Spannend am Thema Vorbei. David Finchers The Social Network

Als die Ankündigung vor zwei Jahren über die Ticker lief, war das Gelächter groß: David Fincher, verehrter Hollywoodregisseur von Generation-Y-Hits wie “Fight Club” und “Sieben”, will einen Film über Facebook machen? Das schien fast so absurd wie die Pläne von Ridley Scott, “Monopoly” zu verfilmen. Selbst als der beeindruckend unheimliche Trailer mit der Kinderchorversion von Radioheads “Creep” durch die Leitungen gejagt wurde, hagelte es noch Parodien – nach dem gleichen Konzept aufgezogene Fake-Trailer über E-Bay, Twitter und Youtube drehten alsbald ihre Runden.

Weiterlesen in epd medien 81/10

Noch da? Joaquin Phoenix und Casey Affleck narren die Medien

Manche witterten damals schon den beißenden Geruch von Satire, für andere war es nur ein weiterer Beweis dafür, dass alle erfolgsverwöhnten Hollywoodstars irgendwann hohl drehen: Im Oktober 2008 verkündete Schauspieler Joaquin Phoenix der sichtlich überraschten kalifornischen Presse, dass er seine bisherige Karriere an den Nagel hängen würde, um Rapper zu werden. Wer entsetzt nach einer versteckten Kamera Ausschau hielt, wurde mit einer offenen belohnt: Phoenix' Schauspielerfreund und Schwager Casey Affleck legte im Januar 2009 mit der Meldung nach, er selbst werde den Werdegang des mittlerweile vollbärtigen Ausbrechers dokumentarisch verfolgen. Weiterlesen …

Erschienen in epd medien 75/2010

Nichts zu sehen – 3-D-Fernsehen zwischen Erwartung und Realität

Wie wenig das Marktschreiertum der Elektronikhersteller, das sich auch deutlich im Programm der bevorstehenden IFA widerspiegelt, insbesondere mit der deutschen Realität zu tun hat, merkt man schnell, wenn man mit hiesigen Fernsehmachern telefoniert. 3-D-Fernsehen „ist für uns auf absehbare Zeit kein Thema“, heißt es beim ZDF. Man beobachte die Entwicklung „mit Interesse“, aber ohne „konkrete Planungen“, lautet die Auskunft der Mediengruppe RTL.

Weiterlesen in epd medien 67/2010

James Cameron erklärt die Beam-Splitter-Kamera

In diesem Video erklärt Avatar-Regisseur James Cameron das “Cameron-Pace 3D Camera Rig”, mit dem sein Regenwald-Epos gedreht wurde, wenn schon nicht für Profis, dann doch zumindest für interessierte Laien wie mich. Das ist nicht nur amüsant anzusehen, sondern dürfte auch dem ein oder anderen die Augen darüber öffnen, wo die Probleme bei schlechter und die Chancen bei guter 3D-Inszenierung liegen, wie sie Cameron bei Avatar bewiesen hat.

Spiel ohne Grenzen – Eine Liebeserklärung an 15 Jahre Toy Story

Es ist in der Originalfassung die Stimme von R. Lee Ermey, dem berühmten Drill Sergeant aus Kubricks Full Metal Jacket, die die kleinen grünen Plastiksoldaten aus ihrem Eimer hinaus ins Treppenhaus hetzt. Sie springen mit Fallschirmen ab, schleppen die Sprechfunkanlage gemeinsam ins Dickicht. Plötzlich jedoch geht die Tür auf, und die eben noch so lebendigen Recken erstarren in ihren berühmten Posen – die Panzerfaust auf der Schulter, den Mörser im Anschlag. Schließlich, und davon zeugen auch die verbogenen Gewehre und die abstehenden Plastikkanten, sind sie nur Spielzeug. Weiterlesen …

erschienen in epd film 8/10

Worte zur Wochenmitte

Usually when someone calls for more support of independent or foreign films, there seems to be an implicit assumption that all those films are deserving of support, invariably more so than Hollywood crowd-pleasers. If a filmmaker wants to make a film, he or she should be able to, right? But proportionately, there must be as many bad indie films as bad Hollywood films. Maybe more, because there are always lots of first-time filmmakers willing to max out their credit cards or put pressure on friends and relatives to “invest” in their project.

Kristin Thompson , Observations on Film Art
// It takes all kinds

Sprachpuristen. China rückt englischen Abkürzungen zu Leibe

Man stelle sich vor, die deutsche Regierung wollte ein Zeichen in Sachen Sprachpflege setzen (vielleicht um den in diesem Feld versierteren Franzosen eins auszuwischen) und verböte den Gebrauch von fremdsprachigen Ausdrücken und Sätzen in sämtlichen aus Deutschland stammenden Funkübertragungen. Abgesehen von einigen wenigen angenehmen Effekten ? Goodbye “We love to entertain you” und “It's fun” – hätte ein solcher Schritt auch einige fatale Folgen. So müsste der deutsche Staatsrundfunk, die Deutsche Welle, zwangsläufig 29 von 30 Sprachangeboten einstampfen und hätte es vermutlich fortan wesentlich schwerer, deutsche Werte und Ideale in den Rest der Welt zu tragen.

