Podcasts, Podcasts, Podcasts

Eine kleine Übersicht über vier Podcast-Entwicklungen, die mit mir zu tun haben.

Zu Gast bei Cuts

Den Podcast Cuts – Der kritische Filmpodcast verfolge ich, seit er noch Shots hieß und bei detektor.fm lief. Ich gehöre nicht zum tiefsten Patron-Kreis, der zwölftstündige Specials zum Gesamtwerk von Regisseur:innen hören möchte, aber ich applaudiere und empfehle bei jeder Gelegenheit Christian Eichlers Projekt, das sich von einem Filmpodcast mit kritischem Ansatz zu einer erfolgreichen Community gemausert hat, in der auch immer wieder verschiedene andere Podcaster zu Gast sind.

Nachdem in den letzten Jahren meine drei Kulturindustrie-Kolleg:innen Lucas, Sascha und Mihaela schon mehrfach bei Cuts zu Gast waren, habe ich es jetzt endlich auch geschafft. Zusammen mit Christian und Louis Derfert sprechen wir über die Meriten und Probleme von Across the Spiderverse.

Kulturindustrie im freieren Flow

Wir waren bei Kulturindustrie Anfang des Jahres alle ein bisschen gestresst. Uns jeden Monat auf drei Themen zu einigen, die wir besprechen wollen und sie dann auch noch alle vorzubereiten, wurde einigen von uns (unter anderem mir) langsam ein bisschen zu viel. Alle hatten wir aber weiterhin Lust zu podcasten, deswegen entschieden wir uns, ein neues Konzept auszuprobieren.

Seit der Februar-Ausgabe einigen wir uns fest nur noch auf ein Thema pro Folge, das wir länger besprechen. Anschließend schauen wir aber immer noch, was uns weiter so durch den Kopf geht, was vielleicht auch mehrere von uns gesehen haben. Wir stellen uns gegenseitig Fragen und unterhalten uns einfach ein bisschen. Etwas mehr Laberpodcast, aber dafür auch wieder etwas mehr Spaß für alle bei diesem seit sechs Jahren bestehenden reinen Freizeitprojekt. Ich bin mit der neuen Iteration sehr zufrieden. In der jüngsten Folge hat es dann auch wirklich nur für ein Thema (Beau is Afraid) gereicht, aber das war auch okay. Ende des Monats sprechen wir über Asteroid City, Across the Spider-Verse, Peter Fox’ Album Lovesongs, die neue Staffel Black Mirror und mehr.

LÄUFT häutet sich ein wenig

Das Magazin-Format, mit dem Läuft gestartet ist, war in den vergangenen Ausgaben ein wenig an seine Grenzen gestoßen. Für Hörer:innen bedeutet es ein großes Commitment, sich an einen Podcast zu binden, der nur das vage Versprechen machen kann, jede zweite Woche über ein latent aktuelles Thema und latent aktuelle Programme zu sprechen. Im Redaktionsteam hatten wir schon länger darüber diskutiert, das Grundkonzept etwas zu verschieben.

Mit der letzten Ausgabe hat es sich dann ein wenig von selbst ergeben. Die Kritik musste ausfallen, da das Interview kurzfristig nicht stattfinden konnte. So hatten wir am Ende doch nur ein Gespräch mit einem prominenten Programm-Kritiker (Georg Restle) und am Ende eine Kurzkritik von mir über die Sendung, die wir eigentlich im Dialog besprechen wollten. Nun hatte die Folge einen klareren Fokus und etwas mehr “Fleisch” am Interview – ein Ergebnis, bei dem wir feststellten, das es uns gefiel. Künftig bleiben wir bei dem Format. Ein fokussiertes Thema im Interview und ein kleines bisschen mehr Kritiker-Personality von mir. Ich freue mich drauf.

Lexpod mit Retro-Content (more to come)

Letztes Jahr habe ich den Feed meines pausierten Lexpod wiederentdeckt, um dort gelegentlich Content zu veröffentlichen, den ich lieber in Audio als schriftlich produzieren möchte. Nach dem Mitschnitt vom TXT-Panel letztes Jahr und dem Interview mit Max Ost habe ich dort erneut etwas veröffentlicht, das allerdings noch nischiger ist als meine sonstigen Aktivitäten.

