Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 3 “Making Friends and Influencing People”

Der Hydra-Oberfiesling Dr. Whitehall bringt es auf den Punkt. “I believe in second chances”, sagt er, während er eine ehemalige SHIELD-Agentin im Clockwork-Orange-Stil mit aufgeklemmten Augen einer Gehirnwäsche-Prozedur aussetzt. Diese zweite Chance gebe ich Agents of SHIELD jede Woche, immer in der Hoffnung, dass die Serie noch die Kurve kriegt.

Mit “Making Friends and Influencing People” wurde ich anscheinend ein bisschen erhört. Einigermaßen ordentliche Dialoge und akzeptables Schauspiel ergänzten sich diese Woche recht gut mit einer etwas mutigeren Regie, die für einige stimmige Momente sorgte, wie man sie in dieser Form noch nicht häufig bei den Agents gesehen hatte. Angefangen mit der eben erwähnten Eröffnungsszene, über die großartige Montagesequenz, in der Jemma Simmons plötzlich in einer Sex and the City-Folge aufgewacht zu sein scheint, bis hin zu einigen Grinse-Augenblicken zwischen Skye, Lance Hunter und Melinda May schien die Serie plötzlich mal wieder begriffen zu haben, wo eigentlich ihre Stärken liegen.

Unter anderem sollte man sich dafür bei Elizabeth Henstridge bedanken, deren quirlige Präsenz in den letzten zwei Folgen, wo sie nur als Fitz’ Wahnvorstellung-im-Pullunder zu sehen war, wirklich gefehlt hatte. Henstridge gelingt es ganz gut in dieser Monster-of-the-Week-Folge, die als Vehikel dient, um ihren Undercover-Einsatz in den Reihen von Hydra einzuführen, eine Frau zu spielen, die eigentlich alles andere als geeignet ist, um hinter feindlichen Linien zu arbeiten, sich aber pflichtbewusst und trotzig ihrer Aufgabe stellt.

Mode für Hydranten

Dass Hydra von Oberschurke Whitehall abgesehen wie ein Haufen entweder trotteliger (wie Simmons’ Laborchef) oder farbloser (wie Whitehalls Sekundant Sunil Bakshi (Simon Kassianides)) Deppen wirkt, hilft Henstridge natürlich dabei, zu strahlen. Ohnehin muss man in Sachen Hydra in dieser Woche einige Comic-Kröten schlucken. Nur in einem Comic-Universum nämlich würde sich eine fiese (und, äh, immer noch im Untergrund arbeitende) Nazi-Bösewichter-Organisation ein Hauptquartier einrichten, in dem ihr Logo überall an der Wand prangt. Sogar eine eigene Kleidungskollektion für Mitglieder hat Hydra sich geleistet, damit ihre Hydranten (wie ich Hydra-Agenten ab sofort nennen werde – weil ich es kann!) auch durch das Fernrohr eines Scharfschützengewehrs an ihren Emblemen gut zu erkennen sind. Die wahrscheinlich beste Verbindung von Corporate Identity und Nazi-Fashion seit Abschaffung der SS-Ledermäntel.

Ordentliche Action und guten Spanungsaufbau hingegen sucht man bei Agents of SHIELD nach wie vor vergeblich. Im Showdown versuchen Hydra und SHIELD gleichzeitig, einen alten Bekannten aus der ersten Staffel, den Iceman-Abklatsch Donnie “Blizzard” Gill (aus Folge 1.12, “Seeds”) in ihr Team zu holen, was dazu führt, dass Gill letztendlich sterben muss. Das ganze findet auf einem angeblich im Hafen von Casablanca (Hahahaha, danke für diese hilfreiche Texteinblendung) liegenden Schiff statt und ist wie immer so langweilig, dass man noch während des Gähnens ein zweites Mal gähnen will.

Das Spionagespiel

Stimmung entwickelt die Serie eher im Verschieben von Allianzen, Freundschaften und anderen versteckten Agendas des Spionagespiels. Wenn Ward seinen ehemaligen Teamkollegen den Schlüssel zu Hydras Plänen mit Donnie Gill verrät, heißt das, dass man ihm generell vertrauen kann? Ist Simmons noch ganz sie selbst oder wird sie auch zum Hydranten umprogrammiert? Und dieser Lance Hunter, der ist doch auch nach wie vor ein unsicherer Faktor – auch wenn er kein Schotte ist, wie Skye feststellen muss.

Davon hätte ich bitte gerne mehr. Mehr Charaktermomente, mehr Gelegenheiten für die Schauspieler, miteiander zu spielen und dabei auch schöne Momente des Galgenhumors zu entwickeln. Und als Ergänzung mehr Regieentscheidungen, die über das Umschneiden von einem blaugrauen Raum in den nächsten hinausgehen. Das kann ja alles noch passieren. I believe in Second Chances. Marvel muss dafür nicht einmal mein Gehirn waschen.

Bester Moment: Jemma Simmons rockt den perfekten Lidstrich zu den Klängen von Catherine Iretons “God help the Girl”

Bester Dialog: “You don’t give the orders, Trainspotting” – “I’m not Scottish!” (Ist Skye eigentlich alt genug, um diese Anspielung selbst zu verstehen? Chloe Bennett jedenfalls war vier, als der Film ins Kino kam.)

Note: 2 –

Crosspost mit “Serien.Ninja”

Podgast (VI): Bei Serien.Ninja über “Agents of S.H.I.E.L.D.”

Für die neue hippe Seite Serien.Ninja schreibe ich ja im Moment regelmäßig meine Recaps über die zweite Staffel Agents of SHIELD. Das hat Co-Oberninja Philipp am Wochenende nicht mehr gereicht, er hat mich auch als Gast in seinen Podcast eingeladen, gemeinsam mit Podcaster Teddy. Rund 50 Minuten besprechen wir zu dritt die Meriten der ersten Staffel, den Auftakt der zweiten Staffel und unsere Hoffnungen für die Zukunft.

Podcast: Star Wars: Rebels – Spark of Rebellion

© Disney

Heute abend ist Premiere für die neue Star Wars-Serie Rebels auf Disney XD. Sascha von Pew Pew Pew, Philipp von Serien.Ninja und ich haben den “Pilotfilm” Spark of Rebellion auf der “Kinotour” vorab gesehen und gemeinsam besprochen.

