Real Virtualitys Lieblingsfilme des Jahres 2013

© StudioCanal

Die Zeit der Rückblicke ist beinahe vorbei. Nach einer Retrospektive auf einige allgemeine Lebens-Highlights des Jahres wird es nun wie jedes Jahr Zeit für eine Liste der Filme, die mich dieses Jahr persönlich am meisten beeindruckt haben.

Leider folgt auch wie immer an dieser Stelle der Hinweis, dass ich nicht alle Filme sehen konnte, die ich gerne gesehen hätte. Gerade im Nachholmonat Dezember hat mich eine längere Abwesenheit vom Alltag daran gehindert, noch ins Kino zu gehen. So konnten Filme wie La Grande Bellezza, La vie d’Adèle, Captain Phillips und The Act of Killing leider nicht mehr in meine Gesamtauswahl einfließen. Wie üblich habe ich Filme in Betracht gezogen, die 2013 in Deutschland regulär im Kino starteten oder auf Festivals zu sehen waren. Und weil Abwechslung das Leben frisch hält, fange ich dieses Jahr mal mit Nummer 10 statt Nummer 1 an.

10. Star Trek Into Darkness

Ich habe die Tendenz, auf Platz 10 meiner Liste einen Film zu setzen, den ich einfach besser fand als seinen Ruf. Meistens einen von den großen, dummen Blockbustern. Mit Star Trek Into Darkness hatte ich zwei Bombenstunden im Kino und ich ziehe außerdem den Hut vor den Continuity-Verrenkungen der Autoren. Ich habe außerdem Angst davor, den Film noch einmal zu sehen und all die Makel zu erkennen, die alle anderen ihm ankreiden. Aber dafür habe ich ja noch ein paar Jahre Zeit.

© Paramount Pictures

9. The Place Beyond the Pines

Ich habe ernsthafte Probleme mit dem merkwürdigen Sozialdeterminismus, mit dem Derek Cianfrances Film einen aus dem Kino entlässt. Nicht, dass ich nicht denke, dass die Entscheidungen unserer Eltern einen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben, aber Pines zeigt eine Unausweichlichkeit, die mein optimistisches Ich nicht mittragen will. Mein Lob gilt daher vielmehr der Chuzpe, einen Film zu machen, der Godfather Part II-mäßig mehrere Geschichten erzählt, die eigentlich eine Geschichte sind, ihn mit erinnerungswürdigen Charakteren zu bevölkern und nebenbei ein paar formelle Kapriolen zu schlagen. Das sieht man leider nicht allzu häufig mehr im amerikanischen Kino.

8. Inside Llewyn Davis

Gestern erst gesehen, hat Inside Llewyn Davis mir wieder mal gezeigt, wie großartig die Coen-Brüder sind, wenn sie Geschichten mit Musik erzählen. Diese tragikomische Fabel über einen Künstler, der zwar zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, aber dennoch an sich selbst und seiner Umwelt scheitert, trägt nicht nur im Namen eines felligen Nebencharakters eine Verbindung zu O Brother, Where Art Thou mit sich herum. Joel und Ethan Coen geben Llewyn und seinen Artgenossen die Chance, ihre Songs voll auszuspielen – was sie um ein vielfaches stärker wirken und nachwirken lässt. Wenn sich so etwas doch mehr Filme trauen würden.

7. Silver Linings Playbook

Ach, das Kreuz mit den Filmen, die man Anfang des Jahres gesehen hat und die in den USA zum Vorjahr gerechnet werden. Es fällt gelegentlich schwer, sich daran zu erinnern, wie der Film vor fast zwölf Monaten gewirkt hat, bevor er mit Preisen überschüttet wurde und bevor man Jennifer Lawrence längst wieder in anderen Rollen bewundern durfte. Im Gedächtnis geblieben ist mir eine unglaublich intensive Kinoerfahrung, ein Robert DeNiro, der plötzlich sein Talent wiedergefunden hatte, und eine Liebesgeschichte, die irgendwie funktioniert, obwohl sie es nicht sollte.

6. Computer Chess

Ich weiß nicht, ob man ein gewisses Nerdlevel erreichen muss, um diesen Film zu mögen, aber ich glaube, ich hätte ihn auch toll gefunden, wenn es tatsächlich nur um gegeneinander antretende Schachcomputer Anfang der 80er Jahre gegangen wäre. Doch dann driftet der Film in seiner zweiten Hälfte auch noch in eine David-Lynch-ige Fiebertraum-Fantasie ab, in der sein ungewöhnlicher U-Matic-Look zu einer Art halluzinogenen Zuckerguss wird. Ein kleines, bescheuertes Meisterwerk.

© Rapid Eye Movies

5. Zero Dark Thirty

Kaum zu glauben, wie die USA noch dastand, bevor aufflog, dass sie die ganze Welt in massivem Umfang belauscht. Zero Dark Thirty zeigt den Weg zu einem sehr sehr einsamen symbolischen Sieg inmitten eines Clusterfucks gigantischen Ausmaßes, getragen durch eine sehr starke weibliche Performance abseits typischer Rollenbilder. Ich halte es für eine der großen Stärken dieses Films, dass er jedem Zuschauer einen Spiegel vorhält und ihm erlaubt, zu sehen, was er sehen will. Das habe ich damals auch im Pewcast gesagt.