In meinem Scanner-Artikel hatte ich erwähnt, dass ich schon 2010 einen journalistischen Podcast produziert, diesen aber nie außerhalb meines Blogs veröffentlicht habe, obwohl er sogar ein Interview mit dem Avatar Editor Stephen Rivkin enthält. Im Lexpod-Feed hat das ganze Ding, was ich zum eDIT Filmmaker’s Festival 2010 aufgenommen hatte, jetzt ein Zuhause, mit einem neuen, kurzen Intro von mir, in dem ich mich ein wenig über mein 28-jähriges Ich lustig mache.

In Zukunft würde ich den Lexpod gerne öfter – also alle paar Monate – für längere Interviews wie mit Max nutzen. Eins habe ich schon recht fest, ein anderes eher lose verabredet. Abonnieren könnte sich also lohnen.

Titelbild: Mit zwei Kopfhörern hört es sich besser (Midjourney/Alexander Matzkeit)

Ich beende meinen Podcast (vorerst) nach 8 Monaten. Das habe ich gelernt.

Was war ich ekstatisch. Ich war so happy im letzten September, als ich es nach zehn Jahren Herumdruckserei endlich hinbekommen hatte, einen Podcast auf die Beine zu stellen. Kulturindustrie, so hieß er, war die Erfüllung eines Traums – ein Roundtable-Review aktueller Popkultur aus allen Bereichen mit drei anderen Leuten, die ich als Gesprächspartner gut und auch gut durchmischt finde. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, meinen amerikanischen Vorbildern Pop Culture Happy Hour und Slate’s Culture Gabfest nachzueifern und ein Format in Deutschland zu etablieren, dass es bisher noch nicht gab.

Jetzt bin ich acht Monate weiter und auch acht Monate weiser. Vor einem Monat bin ich Vater geworden und ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mir meine Freizeit neu einteilen muss, wenn ich meinen Vollzeitjob gut machen, meine Aufgaben als Elternteil fair wahrnehmen und meine geistige Gesundheit behalten will. Ich habe meinen Mitpodcaster*innen deswegen schnell mitteilen müssen, dass ich etwas länger “Elternzeit” nehmen werde. Ich war mir nicht sicher, was wegen dieser Mitteilung passieren würde. Leider führte meine Entscheidung am Ende dazu, dass Kulturindustrie in seiner jetzigen Form erstmal auf Eis gelegt wird.

Das muss nicht heißen, dass es nie wieder einen Podcast namens Kulturindustrie geben wird, an dem ich beteiligt bin. Ich hoffe sehr darauf, dass das Projekt in irgendeiner Form weiterbestehen oder nach einer kurzen Pause zurückkehren wird. Wir vier haben uns nie festgelegt, wie der Podcast aussehen muss. Wir haben keine zahlenden Sponsoren oder Crowdfunder, denen wir Rechenschaft schuldig sind. Wir mögen uns immer noch alle und wir hatten gemeinsam viel Spaß, deswegen werden wir hoffentlich einen Weg finden, weiter zusammen zu podcasten. Aber es wird sehr wahrscheinlich nicht so aussehen wie in den letzten acht Monaten.

Was ist passiert? Ich glaube, dass es sehr interessant sein kann, sich das genauer anzugucken. Scheitern ist wichtig, predigt uns das Silicon Valley, und in den Gründen für dieses spezielle Scheitern spiegeln sich einige Dinge, die mich ohnehin interessieren – über die heutige Medienlandschaft, über Arbeitsabläufe, über Aufmerksamkeitsökonomie. Daher möchte ich hier einige Lektionen aufzählen und erklären, die ich in acht Monaten Kulturindustrie gelernt habe. Vielleicht hilft es ja eines Tages jemand anderem.

1. Das Team sollte sich über das Produkt einig sein

Die Erfahrung der Zusammenarbeit mit meinen Mitpodcaster*innen kam mir aus den diversen Bands, in denen ich schon gespielt habe, sehr bekannt vor. Erst im vergangenen Herbst habe ich, unter anderem zugunsten des Podcasts, eine Band verlassen, in der ich gespielt habe, weil ich eine andere Vorstellung davon hatte, was das Ziel der Band sein sollte, als meine Mitspieler.