(Für jemanden, der sich gerne über die Klangqualität anderer Podcasts beschwert klingt meine eigene Stimme diesmal extrem nach Echokammer. Leere Konferenzräume sind eben keine guten Aufnahmestudios. Besserung ist gelobt.)

Wir spoilen den Film in der ersten Hälfte des Podcasts in groben Beats und sagen dann irgendwann an, wenn wir richtig ins Detail gehen.

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Shownotes:

Crosspost mit “Pew Pew Pew”

Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 2 “Heavy is the Head”

Recaps verraten per Definition die gesamte Handlung der Episode. SPOILERWARNUNG.

Eine der Stärken der Marvel-Kinofilme ist, dass sie mit Iron Man von Anfang an den richtigen Ton getroffen haben. Nicht dunkel und brütend, wie Christopher Nolan den “erwachsenen” Superheldenfilm ein paar Jahre zuvor etabliert hatte, sondern abenteuerlustig und voller Humor, aber mit einem irgendwie moralischen Kern. Wie man das eben von Marvel seit den Sechzigern irgendwie gewöhnt ist, als Stan Lee vielen der heute bekanntesten Charaktere seine Stimme gab.

“Agents of SHIELD” versucht jede Woche das gleiche und scheitert. “Heavy is the head”, die zweite Folge der zweiten Staffel, ist leider keine Ausnhame. Es ist nicht das “Was” des Erzählens, das mir bereits dieses zweite Recap zur Strafarbeit werden lässt, es ist das “Wie”. Nachdem sie Serie schon in ihrem Auftakt letzte Woche einige Büchsen geöffnet hat – Obelisk, Talbots Verfolgungsjagd, Wards Gefangenschaft, Fitz’ Wahnvorstellungen und schließlich HYDRAs neuen Obermufti – kommen diese Woche noch ein paar mehr Dinge hinzu, die uns Zuschauer der nächsten Folge entgegenfiebern lassen sollten: Welche Rolle spielt Raina? Wie ist es um Coulsons Geist bestellt? Kann man auf Lance Hunter zählen? Und was steckt hinter dem Mysterium mit Skyes Vater?

Kyle MacLachlan FTW

Und doch will ich irgendwie höchstens mehr von Kyle MacLachlan sehen, der eben erwähnten Vater spielt und dessen schattenhaft-bedrohliches Auftreten eindeutig der Höhepunkt dieser Folge ist. Und nicht eine abgebrochene Motorrad-Verfolgung aus zwei Kameraperspektiven oder eine an Terminator II erinnernde Erstarrungsszene von Carl Creel in einer beliebigen Hotel-Lobby, in der eine Waffe benutzt wird, die wie in einem Toys R Us gekauft wirkt. Auch nicht eine mit dramatischer Musik unterlegte Szene, in der Coulson merkwürdige Zeichen in die Wand ritzt, übrigens. Mein einziger Gedanke war zu diesem Zeitpunkt nur noch: Ist das der Grund, dass er ständig solche Glückskekssprüche von sich gibt wie “I need people to do the wrong thing, but for the right reasons.”

“It’s like sometimes he’s the same old Fitz and sometimes … he’s not”, bemerkt Skye einmal sehr aufmerksam über ihren verwirrten Kollegen. (Einer von diversen Sätzen, mit denen Chloe Bennett einfachste thematische Punkte für ganz doofe Zuschauer noch einmal zusammenfassen darf, siehe auch “We all have changed”). Das gleiche Prinzip könnte auch für “Agents of SHIELD” gelten. Immer wieder sieht man der Serie an, dass sie sich dem Ideal des Marvel-Geists tatsächlich nähern könnte, doch nur wenige Momente später versinkt sie wieder in deklamatorischem Schauspiel, One-Linern aus der Witze-Vorhölle (“Why did you leave? Bad dental plan?”) und jenem allgemeinen Gefühl von Belanglosigkeit, das am Ende der ersten Staffel endlich überwunden schien.

Grundsatzfragen

Die Frage, wie klassisch comic-haft Bewegtbilder, die auf Comics basieren, sein sollten, ist ja eine grundsätzliche – und das Spektrum reicht eben von buntem Popart-Quatsch wie der 60er-Jahre-Batman-Serie bis zu pseudo-bedeutungsvollen Gesellschaftsparabeln wie The Dark Knight Rises. Im Laufe der Jahrzehnte haben Comics es endlich geschafft, sich einen gewissen Respekt zu erstreiten und der Welt zu beweisen, dass sie mehr sind als billiger Budenzauber zur Belustigung von Zehnjährigen. Nicht unbedingt Dostojewski, aber zumindest Unterhaltung mit einer gewissen Reflektiertheit. Die Marvel-Filme haben diesen Anspruch gehalten, aber “Agents of SHIELD” tut sich nach wie vor verflucht schwer damit. Und das kann doch nicht nur am Budget liegen.

Bester Moment: Kyle MacLachlan taucht Colonel-Kurtz-Style aus den Schatten auf.

Bester Dialog: “It worked” – “No, it let you live. There’s a difference.”

Note: 3-

Crosspost mit “Serien.Ninja”

Blick in die Blogosphäre: #Horrorctober

Ich mach’s kurz, weil ich’s eigentlich länger machen wollte. Seit letztem Jahr haben einige Filmbloggende angefangen, die Film-Blogosphäre in Themenmonaten zusammenzubringen. Der Plan: Alle gucken einen Monat lang Filme zu einem bestimmten Thema und unterhalten sich währenddessen darüber. Mit Hashtag. Angefangen hat das ganze letztes Jahr mit dem “Horrorctober”, in dem es darum geht, im Oktober 13 Horrorfilme zu gucken. Die Liste soll man am besten noch auf Letterboxd anlegen, das ist aber keine Pflicht.

Ich wollte eigentlich mit dem Erfinder des Ganzen, Patrick Thülig von “Kontroversum” (derzeit sanft entschlafen), ein Interview machen, aber die Zeit hat mich aufgefressen. Zum Glück hat Jan auf “CineCouch” das Wichtigste zusammengefasst und – viel besser – eine Liste mit Teilnehmern erstellt – da ist echt ein ziemlich großer Teil der Film-Bloggerszene vertreten. Hurra! Weitere Mitmacher sind gerne gesehen!

