Der schon erwähnte epd-Medienartikel zum Online-Wahlkampf und seiner medialen Aufbereitung ist jetzt auch online zu lesen.
Category: Print
Worte zum Wochenende
Wir haben uns an die Zeichenzahl 140 gehalten.
Gregor Koall , Trendopfer
// Wenn Unternehmen Twittern
Der Amateurfunker aus Nettetal/Germany wird damit zum Star im Warhol’schen Sinne – deutlich länger als 15 Minuten.
Christian Lindner , Rhein-Zeitung
// „Ich bin Presse“, „Maul zu“, „geh sterben“
[via Medienlese]
Der Günther vermittelt dem Publikum seit Jahrzehnten den Eindruck, dass er eigentlich gar nicht ins Fernsehen gehört. Aber weil er schon mal da ist, nimmt er das Kreuz halt auf sich.
Thomas Gottschalk über Günther Jauch, im Zeit Magazin Leben
// Gibt es ein Leben nach dem Fernsehen?
Ein besonders drastisches Beispiel für augenscheinlich kostenlose Übernahme und Vermarktung der Inhalte, die andere teuer erstellt haben, bietet wieder einmal die Bild.
Robin Meyer-Lucht , Carta
// Jauch-Berichterstattung: Enteignet Bild hier das Zeit-Magazin?
Direkt vom Erzeuger
Dass Filmjournalisten, wie fast alle Fachjournalisten, gelegentlich dazu neigen, bei ihren Berichterstattungsobjekten ein wenig befangen zu sein, ist kein Geheimnis. Wer lange genug dabei ist, kennt Schlüsselfiguren der Branche und hat vielleicht auch gewisse Loyalitäten. Es sollte im Allgemeinen davon ausgegangen werden, dass schlechte Filme trotzdem verrissen werden und, sagen wir mal, in der Regel passiert das auch. Gute Kritiker treten beispielsweise davon zurück, Filme zu besprechen, mit deren Machern sie irgendwie verbandelt sind.
Aber wie wäre es denn, wenn die Filmemacher ihre Berichterstattung einfach selbst machen könnten? Dann könnte man sich die ganze Debatte über Fachjournalistenbefangenheit sparen und wüsste direkt woran man ist. Die wohl immer noch größte deutsche seriöse Kinozeitschrift Cinema hat jetzt genau das gemacht und lässt Michael “Bully” Herbig einfach mal die zwölfseitige “Reportage” über seinen neuen Streifen “Wickie und die starken Männer” im aktuellen Heft selber gestalten, als “Chefredakteur für einen Tag”. Wie praktisch, da konnte er auch gleich noch “exklusiv[e] Fotos von den Dreharbeiten” mit unterbringen.
Zwar legt der reguläre Chefredakteur Artur Jung Wert darauf, dass die Filmkritik erst einen Tag später geschrieben wurde, aber für vom “Erzeuger” generierte Inhalte, die journalistisch präsentiert werden, kenne ich eigentlich trotzdem nur einen Ausdruck und der lautet PR.
Printartikel II
Wie viele andere habe auch ich jetzt einen Artikel zum Bundestagswahlkampf im Internet geschrieben. Die zentrale Frage:
Die Schriftzüge der großen Online-Knotenpunkte prangen auf den Webseiten der Parteien wie die Kreditkartenlogos an der Tür eines großen Kaufhauses. „Wir machen Politik auf allen Kanälen“, wollen sie sagen. Damit ist allerdings noch lange nicht garantiert, dass diese Politik auch überall wirkt, vor allem bei den so begehrten Jungwählern.
Ich habe mich nicht nur mit den Aktionen der Parteien beschäftigt, sondern auch mit der Auswertung dieser Aktionen durch das Netz, ARD und ZDF.
Und in der Tat hat sich über den Aktionen der Parteien im Netz längst eine Art übergeordnete Decke aus Aggregation und Kommentierung ausgebreitet.
Diese beiden Teaser-Quotes und mehr in epd medien 65/09.
Netzartikel VI
Online: Ein Tagebuch über den Wahlwerbespot Geh nicht hin!.
Worte zum Wochenende
Fast nichts gab in den letzten Monaten so viel Gesprächsstoff her wie „Twitter”. Jetzt stößt der Kurzmitteilungsdienst an Grenzen – Ende eines Hypes?
Christian Jakubetz , JakBlog
// Und alles Gute noch bei der Revolution
There’s a reason why Coldplay are the biggest band in the world and it has nothing to do with musical innovation or winning personalities. It’s because of that song with the piano bit, the surging chorus and the message about you and me and life and stuff. The one you recognise.
Ben Meyers , The Guardian
// One-trick Ponies
In den Exzessen von Facebook, kurz FB, scheinen sich Medienleute besonders wohl zu fühlen. Ästhetisierung des Lebens zwischen Dada light und Camp light.
Tom Kummer , Freitag
// Moritz trinkt immer noch
Nej, det vore oärligt! Det finns upphovsrätt! De som har skrivit och spelat musiken måste ju ha sitt levebröd.
Knatte, Fnatte och Tjatte , Kalle Anka
// En laddad affär
[via taz]
Nächste Woche keine Worte zum Wochenende, ich bin im Urlaub!