Zu Kulturindustrie gab es ein Konzept, das ich geschrieben hatte. Ich hatte eine klare Vorstellung davon, wie ich wollte, dass der Podcast klingt, was er tut und welche Haltung die Macher*innen haben. Mir war eine gewisse journalistische Professionalität in Klang und Ansprache wichtig. Mir war wichtig, dass er nicht zu lang und zu laberig wird. Mir war wichtig, dass er aktuell und relevant ist. Insgesamt waren sich über diese Ziele alle Beteiligten einig, aber jeder hat sie ein bisschen anders gewichtet und ausgelegt. Am Anfang habe ich sehr viel Energie damit verbraucht, mich mit Leuten darüber zu streiten, welche Themen ich für geeignet halte, wie rigoros geschnitten werden sollte, wie hart wir uns an die Vorgaben halten sollten.

Anfang 2018 habe ich für mich entschieden, dass ich diese Energie nicht mehr verbrauchen möchte und dass es auch unfair ist, so diktatorisch vorzugehen. Ich wollte, dass der Podcast sich etwas organischer selbst findet, so dass alle Beteiligten sich darin wiederfinden. Die potenzielle Neukonzeptionierung ist jetzt vielleicht der finale Schritt in diese Richtung. Wenn es eine Kulturindustrie 2.0 geben wird, ist sie auf jeden Fall von allen mitgestaltet und nicht von mir erdacht und den anderen mit meinen Ansprüchen übergestülpt. Was direkt zu Punkt 2 führt.

2. Ehrenamtliche Professionalität ist hart

Meine Vorbild-Podcasts haben jede Woche zwei bis drei Themen besprochen. Mein Ziel war es daher, das gleiche in der doppelten Zeit zu schaffen. Also drei Themen alle zwei Wochen. Das, so wurde uns schnell klar, kostet jede Menge Zeit und Geld – vor allem, wenn man nicht auf Angebote wie Pressevorführungen zurückgreifen kann. Es kann auch bedeuten, dass man einen großen Teil seiner Freizeit für etwas opfern muss, was sich dann eher wie Arbeit anfühlt. Zum Beispiel wenn es darum geht, ein aktuelles Buch innerhalb von einer Woche zu lesen, für das man sich ohne den Podcast vielleicht gar nicht interessiert hätte. Ein Buch, das vielleicht auch noch vergleichsweise teuer ist, weil es gerade erst als Hardcover erschienen ist. Dazu dann noch der Eintritt für den Blockbuster in 3D. Das läppert sich. Und es ärgert einen vor allem dann, wenn man die besprochenen Dinge am Ende nicht einmal gut fand.

Doch das Thema “professionell sein”, im Sinne von: Dinge machen, weil sie halt zum Job dazu gehören, auch wenn der “Job” in der Freizeit stattfindet, zieht noch weitere Kreise. In Arbeitskontexten gibt es meistens Hierarchien, festgelegte Entscheider oder andere Faktoren, die im Zweifelsfall Absprachen vereinfachen. Wenn man sich aber in seinem ehrenamtlichen Podcast mal nicht einig ist, kann man sich nur streiten und hoffen, dass am Ende ein Kompromiss gefunden wird oder jemand einlenkt. Was im schlimmsten Fall die oben beschriebene Situation verschlimmert und wirklich frustig werden kann.

Ich wollte mit Kulturindustrie nie Geld verdienen, aber gegen ein bisschen Ruhm hätte ich mich natürlich nicht gesträubt. Wenn beides nicht eintrifft (siehe auch Punkt 4) ist es hart, die andauernde Workification der Freizeit vor sich selbst zu rechtfertigen. Für die Zukunft wäre es für mich also sehr wichtig, dass der Podcast – und auch seine Vorbereitung – wenigstens die meiste Zeit auch Spaß macht.

3. Zwei Wochen sind ein blöder Rhythmus, wenn man aktuell sein will

Wie bereits erwähnt, war es mir wichtig, mit dem Podcast aktuell und relevant zu bleiben. Also über die Themen zu sprechen, die gerade in der Luft liegen, und nicht über irgendwelche Themen, die man gerade interessant findet. Das ist mit einem zweiwöchigen Rhythmus gar nicht so einfach. Ein Rechenbeispiel. Ein Film kommt am 3. Mai ins Kino. Wir nehmen den Podcast in der Regel am Wochenende auf, aber wegen des zweiwöchigen Rhythmus nicht an diesem, sondern erst am nächsten Wochende, also zum Beispiel am 12. Mai. Dann muss das Biest noch geschnitten werden, was auch noch mal eine Woche dauern kann. Wenn der Podcast also am 19. Mai erscheint, ist der Kinostart schon 16 Tage her und der Film im schlimmsten Fall schon wieder völlig aus der kulturellen Konversation verschwunden.

