In meinem neuen day job beim Kirchentag habe ich die Gelegenheit, mehr mit Fotografie und Video zu experimentieren, als zuvor als reiner Schreiberling. Das erste kleine Ergebnis ist eine Tour de Force schneller Schnitte und präziser Falze.
Category: Externes
Kanzler aller Kelten
Es ist schon merkwürdig, wie sehr man Schauspieler manchmal mit einer bestimmten Rolle identifiziert. Obwohl Bruno Ganz beispielsweise schon mehr als genug gelobte und preisgekrönte Darbietungen vor der Kamera und auf der Bühne zu bieten hatte, als er 2004 in “Der Untergang” Adolf Hitler spielte, war er im Anschluss doch für manche untrennbar mit dem Eindruck des großen Diktators verknüpft. Vier Jahre später spielte Ganz wieder eine historische Figur im Eichinger-Aust-Edel-Jointventure “Der Baader Meinhof Komplex”, und der Autor war sicherlich nicht der einzige, der im Kino (oder vor dem Fernseher) innerlich aufschreckte und dachte: Wer hat denn da dem Hitler die Leitung des Bundeskriminalamts überlassen? Sind die wahnsinnig?
Da selbst bekannte deutsche Schauspieler nur selten Millionengagen erhalten, trifft man sie manchmal an den merkwürdigsten Orten. Michael Mendl, laut seiner eigenen Website “einer von Deutschlands profiliertesten männlichen Charakterdarstellern und seit Jahrzehnten in Kino, Fernsehen und Theater erfolgreich”, fand sich beispielsweise jüngst gemeinsam mit einigen ganz leicht verschlissenen, aber – um mit dem Titel eines Films zu sprechen – “Still Crazy” Musikern auf den Bühnen Deutschlands, unter anderem in der Frankfurter Festhalle, wieder. In der sogenannten Celtic Rock Opera “Excalibur” des Franzosen Alan Simon gab Mendl die Erzählerfigur Merlin.
“Guten Morgen, Haiti”
Bei Frederic Dupoux verwandelte sich Twitter innerhalb einer Stunde von einem Spielzeug des sozialen Webs in einen Nachrichtenkanal. Noch um zehn vor vier Uhr Ortszeit alberte er mit Freunden herum, mit denen er über das Mikroblogging-Netzwerk verbunden war. Doch dann, um kurz vor fünf am 12. Januar, drei Minuten nach Beginn des Erdbebens, schrieb er plötzlich: “Oh, Mist. Schweres Erdbeben gerade! In Haiti!” Eine halbe Stunde später: “Der Mist bebt immer noch! Großes Erdbeben in Haiti!”
Unheimliches Potenzial
Wenn man immer über die 3,4 Milliarden Euro redet, tut man so, als sei der ideale Schuldenstand null”, hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling in einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” im September gesagt. Es braucht schon eine gehörige Manager-Denke, um solch einen Satz aussprechen zu können. Nur wer es gewohnt ist, seine Geschäfte auf Pump (womöglich im Milliardenbereich) zu betreiben, kann davon ausgehen, dass es normal ist, im Minus zu leben. Sehr große Konzerne also. Oder Staaten.
Dass der ideale Schuldenstand nicht null ist, hat sich diese Woche auch bei Sat.1-Geschäftstführer Guido Bolten gezeigt. Dessen Schuldenstand, wenn man das so nennen kann, ist nämlich null: Der Marktanteil von Sat.1 bei der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren lag 2009 im Schnitt bei 10,8 Prozent – genauso hoch wie vor einem Jahr, als Bolten das Ruder übernahm. Die offizielle Sprachregelung nach Pressemitteilung dafür lautet “stabil”. Das kann nicht genügen, dachte sich Bolten wohl, und nahm seinen Hut.
Der “Guardian” hat den Irrsinn von Clash of the Titans auch bemerkt.
Does Clash of the Titans have the worst ever film tagline? fragt Stuart Heritage heute in einem Artikel auf guardian.co.uk. Die Antwort lautet natürlich “Ja!” – aber die Frage ist nicht neu. Real Virtuality hat sich schon im November über die alberne Tagline TITANS WILL CLASH amüsiert und sogar vorgeschlagen, das Konzept auf sämtliche Hollywoodproduktionen zu übertragen – genau wie Heritage es macht.
Zwei Seelen, ein Gedanke? Oder ganz klares Plagiat? Das muss die Weltgeschichte entscheiden.
Heritages Artikel ist natürlich trotzdem sehr lesenswert und schmunzelerzeugend.
Medien in Deutschland
Gemeinsam mit meinen Redaktionskollegen Michael Ridder und Ellen Reglitz habe ich für die aktuelle Ausgabe des Magazins Deutschland, eine Art Deutsche Welle im Printformat, ein paar Zusammenfassungen über die Deutsche Medienlandschaft geschrieben. Von mir stammen die Artikel über Zeitschriften und eigentlich auch der über Social Networks, allerdings ist der Artikel, den ich geschrieben habe, in der veröffentlichten Fassung nur noch in Bruchstücken erkennbar. Über die Änderungen hat leider zu keiner Zeit jemand mit mir gesprochen.