Ich stehe auch in dieser Liste, aber meine Letterboxd-Zusammenstellung ist eher so ein “Was wäre wenn”. Ich bin nicht der größte Fan von Horrorfilmen (wie man an den Filmen in der Liste sieht, habe ich auch viele Klassiker noch nicht gesehen) und ich weiß nicht so recht, ob ich meinen ganzen Oktober damit verbringen möchte. Außerdem nehme ich ungerne an Unternehmungen teil, bei denen ich nicht sicher bin, ob ich sie zeitlich schaffe. Aber vielleicht nehme ich die (ansonsten grandiose) Aktion zum Anlass, um wenigstens mal das ein oder andere Objekt zu studieren und anschließend in Formaldehyd einzulegen und es später mit elektrischen Aalen wieder zum Leben zu erwecken. IT’S ALIVE!

(Mit an Bord ist übrigens auch noch das Streamingportal MUBI, das im Rahmen des Horrorctober dann auch verstärkt Horrorfilme im Angebot hat. Der Kontakt kam übrigens beim Bloggertreffen im Februar zustande. Nur mal so.)

Ergänzung, 2.10.
Felix sammelt in seinem “Felham”-Blog die Blogposts zum #Horrorctober. Danke an Jan in den Kommentaren für den Hinweis.

65daysofstatic’s Paul Wolinski about Science Fiction, Nostalgia and “No Man’s Sky”

Paul Wolinski explicitly told me he likes doing interviews. After our twenty minutes of sitting together in a dressing room, he walked me back to the backstage area of their show in Wiesbaden and I asked him a question I didn’t think of while my recorder was running. Does he actually think it’s a good thing for a musician to think too much about the music they’re making? I liked his answer. He said it’s really not a good idea to do it while you are writing the music, but it’s quite healthy to reflect on what you did after the fact, which is why he likes giving interviews.

It’s probably also why 65daysoftsatic’s interviews are always worth reading or listening to. For an instrumental band, Paul and his co-founding bandmate Joe Shrewsbury have a lot of interesting things to say, and they talk about their music and the dozen or so years of their career with disarming honesty. Of the two, Paul is probably the McCartney to Shrewsbury’s Lennon, if you really want to search for these dichotomies in every band. Where Joe, somewhat reluctantly it seems, takes a scowling center stage at 65daysofstatic’s shows, Paul is the quietly smiling guy with no beard and less unruly hair on his left, bent over a keyboard and apparently really sinking into the music.

I wanted to interview Paul ever since I bought his solo record “Labyrinths” in 2011, a synthesizer-infused trip through 1980s video games, 1970s science fiction movies and their respective scores. When 65daysofstatic released a new soundtrack to the science fiction classic Silent Running a year later, I wanted to interview him even more. There was a throughline I sensed about the music he was involved with, and I wanted to quiz him about it, especially after I saw what he likes to read.

If you have never heard 65daysofstatic’s music, you probably should give it a spin before (or while) reading the interview. The albums of the Sheffielders sound quite different from each other, but they all share an impressive melange of post rock guitar dramatics, powerful syncopated drumbeats and glitchy electronic fiddlings that is hard to put into any one box. They released a free, career-spanning mixtape called “The Last Dance” on SoundCloud in 2012, which is a good place to start.

What is it that interests you about science fiction?

Well, to begin with, I suppose, when I was a teenager, I used to love reading all kinds of sci-fi books and I think it was just about the pure escapism, really, and the geeky side of me. And I really loved the cyberpunky stuff, people like Neal Stephenson. Bruce Sterling, I was a big fan of. Just that kind of tech, Blade Runner sort of sci-fi. I never really got into Star Trek or anything like that. But the dark stuff, I really enjoyed it. These days, I don’t know. I tried to step away from it in my twenties, because I had this sort of weird … not that it was a guilty pleasure, but I started reading Naomi Klein and people like that and thought: fuck, I need to learn what’s going on in the real world. So I put all that aside for a while and stopped reading it and following it in the same way that I did as a teenager for quite a long time. It’s only in the past few years where I’ve just kind of allowed myself to enjoy it. I think it’s really interesting these days how the reality has overtaken what sci-fi used to be good at.

People like William Gibson have said that they don’t write sci-fi anymore.

Yeah, and Bruce Sterling does these talks and these essays. I think he said something along the lines of “This is a better form for me now than trying to write novels. Deconstructing the present gives more of a clue of what I’m trying to get across than inventing any number of sci-fi worlds.”

I’ve always had the feeling that 65daysofstatic’s music also was about going into the future. Your first album, even in its title was about leaving something behind, “The Fall of Math”, and going to new places. Is that what you are trying to do?

Well, it was always about trying to find a new sound, I suppose, or be original. We’ve always been of the opinion that there’s already more than enough bands and more than enough music. You don’t really need any more. There’s more than you could hope to listen to in your lifetime. Excellent stuff. So, if you’re gonna be that self-indulgent to be in a band, if you’re driven to it anyway, then at the very least, you really need to try and do something useful. Try and be relevant to the world as you exist in it right now. Because there’s plenty of stuff covering the way it used to be, so you need to react to what’s really happening and try to articulate it. We always used to be like that. The last record we approached a little differently in one respect, just because as far a electronic music goes, it does feel like it’s plateaued a little bit, in terms of what’s possible. I just heard the new Aphex Twin album for the first time, today. It’s excellent, amazingly excellent, but it doesn’t sound new in the sense of it being unheard or unthought of music. If you listened to Aphex Twin twenty years ago, it was like nothing that had ever come before it, it was incredible, but it’s getting harder and harder to recreate that in music, I think. I sort of don’t think you can anymore.

You’ve used a science fiction metaphor for that as well, once. You said that, in the solar system, you can still find lots of places where you haven’t been, but you know where everything is.

Yeah, it’s one thing to have mapped a place, but it’s a completely different thing to have fully explored it.

So is that what you were doing with your most recent record, “Wild Light”?

