Sieben Fragen an Andreas Hykade

© ZDF

Es ist wieder “Close up”-Zeit. Die aktuelle Sendung, die am Samstag in ZDFkultur Premiere hat (und bereits vorab in der Mediathek zu finden sein wird) enthält von mir unter anderem eine Kritik zur Beinahe-Monty-Python-Reunion A Liar’s Autobiography.

Die Sendung sollte eigentlich ein Animations-Special werden, doch leider hat uns das Kino einen Strich durch die Rechnung gemacht. Tarzan 3D wurde ins nächste Jahr verschoben und die Pressevorführungen von Cloudy with a Chance of Meatballs 2 wurden so nah an den Start des Films herangerückt, dass wir ihn nicht mehr vor Ausstrahlung sehen konnten. Geblieben ist die oben erwähnte Liar’s-Kritik und eine Gastkritik von Animationsregisseur Andreas Hykade, in der er pointiert über Balance von den Brüdern Lauenstein spricht – den Film, der ihn zum Trickfilm gebracht hat.

Bereits jetzt online ist unser übliches Bonusfeature “7 Fragen an Andreas Hykade“. Darin spricht er sehr offen über das Filmemachen allgemein, seine (merkwürdigerweise) kontroverse Schöpfung der Kinderserie TOM und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig und seine eigene Liebe zu Abstraktion und Rhythmus im Trickfilm. Für Animationsfans hoffentlich ein sehenswertes Interview.

Auf seiner Website kann man sich übrigens einige von Hykades Filmen in voller Länge anschauen. Ich mag seinen Stil, der eine naiv-kindliche Linienzeichnung mit teilweise sehr grimmigen Motiven verbindet (einem Massenpublikum bekannt geworden durch das Musikvideo “10 Kleine Jägermeister” von den Toten Hosen). Am besten aber gefällt mir sein jüngster Film Love and Theft, ein sechsminütiger Parforceritt durch die Animationsgeschichte mit allen psychedelischen Mitteln des Mediums. Reinklicken lohnt sich!


“Close up” läuft am Samstag, 19. Oktober, um 22.45 Uhr in ZDFkultur. Die Wiederholung in 3sat ist am 29. Oktober um 21.45 Uhr. Oder in der Mediathek.

Close up – Juli 2013

In der aktuellen “Close up”-Sendung, die gestern abend in ZDFkultur Premiere hatte, habe ich mal wieder alle Beiträge gestaltet. Wer also meine Einschätzung zu Lone Ranger und Frances Ha sehen will, und interessiert daran ist, was Sung-Hyung Cho über Detlev Bucks Wir können auch anders sagt, sollte sich die Sendung anschauen. Hier geht’s direkt zur Mediathek. Alternativ wird die Sendung am Dienstag um 21.45 Uhr in 3sat wiederholt.

Christoph Hochhäusler bei “Close up”

Nachdem ich den Filmemacher und Blogger Christoph Hochhäusler im Januar schon im Rahmen meiner Untersuchung zur Film-Blogosphäre per E-Mail interviewen konnte, hatte ich im März auch Gelegenheit, ihn persönlich in Berlin zu treffen.

Das Ergebnis unseres Gesprächs ist jetzt online zu bewundern, in Form einer Gastkritik in der aktuellen “Close up”-Sendung – und in einem Videointerview mit sieben weiteren Fragen zu seiner Arbeitsweise.

Christoph dreht dieses Jahr einen neuen Film namens Lichtjahre – über einen Journalisten, der manipuliert wird, ohne es zu wissen. Ich frage mich, ob er mir damit irgendwas sagen will?

“Close up” läuft heute abend um 22.10 Uhr in ZDFkultur und wird am Dienstag um 21.45 Uhr in 3sat wiederholt.