4. Frances Ha

Noah Baumbachs vierter Film ist so etwas wie “wahrhaftiger Postmodernismus”. Der Film strotzt vor Versatzstücken, die Baumbach und seine Co-Autorin-und-Hauptdarstellerin Greta Gerwig offen vor sich hertragen, aber man hat den Eindruck, dass er eben erst dadurch ein Film genau über unsere zeitlose Zeit wird. Und weil Frances dennoch ein echter Mensch mit Ecken und Kanten ist, ist Frances Ha eben auch ein eigenständiger Film, der völlig unabhängig von seinen Nouvelle-Vague-Wurzeln funktioniert. Wer das nochmal mit Bildern gesagt bekommen will, für den sei erwähnt, dass ich den Film auch für “Close up” besprochen habe.

3. Spring Breakers

Ich stelle mir vor, dass Harmony Korine eines abends bei einer übermüdeten Sichtung von Letztes Jahr in Marienbad eingeschlafen ist, und während er schlief, von der Skrillex-Platte des Nachbarjungen beschallt wurde. Als er aufwachte hat er dann diesen Film gemacht, dem allein schon für seinen neongetränkten Look ein Preis gebührt. Wenn Frances Ha eine Seite der Welt zeigt, in der wir leben, zeigt Spring Breakers die ihr direkt gegenüberstehende. Und obwohl der Film so lose, abgedreht und arty ist, scheint er auf einer merkwürdigen Ur-Ebene auch für ein Mainstreampublikum zugänglich zu sein. Und zwar nicht nur wegen der Titten. Das ist was wert.

© Warner Bros.

2. Gravity

Ich weiß, dass ich ursprünglich kaum ein gutes Haar an Alfonso Cuaróns Weltraumspektakel gelassen habe. Doch eine zweite Sichtung hat meinen Fokus geradegerückt, weil ich nicht länger eine Meditation über die Endlosigkeit des Weltraums erwartet habe, sondern mich ganz auf die intime Geschichte konzentrieren konnte, die im Herzen des Films liegt. Eine Geschichte, deren Parabelhaftig- und Symbolträchtigkeit völlig gewollt ist und die ich dann auch so akzeptieren konnte. Zählt man die technischen und schauspielerischen Leistungen sowie den schlichten Mut von Gravity noch dazu, bleibt einer der besten Filme des Jahres übrig.

1. The Broken Circle Breakdown

Ein Festival wie die Berlinale kann sicherlich an einem zehren, aber das war wohl nicht der einzige Grund, warum ich während The Broken Circle Breakdown gleich mehrfach selbst dem Breakdown nahe war. Der belgische Film ist einer von jenen, die einen mit der schieren Wucht von Emotionen erdrücken – und das kann man lieben oder hassen. Ich war durch und durch berührt von der bewegenden Geschichte, der tollen Musik, den einzigartigen Figuren und der geschickt verschachtelten Erzählweise von Felix van Groeningens Film – und an diese Kombination kam dieses Jahr einfach kein anderer Film für mich heran.

© Pandora Film

Ein paar lobende Erwähnungen müssen noch sein: Lincoln etwa, einen 2013er-Film, den ich sogar noch 2012 in der Pressevorführung gesehen habe und der mich vor allem dadurch beeindruckt hat, dass die Geschichte in ihm so lebendig wirkte. Die beiden Zeichentrickfilme Wolf Children und Ernest et Célestine, die mich jeder auf seine Art verzaubert haben und vielleicht auch deswegen nur nicht in der Top 10 gelandet sind, weil ich mich nicht für einen von beiden entscheiden konnte. Pacific Rim, weil er ebenfalls eine Menge Spaß gemacht hat. Und Before Midnight, weil er zumindest ein außergewöhnliches Projekt fortsetzt, dessen Charaktere ich aber so unsympathisch finde, dass mir der Film einfach nicht ans Herz gehen will.

Wir sehen uns auf der anderen Seite!

Film Blog Adventskalender – 24 – Denis Krick

Ach, was habe ich mich damals gefreut: Als bekannt wurde, dass neue Filme der Krieg der Sterne-Reihe produziert werden sollten, bin ich quasi durchgedreht. Und dann kam The Phantom Menace in die Kinos und ich wollte daraufhin George Lucas stundenlang ohrfeigen, vierteilen, teeren, federn, enteignen und dem mächtigen Sarlacc zum Fraß vorwerfen. Das Prequel war einfach grandiose Scheiße – und die folgenden zwei Streifen gerieten auch nicht viel besser.

Die Enttäuschung war auch deshalb so groß, weil ich kurz zuvor die Thrawn-Trilogie von Timothy Zahn gelesen hatte. In den drei Bänden wird space-opera-episch erzählt wie es Luke, Han, Leia und Co. fünf Jahre nach “Die Rückkehr der Jedi-Ritter” geht. Es gibt klasse Bösewichte, schicke Plot-Twists, Wiedersehen mit bekannten Figuren und jede Menge neue Charaktere. Das Imperium macht auf Guerilla-Krieg und die Rebellion leidet unter politischen Machtspielen.