To a point. All of this deconstruction of it comes afterwards, to tell you the truth. We didn’t sit in a room and wrote charts about the ideas behind the record, we just sort of made it and then worked out what we were doing afterwards. In hindsight, even when we did [2010 album] “We Were Exploding Anyway” – in our heads, it was this thing that could be proper pop music in the way that The Prodigy are pop music or The Cure are pop music, but still interesting and different and us. We pushed that as hard as we could and I really stand by that record, I’m proud of it, but it didn’t turn out like that at all. It was still pretty obscure. Maybe not for us, but relative to what we were aiming for. I think it opened with a song that starts in 17/8 or something, it’s crazy. But there was this striving to push forward, somehow, that was the agenda of that record. With “Wild Light”, we didn’t have that. It wasn’t about being lazy at all, it was just more about trying to be really good. Following the songs, whatever they happened to be. Don’t worry if it was something that we had done before or an idea that was a bit predictable in some ways. It was more about almost daring to not hide behind this sort of complexity, but strip everything back to the basics. We didn’t care, if it sounded original. Whatever that word meant, we just wrote until we felt it was good.

In general, this year, you found yourself at the other end of the spectrum, you looked back ten years to your first record and played it as a whole. And also, I think, with your solo record you channeled a lot of people that have been there before you. How do you feel about that? If you’re usually someone who tries to find new places to go and now you’re looking back, going to old places and revisiting them.

For the solo record, it was no masterplan that I was doing. It was just a bunch of material that I had started writing during the “Exploding” process, but that didn’t fit with 65. I just allowed myself to have some fun, I suppose, and not worry if things sounded a bit cheesy or generic in one way or another. I put it together and quite liked it. I have a hard time listening to it now. I find it hard to imagine that it was the kind of stuff I wanted to write. Not that I dislike it, I just find it hard to match me now with me then. I don’t know why. But it was cool and I’m glad I did it. 65 was always more important, but it was nice to do the sci-fi thing, because Caspar Newbolt, who has been the 65 artist for four or five years now, maybe a bit longer – he shares a lot of the same sci-fi landmarks and moments in time that I do. He had a spectrum computer when he was a kid and had all the sci-fi books with the brilliant covers that were evoked in the artwork. The Polinski record was the only thing I made where the artwork was finished before the music, so that actually influenced it. This wasn’t really your question, though.

Nevermind. It’s interesting.

So, that was just a little bracketed thing and it was cool. Doing the “Fall of Math” stuff was very different, because it feels like such a long time ago for us and we still play a lot of those songs live anyway, regularly, every night. And the ones that we don’t play fell away from the live show for a reason, because they didn’t translate as live songs very well. We were a little bit ambivalent about the anniversary thing for a long time. Monotreme records wanted to use it as a reason to finally put out a vinyl, which we thought was a really nice idea, because who doesn’t like vinyl? At some point the anniversary shows were suggested and we were a bit reluctant to do them.

Because you don’t want to be part of a heritage music industry?

That’s one reason. We certainly didn’t want it to seem like we have reached a stage where we do these looking back shows. I still absolutely think that “Wild Light” is our strongest material and we still feel like we ought to be an ongoing concern. Even if that’s not the truth, it’s what we’re aiming for. But biggest of all was: we’re so proud of our live show and everything we’ve done over the past decade has made us learn how significantly different the two disciplines are – writing/recording and then performing. Different songs work in different ways and by the time we go to “Wild Light”, we were developing our songs in parallel, we’d have the album version and we’d have the live version and they wouldn’t necessarily be the same, but they played to the strengths of the form. That’s what it’s all about. Use the form you have chosen, find what’s essential in it and concentrate on that. Having done all of that with “Wild Light” and being so pleased with the results, with the record and the live show – to then have to go back and think about the best way to perform songs that we wrote ten years ago and force them into the live template was a bit strange. Part of us wanted to rework them entirely, but that would have gone against the point of doing it in the first place, because it wouldn’t have sounded like doing the record then. We would have ripped them to shreds. So there were lots of conversations of that nature. Eventually we took the gamble, because Monotreme thought it was a good idea and our management thought it was a good idea.

Did you enjoy it in the end?

Yes, in the end. I don’t think it’s as strong as our normal live show, I have to say that. And we did insist on doing two sets, “The Fall of Math” and then the second full set, which we mostly just played “Wild Light” stuff on. Hopefully to show people, who were big fans of “The Fall of Math” but haven’t necessarily been paying attention to what we’ve been doing since, reminding them that we’ve got all this new stuff too. It was good, the crowd made us realize that we probably think too hard about these things sometimes and that it’s okay, every now and then, to just sort of pause and celebrate a thing that meant a lot to a bunch of people. That was really nice. Even the songs that we never play live anymore – they were weird. Certainly on stage it felt very disjointed to be playing them in that particular order, but it clearly worked, as far as the show went.

If you’re doing two sets like that, you’re also marrying something old to something new in a way … like you did with Silent Running. (we both chuckle at my lame attempt to create a segue) Is that comparable in any way?

Maybe as a metaphor. The processes couldn’t be further apart. I think we do that anyway in our normal show, which flows a lot better, because you can mix and match. I’ve never actually gone to a show, where a band plays a whole record.

I don’t like them, really, because I like to be surprised.

Yeah, exactly. But clearly people do, so, you know …

But do you think we are ever going to see a version of Silent Running with the music? It’s just been released on Blu-ray, so that would have been an opportunity.

No. Recently, we weren’t even allowed to do a live show. There was a really cool venue in England, which would have been perfect to do it. They wanted us to do it. And Universal or maybe it wasn’t even Universal but somebody with the Power said: Actually, no, it’s getting re-released on Blu-ray soon, so it would be inappropriate to have it showing with some other soundtrack. Back when we first did it, we somehow found the e-mail of director Douglas Trumbull and e-mailed him to let him know we’re doing it.

Sound’s great. Because he’s a real geek as well, right?

I think so, yeah. And we got a reply, which was amazing. The reply basically said: “Go for it. That sounds great. I’ve got no control over anything that happens with that film.”

It’s a shame.

Yeah. On the scale of the movie industry, we’re just completely anonymous. They wouldn’t make any money by reissuing Silent Running with our soundtrack.

Are you still involved with the video game “No Man’s Sky”? Can you tell me anything about that?

I cannot. (he grins) I can tell you that they did this trailer, about a year ago now, for some big games conferences and they used “Debutante” and then they used “PX3” for another trailer. It just exploded in the games world and it’s really exciting to be associated with that on that basic level.

