Blick in die Kluft

Das Internet ist ein Imperator. Es teilt und herrscht. Der “Digital Divide”, die digitale Kluft, wie Fachleute den Problemkomplex nennen, schlägt sich in vielen Bereichen nieder: Ärmere Länder haben einen schlechteren Zugang zum Internet als reiche. Ältere Menschen tun sich schwerer damit, online zu brillieren als junge. Fraglich ist, ob die Wissenschaft mit der These recht hat, dass irgendwann abgehängt wird, wer sich der Herrschaft des Internets nicht unterwirft.

Immer wieder interessant zu beobachten ist, dass die Kluft zwischen den Liebhabern der digitalen Schönen Neuen Welt und ihren überzeugten Skeptikern auch unter Journalisten so deutlich ausgeprägt ist. Ein besonders gutes Feld für soziale Beobachtungen auf dem Gebiet sind Journalistentagungen wie die DJV-Veranstaltung “Besser Online” am vergangenen Wochenende. Weiterlesen…

Erschienen in epd medien 93/09

Kritik an Bauprojekt der MABB in Babelsberg

Der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) Lutz Hachmeister und der Berliner Grünen-Politiker Volker Ratzmann haben den Bau eines Medienkompetenz- und Ausbildungszentrums durch die MABB in Potsdam-Babelsberg kritisiert. Ratzmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Berliner Senat, sagte dem epd am 12. November, bei dem Bauprojekt handle es sich um das “Verprassen von 6 Millionen Euro durch die MABB”.

Er wünsche sich für die Hauptstadtregion eine sinnvollere Ausgabe von Geldern, sagte Ratzmann, beispielsweise indem man Internetkompetenz fördere. Hachmeister sagte, seiner Meinung nach sollten Behörden der Medienregulierung nicht Bauträger sein. Für das Zentrum wurde am 13. November der Grundstein gelegt. Weiterlesen…

erschienen in epd medien 90/09

Blutroter Oktober

„Insgesamt robust“ nennt Bernd Buchholz die Vertriebsumsätze von Gruner + Jahr bei der Jahrespressekonferenz 2009, aber er meint damit den ganzen Verlag. Das lässt sich daran erkennen, dass er den gleichen Begriff öfter benutzt, beispielsweise im Vorwort zum Jahresbericht 2008. „Unsere erfolgreichen
Medienmarken, die journalistische Kreativität unserer Mitarbeiter und verlegerisch vernünftiges Handeln im
Sinne der Mitarbeiter und Gesellschafter haben G+J zu einem selbstbewussten und wirtschaftlich robusten
Unternehmen gemacht“, heißt es dort.

Das Wort scheint zu passen. Das Hamburger Verlagshaus
Gruner + Jahr (G+J) gilt als schwerer Tanker, der selbst in hoher See nicht umkippt, gerade diese
Schiffsmetapher wird immer wieder gerne verwendet. Wer hier arbeitet, das war jahrzehntelang der gefühlte
Tenor in der Branche, braucht sich wenig Sorgen um Arbeitslosigkeit zu machen.

Weiterlesen in epd medien 87/09

Alles Schwindel. Die Fiktionalen sind mitten unter uns.

Sie schreiben Drehbücher und geben Qualitätszeitungen Interviews. Sie veranstalten im Internet Pressekonferenzen und könnten den nächsten deutschen Bundeskanzler stellen, wenn sie dürften: Fiktionale Personen übernehmen unsere Welt. Weiterlesen

erschienen in epd medien 76/09

Hinweis: Im Rahmen von SEO und generellem Sinn-Ergeben werde ich meine “Netzartikel” in Zukunft nicht mehr einfach nur durchnummerieren, sondern wie hier anteasern.

Worte zum Wochenende

For all the reassuring hype surrounding this week’s release of the remastered back catalogue – all the gruff bellows of solidarity stating that anyone who claims not to like the Beatles is either “a fool or a liar” – I’ve found that being a Beatles fan in 2009 is decidedly uncool.

