Die Empörung der Unwissenden

Kann sich noch jemand erinnern, was für ein Aufschrei und eine Debatte durch die deutsche Medienlandschaft ging, als RTL 2 vor neun Jahren Big Brother startete? Mann, mann, was war da los… der Sender wollte Menschen doch tatsächlich 24 Stunden beobachten. Und: Weiter nichts. Inzwischen müssen die Kandidaten in dem Format gegeneinander kämpfen und soziale Gegensätze auf extreme Weise nachspielen und niemanden interessiert’s. Das “Dschungelcamp” (Ich bin ein Star, holt mich hier raus) machte dann vier Jahre später nochmal das gleiche durch – die Diskussion habe ich dann schon nicht mehr verfolgt. Inzwischen ist auch dieses Format seinen Schmuddelfaktor los und gehört zu den größten Quotenbringern von RTL.

Aber jetzt gibt es einen neuen Kandidaten, auf den sich die Sittenwächter der Republik wieder mit Freude stürzen können. Das Format heißt “Erwachsen auf Probe” und ist eine Adaption des in Großbritannien entwickelten und auch in den USA ausprobierten The Baby Borrowers. Jugendliche zwischen 16 und 19 sollen darin ausprobieren, wie es ist, Eltern zu sein. Sie machen einen Geburtskurs, kriegen erst eine Babypuppe zum drauf aufpassen, dann ein echtes Baby und später ein Kleinkind. Die Kameras sind die ganze Zeit dabei, die biologischen Eltern natürlich auch, “nur wenige Meter” von ihren Babys entfernt, oft genug direkt hinter der Kamera mit der Chance zum Eingreifen, wie es im RTL-Pressematerial heißt.

Wie mir ein RTL-Sprecher glaubhaft versicherte, hat keiner der Kritiker, inklusive des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), der die Diskussion letzte Woche lostrat, die Sendung gesehen. RTL sagt “Wir laden unsere Kritiker ein, sich die Sendung anzusehen”. Selbst der DKSB ist laut RTL nicht auf den Sender zugekommen, weder vor noch nach seiner Erklärung. Gesehen hat sie nur die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und ihr eine “positive pädagogische Absicht” attestiert.

Petra Pluwatsch vom Kölner Stadt-Anzeiger hat sich die Mühe gemacht, Hintergründe zu recherchieren und mit jemandem von der FSF zu sprechen. In ihrem recht ausgewogenen Artikel heißt es entsprechend:

Das Kernproblem sei die Tatsache, dass kleine Kinder in fremde Hände gegeben würden, so Joachim von Gottberg [Geschäftsführer der FSF]. „Da muss man sich fragen: Geht so etwas? Wissen die Eltern, was sie tun? Nehmen die Kinder Schaden, wenn sie in fremde Hände gegeben werden? Ist es generell in Ordnung, Kinder ans Fernsehen auszuleihen und abzugeben?“ Bei einigen dieser Fragen habe ihn durchaus ein ungutes Gefühl geschlichen. Auf der anderen Seite sehe er aber auch die „sozial wichtige Funktion einer solchen Sendung und ihre sinnvollen Tendenzen. Wie wollen Sie den jungen Leuten sonst klar machen, was es bedeutet, Kinder zu haben?“.

Ganz anders die Reichsbedenkenträger, egal ob sie von SPD, FDP, den Grünen (Pressemitteilung nicht online) oder allen Parteien gemeinsam (dito) kommen (oder auch von KStA-Kommentator Stefan Sauer, der anders als seine Kollegin anscheinend nicht nachgedacht hat vor dem Schreiben). Obwohl sie alle die Sendung (und ihr englischsprachiges Vorbild vermutlich auch) nicht kennen, werfen sie ihr die wüstesten Dinge vor.

Sie ist “ungeeignet und unmoralisch” meint Schleswig-Holsteins Familienministerin Gitta Trauernicht; Kinder würden “unverantwortlich” instrumentalisiert, sagt der Kinderschutzbund. Am besten ist FDP-Familienpolitikerin Ina Lenke. Sie nennt die Sendung in der Überschrift zu ihrer Pressemitteilung “Kinder verleihen” und sagt: “Säuglinge, die nicht über sich bestimmen können, werden zur Sensationsware erniedrigt.” – Ehrlich gesagt, kenne ich keinen einzigen Säugling, der über sich bestimmen darf. Wenn er oder sie das dürfte, fände ich das ehrlich gesagt viel bedenklicher. KStA-Kommentator Frank Sauer vergleicht die Sendung mit einer Art Kaspar-Hauser-Experiment von Friedrich II. und bescheinigt den Eltern eine “erbärmliche Bindung (…) zu ihren Kindern”.