Did that register with you at all? Did people actually buy some music?

I don’t know if they bought the music. I don’t think many people do that anymore, but there is a regular stream of people on Twitter or Facebook constantly going “Thanks to Hello Games for introducing me to 65daysofstatic, these guys are great”. That’s trickling in. And it’s really good to be associated with that as a thing, because it’s not a world I follow particularly closely, but everything I’ve seen about that game – as soon as they contacted us about using the music for the trailer, they sent some screenshots through. I went: Ah, that looks like those sci-fi book covers I read as a teenager, and everything I’ve heard them talk about is that they don’t just want to do another shooting game. It’s all about exploring the universe. So I said: Okay. That sounds like something that’s nice for 65 to be associated with.

Thanks a lot for taking the time.


65daysoftsatic’s latest album is called “Wild Light” and was released last year. Buy it here or check out the single “Prisms“. Monotreme Records re-released their 2004 debut “The Fall of Math” in early 2014. It’s also still available. Paul occasionally blogs on his website.

Recap: Agents of SHIELD – Season 2, Episode 1 “Shadows”

Dieses Blog hatte von Anfang an auch die Aufgabe, mir die Möglichkeit zu geben, neue Formate auszuprobieren. Für diese Fernsehsaison möchte ich mich erstmals an wöchentlichen “Recaps” probieren – der launigen Besprechung von Fernsehserien, die von Seiten wie “TV without Pity” und “The A.V. Club” groß gemacht wurden. Ich habe mir als Partner die neu gestartete deutsche Seite “Serien.Ninja” ausgesucht, welche die Recaps neben meinem Blog veröffentlichen wird.

Als Anschauungsobjekt dient mir (natürlich) das Marvel Cinematic Universe, also die Serie “Agents of SHIELD”, die auf ABC läuft und in Deutschland auf iTunes erhältlich ist. Die Recaps spoilen übrigens absichtlich die komplette Folge und sind für den Danach-Konsum gedacht. Viel Spaß beim Lesen.

© ABC

“Agents of SHIELD” hatte im vergangenen Jahr keinen einfachen Start. Vielleicht waren die Erwartungen an eine Joss-Whedon-Serie im äußerst erfolgreichen Marvel-Universum zu hoch, vielleicht aber auch die Figuren und die Folgenplots ein wenig zu farblos. Mit ein bisschen Hilfe vom ungewöhnlichsten Kino/TV-Crossover neuerer Zeit – der Auflösung von SHIELD in Captain America: The Winter Soldier, die gleichzeitig und danach auch in der Serie spüren war – gelang es “Agents of SHIELD” aber, am Ende der letzten Staffel doch Lust auf mehr zu machen. ABC gab eine neue Staffel in Auftrag.

Eine Season 2 Premiere ist wie ein zweites Album. Die Showrunner Jed Whedon und Maurissa Tancharoen müssen auf dem Niveau weitermachen, auf dem sie aufgehört haben und dennoch zeigen, dass noch mehr geht. Entsprechend ist “Shadows”, so der Titel der ersten neuen SHIELD-Folge, voll bis zum Rand mit Charakteren, Schauwerten und Enthüllungen.

Als wir unsere Helden im Frühjahr zurückgelassen haben, hatten sie gerade entschieden, SHIELD aus den Trümmern – aber im Geheimen – neu aufzubauen, mit Phil Coulson (Clark Gregg) als Direktor. Dass seitdem etwas Zeit vergangen ist und Charaktere sich verändert haben, wird vor allem über die bewährte Methode des Frisurenwechsels kommuniziert. So trägt Hacker-Queen Skye (Chloe Bennett) jetzt Pony und sieht auch sonst ein bisschen mehr aus wie Katniss Everdeen – denn sie ist nicht länger das Küken sondern eine durchaus etwas erfahrene Kämpferin. Technikgenie Fitz (Iain De Caestecker), der im Finale der ersten Staffel schwer verletzt wurde, hat in der Zwischenzeit nicht nur an Haarlänge, sondern auch an Verstand verloren. Und Agent Ward (Brett Dalton), der sich zuletzt als fieser Hydra-Spion entpuppte, trägt inzwischen Bart – und angeblich ist er geläutert. Sagt er zumindest.

Die Premiere beginnt allerdings mit keinem dieser Charaktere, sondern mit einer Art Preview auf “Agent Carter”, die Miniserie die Marvel wahrscheinlich für den “Christmas Break” von SHIELD geplant hat. So wird gleich klar, dass wir uns in einem größeren Universum befinden – vielleicht denken wir sogar kurz darüber nach, dass diese Staffel wohl die Aufgabe haben wird, uns auf die Ereignisse in Avengers: Age of Ultron vorzubereiten, der im nächsten Mai die Kinoleinwände schmücken wird.

Infinity-Stein?

Es folgt ein vielschichtiger Plot, indem es vordergründig darum geht, einen Quinjet aus den einkassierten SHIELD-Beständen zu klauen. Eigentlich aber werden vor allem dutzende neue Charaktere und ein erster MacGuffin eingeführt. Der “Obelisk” lässt den, der ihn berührt nicht mehr los und beginnt dann langsam, ihn zu töten. Das wird doch wohl kein neuer Infinity-Stein sein? Dafür ist SHIELD eigentlich zu weit unten im Prioritäten-Regal.

Die neuen Gesichter sollte man vielleicht einmal zusammenfassen: Isabelle Hartley (Gaststar “Xena” Lucy Lawless – ist sie wirklich tot am Ende der Folge?) und ihre Söldner Lance Hunter (Nick Blood, bekannt aus der Selbsthilfegruppe “Mein echter Name klingt mehr nach Comic, als die Figur, die ich spiele”) und Idaho (Wilmer Calderon, ebenfalls “tot”) helfen den bekannten SHIELDs so gut sie können. Dagegen steht Bösewicht Carl “Crusher” Creel (Brian Patrick Wade), der die Fähigkeit hat, seine Haut in Substanzen zu verwandeln, die er berührt. Comic-Fans erkennen den “Absorbing Man” (für alle, die im Chemieunterricht nicht aufgepasst haben: nicht zu verwechseln mit dem “Adsorbing Man”, bei dem sich die Substanzen nur an der Oberfläche anreichern würden). Und ein HYDRA-Nazi der Kategorie Heinrich Himmler (grausam und kalkulierend, aber gebildet mit Brille), den das Internet bereits als Daniel Whitehall identifiziert hat und der merkwürdigerweise seit seinem Zusammenstoß mit Peggy Carter nicht gealtert ist.