Und das hätte ich gerne als Film gesehen – stattdessen kam Jar Jar Binks.

Allen Menschen mit “Phantom”-Schmerzen seien deshalb die drei Bücher “Erben des Imperiums”, “Die dunkle Seite der Macht” und “Das letzte Kommando” von Timothy Zahn als Weihnachtsgeschenk empfohlen. Noch schöner ist das ganze Paket als Audiobook im englischen Original – da sind nämlich noch Wookiegebrüll und Tie-Fighter-Geheule inklusive.

Ein zweiter Geschenktipp für alle Leidensgenossen ist der Film Fanboys. In dem Film wollen vier Star Wars-Nerds in die Ranch von George Lucas einbrechen, um The Phantom Menace vor dem offiziellen Kinostart zu sehen, denn einer der Freunde ist sterbenskrank und wird es bis zum eigentlichen Premierendatum nicht mehr schaffen.

Unglaubliche Gastauftritte und die größte anzunehmende Schlusspointe sind die Folge. Dieser Film gehört einfach unter jedem Tannenbaum mit Repulsorliftantrieb. Möge die Macht mit euch sein. Immer. Auch an Weihnachten.

Und nächstes Jahr sprechen wir dann in dieser Selbsthilfegruppe über Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels.

(Denis Krick)

Real Virtualitys willkürliche Blog-Preise 2013

Das Jahr neigt sich dem Ende zu – für mich immer zugleich die beste und die schlimmste Zeit des Jahres, weil ich immer ein starkes Bedürfnis nach dem mit mir herumtrage, was man im Englischen “Closure” nennt. Wahrscheinlich ist “Abschließen” die bestmögliche Übersetzung dafür. Ab Mitte Dezember erfasst mich der Wunsch, mit dem zurückliegenden Jahr abzuschließen, um an einem völlig willkürlich gewählten Datum, dem 1. Januar, ein neues zu beginnen. Im schlimmsten Fall mündet dieses Gefühl in einer tiefen Melancholie, die mir manchmal sogar schon die Feiertage vergällt hat, im besten Fall in einer warmen Zufriedenheit und einer Reihe von Listen.

In den vergangenen Jahren habe ich auf “Real Virtuality” lediglich eine Jahresends-Top 10 veröffentlicht, und diese wird auch dieses Mal wieder das Jahr beschließen. Aber 2013 habe ich irgendwie das Bedürfnis, noch ein paar weitere Momente, Personen und Institutionen des Jahres rückblickend zu ehren und ihnen eine Reihe willkürliche, undotierte und unsichtbare Preise aufzudrücken. Nehmt es einfach als meine Art hin, so etwas wie einen blogbezogenen Jahresrückblick zu verfassen.

Beste neue Filmwebsite

Wer noch nicht bei “The Dissolve” vorbeigeschaut hat, sollte das dringend tun. Nicht nur ist die Seite optisch ein Fest (was ich meist gar nicht merke, da ich sie hauptsächlich im Feedreader und auf Pocket genieße), sie versammelt auch ein Team der besten amerikanischen Online-FilmjournalistInnen, darunter mein oberster Held Matt Singer, die wirklich tolle Arbeit machen. Am liebsten lese ich die “Features”, die fast immer einen wertvollen Beitrag zu aktuellen Debatten liefern und manchmal auch selbst spannende Themen setzen. Dabei loten die neun Autorinnen und Autoren alle Formen des Filmjournalismus aus und inspirieren mich immer wieder – übrigens mit einem deutlich arthousigeren und internationaleren Blickwinkel als die vielen anderen, auf Geek-Kultur und Blockbuster fixierten, amerikanischen Filmblogs da draußen.

Beste Filmbuchentdeckung

Wie schon gelegentlich an dieser Stelle erwähnt, wollte ich 2008 mal eine Dissertation über Danny Boyle schreiben – damals war der Brite als “Marke” noch relativ unbekannt und es gab, außer zu Trainspotting wenig Literatur über ihn. Was mir aber damals schon klar war, aus Interviews und Audiokommentaren: der Mann hat durchaus was zu sagen. Dann kam Slumdog Millionaire und die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele von London und plötzlich war Boyle in Großbritannien so eine Art nationale Ikone. Trotzdem habe ich die Literatursituation um seine Person nicht weiter beobachtet und so schlug mein Herz wie verrückt, als ich im Urlaub in einem Buchladen in Oxford einen ganz aktuellen Boyle-Interviewband aus der Faber&Faber-Reihe entdeckte. Die Einleitung verschlang ich noch im Bus zum Flughafen und nutzte das Wi-Fi im Terminal um mich überschwänglich bei der Autorin auf Twitter zu bedanken (Dafür liebe ich das Netz). Boyle enttäuscht nicht in dem Buch – er kann sein Werk klug reflektieren ohne in übertriebene Selbst-Exegese abzudriften. Trance zum Trotz – ich glaube, er hat noch einige große Filme in sich.