Mark Beaumont , guardian.co.uk
// Help! The Beatles are my favourite band!

Der erste World Hoop Day fand übrigens am 7.7.07 statt, seitdem wandert das Datum und wird es auch weiterhin tun – bis 2013 das böse Erwachen kommt, manche Leute scheinen wirklich nichts aus dem Jahr-2000-Problem gelernt zu haben.

Michael Brake , Riesenmaschine
// WHD mit geringem MHD

This was and still is annoying to sports writers, but as a strategy it made sense. Jocks may not all be geniuses, but they realize that boasting can lead to little good and a lot of bad:

Ben Yagoda , Slate
// A Modesty Proposal

Nimmt man die Aufführung von “24h Berlin” als Stadt-Event, so war es offenbar nur ein mäßiger Erfolg. Glücklicherweise wurde der Film nicht, wie man befürchten konnte, zu einer Unterform von Stadtmarketing. Ohnehin verschluckt eine Großstadt noch ganz andere Events, ohne dass die meisten davon etwas bemerken, an diesem Tag etwa die Demonstration von 35.000 Atomkraftgegnern. Oder den weltgrößten Elektronikspielplatz, die Internationale Funkausstellung, die eigentlich in der gleichen Branche spielt, wo aber eine ganz andere Vorstellung von Realität in den Medien regiert. Wirklichkeit wird hier als etwas definiert, das man jetzt superscharf sehen und in jeder Lebenslage empfangen kann. Der Rest ist Content.

Fritz Wolf , epd medien
// Begegnungen und Bündnisse, epd medien 71/09, S. 3

Printartikel II

Wie viele andere habe auch ich jetzt einen Artikel zum Bundestagswahlkampf im Internet geschrieben. Die zentrale Frage:

Die Schriftzüge der großen Online-Knotenpunkte prangen auf den Webseiten der Parteien wie die Kreditkartenlogos an der Tür eines großen Kaufhauses. „Wir machen Politik auf allen Kanälen“, wollen sie sagen. Damit ist allerdings noch lange nicht garantiert, dass diese Politik auch überall wirkt, vor allem bei den so begehrten Jungwählern.

Ich habe mich nicht nur mit den Aktionen der Parteien beschäftigt, sondern auch mit der Auswertung dieser Aktionen durch das Netz, ARD und ZDF.

Und in der Tat hat sich über den Aktionen der Parteien im Netz längst eine Art übergeordnete Decke aus Aggregation und Kommentierung ausgebreitet.

Diese beiden Teaser-Quotes und mehr in epd medien 65/09.

Die Empörung der Wissenden (was: Die Empörung der Unwissenden IV)

Vorabankündigung: Meine vollständiges Fazit über die Debatte um “Erwachsen auf Probe” kann man ab Samstag in der neuen Ausgabe von epd medien lesen (evtl auch online).

Bis dahin sei die Debatte im Fernsehblog empfohlen, in der ich mich auch nicht zurückhalten konnte.

Die Empörung der Unwissenden III

Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu verfolge ich nach wie vor die Debatte um die geplante RTL-Doku-Soap “Erwachsen auf Probe”. Immer mehr Leute melden sich zu Wort, die – ich kann es nicht oft genug sagen – noch keine Sekunde der Sendung gesehen haben und sich auch hartnäckig bemühen, alle RTL-Statements zu ignorieren. Die ZAK, Aufsichtskommission der Landesmedienanstalten, hat gestern eingegriffen und allen, die nach Verbot schreien, einen Dämpfer verpasst: Wer etwas vorher verbieten will (ohne dass tatsächlich geltendes Recht verletzt wurde) betreibt Zensur. Am Freitag will RTL eine Folge der Serie seinen Kritikern zeigen – und hinterher mit ihnen diskutieren. Man darf gespannt sein.

Alle weiteren Reaktionen finden sich zusammengefasst online in meiner gestrigen epd-Medien-Meldung.