Als Podcaster steht man also vor einem ständigen Dilemma: Entweder die Diskutierenden hängen immer zwei Wochen hinterher oder sie haben statt zwei Wochen immer nur ein paar Tage Zeit, um den Film zu sehen oder das Album zu hören (Alben erscheinen Freitags). Weil wir das Podcasten aber alle nur in unserer Freizeit machen (siehe Punkt 2), ist ein schnellerer Turnaround kaum möglich. Das führt dann manchmal wiederum zu Punkt 1. Ein Teufelskreis.

4. Feedback ist rar

Der 90/9/1-Regel sollte man sich bewusst sein, wenn man im Internet auf Feedback hofft und nicht gerade massiv provoziert. Wir hatten pro Folge bis zu 800 Hörerinnen und Hörer. Es ist also völlig normal, dass wir nur von etwa acht Leuten (plus minus) Feedback bekommen haben, ob der Podcast etwas taugt. Die Hörerzahlen sind über die Zeit recht konstant geblieben, also irgendwas müssen wir richtig gemacht haben. Trotzdem: Wir fühlten uns oft genug, als würden wir in den leeren Raum rufen. Das motiviert nicht unbedingt. (Eitle Seitenbemerkung: Als Moderator wurde ich selbst in den Rückmeldungen, die wir bekamen, so gut wie nie erwähnt, während zu Lucas, Mihaela und Sascha immer klare Meinungen vorherrschten.)

Ich kann also allen nur raten: Wenn euch etwas gefällt oder auch nicht gefällt, gebt den Macherinnen und Machern Feedback – und wenn es nur ein “Hat mir gefallen” ist. Es hilft!

5. Wir hätten einen Marketing-Push gebraucht

Hauseins-Chefin Katrin Rönicke hat es in ihrem Talk auf der re:publica gerade noch einmal erzählt: Podcasts werden vor allem durch Empfehlungen in anderen Podcasts bekannt. Selbst Alex Blumberg ging es beim Aufbau von Gimlet so. Wir hatten einen guten Anschub, dadurch dass Sascha, Mihaela und Lucas alle schon Podcasts hatten, der Wowcast, den Sascha mit René von “Nerdcore” gemacht hat, recht erfolgreich war und wir jetzt alle auch ein paar Follower auf Twitter besitzen. Sonst wären wir sicher nicht aus dem Stand auf 600 Hörerinnen und Hörer gekommen.

Aber um wirklich durchzustarten, hätte uns mal jemand in einem richtig erfolgreichen Podcast empfehlen müssen. Oder wir hätten irgendwie sonst mal ordentlich Werbung gebraucht, einfach um überhaupt Leute zu erreichen, auch mit einer eindeutigen Botschaft wie “Wir wollen etwas anderes sein, als die vielen Laberpodcasts, die es schon gibt – ein Orientierungskompass zu aktueller Kultur” (siehe auch Punkt 6). Das ist nicht passiert und daher haben wir unser Startniveau leider nicht steigern können.

6. Es besteht anscheinend doch weniger Bedarf, als ich dachte ODER wir waren einfach nicht gut genug

Wie man diesen Punkt bewertet, hängt sehr davon ab, was man von Kulturindustrie am Ende hält. Entweder wir waren tatsächlich der Podcast, den ich vor meinem geistigen Ohr gehört hatte – dann haben vielleicht in der deutschen Podcasthörlandschaft wirklich nicht genug Leute Lust auf einen Kultur-Roundtable. Immerhin werden Podcast ja in Deutschland erst so langsam einem breiteren Publikum bekannt und die bekanntesten und erfolgreichsten basieren entweder auf erfolgreichen Medien- und Personenmarken oder sind eben, ganz wertneutral, “laberiger”. Vielleicht waren wir da einfach irgendwo dazwischen und haben somit kein wirklich breites Publikum gefunden.

Die andere Möglichkeit ist, dass wir nicht anders und nicht gut genug waren. Dass es nichts gab, außer der Tatsache, dass wir drei Themen pro Sendung hatten und geschnitten wurden, was uns besonders ausgezeichnet hat. Kein besonders interessantes Konzept, keine besonders interessanten Meinungen, keine besonders interessanten Gespräche, die uns irgendwie über den Rest der Gesprächspodcast-Landschaft erhoben hätten. “Be the first, be the best or be different” heißt es ja im Startup-Motivationssprech. Eventuell waren wir keins davon.