Harter Tobak. Man muss “Erwachsen auf Probe” nicht gut finden, aber ob es das alles verdient hat? Wer kann das schon wissen. Bestimmt nicht die Schreihälse aus der Politik, die die Sendung ja auch noch nicht kennen. Ich auch nicht, übrigens, denn ich habe die Sendung natürlich auch noch nicht gesehen (außer diesem YouTube-Clip und ein paar anderen).

Ich bin nur mal wieder erstaunt, wie leicht man zu Aufmerksamkeit kommt, wenn man sich nur laut genug aufregt. Und wie dann alle drauf einsteigen, die noch weniger wissen, als man selbst. Und damit natürlich RTL vermutlich astreine Quoten am 3. Juni bescheren.

P.S.: Die nun folgende Meinung ist natürlich auch völlig unqualifiziert. Wäre ich eine Frau, würde sie vielleicht auch anders aussehen, aber: Gehen nicht viele Eltern schon drei Monate nach der Geburt wieder arbeiten und lassen das Baby dafür tagelang in fremden Händen? Und nicht nur die, die keine andere Wahl haben, sondern auch solche, die einfach gerne arbeiten und Karriere machen wollen?

[Nachtrag: Petra Schellen von der taz ist ähnlicher Meinung.]

Die Zukunft

“Everyone and their mum” äußert dieser Tage seine Meinung zum wogenden Kampf um die Zukunft der Zeitung, die Konkurrenz durch das Internet, Urheberschutz, Qualitätsjournalismus und und und… (nicht zuletzt angestoßen durch das schon einmal verlinkte SZ-Magazin der vergangenen Woche. Natürlich habe ich mir auch eine Meinung dazu gebildet. Ich will aber hier keine Gesamtanalyse des Problems und der Selbstüberschätzung der Printjournalisten abgeben (das hat Stefan Niggemeier, wie immer bravourös, schon erledigt), sondern einfach nur mal eine Prognose abgeben, was ich meine, wie sich das ganze weiterentwickeln wird. Für diese Prognose in fünf Thesen kann ich weder einen Zeithorizont nennen, noch irgendwelche Statistiken oder sonstige untermauernden Fakten. Sie beruht auf einem informierten Bauchgefühl.

1. Aktuelle Information wird des Mediums Print nicht mehr bedürfen. Das Internet ist schon jetzt der Ort, wo man sich am aktuellsten und gezieltesten informieren kann, nicht die Zeitung, die nur einmal am Tag erscheint und von den meisten Leuten nur überflogen wird. Irgendwann werden auch die Verlagsleute einsehen, dass sie mit dem Verzicht auf eine gedruckte Zeitung nicht nur dem Zeitgeist folgen und die Umwelt schonen, sondern auch Geld sparen (harte Zeiten für Drucker und Vertrieb brechen an). Wenn Lesegeräte wie der Kindle noch ein bisschen billiger und noch ein bisschen handlicher (faltbar?) werden, muss irgendwann der Umschwung zur digitalen Zeitung kommen – denn dann kann man die Zeitung lesen wie bisher: Beim Frühstück, im Bus, in der Mittagspause. Zwanzig Minuten pro Tag, wie der durchschnittliche Deutsche: Die Titelseite, ein paar zusätzliche lokale Artikel, den ein oder anderen Kommentar, die ein oder andere Hintergrundgeschichte und gut ist. Und man genießt zusätzlich alle Vorteile: Aktuelle Geschichten aktualisieren sich selbstständig, Artikel, die man gerne noch einmal oder später lesen will, kann man abspeichern. Und wer gar keine Zeitung will, sondern nur harte News, kann ein reduziertes Abo nur mit den Nachrichtenmeldungen bestellen. Überhaupt lässt sich das Abo prima individuell auswählen. Wer braucht da noch Papier? Und wenn “nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern”, muss man sie nicht wegwerfen, sondern kann sie einfach löschen.

2. Print wird deswegen noch lange nicht verschwinden. Die Tatsache, dass das Modell papierne Zeitung ausgedient hat, heißt nicht, dass das gedruckte Wort verschwindet. Publikationen, deren Look und Haptik mindestens ebenso sehr Teil ihres Reizes ist wie ihr Inhalt, bleiben natürlich bestehen. Filmzeitschriften oder Magazine wie “Geo” will ich beim Lesen in der Hand haben und hinterher ins Regal stellen. Sie sind echte Dinge, keine Gebrauchswaren wie Zeitungen. Und viel handlicher. Sascha Lobo hat es im aktuellen Medium Magazin gut ausgedrückt: “Papier ist das neue Vinyl”. Es hat seine Daseinsberechtigung, aber hauptsächlich für Liebhaber.

