Mehrwert bieten

Springer hat es dann einfach mal gemacht. Zum 15. Dezember 2009 wurde vor einem großen Teil des Onlineangebots von „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ eine Schranke heruntergelassen. Wer
über Agenturmeldungen hinausgehende oder exklusiv recherchierte Texte lesen möchte, muss bezahlen: 7,95 Euro für 30 Tage Zugang. Kunden, die auch die gedruckte Zeitung abonniert haben, dürfen kostenlos auch online lesen.

„Alle Verlage haben eine ganz grundlegende Verpflichtung, auszuprobieren, ob Nutzer bereit sind, im Internet für Inhalte zu bezahlen“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner auch zum Start des anderen Bezahlmodells, das dem Medienkonzern für seine Inhalte mehr Geld bringen soll: Apps für Smartphones, allen voran Apples iPhone, die bis zu 4,99 Euro im Monat kosten sollen. Wenn jetzt das nächste große Ding, das iPad von Apple, auf den Markt kommt, hofft Springer sicherlich auch dort „Bild“, „Welt“ und Co monetarisieren zu können.

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Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Die Explosion des fantastischen Films

Ich habe die Einträge dieses Blogs nun schon diverse Male mit dem Herrn der Ringe begonnen und ich werde es auch dieses Mal wieder tun. Nicht aus Spaß, sondern weil ich ernsthaft der Meinung bin, dass Peter Jacksons Trilogie zu den wichtigsten und einflussreichsten Filme der letzten Dekade gehört (um hier mal eine full disclosure anzubringen: ich bin für viele der Ideen gerade dieser Serie daher auch Kristin Thompson und ihrem großartigen Buch The Frodo Franchise zu Dank verpflichtet). Der Herr der Ringe ist nicht nur ein Meilenstein des digital unterlegten Kinos und ein wichtiges Beispiel für die Internationalisierung von Hollywood, die Filme sind auch gemeinsam mit den Harry Potter-Filmen die entscheidenden Filme dafür, dass die Noughties eine Masse an Fantasy-, Superhelden- und SF-Filmen hervorgebracht haben, die es so seit den Fünfzigern nicht mehr gegeben hat. Das besondere Sahnebonbon ist aber außerdem, dass diese Filme, diese Stoffe einer Randkultur, mitten im Mainstream angekommen sind: die großen Studiofilme, die das dicke Geld in die Kassen der Studios spielen.

The Lord of the Rings: The Return of the King gewann 11 Oscars. Das hatten vorher nur Ben Hur und Titanic geschafft und es war der größtmögliche Beweis dafür, dass auch die konservative Academy einen Film als auszeichnungswürdig empfindet, in dem sich über große Strecken hinweg Elfen, Zwerge und Orks in einer ausgedachten Welt die Köpfe einschlagen. Auch andere fantastische Filme hatten in den Jahren zuvor Preise gewonnen, aber meistens eben doch in Kategorien wie Schnitt, Special Effects und Sound Design und Soundschnitt (das sind beispielsweise die Kategorien, in denen The Matrix seine vier Oscars gewann). Es gibt denke ich seit The Wizard of Oz (1939) keinen Fantasy-Film (und wir reden eben nicht einfach nur von Historien-Monumentalspektakeln wie Ben Hur), der eine vergleichbare Flut von Preisen und kritischem Wohlwollen geerntet hat.

Wenn man sich die All-Time-Bestenliste der Einspielergebnisse ansieht, merkt man, dass das eigentlich keine neue Erkenntnis ist. Das Kino ist nunmal eine Illusionsmaschine und eignet sich besonders gut, um Unglaubliches anschaulich zu machen.

Es folgen ein paar Aufzählungen, nur um sich mal bewusst zu machen, was in der Folge des Erfolgs von Rings und Harry Potter alles mit großem Aufwand auf die Leinwand gebracht wurde – oft natürlich in der Hoffnung, daraus auch ein Franchise machen zu können: The Golden Compass, Narnia (2 Filme), Eragon, Bridge to Terabithia, Coraline, Tintenherz, Beowulf, A Series of Unfortunate Events, Stardust, I, Robot – mal ganz abgesehen von den vielen fantastischen Filmen ohne Buchvorlage, die ebenfalls Erfolge feierten: Star Wars (3 Filme, allerdings einer 1999), Pans Labyrinth, Transformers (2 Filme), Pirates of the Caribbean (3 Filme), King Kong, The Mummy (4 Filme, einer 1999). Alles was eher in Richtung reiner Horror geht, habe ich jetzt mal bewusst ausgespart, ebenso wie die zahlreichen Fernsehfilme (ich erinnere an Dune, Earthsea und Co).