Und das ist für mich auch der wichtigste Punkt. Beim nächsten Mal oder bei der nächsten Iteration würde ich entweder von Anfang an noch mehr in Richtung Außergewöhnlichkeit pushen, oder eben das ganze gleich entspannter angehen und im laufenden Prozess so anpassen, dass es genuin die Persönlichkeiten der Macherinnen und Macher reflektiert, so dass sich wenigstens alle darin wiederfinden und es dann auch ein bisschen egaler finden, was der Rest der Welt davon hält.

Kulturindustrie 012 – The Shape of Water, Bingo Love, MGMT – Little Dark Age

Themen: “The Shape of Water”, Guillermo del Toros Film über Liebe zwischen einer Frau und einem Fischwesen; “Bingo Love”, Tee Franklin und Jenn St-Onges Comic über Liebe, die die Jahrzehnte überdauert und “Little Dark Age”, das neue Album der Band MGMT.

The Shape of Water – 0:50
Bingo Love – 15:07
Little Dark Age – 32:22
Empfehlungen (mit Hörerempfehlung) – 45:27

Kulturindustrie 010 Teil 1 – Japanuary

Eine halbe Folge, für die sich Lucas, Sascha und Alex jeweils einen japanischen Film angesehen haben. Zweite Folge folgt nächste Woche.

Wir bitten um den schlechten Ton bei Alex, der in seinem Soundprogramm die falsche Aufnahmequelle ausgewählt hatte.

Links zur Sendung

Japanuary

The Emperor’s Naked Army Marches On

Prinzessin Mononoke

Die verborgene Festung

Schickt uns eure Empfehlungen per Sprachnachricht an podcast@kulturindustrie.de

Kulturindustrie 003 – Babylon Berlin, Asterix in Italien, Zugezogen Maskulin

Die Themen-Mischung der neuen Folge von “Kulturindustrie” macht mich glücklich, denn ich hoffe sie zeigt, dass wir wirklich für jeden Winkel der Popkultur offen sind. Babylon Berlin ist eine groß beworbene Serie, Asterix in Italien ein Mainstream-Comic, mit dem Lucas und Mihaela aber bisher wenig Berührung hatten. Dafür hatten Sascha und ich noch nie von Zugezogen Maskulin gehört, obwohl sie im Rapbereich eine große Nummer sind. Außerdem klären wir ein für alle mal, wer wer ist.

Kulturindustrie 002 – Menschenwerk, Blade Runner, Blade Runner 2049

Zwei Wochen sind vorbei, ein neuer Podcast ist da. In Folge 002 spreche ich mit Lucas Barwenczik, Mihaela Sartori und Sascha Brittner über “Menschenwerk”, Han Kangs Roman über das Massaker von Gwangju, über “Blade Runner”, Ridley Scotts Sci-Fi-Neo-Noir Klassiker in seinem 35. Jahr und natürlich über “Blade Runner 2049”, Denis Villeneuves Fortsetzung dieses Klassikers mit Ryan Gosling. Außerdem: Persönliche Empfehlungen von jedem von uns.

Der lange Weg zur Kulturindustrie

© Image Comics, Netflix, Universum Film

Wer keine Lust auf wehmütige Reminiszenzen hat, einfach vorscrollen bis zur Zwischenüberschrift

Zehn verdammte Jahre ist es her, dass ich meinen ersten Podcast gehört habe. The Guardian Film Weekly hatte ein Danny-Boyle-Interview zu Sunshine, das ich unbedingt hören wollte. Danach war es um mich geschehen. Die Form des “Radio auf Abruf” hat mich sofort fasziniert und zu Film Weekly kamen in den nächsten fünf Jahren mehr Podcasts hinzu: Erst The Guardian Music Weekly, dann der Savage Lovecast und This American Life, dann der /Filmcast. Dann hatte ich irgendwann ein Smartphone und es gab kein Halten mehr. Heute habe ich 38 Podcasts abonniert und höre zusätzlich regelmäßig Einzelfolgen von anderen Podcasts (hauptsächlich wegen Sara Webers Newsletter).