Bester Celebrity-Fanboy-Moment

Als er damals für Vodafone Werbung machte, war es unter Netzleuten sehr en vogue, Sascha Lobo blöd zu finden. Ich bin unsicher, ob sich das inzwischen – vielleicht auch durch seine “Spiegel Online”-Kolumne – gelegt hat. Ich jedenfalls fand ihn immer schon klüger als seinen Ruf, mehr als nur einen reinen Selbstvermarkter, sondern jemanden, der mit großer Ernsthaftigkeit und mit großer Ironie versucht, herauszufinden, was uns im Internetzeitalter zum Ticken bringt. Das Buch, was er mit Kathrin Passig zum Thema geschrieben hat, ist durchaus lesenswert weil ausgewogener als man denkt. Ich habe mich also sehr gefreut, dass ich im November die Gelegenheit bekam, Sascha Lobo bei einem Vortrag in Wiesbaden reden zu sehen. Noch mehr habe ich mich aber gefreut, dass sich anschließend noch die Gelegenheit ergab, mit Sascha und Jannis “Netzfeuilleton” Kucharz gemeinsam zum Bahnhof zu spazieren und noch ein wenig zu plaudern. Mein Bild, dass ich immer von ihm hatte, hat sich in der persönlichen Begegnung positiv bestätigt – oder er ist zumindest sehr gut darin, eine von ihm kreierte Figur zu spielen.

Beste filmbezogene Reise

Es wäre zu einfach, hier den Trip zur Berlinale im Februar auszuzeichnen, bei dem unter anderem das Bloggertreffen stattfand und ich einige der Filme sah, die jetzt auf meiner Jahresliste stehen. Der war zwar toll, aber auch ziemlich anstrengend und kalt. Irgendwie auf der Awesome-Skala weiter oben war mein Kurztrip nach Berlin im Sommer. Neben dem Hauptzweck dieser Dienstreise, dem wunderbar lockeren Interview mit Charlotte Roche für “Close up”, konnte ich auf der “Haben”-Seite des Trips noch ein Treffen mit Jenny und Matthias vom “Wollmilchcast”, höchst amüsante Pressevorführungen von City of Bones und White House Down, ein kurzes Hallo mit Patrick, Björn und Sophie aus dem Filmosophie/Kontroversum-Kosmos und ein Bierchen mit Rochus vom “Kinderfilmblog” und Martin von “ReiheSieben” verbuchen. Wenn man überlegt, wie trist sonst oft die Übergangsnächte von Dienstreisen an der Hotelbar enden, hätte ich mir nichts Besseres wünschen können.

Unerwartetste Medien-Leben-Wechselwirkung

Ich schreibe auf “Real Virtuality” nie über Musik, zwei Themenfelder müssen reichen, aber als leidenschaftlicher Musikhörer und Schlagzeuger spielt Musik dennoch eine sehr große Rolle in meinem Leben. Für neue Empfehlungen bin ich immer offen, und dieses Jahr habe ich mein Album des Jahres ab einem sehr ungewöhnlichen Ort entdeckt: dem Wissenschafts-Podcast “Radiolab“. Dort haben sie nämlich im Sommer aus einem unerfindlichen Grund der Gruppe Dawn of Midi und ihrem aktuellen Album “Dysnomia” eine Sendung gewidmet. Dawn of Midi hat als Free Jazz Trio angefangen, aber “Dysnomia” ist etwas ganz anderes – eine pulsierende, 50-minütige Suite, die sich im Spannungfeld zwischen der modernsten aller großen Musikrichtungen, Techno, und den ältesten Klängen der Menschheit überhaupt bewegt. Gletscherähnlich verschieben sich die akustischen Rhythmen auf “Dysnomia” zu einem hypnotischen Gesamtbild. Danke, Radiolab!

Ärgerlichster Kinobesuch

Als jemand, der selbst mal in einem Kino gearbeitet hat, erwarte ich eine gewisse Projektionsqualität, wenn ich zehn Euro und mehr für einen Film über den Tresen geschoben habe. Üblen Laufstreifen und ähnlichen Verbrechen hat die digitale Projektion zum Glück den Garaus gemacht, aber das Feld der möglichen Kinosaal-Sünden bleibt weit. Das Cineplex Saalfeld gefiel mir von seiner Gestaltung her eigentlich sehr gut und erinnerte mich sogar ein bisschen an “mein” altes Kino in der Heimat. Doch die 3D-Vorstellung von Frozen war dann alles andere als erfreulich. Ich bin bisher noch nie Opfer des “Nicht genug Licht”-Problems bei 3D-Vorstellungen geworden, das wohl in den USA regelmäßig für Ärger sorgt. Aber auch in Saalfeld war es sehr schwer, dass 3D ordentlich zu genießen. Der Grund: Strahlende Lichtbänder an jeder Stufe des Bodens, die den Saal in ein fröhliches Zwielicht tauchten. Auf meinen Hinweis, es wäre zu hell im Kino, sagte man mir, dass sei die Notbeleuchtung und die müsse an bleiben. So viel Not kann doch gar nicht herrschen …