Mit der massenhaft neuen Verfilmung von Superhelden-Comics wurde ein ganzer Seitenarm des fantastischen Genres neu aufgerollt: Spider-Man (3 Filme, 1 in Planung), Superman Returns, Batman (2 Filme), Catwoman, Iron Man (1 Film, 1 kommt bald), Hulk (2 Filme), Constantine, Hellboy (2 Filme), Watchmen, Fantastic Four (2 Filme), X-Men (3 Filme, 1 Spinoff), The League of Extraordinary Gentlemen, Daredevil (1 Film, 1 Spinoff),

Diese Listen bringen allerdings nichts, wenn man nicht zumindest auch darüber nachdenkt, was diese Masse an fantastischen Stoffen bedeutet.

Da wäre zum einen natürlich das böse Wort Eskapismus. Die Noughties waren auch die Dekade von 9/11 und es ist sicherlich nicht völlig abwegig, davon auszugehen, dass große Fantasy-Spektakel, die zum Teil in Welten spielen, wo der Kampf von Gut gegen Böse noch etwas klarer zu erkennen ist, entsprechend gewünscht sind, um einer desillusionierten Gesellschaft ein bisschen Hoffnung zurückzugeben. Man tut den Filmen unrecht, wenn man sie darauf reduziert, aber wer möchte schon verneinen, dass es manchmal gut tut, in eine andere Welt zu entfliehen, wenn diese hier etwas zu unübersichtlich erscheint.

Bei den Superhelden-Filmen zeigte sich indes die genau umgekehrte Richtung. Marvel-Charaktere wie Spider-Man und die X-Men sowieso, aber auch die traditionell etwas entrückteren DC-Helden Superman und Batman wurden in ihren neueren Filmen deutlicher in der Realität verankert als zuvor und dienten als schwach versteckte Reflektionsfläche für die Konflikte der Realität, beispielsweise den Umgang mit Außenseitern (X-Men) und der Schere zwischen Recht und Gerechtigkeit, Chaos und Ordnung (Batman).

Der wichtigste Grund aber ist und bleibt, und davon bin ich fest überzeugt, ein einfaches “weil wir es können”. Die Tricktechnik war einfach Anfang des 21. Jahrhunderts so weit gereift, dass gerade die Filmemacher der Post-New-Hollywood-Generation endlich die Chance sahen, Bildvisionen auf die Leinwand zu bannen, von denen sie bisher immer nur träumen konnten. In manchen Fällen (ich denke Eragon ist ein gutes Beispiel) führte das dann eben auch zu Filmen, die überfrachtet waren mit ihren Bildern und darüber Charaktere und Geschichte ein bisschen vergaßen bzw. erkennen ließen, dass diese auch in der Vorlage nicht zu dicht gesät waren.

Mit all dem, was allein im nächsten Jahr ansteht, wäre es wahrscheinlich vermessen zu behaupten, dass der Trend zum Fantastischen vorbei ist – gerade im Superhelden-Genre hat die wahre Exploitation mit der geplanten Zusammenführung der Marvel Avengers gerade erst begonnen. Aber ich denke doch, dass das große “Wir machen aus jedem größeren Fantasy-Zyklus einen Film”-Gefühl nach einigen Kassenmisserfolgen wie Golden Compass und Tintenherz etwas verflogen ist. Am interessantesten wird es sein, zu sehen, ob die zwei Hobbit-Filme von Guillermo del Toro noch einmal einen Boom auslösen werden.

Dieser Beitrag ist Teil 15 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme (Zweite Staffel)

In eigener Sache

Diesen Freitag wird es keine Worte zum Wochenende geben. Ich bin mir auch generell noch nicht sicher, ob ich die Serie in dieser Form fortsetzen werde.

Ich wechsle in diesen Tagen den Job. Nach einem guten Jahr als Pauschalist bei epd medien fange ich am Montag als Internetredakteur im Team des nächsten Kirchentags an, Umzug nach Dresden inklusive.

Ich hoffe, dass ich weiter nebenher ein bisschen frei schreiben kann. Bloggen werde ich auf jeden Fall weiterhin. Und nachdem sich dieses Blog in dem knappen Jahr, das es jetzt besteht, meiner Ansicht nach stetig zum Positiven weiterentwickelt hat, wird diese Evolution auch fortgesetzt. Für Mitte bis Ende Februar habe ich eine Art Relaunch vorgesehen, mehr dazu wenn es soweit ist.