Alte Bekannte, die als Gaststars ebenfalls auftauchen: Brigadegeneral Glenn Talbot (Adrian Pasdar), der die konfiszierten SHIELD-Materialien verwaltet und hoffentlich mit seiner Offiziösität noch für einigen Comic Relief sorgen wird. Patton Oswalt als Billy Koenig, der fröhlichste Gadget-Presenter seit Q. Und B. J. Britt als Agent Triplett, von dem man eigentlich erwartet hätte, dass er in den Hauptcast aufsteigt, vor allem, da die Romanze mit Skye und das resultierende Liebesdreieck mit dem immer noch verführerischen Ward sich schon anbahnt.

Das Ende des Phlegmatismus

“Shadows” ist hauptsächlich damit beschäftigt, alle Anwesenden wieder auf Kurs zu bringen, was rund 40 Minuten lang auch gut funktioniert. Der Phlegmatismus der ersten Staffel scheint beseitigt, es passiert ständig was und die Hauptfiguren befinden sich spürbar in echter Gefahr. Clark Gregg, der als Mann der Tat immer ein wenig fehl am Platz wirkte, fügt sich wunderbar in seine neue Rolle als SHIELD-Chef ein, den fast ein Hauch von Jean-Luc Picard umweht. Und sind nicht auch die Effekte ein kleines bisschen besser geworden? Jedenfalls kann man wohl problemlos davon ausgehen, dass uns eine gute Staffel bevorsteht.

Ein bisschen viel wirkte für mein Verständnis dafür die cliffhangerige Enthüllung, dass Fitz seine Partnerin nur halluziniert. Da hätte man doch ruhig noch ein paar Folgen mit den Zuschauern spielen können. Mit ähnlich breitem Pinsel gemalt: Die pathetische “Rede-über-einer-Montage” im Jeff-Winger-Stil von Coulson am Schluss. Aber vielleicht muss das Publikum auch noch einmal daran erinnern, wer die Guten sind und wofür sie stehen. Noch sind wir schließlich nicht bei Netflix, das kommt erst nächstes Jahr mit “Daredevil”.

Bester Moment: John Creel verwandelt sich in Straße und lässt dadurch einen von Chevrolet gesponserten SUV durch die Luft segeln.

Bester Dialogsatz: “John Garrett, isn’t that your mate who went to the dark side?” knapp gefolgt von “I’ll have you so deep in horse manure, you’ll need a damn snorkel!”

Note: 2+

Crosspost mit Serien.Ninja

Vier Filme, Vier Regisseure – Wieviel Autorenschaft verträgt ein Franchise? (mit Infografik)

© 20th Century Fox

Weil Franchise-Filme immer mehr den Mainstream-Hollywood-Betrieb übernehmen, stellt sich zunehmend die Frage, inwiefern Regisseure mit einer deutlichen individuellen Handschrift in das System hineinpassen. Schließlich versuchen die großen Studios seit der Blockbuster-Ära immer wieder, “besondere” Regisseure für ihre Filmreihen zu gewinnen, um aus einem generisch erscheinenden Instrument einzigartige Noten herauszukitzeln.

Solche Experimente können gelingen. Manch ein Regisseur scheint so gut zu einem Franchise zu passen, dass man es zeitweise ganz und voller Enthusiasmus mit seinem Stil identifiziert – man denke an die Batman-Filme von Tim Burton und Christopher Nolan oder die Bourne-Episoden von Paul Greengrass. Es gibt Fälle, bei denen einzelne Filme aus einer Reihe positiv herausstechen, gerade weil sie individuell gefärbt sind – Alfonso Cuaróns Harry-Potter-Beitrag.

Sie können aber auch nach hinten losgehen. Marc Forster und das James-Bond-Franchise waren in Quantum of Solace bespielsweise eindeutig kein gutes Paar. Und auch über die Chemie von Ang Lee und Hulk lässt sich sicherlich diskutieren.

Interessant ist, dass uns die Filmgeschichte gleich zwei langlebige Franchises geschenkt hat, denen kein einzelner Regisseur seinen Stempel aufdrücken konnte. Im Gegenteil: Ihr Merkmal ist es beinahe geworden, dass sie versuchen, ihr Quellenmaterial mit jeder Folge durch neue Augen zu sehen – und durchaus nicht durch irgendwelche Augen. Sowohl Alien als auch Mission: Impossible bestehen (bisher) aus jeweils vier Filmen, inszeniert von vier Regisseuren, die meisten von ihnen namhaft und innerhalb des Hollywoodsystems auch als “Autoren” anerkannt.

Mich interessierte, ob man die individuelle Prägung eines Films mit dessen finanziellen Erfolg korellieren kann. Und ich nehme es gleich vorweg: die relativ banale Antwort lautet Nein. Während dem Alien-Franchise zuviel Autorenschaft eindeutig geschadet hat, konnte Tom Cruises Actionfilmserie mit ihrem untypischsten Film am meisten Geld scheffeln:

Auf der Y-Achse der Grafik findet sich das US-Einspielergebnis der jeweiligen Filme, hochgerechnet auf heutige Ticketpreise. Auf der X-Achse ein von mir vergebener “Autoren-Index”, der ausdrücken soll, wie stark der Film von seinen Machern geprägt ist und wie speziell er sich dadurch anfühlt. (Update, 23.9.: Der Index ist mit Humor zu nehmen)

Aber der Reihe nach:

Der Prototyp

Grundsätzlich sollte man festhalten, dass Franchising nur dann möglich scheint, wenn der Ursprungsfilm nicht schon so speziell ist, dass man sich schwer vorstellen kann, den Stoff in eine neue Richtung zu drücken. Dass aus David Lynchs Dune nie eine Filmserie wurde, ist sicher kein Zufall.