Erstaunlichste filmbezogene Erfahrung

Durch meine Redakteursstelle bei 3sat haben sich mir viele Türen geöffnet, hinter die ich schon immer mal blicken wollte. Zu den absoluten Highlights gehörte dabei für mich, dass ich Anfang des Jahres die Synchronisation des Films Kairo 678 betreuen durfte, den 3sat anschließend in seiner Filmreihe über Frauen im Islam gezeigt hat und der inzwischen auch bei good!movies auf DVD erschienen ist. Obwohl ich persönlich Filme am liebsten im Original sehe, egal ob ich die Sprache spreche oder nicht, habe ich doch als Wortfetischist und Hobbyübersetzer großen Respekt vor der Kunst der Synchronisation. Hier reihte sich quasi ein Wow-Moment an den nächsten. Das Durchsprechen des Synchronbuchs mit der Regisseurin, der Besuch bei den Aufnahmen, und schließlich die Abnahme der Mischung in den heiligen Hallen der Berliner Synchron mit einem Toningenieur, der ebenfalls zu den inspirierendsten Menschen gehört, die ich dieses Jahr kennenlernen durfte. Auf jeden Fall eine Erfahrung, von der ich noch lange zehren werde.

Awesomeste Netzbekanntschaft

Durch meinen Blogosphäre-Artikel und die darauf aufbauenden Aktionen wie die Bloggertreffen und Group Hug habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, die mein Leben auf mannigfaltige Weise bereichert haben (mehr dazu im Januar). Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich im Endeffekt aus einem Interview noch einmal eine Freundschaft ergeben würde, wie ich sie zuletzt mit 16 hatte, als ich meine ersten Schritte im Internet machte. Ohne sich jemals persönlich getroffen zu haben mal wieder eine solche Vertrautheit aufzubauen und gemeinsam unverschämt offen dämliche Leidenschaften zu diskutieren – das ist schon etwas besonderes und hat mir so manchen Tag gerettet. Ich hoffe, die betroffene Person weiß, dass sie gemeint ist. Danke.

(Das sind übrigens meine Hände auf dem Bild, die da einen echten Oscar halten. Den von Richard Halsey, für seinen Schnitt von Rocky)

Film Blog Adventskalender – 23 – Sidney von “Sir Donnerbolds Bagatellen”

Als großer Disney-Fan und jemand, der seiner besseren Hälfte verzweifelt versucht, Comics näher zu bringen (sie respektiert diese Kunstform, findet einfach bloß nicht den Einstieg), muss ich nicht lange überlegen, was an dieser Stelle als Weihnachtsgeschenk empfohlen werden sollte: Don Rosas Enten-Comicepos „Sein Leben, seine Milliarden“. Auf fast 500 Jahren skizziert der auf verrückte Details stehende Disney-Zeichner und -Autor die wichtigsten Stationen im Leben von Dagobert Duck, dem reichsten Erpel der Welt.

Dieser Comicband ist voller Humor und stellenweise auch überraschend rührend, zudem ist er sehr konsequent erzählt. Lassen Disney-Comicsammlungen sonst eine übergreifende Kontinuität missen, erzählt dieses Buch eine zusammenhängende Geschichte, was es zu einem Disney-Ausnahmewerk macht. Dank zahlreicher Beispiele auf Carl Barks, den Großmeister der Disney-Comics, eignet sich „Sein Leben, seine Milliarden“ natürlich bestens für alle Duck-Nostalgiker, aber dank der flotten Dialoge und den originellen Zeichnungen ist es auch ein tolles Geschenk für jeden Freund kurzweiliger Comic-Literatur und für all jene, die es werden wollen.

(Sidney Schering)

© Egmont Ehapa/Disney

Film Blog Adventskalender – 22 – Jens Prausnitz

Mit Traditionen zu brechen, wenn sie einem nichts mehr geben und möglichst konstruktiv darüber zu schreiben, könnte als Motto über meinem Leben stehen. Wie Buñuel sein, die Rituale entlarven, und dann so spielerisch damit umgehen wie Woody Allen, und Dali ein Rhinozeros in den Porzellanladen von Mund legen. Everything is a Remix.

Wie sieht das als Weihnachtsgeschenk aus? So, wie die meisten meiner Geschenke das ganze Jahr über daher kommen, als Link. Kaum etwas bereitet mir mehr Freude, als über etwas zu stolpern, dabei an jemanden zu denken, und ihm oder ihr diesen Fund unmittelbar zukommen zu lassen. Nur weil ich als Erwachsener nichts mehr vom “Fest der Liebe” halte, heißt das noch lange nicht, dass ich anderen die Weihnachtszeit mutwillig verderben möchte. Als Vater eines 10-Jährigen wäre das auch reichlich infantil. Außerdem erinnere ich mich noch, wie sehr ich selbstgebastelte Adventskalender geliebt habe, und das dürfte bis heute die einzige Serie sein, bei der ich mich nicht an 23 Prequels oder “origin stories” störe.