3. Inhalte werden sich ergänzen. “Das Internet” ist nur als Medium eine Konkurrenz für den traditionellen Journalismus, nicht als Inhaltsgenerator – dort ist es eine Ergänzung. Aus den abwatschenden Kommentaren der Traditionalisten gegen Blogger und das Web 2.0 spricht nur eine Angst vor der Abgrabung eigenen Bodens. Den Blogs haben nunmal eine andere Aufgabe und Tradition als klassischer Printjournalismus. Niggemeier schreibt in einem Kommentar zu seinem eigenen Blogeintrag, dort könne er “Dinge machen […], die ich in Zeitungen nicht tun könnte. Mich an Details abarbeiten oder endlose persönliche Texte über den Grand-Prix verfassen, zum Beispiel.” Eben. Blogs sind Outlets für Leute, die sowieso gerne schreiben aber eben nicht all ihr Geschriebenes überall unterbringen können. Diejenigen, die den Platz in den Medien verwalten, können dort Ideen finden, sich Anregungen holen, oder selbst etwas beitragen. Trotzdem werden Blogs, die Leute in der Regel aus persönlichem Antrieb führen, nicht den Journalismus ersetzen, warum auch? Wenn die Journalisten sich von den Bloggern bedroht fühlen, haben sie nur eine Wahl: Sie müssen besser sein als die Blogger. Sonst haben sie ihr Gehalt nicht verdient. Meckern und pauschales Beschimpfen ist keine Lösung. Wie gesagt: Im utopischsten aller Fälle ergänzen sich die beiden Sphären, respektieren und nutzen einander, verschmelzen vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle durch die Möglichkeit zu unmittelbarem Feedback, bilden aber jedenfalls eine machtvolle Symbiose.

4. Professionalität wird wieder kostenpflichtig. Irgendwann ist das Internet der Lebensraum der Zukunft, also werden dort auch wieder “normale” Zustände eintreten. Dazu gehört, dass man für professionelle Arbeit Geld bezahlt. Und Journalismus, wenn er gut ist, ist professionelle Arbeit. Wenn sich also die Micropayment-Systeme endlich so weit vereinfachen, dass man zum Online-Lesen eines Artikels nur einen (!) Button anklicken muss, um einen Betrag etwa im Bereich von 5 Cent dafür zu bezahlen, den man dann am Ende des Monats abgerechnet bekommt, dann muss professionell erstellter Content wieder Geld kosten. Klar wird es auch weiter Gratiszeitungen geben, diese werden auch eine starke Konkurrenz sein. Aber hier gilt das gleiche Argument wie beim Bloggen: Wenn man dieser Konkurrenz die Stirn bieten will, gibt es nur eine Möglichkeit: Besser sein. Vielleicht auch nicht nur für die Bildungselite, sondern besser für alle.

5. Alles bleibt beim Alten. Selbst wenn sich, wie in dieser Utopie beschrieben, die Journalismuslandschaft irgendwann konsolidieren sollte und Digital und Print, unendliches Netz und destillierte Zeitung ihren Frieden miteinander geschlossen haben, werden sich Journalisten nicht ändern. Viele von ihnen werden genau so faul, jammerig oder zynisch bleiben, wie sie es heute schon sind (wohlgemerkt, ich bin selber einer). Sie werden Pressemitteilungen ungeprüft übernehmen, Sachverhalte so lange zuspitzen, bis sie nicht mehr stimmen, jammern dass früher noch alles besser war, weil Pluto da noch ein Planet war, und ihre “Die Welt ist schlecht”-Sicht zwischen den Zeilen breitreten. Wohlgemerkt: Nicht alle, und nicht alles gleichzeitig und nicht alles extrem. Aber manche, mehrere, nicht zu wenige – und nicht nur schwach ausgeprägt. Die digitale Welt ist die Zukunft des Journalismus. Sie ist nicht seine Rettung.

Worte zum Osterwochenende

If you’re serious about staying in competition with the internet, why don’t newspapers have a huge porn section?

Stephen Colbert, The Colbert Report, in einem Interview mit dem Präsidenten der Newspaper Association of America, John Sturm
// Better Know a Lobby: Newspaper Lobby

Wir alle werden dank des Web 2.0 wieder lernen müssen, MIT unseren Biographien zu leben statt GEGEN sie. Auch deshalb, weil wir sie ja gar nicht mehr ändern können. Jede Biographie ist dabei notwendigerweise fleckig.