Die Annehmlichkeiten des Mauerblümchendaseins

Bild: Capelight

Der Film The Perks of Being a Wallflower (dessen fragwürdiger deutscher Verleihtitel “Vielleicht lieber morgen” lautet, was Gespräche über den Film grundsätzlich kompliziert macht (“Was? Warum willst du nicht jetzt drüber reden?!”)) beginnt mit einer traumwandlerischen nächtlichen Fahrt durch einen orange-golden beleuchteten Stadttunnel vor den Toren von Pittsburgh. Dazu spielt Musik. Ich weiß nicht mehr, ob es die Filmmusik von Michael Brook ist oder der Song “Asleep” von den Smiths, aber ich wusste in diesem Moment dass mich dieser Film gefangen nehmen würde.

Die self-fulfilling prophecy wurde wahr und ich saß tagträumend im Kino und sah Charlie dabei zu, wie er sein Inneres Licht findet, weil er die richtigen Freunde bekommt, die ihn mitnehmen in eine Welt, die nur aus nächtlichen Tunnelfahrten zu bestehen scheint. In dieser Welt sind die schlechten Dinge des Lebens – Enttäuschungen, Schmerz, Hass – vor allem Inspiration für poetischen Ausdruck. So fügt sich alles zusammen und man kann sich, wie die Catchphrase des Films es ausdrückt, mal so richtig schön “unendlich” fühlen. Ach ja.

Während ich all das sah und fühlte, wusste ich gleichzeitig, dass The Perks of Being a Wallflower gar kein so furchtbar guter Film ist. Er bot keinerlei inszenatorische Besonderheiten und auch auf der Storyebene kann man ihm eine Menge vorwerfen, was Peter Bradshaw meiner Ansicht nach gut zusammengefasst hat: Etwa, dass die schwule Figur Patrick nur als Opferlamm für die Heterofigur Charlie existiert und dass das Thema Missbrauch im Film eine sehr oberflächliche, fast schon nervige Charaktermotivationsmaschine ist. (“All normal teenage loneliness is not good enough”, was mich auch hieran erinnerte.)

Ich mag die Smiths gar nicht

Meine eigene Schulzeit hat nichts mit der von Charlie gemeinsam. Natürlich musste ich als Klassenstreber, dem Schule tatsächlich Spaß gemacht hat, auch meine Dosis Hänselei ertragen, aber spätestens im Oberstufen (=High School)-Alter hatte ich mich irgendwie im Gesamtgefüge der Klasse eingenistet. Ich war weder introvertiert, noch mochte (oder mag) ich die Smiths, noch musste ich mir Manic Pixie Dream Friends suchen, die mich aus meiner Misere herausholten.

Und trotzdem brauchen sich Filme wie Perks gar nicht mal anzustrengen, um mich mit nur wenigen Würfen umzukegeln. Warum? Vielleicht, weil die Geschichte, die der Film erzählt, inzwischen etwas archetypisches hat. Sie lässt sich auf jeden Fall problemlos durch die Filmgeschichte zurückverfolgen (eine gerade Linie führt von The Perks of Being a Wallflower über Almost Famous und Dead Poets Society zu Harold and Maude und Rebel Without a Cause) und in der Literatur auch mindestens bis “The Catcher in the Rye”, aber sicher auch darüber hinaus: Diesen Geschichten zufolge steckt in jedem depressiven, einsamen (männlichen!) Teenager ein missverstandener Poet, der mal mehr (Perks), mal weniger erfolgreich (Catcher in the Rye) hervorgeholt werden kann. Was mich darüber nachdenken lässt, wie viele frustrierte, missverstandene Philosophen es wohl in der griechischen Antike gegeben haben muss, deren auf Papyrus gekritzelte Depri-Gedichte leider verschollen sind.

Regisseur Stephen Chbosky, der sein eigenes Buch verfilmt hat, muss sich dieses Archetyps bewusst sein, denn schließlich gibt Charlies Englischlehrer (im Film gespielt von Paul Rudd) seinem Schützling genau diese Bücher und Filme als Anschauungsmaterial, während Chbosky selbst zugegeben hat, dass seine Schulzeit eigentlich auch ganz anders war.