Für meinen Sohn besteht er noch aus remixten, schwer dechiffrierbaren Legosets, für alle anderen als öffentliches Mixtape recht unsexy und haptikfrei online. Darauf sind jedes Jahr 24 schnittige Lieder, gespickt mit Samples aus Filmen und Serien, die ich im jeweiligen Jahr gesehen oder (wieder)entdeckt habe. Das Erste machte ich noch klassisch auf eine 90er Kassette – Chromdioxid, Typ II – für zwei gute Freunde, als Begleitung für deren gemeinsame lange “Driving home for Christmas”-Autofahrt von der Uni nach Hause. Selbstredend ohne dieses grauenhafte Lied. Inzwischen schaffe ich das aber nicht mehr alles in der Adventszeit, daher hat sich daraus ein Jahresrückblick im Januar entwickelt, gehalten haben sich aber die 24 Häppchen, und gebrannt muss es immer noch auf eine CD passen. Wer jetzt mal in vergangene Ausgaben reinhören will, bitteschön. Im Januar gibt’s die nächste Ausgabe unter dem gleichen Link, für die ich schon das ganze Jahr über Samples und coole Songs gesammelt habe – Dank einem Tweet von Alex ist übrigens “Cholla” von The Joy Formidable dabei.

So entwickelt sich alles schleichend bis radikal weiter, ich liebe und lebe von der Montage, ob als Cutter von Werbespots für Katzenfutter bis hin zu Spiel- und Kurzfilmen, Produzent vom torrent-magazin Podcast, dem Entwurf und Bau von eigenen Lego-Modellen, sowie dem Schreiben von Filmbesprechungen, Texten und Drehbüchern. Angetrieben werde ich von einem Hauch Nostalgie, höre dabei auf mein Bauchgefühl und folge meinem Herzen. Die meiste Energie widme ich im Augenblick wohl dem von mir ins Leben gerufenen “writers’ room” auf wasbleibtistprost.de, wo ich gemeinsam mit 23 ;) anderen Pionieren öffentlich an einer deutschen Mystery-Horror-Serie schreibe: “Woipating” bzw. “W.” – ein bisschen wie TWIN PEAKS im Bayrischen Wald. Dementsprechend schließe ich einigermaßen passend mit Dale Cooper: “I’m gonna let you in on a little secret: Every day, once a day, give yourself a present. Don’t plan it, don’t wait for it, just let it happen. It could be a new shirt at the men’s store, a cat nap in your office chair, or two cups of hot black coffee.”

(Jens Prausnitz)

Film Blog Adventskalender – 21 – Sascha von “PewPewPew”

An JJ Abrams – lasst mich ausreden! – scheiden sich ja die Geister. Für die einen ist er der crossmediale Geekmessias-Workaholic des Blockbusterkinos, der endlich die Prequelwunden heilen und für das Gleichgewicht in der Macht sorgen wird. Für die anderen ein Spielbergtreuer Mainstreamboyscout, der mit Lens Flares Star Trek zerstörte. Aber Angehörige beider Lager sind sich sicher: Der Mann versteht was von Mystery. Die einen lieben dies und lassen sich verzaubern. Die anderen sind genervt und führen stichelnd seinen legendären TED Talk über seine Faszination für die Mystery Box seines Großvaters in Argumenten an. Für die Abrams-Jünger empfehle ich dieses Jahr zu Weihnachten JJs erstes Buch, das er zusammen mit Autor Doug Dorst geschrieben hat. Wer auch nur irgendwie entfernt etwas an Mystery à la Abrams hat, wird “S.” lieben. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber alleine die Aufmachung und der wunderschön aufbereitete Inhalt sowie die Beilagen sind eine Mystery Box für sich, die jeder Lost-Fan im Regal stehen haben sollte.

Sascha Brittner kann sein Blog PewPewPew selbst schwer zusammenfassen, denn auch für ihn ist es eine tägliche Mystery Box, in der er alles mögliche von Film über Fernsehen und Games bis hin zu Pizza und Katzenvideos sammelt.

(Sascha Brittner)

Film Blog Adventskalender – 20 – Xander von “Xanders Blog”

Im Januar sind es nun schon sechs Jahre, in denen ich meine bescheidene Meinung zu diversen Filmen mit dem sogenannten Internet teile. Knapp ein Fünftel meines Lebens hat mich “Xanders Blog” nun schon begleitet, dabei war das am Anfang ja nur ein spontanes Projekt, um in der Fremde die Zeit totzuschlagen, wie im Interview bei “Review Corner” geschildert. Mittlerweile ist der Blog fester Bestandteil meines Lebens, wenn auch nur noch ein kleiner Teil davon.

Trotz dessen bin ich gemeinsam mit ein paar Bloggerkollegen im Juni 2013 das nächste Projekt angegangen, die “Film-Blogosphäre“, kurz gesagt: Eine Sammlung aller Kritiken aus der Filmblogosphäre. Ganz einfach gehalten, man sucht sich einen Film und sieht direkt im Überblick wer aus der Blogosphäre hierzu schon eine Kritik verfasst hat. Hätte ich also einen Wunsch frei: Es wäre Zeit. Also, zusätzliche Zeit, wie bei einem Bonus-Level, um endlich mal sämtliche Wunschfilme und Filmkritiken nachzutragen.