Klaus Jarchow, medienlese.com
// Niemand ist ein unbeschriebenes Blatt

Aber von diesen wenigen Ausnahmen abgesehen, da hat Herr Bellut schon Recht, lassen sich wirklich die wenigsten Formate einfach vom Privatfernsehen auf öffentlich-rechtliches Fernsehen übertragen.

Stefan Niggemeier, Das Fernsehblog
// Was sich alles nicht vom Privatfernsehen auf ARD und ZDF übertragen lässt

It does raise questions about the expectations of parameters that people ostensibly think that they put on us as arts, culture and entertainment journalists.

Radiojournalist Jian Ghomeshi, CBC Radio, über ein merkwürdiges Interview mit Billy Bob Thornton
// Joaquin Phoenix II? Billy Bob gives odd interview
// Billy Bob Thornton ‘Blow Up’ on Q TV
[via Language Log]

Auch Mitteldeutschland weiß jetzt: Erde ist tatsächlich rund

Wie so viele andere Blogger (die ich hier gar nicht alle aufzählen kann, exemplarisch verlinke ich mal hierhin) reihe ich mich hiermit mal in den Kreis derer ein, die darüber aufstöhnen, dass immer wieder diverse öffentliche Organe plötzlich entdecken, dass dieses Internet-Dings doch ziemlich gefährlich ist und dass wir am besten alle davor geschützt werden sollten.

Der ein oder andere greift dafür mit Vorliebe zu extremen Schutzmaßnahmen, die meisten begnügen sich aber damit, immer mal wieder zu mahnen und anschließend zu fordern, dass man Kindern beibringen muss, wie man ordentlich damit umgeht, vor allem mit diesem Web 2.0 mit all seinen Foren, Chats und Blogs.

Mir drängt sich in solchen Fällen immer folgender Eindruck auf: Wer hier eigentlich beigebracht bekommen will, wie das Internet funktioniert und wie man sich dort verhalten sollte, sind nicht die Kinder, sondern die überforderten Erwachsenen. Sehr schön demonstrieren lässt sich diese These an einer aktuellen Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der mitteldeutschen Landesmedienanstalten (AML) mit dem Titel “Neue Medienwelten – Neue Anforderungen”.

Wenn man Pressemitteilung (und zugehöriges “Thesenpapier”) liest, wird einem folgendes klar: Die Führungsgremien von drei Landesmedienanstalten (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen) haben eine Tagung gebraucht, um anschließend mahnend festzustellen: Medienkompetenz ist wichtig. Ach was. Ach so: Auch im Internet. Und vor allem: In unseren immer schlimmer werdenden Zeiten.

Das klingt wie ein Allgemeinplatz, der vielleicht bösartig zugespitzt wurde? Lassen wir das Original zu Wort kommen:

Die Verschmelzung der alten und neuen Medien, die damit verbundene Zunahme des interaktiven und partizipativen Medienumgangs sowie die zeit- und ortsunabhängige Verfügbarkeit der Medien in allen Lebensbereichen in einer globalen Medienwelt eröffnen der Bevölkerung neue Lern- und Erfahrungsräume in Bildung, Arbeit und Freizeit.

Zugleich bringt die Medienentwicklung gesellschaftliche Risiken mit sich, etwa hinsichtlich fragwürdiger ethisch-moralischer Orientierungen in der psychosozialen Entwicklung und Sozialisation Heranwachsender oder hinsichtlich des Umgangs mit privaten Daten in der Online-Kommunikation. Diesen Risiken muss in den Arbeitsfeldern Jugendmedienschutz und Medienkompetenzförderung entgegnet werden.

Die mitteldeutschen Landesmedienanstalten haben in den vergangenen Jahren ihre Aktivitäten in diesen beiden Feldern stets verstärkt und werden ihnen auch in Zukunft einen hohen Stellenwert einräumen.

Und warum ist Medienkompetenz so wichtig. Weil, wie jeder weiß, man im Internet sagen kann, was man will:

Die Formen der Artikulation in Chat, Forum, Blog oder internetbasierten sozialen Netzwerken sind
eine noch junge kulturelle Praxis innerhalb derer sich bislang nur unzureichende Normen, Werte und Verhaltensstandards herausgebildet haben und in denen es, wie in anderen Alltagsbereichen auch in Online-Communities zu Ungerechtigkeiten, zu Beleidigungen und zu Gewaltakten kommt.

Der geneigte Leser möge mich nicht falsch verstehen: Ich halte Medienkompetenz ebenso für wichtig und bin grundsätzlich auch dafür, dem Nachwuchs einen verantwortungsbewussten Umgang mit seinen Daten beizubringen (und mochte zum Beispiel diese Kampagne durchaus), aber: Muss der Zusammenschluss von drei Landesmedienanstalten wirklich ein Thesenpapier herausbringen, um das festzustellen? Und dafür vorher eine Tagung veranstalten?