Hyperantrieb
Andy Newman, der Autor des “About”-Artikels bei “The Local”, nennt sein Projekt liebevoll “unser großes kleines Experiment”. Er schreibt: “The Local wird ein ruhmreicher, wenn auch kakophoner Chor eurer Stimmen sein, die das Lied des Lebens in diesen erstaunlich abwechslungsreichen und lebhaften Vierteln singen.”
Eine großspurig anmutende Prophezeiung, die man aber nicht vollständig als Spinnerei abtun sollte. Mit den “Local”-Blogs, eins für die kulturell vielfältigen Bezirke Fort Greene und Clinton Hill im New Yorker Stadtteil Brooklyn und eins für die drei Bezirke Maplewood, Millburn und South Orange auf der anderen Seite des Hudson River in New Jersey, hat die altehrwürdige “New York Times” zwei mutige Schritte gleichzeitig in die vernetzte Zukunft gemacht. Weiterlesen…
erschienen in epd medien 92/09
Blick in die Kluft
Das Internet ist ein Imperator. Es teilt und herrscht. Der “Digital Divide”, die digitale Kluft, wie Fachleute den Problemkomplex nennen, schlägt sich in vielen Bereichen nieder: Ärmere Länder haben einen schlechteren Zugang zum Internet als reiche. Ältere Menschen tun sich schwerer damit, online zu brillieren als junge. Fraglich ist, ob die Wissenschaft mit der These recht hat, dass irgendwann abgehängt wird, wer sich der Herrschaft des Internets nicht unterwirft.
Immer wieder interessant zu beobachten ist, dass die Kluft zwischen den Liebhabern der digitalen Schönen Neuen Welt und ihren überzeugten Skeptikern auch unter Journalisten so deutlich ausgeprägt ist. Ein besonders gutes Feld für soziale Beobachtungen auf dem Gebiet sind Journalistentagungen wie die DJV-Veranstaltung “Besser Online” am vergangenen Wochenende. Weiterlesen…
Erschienen in epd medien 93/09
Kritik an Bauprojekt der MABB in Babelsberg
Der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) Lutz Hachmeister und der Berliner Grünen-Politiker Volker Ratzmann haben den Bau eines Medienkompetenz- und Ausbildungszentrums durch die MABB in Potsdam-Babelsberg kritisiert. Ratzmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Berliner Senat, sagte dem epd am 12. November, bei dem Bauprojekt handle es sich um das “Verprassen von 6 Millionen Euro durch die MABB”.
Er wünsche sich für die Hauptstadtregion eine sinnvollere Ausgabe von Geldern, sagte Ratzmann, beispielsweise indem man Internetkompetenz fördere. Hachmeister sagte, seiner Meinung nach sollten Behörden der Medienregulierung nicht Bauträger sein. Für das Zentrum wurde am 13. November der Grundstein gelegt. Weiterlesen…
erschienen in epd medien 90/09
Worte zum Wochenende
ein zeitungsportal in dem man alle wichtigen publikationen des landes fände, mit einer überragenden suchfunktion und bedienoberfläche, für sowas könnte durchaus ein markt bestehen. nur was machen die deutschen verlage (wahrscheinlich)? sie zimmern sich eigene portale mit komplizierten bezahlvorgängen, grausamer benutzerführung zusammen und verlangen mondpreise dafür.
Felix Schwenzel , wirres.net
// kostenloskultur?
In one moment, a very successful mogully man was slack-jawed in amazement at how little money – “$50,000!” – one of three entrepreneurs had used to start another fast-growing enterprise. The big man thinks big – that’s what made him big. The small guys think small and get big by using existing platforms and depending on their users to like and market them. To the new guys, it’s so obvious.
Jeff Jarvis , Buzzmachine
// The Future of Business is in Ecosystems
Ich bin an sich keine hämische Person, aber immer sehr an der Zukunft interessiert. Daher würde ich gern wissen, was die GQ-Moderedakteure machen, wenn ihr gedrucktes Heft im nächsten Jahr eingestellt wird. Mein Versöhnungsvorschlag: ein “Worst dressed”-Blog. Ich helfe ihnen gern, es aufzusetzen.
Sascha Lobo , im Interview mit „The Closet“
// Wie ein Kätzchenfoto im Internet
[via saschalobo.com]
Den acht Millionen Lesern der Zeitung entsprechen acht Millionen Page Impressions im Netz. Da der TKP für solche ‚mittelgroßen’ Onlineangebote (das sind Seiten, die zwischen einer und 100 Millionen PIs pro Monat erzielen) bei 2,50 Euro liegt, kostet eine vergleichbare Internetanzeige 8.000 TKP x 2,5 Euro = 20.000 Euro. Das ist ein Sechstel des Printpreises (wobei anzumerken ist, dass der TKP bei Webseiten, die weniger als eine Million PIs erzielen, sogar auf 50 Cent und darunter sinken kann. Solche Seiten kommen dann auf Werbeumsätze von 150 oder 200 Euro im Monat!).
Wolfgang Michal , Carta
// Warum sind Leser von Zeitungen 6 mal so wertvoll wie Leser im Netz