Zehn zu Null wird fortgesetzt und gerade dort freue ich mich weiterhin über Feedback und weitere Themenvorschläge.

In den nächsten Tagen werde ich erstmal mit dem Umzug beschäftigt sein, aber bald bin ich dann wieder da.

Kanzler aller Kelten

Es ist schon merkwürdig, wie sehr man Schauspieler manchmal mit einer bestimmten Rolle identifiziert. Obwohl Bruno Ganz beispielsweise schon mehr als genug gelobte und preisgekrönte Darbietungen vor der Kamera und auf der Bühne zu bieten hatte, als er 2004 in “Der Untergang” Adolf Hitler spielte, war er im Anschluss doch für manche untrennbar mit dem Eindruck des großen Diktators verknüpft. Vier Jahre später spielte Ganz wieder eine historische Figur im Eichinger-Aust-Edel-Jointventure “Der Baader Meinhof Komplex”, und der Autor war sicherlich nicht der einzige, der im Kino (oder vor dem Fernseher) innerlich aufschreckte und dachte: Wer hat denn da dem Hitler die Leitung des Bundeskriminalamts überlassen? Sind die wahnsinnig?

Da selbst bekannte deutsche Schauspieler nur selten Millionengagen erhalten, trifft man sie manchmal an den merkwürdigsten Orten. Michael Mendl, laut seiner eigenen Website “einer von Deutschlands profiliertesten männlichen Charakterdarstellern und seit Jahrzehnten in Kino, Fernsehen und Theater erfolgreich”, fand sich beispielsweise jüngst gemeinsam mit einigen ganz leicht verschlissenen, aber – um mit dem Titel eines Films zu sprechen – “Still Crazy” Musikern auf den Bühnen Deutschlands, unter anderem in der Frankfurter Festhalle, wieder. In der sogenannten Celtic Rock Opera “Excalibur” des Franzosen Alan Simon gab Mendl die Erzählerfigur Merlin.

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Worte zum Wochenende

Diekmann selbst ist ein unkomplizierter und ausgesprochen kommunikativer Typ, der ohne Distanz grundsätzlich jeden gelten lässt, sich für sein Gegenüber wirklich zu interessieren scheint – gute Storys findet man nur bei aufmerksamer und ergebnisoffener Recherche. Selbst streitbare Zeitgenossen wie Broder lässt Diekmann neben sich gut aussehen. Sein Blog bereitet ihm sichtlich ungeheuren Spaß. Das Projekt dürfte tatsächlich weniger ein Marketing-Instrument sein, sondern eher ein Kommunikationskanal zu Journalisten-Kollegen und Kritikern. Während Ironie und Selbstironie in einem Boulevardblatt, in dem die Sätze nicht ohne Grund kurz gehalten werden, manche Leser wohl überfordern dürfte, kann Diekmann sich in seinem Blog austoben, erlaubt sich etliches an Insidergags und Stichelei. Material gibt es genug

Markus Kompa , heise.de
// Blogger der 100 Tage

Fakt ist aber auch: Weiterhin wissen die Verlage nichts mit diesen Lesern anzufangen. Man stelle sich einmal den Ladeninhaber vor, dem man 1000 Menschen vor die Tür stellt und der nicht weiß, wie er mit denen Umsätze macht – ungefähr so geschäftstüchtig sind Verlagshäuser im jahr 2010.

Thomas Knüwer , Indiskretion Ehrensache
// Verlage vs. Google: Es könnte lustig werden

Wer diesen App-Entwurf kritisiert, der kommt eh viel zu spät. Die App der “Tagesschau” ist nämlich alles andere als eine Neuerung:

Daniel Bouhs , taz
// Der Protest ist nur Werbung

I hope that Princess Tiana opens the door for many more animated movies where the characters just happen to be black.