Und wo wir grad bei Filmkritiken sind, hier meine elegante Überleitung für ein Weihnachtsgeschenk an alle Filmfreunde: Das Buch “1001 Filme die Sie gesehen haben sollten, bevor das Leben vorbei ist” aus der Edition Olms. Das ist so ein bisschen wie ein analoger Blog voller Filmkritiken, aber ohne Kommentarfunktion. Über 1.000 Filmempfehlungen von 77 Kritikern, vom Jahr 1900 bis 2010. Wer es noch nicht hat, wird sich drüber freuen – und nebenbei bietet es wunderbaren Gesprächsstoff wenn es darum geht, warum dieser und jener Film in der Liste steht und manch anderer nicht.

Film Blog Adventskalender – 19 – Christian von “Second Unit”

Die Wände in meinem kleinen WG-Zimmer sind nicht sonderlich geschmückt. Als Student verstehe ich mich hier eh nur auf der Durchreise. Und generell halte ich nicht viel von Nippes wie Bildern und Deko-Artikeln.
Doch zwei wunderschöne Film-Poster haben es in eigene Bilderrahmen und an die Wände geschafft. Ich bin kein großer Freund von den immer selben Poster-Motiven. Deshalb empfehle ich hinter meinem Adventskalender-Türchen die Künstler-Plattform society6.com. Dort können Künstler ihre kreativen Werke anbieten und ihr diese kaufen. Egal ob als Druck, T-Shirt oder iPhone-Hülle, bei den Ergebnissen sind auch viele Film-Titel am Start. Die Qualität der Kunstwerke steht und fällt natürlich mit den jeweiligen Künstlern. Meine beiden Bilder stammen von Bill Pyle und sind zu meinen Lieblingsfilmen Eternal Sunshine of the Spotless Mind bzw. (500) Days of Summer. Für weniger kahle Wände und mehr Originalität!

Christian Steiner ist eine Hälfte des Film-Podcasts „Second Unit“. Jede Woche bespricht er mit Partner-in-Crime Tamino Muth einen Film in erschöpfender Ausführlichkeit. Das können Klassiker, Kino-Filme oder Gurken sein. Das Ergebnis gibt es jede Woche auf secondunit-podcast.de oder bei iTunes zum Abonnieren.

(Christian Steiner)

Film Blog Adventskalender – 18 – Wulf vom “Medienjournal”

Ich heiße Wulf, bin 28 Jahre und blogge seit mehr als zweieinhalb Jahren Kritiken zu Filmen, Büchern und vielem mehr im Medienjournal und habe damit meine Leidenschaft in die Weiten des Internet getragen. Mein Tipp für ein ausgefallenes Weihnachtsgeschenk an Filmbegeisterte ist so simpel wie einleuchtend, zumal ich mir kürzlich zum Geburtstag ein ähnlich geartetes Geschenk selbst gemacht habe, da meine liebe Familie mir eben meist nur Bargeld zur freien Verfügung zukommen lässt.

Orientiert euch an den Lieblingsfilmen oder -serien des zu Beschenkenden und tut euch einmal im Netz um, was es nicht alles an entsprechendem Merchandise zu entdecken gibt. Denn seien wir mal ehrlich, das sind alles ziemlich unnütze Dinge, für die man nur schwerlich Geld auszugeben bereit ist, die aber dennoch das Herz so manches Fans höher schlagen lassen. Das kann eine Tasse, ein Kochbuch, eine Skulptur oder Figur oder auch ein Behind-the-Scenes-Fotoband sein, Hauptsache es entspricht der Passion der Person. Und ihr könnt mir glauben, sie/er wird sich riesig darüber freuen, auch wenn sie/er sich derartiges längst hätte selbst kaufen können, denn als Geschenk sieht die Sache schlicht anders aus und Geschenke sollen ja gerade nicht unbedingt praktisch orientiert sein. Sucht vor allem auch in ausländischen Shops, denn nicht alles ist in Deutschland erhältlich und so kommt ihr an ein bezahlbares, schnell zu besorgendes und trotzdem individuelles Geschenk, das nicht jeder hat oder hätte schenken können.

(Wulf Bengsch)

Mein verrückter Plan für 2014: Ein Buch

Vor einigen Monaten hatten wir in meinem alten Job bei 3sat eine Hospitantin, die kurz vor der Bachelorarbeit stand. Wir kamen ins Plaudern und sie fragte mich, worüber ich meine Abschlussarbeit schreiben würde, wenn ich heute noch einmal die Gelegenheit dazu hätte. Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Dann musste ich allerdings erstmal erklären, was ich damit meine – was ich wissenschaftlich gesehen ebenfalls als gutes Zeichen sah.