Sieben Jahre ist es her, dass ich meinen ersten Podcast produziert habe. Auf dem eDIT-Festival 2010 zog ich mit meinem frisch gekauften Aufnahmegerät herum und interviewte Filmemacher, schrieb Moderationen und bastelte das ganze zusammen. Ein Jahr später blickte ich mit dem Podcast-Projekt “RePotter” auf die Harry-Potter-Filmreihe zurück. 2014 habe ich fünf Tage lang täglich per Podcast vom Internationalen Trickfilmfestival in Stuttgart berichtet. Aber immer habe ich die entstandenen Produktionen nur hier im Blog veröffentlicht. Es sollten immer nur Experimente sein, kleine Ausprobier-Projekte, aus denen nur ja keine Verpflichtung erwachsen sollte. Ich hatte irgendwie immer Angst vor der eigenen Courage, mich wirklich in die Podcast-Welt hineinzubegeben.

Spätestens seit ich sowohl das Slate Culture Gabfest als auch NPRs Pop Culture Happy Hour höre, hatte ich zum Beispiel den Gedanken, dass man ein solches Format doch auch in Deutschland umsetzen können muss. Kein lockerer Gesprächspodcast, in dem eine Reihe Kumpels frei assoziierend anderthalb Stunden über einen Film sprechen, sondern ein kompaktes Audio-Magazin, zwar mit Persönlichkeit, aber auch mit journalistischem Anspruch. Mitten in dem Sweet Spot, in dem ich meine Podcasts am liebsten mag und den in Deutschland nur wenige Menschen erreichen (wollen). (Augen öffnend für mich dazu: der Vortrag von Ralf Stockmann und Claudia Krell auf der re:publica 2015.)

Aber ach, ich traute mich nicht. So viel Arbeit. Und mir fehlten die richtigen Leute. Zufälligerweise lief keiner gerade rum, der einfach Lust hatte, mich mitzunehmen, und mir die Arbeit abzunehmen. Also tingelte ich stattdessen als Gast von Podcast zu Podcast, immer noch nicht willens, meinen vielen Worten zum Thema endlich Taten folgen zu lassen.

Im Sommer dieses Jahres war ich endlich so weit. Mit Lucas Barwenczik, dessen Artikel bei “kino-zeit.de” ich von Anfang an erstaunlich fand, und Sascha Brittner von “Pew Pew Pew”, mit dem mich seit unserem Interview vor fünf Jahren eine genauso erstaunliche Freundschaft verbindet, kannte ich zwei Leute, die willens waren, mit mir ein entsprechendes Projekt zu wagen. Mir war es aber auch wichtig, mindestens eine Frau im Team zu haben, deswegen war ich sehr froh, als sich Mihaela Sartori bei mir meldete und Interesse bekundete. Sie ergänzt nicht nur unsere jeweiligen (etwas filmlastigen) Hintergründe perfekt, sondern hat auch noch Podcasterfahrung.

Irgendwann hatte ich einen Namen und sogar ein Konzept, und trotzdem hätte ich Mitte August fast doch noch das Handtuch geworfen. Hätten Sascha, Mihaela und Lucas mich nicht irgendwann fast getreten, gäbe es wahrscheinlich immer noch keinen Podcast. Zum Glück haben sie es aber gemacht …

… und deswegen gibt es jetzt einen Podcast und er heißt Kulturindustrie

In der nullten Folge, die jede und jeder außer auf Soundcloud auch in Apple Podcasts und anderen Podcatchern hören kann, sprechen wir über The Circle, Bojack Horseman und den Comic Snotgirl. Obwohl die Aufnahme noch etwas holprig lief und es auf jeden Fall noch Luft nach oben gibt, was unsere Redebeiträge angeht, bin ich unglaublich stolz auf diesen Podcast. Nach meinem langen und schwer erklärbaren Leidensweg bin ich heilfroh, die Anfangshürde genommen zu haben und freue mich jetzt sehr darauf, weiterzumachen.

Kulturindustrie wird/soll zweiwöchentlich erscheinen. In Ausgabe 001, die wir am 24. September aufnehmen und hoffentlich am 26. September veröffentlichen, sprechen wir über Darren Aronofskys Mother!, Dietrich Brüggemanns Tatort “Stau” und das Indiegame The First Tree. Für weitere zwei Wochen später haben wir uns auf jeden Fall Han Kangs Roman Menschenwerk vorgenommen.

Egal ob jetzt oder nach einigen Folgen; Ich bin dankbar für alles konstruktive Feedback. Hier in die Kommentare, auf Twitter oder per Mail an podcast@kulturindustrie.de.