Sowohl Ridley Scotts Alien als auch Brian De Palmas Mission: Impossible besitzen genug Individualität, um aus dem Einheitsbrei Hollywoods herauszustechen, sie gehören aber beide nicht unbedingt zu den persönlichsten Filmen der beiden Regisseure. Alien ist etwa längst nicht so introspektiv wie Blade Runner und Ridley Scott noch relativ unerfahren. Und Brian De Palma hatte gerade mit Carlito’s Way quasi Scarface II gemacht und war vielleicht ganz froh, mal wieder einen richtigen Hollywood-Mainstream-Film zu inszenieren.

Beide Filme trafen jedenfalls eine Art Sweet Spot, der sie nicht nur zu großen Geldmaschinen machte, sondern auch zu Startrampen für erfolgreiche Fortsetzungen.

Der Topper

Die Fortsetzung muss immer größer sein als das Original. Auch in diesen beiden Franchises trifft diese Regel gnadenlos zu. James Cameron machte aus Scotts klaustrophobischem Horrorthriller ein gigantisches Science-Fiction-Action-Spektakel und schuf damit den in Fankreisen wohl beliebtesten, weil (sind wir mal ganz ehrlich) wichsvorlagigsten Film der Serie (nicht sexuell, nur in Sachen Ballerei und genereller Badassery). Und John Woo drehte in M:I-2 einfach alle Verstärker auf Elf und verwandelte De Palmas Spionage-Vexierspiel in ein relativ sinnfreies Explosionsfest mit Tauben.

Beide Filme gehören zu den bestverdienensten Instanzen ihrer Serien, doch dahinter scheint mir eher die positive Erwartungshaltung an eine Fortsetzung zu liegen als individueller Stilwille. Denn während De Palmas Film eindeutig eine deutliche Abkehr vom Prototypen darstellt und sogar dem Protagonisten einen völlig neuen Look verpasst, ist Camerons Anpassung subtiler und vor allem auf der thematischen Ebene zu finden.

Der Mutige

Wenn man als Filmstudio zweimal hintereinander erfolgreich war, scheint sich beim dritten Mal der Drang breitzumachen, etwas Neues zu versuchen. Bei den beiden Franchises in diesem Artikel führte das jeweils zu einem deutlich erfolgloseren, vielleicht aber auch zum interessantesten Film der Serie.

David Finchers Alien 3 ist mittlerweile einer dieser Legendenfilme. Der erste Spielfilm eines mittlerweile als genial verehrten Regisseurs, der im Kampf um die kreative Kontrolle zerrieben wurde. Für eine Neubewertung lohnt es sich, den Videoessay “The Unloved” anzusehen und ich persönlich liebe seinen Stil, doch es lässt sich nicht abstreiten, dass der Film innerhalb des Alien-Kosmos nur bedingt funktioniert.

© 20th century fox

Mission: Impossible 3 ist ebenfalls ein Spielfilmdebüt, und zwar von J. J. Abrams. Abrams kam vom Fernsehen und ist hier eindeutig noch auf Bewährung – seine inzwischen legendären Lens Flares etwa sind sehr spärlich eingesetzt. Ähnlich wie Cameron bei Aliens schafft es Abrams aber, sich der Serie inhaltlich überzustülpen. Das Kurtzman-Orci-Abrams-Drehbuch ist eine typische Mystery Box, gleichzeitig ist Ethan Hunt hier erstmals ein Familienmensch (eigentlich ungewöhnlich für eine so chamäleonhafte Figur) und sein Gegenspieler ist ein nihilistischer Businessman/Killer.

Der Vierte

Ein Franchise muss schon sehr erfolgreich sein, damit es auf vier Filme kommt. In den hier untersuchten Fällen entschied der vierte Film darüber, ob es weitere Fortsetzungen geben würde – wie im Fall von Mission: Impossible oder ob nicht eher ein Reboot angesagt wäre, wie bei Alien.

Alien: Resurrection ist eine so merkwürdige Kreatur, wie man sie nur selten findet. Die Markenzeichen von Drehbuchautor Joss Whedon und Regisseur Jean-Pierre Jeunet springen einen geradezu an. Die Einstellungen, Farbwelten und das Knautschgesichter-Casting von Jeunet; die Dialogzeilen und Figurenkonstellationen von Whedon. Aus der Schizophrenie von Drehbuch und Regie – Whedon hat mehrfach öffentlich erklärt, dass Jeunet seine Worte völlig falsch interpretiert hat – ergibt sich eine zwar filmwissenschaftlich interessante Spannung, aber leider kein wirklich guter Film, der entsprechend auch an den Kinokassen völlig versagte.

Während Alien also immer seltsamer wurde, ging Tom Cruise den Weg der Konsolidierung. Ghost Protocol, der vierte der Mission-Filme, ist vor allem solide. Brad Bird in seinem ersten Realfilm kadriert und erzählt präzise, sorgt für einige spektakuläre Setpieces und schafft damit einen gelungenen Actionthriller, aber “besonders” ist der Film eher nicht. Das wichtigste aber: er war erfolgreich genug, um einen fünften Film hervorzubringen. Mission: Impossible 5 unter der Regie von Christopher McQuarrie soll nächstes Jahr ins Kino kommen.

Alien hingegen kehrte mit Prometheus schließlich an seine Wurzeln zurück – zu Regisseur Ridley Scott und zu einer Zeit vor dem ersten Film. Das Ergebnis war durchwachsen. Sigourney Weaver, die ähnlich wie Tom Cruise irgendwann die treibende Kraft hinter den Filmen wurde, hat zum Ausdruck gebracht, dass sie Ellen Ripley gerne noch ein würdigeres Ende verschaffen würde. Sie müsste nur den richtigen Regisseur dafür finden. Die Frage bleibt aber: Wieviel Individualismus braucht es dafür?

Geburt

Es war still im Blog in den letzten Wochen. Der Grund: Ich habe fieberhaft an einem der wichtigsten Projekte meines bisherigen Berufslebens gearbeitet. Das hat mich nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Nerven gekostet. Ich habe die letzten zwei Wochen kaum eine Nacht richtig geschlafen, mich stattdessen stundenlang hin- und hergewälzt und meine Neurodermitis gekratzt, weil ich eine Riesenangst hatte, dass ich nicht rechtzeitig fertig und damit zum Gespött der Welt werde. Ich konnte mich nicht aufraffen, in meiner Freizeit dann auch noch kreativ zu sein – obwohl noch ein paar Ideen in der Schublade warten – und habe lieber The Good Wife geguckt.