Was in diesem überzogenen Beispiel notwendigerweise wie eine Mischung aus Paranoiavision und Schildbürgerstreich klingt, wird in reduzierter Form in China gerade in die Tat umgesetzt. Weiterlesen …

erschienen in epd medien 35/2010
Und hier ist der virtuelle Shout-Out ans Language Log

Worte zur Wochenmitte

Irgendein Amateur hätte das Handyfoto vermutlich einfach bei Twitpic hochgeladen mit der Unterschrift: „Heute am Kemnader See Baumstamm Krokodil entdeckt”. Oder als Leserfoto an „Bild” geschickt, die nach eingehender Prüfung festgestellt hätten, dass es sich nicht um ein Krokodil handelt, sondern ein Alien.

Stefan Niggemeier , stefan-niggemeier.de
// Journalisten machen Kemnader See unsicher

Wir leben in Deutschland, nicht in Syrien. Das bedauere ich bisweilen, wenn ich aufs Wetter schaue, aber ich hatte schon das Vergnügen, in Damaskus mit Journalisten zu arbeiten und kann sagen: Deutschland ist ein Paradies im Vergleich zu Syrien, wenn es um die negative Pressefreiheit geht.

Matthias Spielkamp , kress.de
// “Journalisten nicht wie Bittsteller behandeln”

They’re calling it “social micropayments,” which has people mentioning Scott McCloud and Penny Arcade and old arguments long since passed by. I think this is unfortunate, because not only isn’t this a micropayment system, it does the concept of micropayments a disservice.

Eric Alfred Burns , Websnark
// By the way? The Soonr™ web services ending in ‘r’ stop dropping the ‘e’ before that r, the Bettr™.

Pulling off a wish like this one required a big story, and a lot of heart. And so, with a note of panic in his voice, Spider-Man explained the dilemma: “Dr. Dark” and “Blackout Boy” had imprisoned the Seattle Sounders in a locker room at Qwest Field. Only Electron Boy could free them.

Katherine Long , Seattle Times
// Local boy with cancer turns into a superhero for a day

Worte zur Wochenmitte

Da sind Journalisten wie jener J. (was wohl für Johannes steht) Boie von der „Süddeutschen Zeitung“. Für den Leser quälend trieft durch ihre Zeilen der Neid, dass da Leute das gleiche Handwerk betrieben wie sie: schreiben. Und das tun sie einfach so, als Hobby. Sie schreiben nicht über das, was ihnen Ressortleiter, Chefredakteure oder die Tagesaktualität diktieren – sie schreiben über das, was sie interessiert. Dabei sagen sie auch noch deutlich ihre Meinung. Und dafür ernten sie dann auch noch Leserkommentare, Resonanz und dürfen auf einem Kongress stehen und Bier trinken.

Thomas Knüwer , Indiskretion Ehrensache
// Re-Publica 10: der Neidfaktor

Was jemand da Marco Schreyl auf die Moderationskarten geschrieben hat, ist nicht nur erschütternd in seiner Zeitschinderei, es ist nicht nur bekannt, falsch, dumm oder albern (all das ist es auch). Es feiert seinen eigenen Sadismus, einen brutalen Ausleseprozess, einen menschenverachtenden Sozialdarwinismus, auf eine Art, die man kaum anders als faschistoid nennen kann.

Stefan Niggemeier , Fernsehblog
// “Der Verlierer steht für immer im Schatten”: Das Weltbild von DSDS

I remain convinced that in principle, video games cannot be art. Perhaps it is foolish of me to say “never,” because never, as Rick Wakeman informs us, is a long, long time. Let me just say that no video gamer now living will survive long enough to experience the medium as an art form.

Roger Ebert , Chicago Sun Times
// Video games can never be art

Apple-style secrecy may help drive some sales, but ultimately it’s the usefulness, durability, affordability, and availability of a product that play the greatest roles in sales. Being a rational man who appreciates the scientific method, Steve Jobs might want to consider dumping the pixie dust for one product cycle and see if that strategy increases sales.

Jack Shafer , Slate
// The Apple Secrecy Machine

Die Gnade der Synchronisation

Als ich aufwuchs, war Arnold Schwarzenegger für mich so etwas wie ein Held, vor allem weil Terminator II nach wie vor zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Bis ich den unten stehenden Clip gesehen habe, hatte ich nie darüber nachgedacht, ob dass vielleicht auch daran liegen könnte, das Arnold Schwarzenegger in Deutschland auch einigermaßen cool klingt, weil er nämlich synchronisiert wird (von Thomas Danneberg).

Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Deutschen die Synchronisation vielleicht so gut beherrschen wie wenige andere Nationen (ein Vorteil ist dabei natürlich auch, dass das Deutsche dem Englischen sprachlich sehr nah ist, die Franzosen haben es da schwerer), bin ich inzwischen ein großer Verfechter von Originalfassungen und schaue sie, wann immer es geht (auch bei Sprachen, die ich nicht spreche). In der Synchronisation geht ja nicht nur die Sprache verloren, sondern auch der Original-Tonmix, was einen manchmal tierisch nerven kann.

Bei dieser Sammlung von Arnie-Sprüchen bin ich allerdings misstrauisch geworden, ob Synchronisation nicht auch manchmal ihr Gutes haben kann. Umso erstaunlicher finde ich erneut die Filmkarriere, die Schwarzenegger seit den Siebzigern mit seinem urkomische Akzent hinlegen konnte:

[via Cinematical]