Die Tagesschau-Rekursion
Stefan Niggemeier hatte sich vor einigen Wochen fasziniert gezeigt, wie die Westfälischen Nachrichten fast rekursiv über ihn berichtet hatten.
Für einen ähnlich albernen Fall von Rekursion halte ich eigentlich die letzte Woche ausgetragene Blog-Diskussion der “Tagesschau”.
Man muss es sich nur noch mal vor Augen führen:
1. “Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke menschelt im Tagesschau-Blog über das Sommerloch und sagt: “Aber wenn wir ehrlich sind, hätte man jedes, ja wirklich jedes unserer heutigen Themen auch lassen können.”
2. Der Leiter des Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, antwortet in den Kommentaren und motzt, dann könnten die Mitarbeiter in Berlin ja auch nach Hause gehen.
3. Mediendienste wie dwdl und Meedia berichten über den Austausch und kurz darauf steigen auch diverse Printmedien ein.
Warum folgt 3. auf 2. und 1.? Weil tatsächlich Sommerloch ist und es nichts Besseres oder Wichtigeres zu berichten gibt. Womit Gniffke bewiesen wäre.
Und um den Zirkelschluss perfekt zu machen, bloggt der “Tagesschau”-Chef kurze Zeit später dann wieder über die Berichterstattung. Leider hat Deppendorf das dann nicht mehr kommentiert.
Meine spontante Assoziation? I don’t know, what you wanna do?
Das hier ist mein Take auf die ganze Geschichte. Mein Kollege Cord Krüger hat sie in einem Tagebuch für epd medien verarbeitet.
Worte zum Wochenende
Aus Abwesenheitsgründen heute schon am Donnerstag. Das von Kai Gniffke erwähnte Sommerloch ist übrigens nicht nur in der Tagesschau zu entdecken. Deswegen steht hier (leider) auch nicht viel Neues zurzeit.
Ich hab ja weitgehend aufgehört, für Frauenmagazine zu schreiben.
Gabriele Bärtels , Carta
// Betrug am Leser: Der Boulevard hölt die Pressefreiheit aus
Vielleicht hat ja die Aufklärung in Herrn Wöllner ihr Ende und ihr Ziel gefunden. Vielleicht ist das der Mensch, der die Welt nur noch vollkommen auf sich bezogen wahrnimmt. Uwe Wöllner ist eigentlich unser Homo ludens, den wir im Fernsehen betrachten dürfen, wenn uns nach anderem ist, und den wir abschalten können, wenn er zu laut ist.
Gero Schorch , im Interview mit FAZ.net
// In Uwe hat die Aufklärung ihr Ende
Habe schon gewitzelt, ob wir im Erklärraum heute ein 3D-Modell des Sommerlochs sehen.
Kai Gniffke , Tagesschau Blog
// Es ist da!
Das ZDF hat sich nun konsequenterweise die ästhetische Autorität zurückerobert, indem es seine Fähigkeiten verbessert hat, eigene Bilder zu finden und zu erfinden.
Katrin Schuster , epd medien
// Zwischen Himmel und Erde. Der neue Nachrichtenkosmos des ZDF.
Worte zum Wochenende
Der Glaube, dass es sich beim digitalen Wandel um ein Nullsummenspiel handelt, ist weit verbreitet: Wir bekommen Macht, also müssen die Großen Macht verlieren. Es ist aber genau umgekehrt: Die Massen bekommen Macht, aber Konzerne und Regierungen werden mit den neuen Medien proportional noch viel mächtiger.
David Golumbia im Interview mit der Süddeutschen Zeitung
// Die Allianz von Internet und Kapital
Dass ein Sender mit so einer Pseudoenthüllung über den eigenen Moderator und Kollegen aufwartet, das möchte ich mir beim ZDF lieber nicht vorstellen… Der Bericht wirkte ja so, als hätte Tom Buhrow Plutonium an Nordkorea verkauft.
Steffen Seibert im Interview mit kress.de
// “Tom Buhrow hat kein Plutonium verkauft”
Ich do not like to talk about politics. Ze last time an Austrian got involved in politics it caused ein horrific var, which resulted in ze annihilation of all major European fashion shows for six years. Ich know it’s controversial – but in my opinion – Hitler vas a bit of a bitch. I know someone who vas ze grandson of his personal assistant – apparently behind ze scenes he vas a real tyrant. Vorse zan Elton!
Sacha Baron Cohen als Brüno im Interview mit der Süddeutschen Zeitung
// “Hitler vas a bit of a bitch”
Sascha Lobo ist damit auf dem besten Weg, in Sachen Selbstvermarktung die Heidi Klum des Online-Business zu werden. Ein Vorteil des Deals mit den Roten: Sein Iro kann bleiben, wie er ist. Bei T-Mobile hätte Lobo wohl oder übel seine Haare in Magenta färben müssen. Ob Lobo nun auch sein iPhone gegen ein Vodafone-Handy austauscht – unklar.
Kristina Judith, turi2
// Vodafone wirbt zweinullig mit Sascha Lobo und Co.
Das geheime Leben der Medienmacher
Wie konnte ich nur so blind sein?
Links: Jürgen Doetz, erbitterter Gegner der ARD. Rechts: Magneto, erbitterter Gegner der X-Men (angeblich gespielt von Ian McKellen).
mit Dank an Cord