Peter Del Vecho , Producer von The Princess and the Frog im Guardian
// A short history of race in animation

Kritiker bei der Arbeit

Ich mag es ja, wenn Filmkritiker zwischendurch in ihren Artikeln mal von ihrer Arbeit berichten, weil es meine beiden Hauptinteressenfelder, Film und Medien, so schön zusammenführt. Ich fand schon Peter Bradshaws Artikel über kreative Zwischenrufe sehr amüsant. Und diese Woche ließ sich “Guardian”-Kritiker Jason Solomons in meinem Pflichthörprogramm Film Weekly ebenfalls zu einem kleinen Exkurs hinreißen. Es ging um die kritische Rezeption von Jacques Audiards Film Un Prophète. Jason erzählt (bei 19:15 im Podcast):

I was sitting in Brothers this week, the press screening of Brothers. Mark Lawson, “Front Row”, was, in fact, behind me in the back row, and Chris Tookey the critic of the “Mail” wandered in and went: “Oh, I see…” And then he said to Henry Fitzherbert of the “Daily Express” and Cosmo Landesman of the “Sunday Times”: “Well, it’s only us three, who don’t like A Prophet, then.” Henry said: “Yes, it’s a bit overrated…” And Chris said: “Yeah, it just doesn’t make any sense.The screenplay makes no sense.” And I just put down my notes and said: “Chris, what are you on about? In what way does the screenplay of this not make any sense?” “Well, you never knew why he was doing, what he was doing…” “It’s perfectly clear. I’ve seen the film three times and I knew from the off that he’s doing it for…” such and such reasons, don’t want to spoil it for the listeners. I nearly stabbed the man with my biro!

Seit ich meinen day job bei epd medien begonnen habe, war ich leider nicht mehr auf vielen Pressevorführungen (und um ehrlich zu sein auch davor nicht so wahnsinnig oft, denn Kritiker bin ich ja eher in zweiter Linie), aber man konnte auch hier schon immer erkennen, dass ein Teil der Anwesenden ein ziemlich eingeschworener Club ist, dessen Mitglieder sich kannten und vermutlich auch teilweise gegenseitig lasen (die Pressereferenten der Verleiher gehörten natürlich auch zu diesem Club).

Nach den Vorstellungen unterhielten sich die Clubmitglieder gerne mal über ihre Eindrücke vom Film, aber jeder war immer vorsichtig, nicht zu viel zu erzählen, um den anderen keine zu guten Ideen zu geben. Ich fand es immer faszinierend, zuzusehen, was für eine inzestuöse Branche die große demokratische Welt der Medien dann im Endeffekt doch ist – das muss wohl doch in allen Branchen so sein, wo man eben gleichzeitig Konkurrent und Kollege sein kann. Und Medienjournalisten sind natürlich noch viel schlimmer. Wer ein Jahr lang den Tagungs-Circuit mitgemacht hat, trifft eigentlich kaum noch neue Gesichter.

Amüsant können solche Geschichten aus dem Hinterzimmer natürlich trotzdem sein, weil sie jene ungekannte, mondäne Seite eines Berufs zeigen, der darin besteht, der Welt eine wohlgeformte Version der eigenen Erfahrungen zu präsentieren

Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme: Kino Global

Als Lord of the Rings: The Return of the KIng bei der Oscarverleihung 2004 (für 2003) seinen etwa achten Oscar bekam, von 11, die es noch werden sollten, witzelte Moderator Billy Crystal: “I don’t think, there’s anyone in New Zealand left to thank.” Damit sprach er ein wahres Wort gelassen aus. Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie war der erste “Heavy Hitter” einer Dekade, in der das, was weltweit als “Hollywood-Kino” wahrgenommen wird – nämlich das, was bei US-Awardzeremonien gerne belobigt wird – zunehmend gar nicht mehr nur aus Hollywood stammte.

Denn die Trilogie entstand zwar mit amerikanischem Geld, ansonsten wurde sie aber vollständig in Neuseeland produziert und gefertigt, über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg, der aus dem kleinen Land am Ende der Welt plötzlich eine neue Filmnation machte. Nicht nur die Trickspezialisten vom Weta Workshop und Weta Digital durften sich in den kommenden Jahren nicht über zu wenig Arbeit beklagen – am Ende der Dekade drehte auch “König der Welt” James Cameron den Film, der auf dem Weg ist, seinen eigenen Titanic-Rekord einzustellen, Avatar, in den Wellingtoner Studios.

Doch Neuseeland war nicht die einzige Nation, der es in den Noughties gelang, den USA als Weltfilmland einen Teil ihres Wassers abzugraben. Auch wenn die amerikanische Dominanz im Weltkino immer noch ungebrochen ist: Auch die Filmwelt erlebte im 3. Jahrtausend, dem Zeitalter der G20-Gipfel, eine Globalisierung wie nie zuvor.