Er ist dann aber mit nur wenigen Einschränkungen doch noch rechtzeitig fertig geworden, der Relaunch von kirchentag.de. Ich habe inzwischen kein Gefühl mehr dafür, ob er schön geworden ist und praktisch – wie geplant – oder nur eins von beidem oder keins. Aber er ist jetzt fertig und live. Und ich bin sehr erleichtert.

Und nächste Woche fange ich dann vielleicht auch wieder an zu bloggen.

Kreative Archäologie: Der Comic zu The Star Wars

Der Brontosaurus hat nie gelebt. Er war eine Erfindung des Archäologen O. C. Marsh, der ein unvollständiges Fossil eines Apatosaurus mit einem anderen Kopf ergänzte, um es ausstellen zu können. Damals, Ende des 19. Jahrhunderts, fochten einige besonders ehrgeizige Archäologen untereinander gerade die sogenannten Bone Wars aus. Sie machten solche Akte kreativer Archäologie manchmal notwendig.

Nicht nur die “Bone Wars”, auch die Star Wars haben jüngst einen solchen kreativ-archäologischen Akt hervorgerbacht. Grundlage dafür sind die Prototypen der Star Wars Saga in Form von Lucas’ frühen Drehbüchern und Story-Umrissen aus den Jahren 1973 und 1974. Lucas hat nie damit hinter dem Berg gehalten, dass eine Version von Star Wars existierte, in der ein Charakter Starkiller heißt, Han Solo ein grünes Alien ist und der Slogan noch “May the Force of Others be with you” hieß. Genau aus dieser Version, dem Rough Draft “The Star Wars” vom Mai 1974, hat Dark Horse Comics seit Herbst letzten Jahres eine Comicserie gemacht, die im Sommer auch als gesammeltes Paperback erschienen ist. (Ganz im Stil des neuen Trends, Filme und Serien in Comics fortzusetzen, siehe Buffy oder Fight Club.)

Das Ergebnis dieses Experiments ist ein Faszinosum an kreativer Archäologie. Lucas’ Drehbuchentwurf bleibt intakt und erlaubt so das “Studium” der Evolution von Star Wars, doch die Aufbereitung als Comic sorgt dafür, dass dieses Studium eine unterhaltsame SF-Achterbahnfahrt ist. Außerdem schafft sie durch die Art und Weise, wie die Macher (Star Wars-Chefhistoriker J. W. Rinzler und Grafiker Mike Mayhew) den Text visuell interpretiert haben, eine neue interessante Metaebene.

Der “Rough Draft” ist, wie gesagt, schon länger in der Welt, daher erspare ich mir hier sowohl eine Zusammenfassung als auch eine längere Analyse des Textes und seiner zeitgenössischen Inspirationen. Aus heutiger Zeit ist im Rückblick sicher vor allem interessant, dass Lucas die Erschaffung der Prequels anscheinend als Gelegenheit gesehen hat, ungenutzte Ideen aus seinen Prototypen abzustauben und wiederzuverwerten. In The Star Wars fällt, besonders am Anfang, die starke politisch-bürokratische Dimension von Lucas’ SF auf, die ja auch in den Prequels eine (leider schwerfällig umgesetzte) wichtige Rolle spielt. Bei der Eroberung der Galaxie geht es genau so sehr um Ressourcen, Budgets und Legitimation, wie um Abenteuer und Erforschung fremder Welten.

Ebenso bemerkenswert ist, dass Lucas anscheinend schon 1974 eine schrecklich minnesängerische Vorstellung von romantischer Liebe hatte. Liebe entsteht in Lucas’ Star Wars Universum nicht durch erotische Spannung, gemeinsame Interessen oder gar banale Attraktivität, sondern durch Deklamation. Episode II lässt grüßen.

Die visuelle Interpretation dieser frühen Träumereien von Lucas muss eine spannende Aufgabe gewesen sein. Es ging ja weniger darum, eine eigene Bildsprache zu entwickeln, sondern vielmehr jenes freakige Paralleluniversum ausfindig zu machen, in dem eben nicht Star Wars verfilmt wurde, sondern The Star Wars. Grafiker Mike Mayhew erklärt im Interview mit “Bleeding Cool”, dass es ihm vor allem darum ging, sich in den jungen George Lucas hineinzuversetzen: “Maintaining the integrity of George’s purest and wildest ideas for what would become STAR WARS is paramount”.

Als Ausgangsmaterial zog das Team nicht nur die SF der Zeit – Filme wie Zardoz, Bilder von Künstlern wie Roger Dean, die galaktischen Comics von Jack Kirby – heran, sondern griff vor allem auch die vielen visuellen Alter Egos der Star Wars Saga wieder auf, die ja in Form von Konzeptzeichnungen noch in den Lucasfilm-Archiven existieren und an denen sich auch J. J. Abrams derzeit für Episode VII wieder bedient. Im Interview mit “Newsarama” beschreibt Rinzler den Prozess:

What Mike Mayhew, Randy Stradley and I did was pore over the different designs and go back-and-forth with each other on what would work for each character. I know a lot of the artwork pretty well from doing the Making Of books, and I could point to certain things, like an off-hand McQuarrie sketch, and say it might work for such and such.

Dank der Fülle an Material blieb nur wenig, was aus dem Nichts erschaffen werden musste. Und schließlich gab es als Inspirationsquelle ja auch noch die Prequels, in denen sich wie erwähnt einige Echos des Drafts finden. Und so sieht der Palast auf Aquilae sicherlich nicht nur zufällig ein bisschen aus wie der Palast auf Naboo und auch einige Sternenschiff-Designs könnten verworfene Ideen aus The Phantom Menace sein.

Das Experiment ist gelungen. Es muss auf unfassbar nerdige Weise Spaß gemacht haben, sich ein alternatives Star Wars-Universum aus so disparaten Teilen zusammenzukleben – auch wenn Lucas’ erster Draft dem Film, der tatsächlich entstand, deutlich unterlegen ist. Das Ergebnis unterhält folglich auch vor allem auf einer Metaebene für Fans – das aber richtig gut. Im Gegensatz zum Brontosaurus reicht das hier ja auch.