Tatsächlich habe ich mich im Verlauf dieses für mich höchst erfolgreichen Blogjahres, in dem ich so viele Menschen erreicht, Bekannte gefunden und Diskussionen geführt habe, wie in keinem Jahr zuvor, öfter bei dem Gedanken ertappt, dass ich wirklich gerne noch einmal eine Film-Abschlussarbeit schreiben würde. Die Geschichte meiner tatsächlichen Magisterarbeit, die ich vor mittlerweile fast sieben Jahren eingereicht habe, ist ein bisschen durchwachsen, und ich würde diesmal alles besser machen wollen. Dummerweise habe ich meinen Magister eben schon, und für eine Doktorarbeit habe ich keine Nerven. Erstens habe ich das schon einmal ein Jahr lang versucht und bin nicht zuletzt am System gescheitert. Zweitens habe ich den Prozess bei Freunden verfolgt und beneide sie nicht darum.

Meine Faszinationen

Wer mein Blog regelmäßig liest, weiß, dass mich bestimmte Dinge besonders stark faszinieren. Da gibt es die Ästhetik des digitalen Zeitalters, inzwischen ergänzt durch 3D, HFR, Atmos und andere neue Filmtechnologien, die auch schon in der erwähnten Magisterarbeit Thema war. Und seit einiger Zeit ist es die Konstruktion von Storywelten und Universen – allerdings weniger über die kreative Seite, über die sich ihr die meisten Menschen nähern (und die derzeit als Buzzword-Thema sehr beliebt ist) – sondern über die dahinter liegenden, fast schon logistischen Mechanismen und Struktuiren: Kanonisierung, Vernetzung, Zusammenhalt und schließlich Marketing und Wirkung. Die Faszination reicht weit zurück, denn als Teenager habe ich selbst Welten erfunden und ins Netz gestellt. Und vor fünf Jahren habe ich zu einem Artikel über Reboots in “epd film” zum ersten Mal eine Reaktion aus dem Netz auf etwas bekommen, was ich geschrieben hatte. Ich habe im vergangenen Jahr schon viel darüber gebloggt und einige wertvolle Hinweise bekommen, zum Beispiel auf den Begriff der “operationellen Ästhetik“, der in meinem Kopf einige Türen geöffnet hat.

In den letzten zwei Wochen hatte ich mehr Zeit zum Nachdenken als sonst und plötzlich kam mir die Idee, die zwei Dinge miteinander zu verbinden: den Wunsch, eine längere Abhandlung über ein Thema zu verfassen und die Faszination mit modernen Erzählprinzipien. Und daraus wiederum entstand die völlig verrückte Idee, mir als Projekt für das nächste Jahr doch einfach vorzunehmen, ein Buch zu schreiben, in dem ich all diese Ideen und Faszinationen mal aus dem System bekomme. Man muss ja heute gar keinen Verlag mehr finden, dachte ich mir, ich kann das ganze ja einfach als eBook selbst veröffentlichen. Dann redet mir auch keiner rein und ich muss mich nicht streng an wissenschaftliche Vorgaben halten, sondern kann daraus ein journalistisches Projekt machen, in dem ich auch Interviews und andere Formate verquirlen kann.

Zuschauen möglich

Ich werde mir außerdem eine Scheibe von Dirk von Gehlens Kultur als Software-These abschneiden und den ganzen Prozess des Schreibens relativ offen hier auf dem Blog dokumentieren. Es geht mir schließlich, wie im Blog auch, nicht ums Geld verdienen, sondern um den Diskurs und um das öffentliche Äußern meiner Gedanken. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich das ganze Buch offen schreiben will (z. B. als Google-Doc) oder ob ich nur Ausschnitte hier im Blog veröffentlichen will, aber ich hoffe auf jeden Fall, dass sich Andere finden, die das Thema auch interessiert, und die mich mit Diskussionsbeiträgen und Vorschlägen (z. B. für Literatur) unterstützen.

2013 habe ich (einigermaßen erfolgreich) versucht, “Real Virtuality” vor allem durch Thesenstücke zu aktuellen Kinostarts zu profilieren. Wenn sich herausstellt, dass ich das mit dem Buchprojekt ernst meine, könnte es sein, dass diese Art von Beiträgen abnimmt, auch durch meinen neuen Job, durch den ich leider nicht mehr so viele aktuelle Kinofilme werde sehen können wie noch als Filmredakteur (und generell viel zu tun haben werde). “Aber”, so sagte ich mir, “man muss sich ja schließlich auch weiterentwickeln und neue Dinge wagen.”

Was bleibt

Andere Dinge werden bleiben, zum Beispiel meine Leidenschaft für die Filmblogosphäre. Im Januar, wenn meine Vier Thesen ein Jahr alt werden, will ich auf jeden Fall Bilanz ziehen, denn es hat sich einiges getan. Und auch der Film Blog Group Hug, der ja gerade mit dem Adventskalender einen zauberhaften Erfolg feiert, wie ich finde, soll weiter seine Runden drehen.

Vielleicht schaffe ich es 2014 außerdem endlich mal, dieses Blog auf einen echten Webspace, von wordpress.com auf wordpress.org umzuziehen, und ihm einen zeitgemäßeren Anstrich zu geben. (Unterstützung dabei wird gerne angenommen, ich müsste mir nur mal ein Wochenende freischaufeln).

Große Pläne also. Der Arbeitstitel lautet Continuity: Unsere Suche nach erzählerischer Einheitlichkeit. Was meinen meine werten Leser? Bin ich bekloppt oder nur größenwahnsinnig?