Die Gründe sind diverser Natur. Da ist zum einen, wie immer, die digitale Technologie, die durch die Möglichkeit, große Datenmengen problemlos auch von Kontinent zu Kontinent zu transportieren, ein neues globales Zusammenwirken möglich macht und es Peter Jackson (ich bleibe leider doch immer wieder an ihm hängen) beispielsweise erlaubte, in den Abbey Road Studios in London die Musik für seine Trilogie aufzunehmen und täglich per Videokonferenz in Neuseeland weiterhin Hand an Schnitt und Effektshots zu legen.

Zweiter Faktor ist der Boom, den die sogenannten Schwellenstaaten auch im Kino hinterlassen haben. Dass nicht Hollywood, sondern Bollywood, also Indien, die größte Filmnation der Welt ist, ist mittlerweile zur Binsensweisheit geworden, der Einfluss darf aber nicht unterschätzt werden. Aus Teilen der Welt, die bisher nur wenig auf dem Radar des internationalen Kinos waren, gingen in den Noughties wichtige Impulse auch für das westliche Mainstream-Kino aus. Am besten sah man das 2006, als drei mexikanische Regisseure, Alfonso Cuaron, Guillermo del Toro und Alexander Gonzalez Inarritu, Oscars und co mit drei herausragenden Filmen (Children of Men, Pans Labyrinth und Babel) Hollywood im Sturm eroberten.

Babel vor allem, mit seiner Verhandlung von globalem Verständnis und Unverständnis, zeigt die neue Weltläufigkeit des Mainstreamkinos sehr gut. Der Golden Globe-Gewinner ist zu zwei Dritteln untertitelt – eigentlich in den USA kaum vorstellbar. 2009 gelang dem britischen Regisseur Danny Boyle mit Slumdog Millionaire etwas ähnliches: Ein Film, der in Indien spielt und viel (zumindest von der populären Variante des Landes) aufgesogen hat, und ebenfalls viele Untertitel einsetzt, wurde der erfolgreichste Film der Awards Season.

Der dritte Impuls schließlich stammt, wie in Neuseeland, von Staaten überall auf der Welt, die ihr bestes tun, um Hollywoodfilme aus Hollywood abzuziehen. Wie eine fortlaufende Studie des Center for Entertainment Industry Data and Research (CEIDR) zeigt, werden seit den neunziger Jahren immer mehr und immer größere Teile der amerikanischen Filmproduktion ins Ausland verlagert.

Über 45.000 Jobs und rund 23 Milliarden Dollar an Einnahmen pro Jahr soll der Trend zur sogenannten Runaway Production die US-Wirtschaft seit dem Jahr 2000 schon gekostet haben. Zwar sind die Gesamtausgaben für Kinoproduktionen von 1998 bis 2005 von jährlich 5,5 Millarden um rund dreißig Prozent auf 7,2 Millarden Dollar gestiegen. In der gleichen Zeit jedoch erlebte die Summe der in den Vereinigten Staaten ausgegebenen Budgets einen Einbruch von 14 Prozent. Wurden 1998 noch 29 Prozent aller Filme außerhalb Hollywoods produziert, waren es 2005 schon 53 Prozent.

Quentin Tarantino beispielsweise, dem Weltkino ohnehin sehr verpflichtet, setzte schon bei Kill Bill auf Drehs in China, Inglourious Basterds entstand dann sogar fast vollständig in Deutschland und ist mit seinen langen Passagen in deutsch, italienisch und französisch ebenfalls ein gutes Beispiel für das neue globale Kino.

Will man einmal nicht so sehr von den USA ausgehen, braucht man sich nur Deutschland anzusehen, um einen Blick darauf zu erhaschen, wie viele nationale Kinos in den Noughties ihr “Wir sind wieder wer”-Erlebnis hatten. Der Anteil deutscher Filme am gesamten Verleihumsatz lag stetig um die 20 Prozent, in Erfolgsjahren deutlich mehr, die Anzahl der produzierten Filme stieg deutlich (mehr Statistiken sind leider nicht online). Auch in Europa ist kaum mehr ein Film wirklich ein rein nationales Projekt: Dank der EU und ihrer mannigfaltigen Förderprogramme überschreiten auch hier immer mehr Filme die Ländergrenzen und werden im großen Stil international produziert.