Die Pressemitteilung und das Thesenpapier der AML besteht aus Feststellungen die enorm allgemein und hinreichend bekannt sind. Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass dieses Wissen jetzt auch in den Medienwächterzentralen von Mitteldeutschland angekommen ist. Dass diese versuchen, diese Erkenntnis als neue Erkenntnis zu verkaufen ist allerdings ziemlich peinlich.

Zur Ehrenrettung sollte man hinzufügen, dass die Pressemitteilung auch folgende Neuigkeit enthält: Die AML will zukünftig stärker mit ihrem hessischen Pendant, der LPR Hessen, zusammenarbeiten. Hierzu ließ sich LPR-Direktor Prof. Wolfgang Thaenert zu einer scharfsinnigen Beobachtung hinreißen: “Hessen und Mitteldeutschland haben viele Gemeinsamkeiten”. Ende des Zitats. Genauer kann man es nicht formulieren.

Worte zum Wochenende

Am Ende meiner Show steht ein Wettkönig, den keiner braucht, und der weiß das. Aber bei dir wird ein Superstar geboren, der keiner ist, und es wissen alle außer ihm.

Thomas Gottschalk, in einem offenen Brief an Dieter Bohlen
// Gottschalk vergleicht Bohlen mit King Kong

Let me go on record with this now, while the 3-D bubble is still inflating: Katzenberg, Quittner, and all the rest of them are wrong about three-dimensional film—wrong, wrong, wrong. I’ve seen just about every narrative movie in the current 3-D crop, and every single one has caused me some degree of discomfort

Daniel Engber, Slate
// The Problem With 3-D

“Unsere Aufgabe als Journalisten besteht nicht darin, mit am Tisch zu sitzen, sondern zu berichten und kritische Fragen zu stellen”, heißt es entsprechend unbedarft am Ende von Matthias Trockens Als-Ob-Läuterungs-Editorial. Das unterschriebe man natürlich sofort und gerne – wenn man sich nur sicher sein könnte, dass Attac damit nicht wieder nur die Bösen, sondern auch sich selbst meint. Und das kann man nach dieser Falschausgabe leider nicht.

Katrin Schuster, epd medien
// Embedded bei Attac. Der faule Zauber des Als-Ob

In your teens and twenties you eat a doner, obviously. In your thirties you go posh and healthy, and order and wait for a shish. Then in your forties you go retro, nostalgic and I-want-it-now, and return to doner, with some relief.

Romanautor Michael Marshall Smith in seinem Blog
// 4 Things about Kebabs

Worte zum Wochenende

Ich mag das Wort Krisengewinner nicht. Deshalb sage ich: In der aktuellen Situation nutzen und brauchen mehr Leute denn je unser Angebot.

Stefan Groß-Selbeck, Chef von Xing im Interview mit Meedia.de
// Xing-Chef: Die Leute brauchen uns

Professioneller Nachrichtenjournalismus hat einen deutlichen Qualitätsvorsprung gegenüber Web-Diensten wie z.B. ‘Twitter’.

Peter Kloeppel, RTL-Anchorman im Interview mit TV Movie
// via stefan-niggemeier.de

If nothing else, the hullabaloo over Michelle Obama’s occasionally sleeveless attire, which reached a fever pitch this month, has unleashed a torrent of clever puns from headline writers — the better to distract us from that economic news we’d rather not be hearing.

Jocelyn Noveck, AP
// Why all the fuss over a first lady’s bare arms?

When we shift our attention from ’save newspapers’ to ’save society’, the imperative changes from ‘preserve the current institutions’ to ‘do whatever works.’ And what works today isn’t the same as what used to work.

Clay Shirky, shirky.com
// Newspapers and Thinking the Unthinkable

What a wonderful Moon

Aus einem aktuellen Leitartikel von epd medien (18/2009), “Science Sells”:

In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli 1969 klebten
die Menschen vor den Fernsehapparaten, um keine
Sekunde der von der ARD live übertragenen Landung
von Apollo 11 auf dem Mond zu verpassen. Perfekt für
die Kameras inszeniert, sollte Louis Armstrong noch auf
der Leiter stehend an einem Seil ziehen, um sich von der
an der Außenwand der „Eagle“ befestigten Kamera bei
seinem ersten Schritt auf den Mond filmen zu lassen.

Alle, inklusive Korrektorat, haben den Schnitzer überlesen. Passiert halt mal im Berufsalltag.