Disney-Computer-Filme Chicken Little und Bolt nicht auf Dreidimensionalität setzt. Stattdessen sehen viele der Hintergründe fast aus wie klassische High-Concept-2D-Hintergründe. Man schaue sich nur einmal diesen Shot an:

Ich finde die Idee prima. Inhaltlich geht der Film zurück auf die Märchentradition der frühen Disney-Filme, also passt er sich auch optisch an. Weil die meisten Menschen mit Disney-Zeichentrickfilmen immer noch die großen alten Klassiker verbinden, dürften die Macher hier genau den richtigen Weg gegangen sein, um Disney-Filme wieder zum altbekannten Familienerlebnis für alle Generationen zu machen.

Interessant dürfte dann nur wieder sein, wie diese Flache-Hintergründe-Strategie sich damit verträgt, dass der Film natürlich auch in 3D ins Kino kommt.