Wie bereits weiter oben erwähnt: Das heißt alles nicht, dass die kulturelle Dominanz der USA auf dem Weltkinomarkt plötzlich nicht mehr vorhanden wäre und sicherlich sind einige der oben geschilderten Eindrücke auch wirklich eher Befindlichkeiten (man muss sich nur den Inhalt von neueren Blockbustern wie Avatar und Transformers 2 ansehen, um zu merken, dass nicht-westliche Länder ideologisch noch immer eher belächelt werden), aber allein als wirtschaftlicher Faktor ist die Globalität von Hollywood längst ein Fakt, der sich sicherlich in den Teens auch noch ausweiten wird.

Anmerkung: Ich habe im Februar 2008 für epd film über die Globalisierung der Produktion geschrieben. Die anderen Faktoren kann man auch anders sehen. Für Kommentare bin ich wie immer dankbar.

Dieser Beitrag ist Teil 14 der Serie
Zehn zu Null – Eine Dekade voller Filme (Zweite Staffel)

“Guten Morgen, Haiti”

Bei Frederic Dupoux verwandelte sich Twitter innerhalb einer Stunde von einem Spielzeug des sozialen Webs in einen Nachrichtenkanal. Noch um zehn vor vier Uhr Ortszeit alberte er mit Freunden herum, mit denen er über das Mikroblogging-Netzwerk verbunden war. Doch dann, um kurz vor fünf am 12. Januar, drei Minuten nach Beginn des Erdbebens, schrieb er plötzlich: “Oh, Mist. Schweres Erdbeben gerade! In Haiti!” Eine halbe Stunde später: “Der Mist bebt immer noch! Großes Erdbeben in Haiti!”

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Unheimliches Potenzial

Wenn man immer über die 3,4 Milliarden Euro redet, tut man so, als sei der ideale Schuldenstand null”, hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling in einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” im September gesagt. Es braucht schon eine gehörige Manager-Denke, um solch einen Satz aussprechen zu können. Nur wer es gewohnt ist, seine Geschäfte auf Pump (womöglich im Milliardenbereich) zu betreiben, kann davon ausgehen, dass es normal ist, im Minus zu leben. Sehr große Konzerne also. Oder Staaten.

Dass der ideale Schuldenstand nicht null ist, hat sich diese Woche auch bei Sat.1-Geschäftstführer Guido Bolten gezeigt. Dessen Schuldenstand, wenn man das so nennen kann, ist nämlich null: Der Marktanteil von Sat.1 bei der werberelevanten Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren lag 2009 im Schnitt bei 10,8 Prozent – genauso hoch wie vor einem Jahr, als Bolten das Ruder übernahm. Die offizielle Sprachregelung nach Pressemitteilung dafür lautet “stabil”. Das kann nicht genügen, dachte sich Bolten wohl, und nahm seinen Hut.

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Worte zum Wochenende

Ungefähr die Hälfte aller WDR2-Songs klingt so ähnlich, dass man sich beim Zählen ständig vertut: Eine junge Frau singt ein bisschen soulig über einen Typen, der sie schlecht behandelt, den sie aber trotzdem liebt. Sie bleibt eine tapfere, eigenständige Frau, während im Hintergrund das von den 1960er-Jahren inspirierte Arrangement mit Bläsern und Chören schunkelt. Mark Ronson hat das Tor zur Hölle aufgestoßen, als er Amy Winehouse und Lily Allen produzierte.

Lukas Heinser , Coffee and TV
// Ich, WDR 2

Moment mal, zwischen Troisdorf und Brandherden wie Karystos liegen laut Distance Calculator 1970,9 Kilometer – und das ist so rund ein halber Kontinent? Solche Argumente ziehen nicht, wenn Sie deutscher Journalist sind.

Thomas Knüwer , Indiskretion Ehrensache
// In einem Land weitab von deutschen Redaktionen

My hope is that NBC and I can resolve this quickly so that my staff, crew, and I can do a show we can be proud of, for a company that values our work.
Have a great day and, for the record, I am truly sorry about my hair; it’s always been that way.

Conan O Brien , The Tonight Show
// Conan O’Brien Says He Won’t Host ‘Tonight Show’ After Leno

Es ist eine Sauerei, unsere Musik niederzumachen! Sie wissen weder was von unserer Geschichte, noch von unseren Fans. Sie haben überhaupt kein Vorwissen und schreiben trotzdem brutal negativ!

Bernd Ulrich, Amigos , im Interview mit der Frankfurter Rundschau
// “Sauerei, unsere Musik niederzumachen”