Mit anderen Worten: Hier zeigt sich wieder einmal (und mir ist bewusst, dass diese Erkenntnis absolut nicht neu ist), was passiert, wenn man junge Autoren Bücher schreiben lässt: sie schreiben über junge Autoren. Nein, sie schreiben über die Tagträume von jungen Autoren. Und hunderttausende junger Autoren und junger Möchtegern-Autoren und nicht mehr junger Autoren, die aber gerne noch mal jung wären, auf dem ganzen Planeten stimmen ebenso träumerisch in den Chor der Mauerblümchen ein, die Figur auf den Seiten oder der Leinwand betrachtend – halb verständnisvoll, halb neidisch. Das ganze ist scheinbar so einfach und so manipulativ, dass man es eigentlich verabscheuen müsste. Aber es ist leider doch viel schöner, sich von der sentimentalen Woge einfach mittragen zu lassen. Ist es, glaubt mir.

Vielleicht Lieber Morgen startet am 1. November in den deutschen Kinos. Eine Art Kurzfassung dieses Artikels am Samstag in “Close up”.

In semi-eigener Sache: “Close up”

Screenshot: ZDF

Seit nun ziemlich genau einem Jahr bin ich, neben meiner Superhelden-Identität als Blogger, im bürgerlichen Leben Mitglied der Filmredaktion ZDFkultur/3sat. Dort gehöre ich unter anderem auch zu dem Team, dass das monatliche Kinomagazin “Close up” produziert – für das ich nun, da die Sendung ein gutes halbes Jahr existiert, an dieser Stelle einmal Werbung machen möchte.

“Close up” läuft einmal monatlich auf ZDFkultur, samstags (zum Beispiel morgen) um 22:15 Uhr, und mit gleichem Inhalt aber anderem Layout danach dienstags auf 3sat – und steht anschließend zum Abruf in der Mediathek. Die Sendung hat drei Teile – zwei aktuelle Filmkritiken und eine “Gastkritik”, in der deutsche Filmemacher von ihren Lieblingsfilmen erzählen dürfen.

Dass vielleicht der ein oder andere meinen könnte, die Filmkritiken seien eben der Standard, den man aus EPK-Schnipseln und Interviews im Fernsehen ständig zu sehen bekommt; dass vielleicht manche meinen möchten, andere hätten das sogar schon besser/zeitgemäßer gemacht – geschenkt. Wir geben unser Bestes und versuchen uns stetig weiterzuentwickeln!

Das allerbeste an “Close up” aber, sind wahrscheinlich die Gastkritiken. Hier lassen wir Regisseure, Schauspieler und andere Filmschaffende Filme vorstellen, die ihnen persönlich am Herzen liegen. Und das geht, so finde ich zumindest, oft genug ziemlich unter die Haut und ich kann jedem nur empfehlen, sich diese Fünf-Minuten-Segmente einmal genauer anzugucken, denn so viel Raum wird “alten” Filmen im Fernsehen heute nur noch sehr selten gegeben.

Da erzählt zum Beispiel der Schauspieler Lars Eidiniger, wie für ihn Lars von Triers Antichrist mit der Geburt seines Sohnes zusammenhängt. Christian Petzold referiert beeindruckend über die Verfolgungsjagd in French Connection. Der Doku-Kameramann Thomas Plenert schwärmt über die Plansequenzen in den Filmen von Sergej Urussewski. Und Anna Brüggemann gibt zu, wie neidisch sie ist, wenn sie Sandra Hüller in Über uns das All spielen sieht.

Zusätzlich zu den Segmenten in der Sendung gibt es als Bonus online immer noch ein “7 Fragen an …” Video-Interview mit den Filmemachern, das sich immer ebenfalls lohnt. Und wann immer wir können: zusätzlichen Content, wie Interviews, die wir nicht in der Sendung unterbringen konnten oder sogar eine zusätzliche Gastkritik. Ich hoffe, wir werden noch lange die Gelegenheit dazu bekommen, dieses Prinzip immer weiter zu verbessern.

In der August-Sendung sagen wir unsere Meinung zu Magic Mike (mein erster eigener Beitrag, ich hatte mich bisher auf die Online-Aufbereitung konzentriert) und This Ain’t California. Und der Regisseur Matthias Luthardt spricht über Sidney Lumets Dog Day Afternoon. Schaut doch mal rein – und gebt mir ruhig auch Feedback hier im Blog.