Star Wars – Ein Flächenbrand

© Lucasfilm

Schon in gut zwei Jahren wird J. J. Abrams’ neue Star Wars-Episode über uns hereinbrechen. Worum es gehen wird, was passiert, darüber schweigt sich Abrams, der gerade Star Trek Into Darkness promotet, derzeit noch aus. Der Ball sei ihm gerade erst zugespielt worden, da könne man noch nicht viel über die Aufstellung erzählen.

Auf “The Wrap” fand sich diese Woche ein sehr interessanter Artikel, der erzählt, dass Abrams Star Trek gerne in ein “multi-platform experience that spanned television, digital entertainment and comic books” verwandelt hatte. Daran gehindert wurde er dadurch, dass die Merchandising-Rechte des Gesamtkonstrukts Star Trek zwischen zwei Firmen, CBS (Originalserie) und Paramount (Filme), aufgeteilt sind – und beide sich schwer tun, an einem Strang zu ziehen.

Die Konsequenz folgt natürlich auf dem Fuße:

As for Disney’s grand “Star Wars” plan, it’s sounding an awful lot like the one Abrams once envisioned for “Star Trek.” There will be television properties, theme park rides and spin-off films all centered around the new trilogy that Abrams will oversee.

Ambivalente Gefühle

Sascha hat die ambivalenten Gefühle bereits aufgeschrieben, die sich in einem reflektierten Fan ausbreiten, wenn er daran denkt, in spätestens zwei Jahren auf allen Kanälen permanent mit Star Wars bombardiert zu werden. Ein Film pro Jahr, Spin-Offs, Comics, Fernsehen und und und. Ein Flächenbrand enormen Ausmaßes und ohne absehbares Ende.

Das Marvel Cinematic Universe, ebenfalls bei Disney, funktioniert im Grunde ähnlich und wird an dieser Stelle von mir immer wieder gefeiert. Zwei Filme pro Jahr, eine Fernsehserie, Comics, Spielzeug und Merchandising sowieso. Ein Musterbeispiel an transmedialem Storytelling. Auch Lord of the Rings und jetzt der Hobbit fahren einen Film pro Jahr auf, mit jeder Menge Brimborium drumherum. Doch irgendwie fühlt sich das Ganze trotzdem anders an.

Eine andere Tradition

Vielleicht liegt es daran, das Star Wars aus einer anderen Tradition stammt. Klar, George Lucas hat das moderne Merchandising quasi erfunden. Dank des Extended Universe (in dem ich mich persönlich nicht auskenne) gab es nie einen Mangel an Star Wars-Manna, wenn man welches brauchte. Aber eigentlich bedeutet das Star Wars-Modell doch: Ein Film – und dann wieder drei Jahre warten. Das war bei den Originalfilmen so (die ich im Kino natürlich nicht erlebt habe) und bei den Prequels auch: Man hatte drei Jahre Zeit, The Phantom Menace zu verdauen. Und als Attack of the Clones kam, hatte man fast schon wieder vergessen, wie enttäuschend der Film war. Oder man hatte genug Zeit gehabt, ihn sich schönzugucken. Und ist wieder ins Kino.

Diese Tradition wird Abrams jetzt wohl durchbrechen und es wird interessant sein, zu sehen, ob Star Wars damit zu einem anderen Biest wird. Star Wars Mk. 1 waren drei kanonische Filme und ein Haufen Spielzeug. Star Wars Mk. 2 waren sechs kanonische Filme, eine Fernsehserie (“The Clone Wars”) und ein Haufen Spielzeug. Wird Star Wars Mk. 3 ein Sperrfeuer aus Medien, die alle gemeinsam eine epische Geschichte erzählen, oder werden die “Episoden” weiterhin einen so herausragenden Status genießen?

Das Event als Dauerzustand

Das vormalige Event wird jedenfalls zum Dauerzustand – was natürlich aus Marketingsicht einen ganzen Haufen Sinn ergibt. In seiner viel beachteten Rede auf dem San Francisco Film Festival hat Steven Soderbergh erst vor kurzem auf das absurde Diktat des Marketings hingewiesen, das inzwischen in Hollywood herrscht. Es kostet so viel Geld, einen einzigen Film ins Kino zu bringen, dass es mehr Sinn ergibt, auf wenige gigantische Dampfwalzen zu setzen, als auf viele kleine Menschen mit Sprengstoff, um einen Block zu sprengen, sozusagen.

$10 million movie, 60 million to promote it, that’s 70, so you’ve got to gross 140 to get out. Now you’ve got $100 million movie, you’re going spend 60 to promote it. You’ve got to get 320 to get out. How many $10 million movies make 140 million dollars? Not many. How many $100 million movies make 320? A pretty good number, and there’s this sort of domino effect that happens too. Bigger home video sales, bigger TV sales, so you can see the forces that are sort of draining in one direction in the business.

Es dürfte einige Millionen sparen, wenn man nicht alle drei Jahre wieder neue Aufmerksamkeit für ein Franchise herbeitrommeln muss, sondern sich einfach in die noch relativ frische Erinnerung der Zuschauer einklinkt – die schließlich erst vor einem halben Jahr die DVD gekauft haben, während ihre Kinder sowieso die ganze Zeit die Story zwischen den Episoden in Comics und Videospielen erleben.

Pixarifikation und Inzest

Auch mein Lieblingsregisseur Danny Boyle hat sich vor kurzem zum Zustand der Filmindustrie geäußert und (wohl zurecht) ihre “Pixarifikation” beklagt. Die angesprochenen Veränderungen in Distribution und globaler Kinolandschaft haben dazu geführt, dass große Filme ein möglichst breites Publikum ansprechen müssen, um überhaupt Geld zu machen. Falls also jemand darauf hofft, dass Abrams’ Star Wars in irgendeiner Form “erwachsener” wird als Lucas’ Prequels, sollte sie die Hoffnung lieber ziemlich zurückschrauben.

Sie ist nach wie vor absurd, diese Geschichte, und doch wahrscheinlich irgendwie das, was immer passiert: Der Film, der alle Regeln brach, ist selbst zur Blaupause für eine ganze Industrie geworden. Und wie beim Ergebnis von mehreren Generationen Inzest besteht für jedes neue Kind die Gefahr einer schrecklichen Missbildung. Als Medienbeobachter ist es faszinierend, dabei zuzusehen. Als Fan kann man wohl nur der Macht vertrauen, dass noch genug neues Genmaterial im Universum vorhanden ist, um auch einen Flächenbrand lebendig zu halten.

(hat tip: Max)

Hat Oblivion von euch geklaut?

© Universal Pictures International

Dieser Gastbeitrag von Sebastian Mattukat enthält Spoiler für Oblivion. Ich habe den Film nicht gesehen, aber durch Zufall gelesen, wie er endet. Danach habe ich Sebastian, dem Regisseur des Kurzfilms The Rising, leicht ironisch die Frage der Überschrift gestellt. An seiner Reaktion war abzulesen, dass ich nicht der erste war. In unserem anschließenden IM-Gespräch habe ich ihn gefragt, ob er nicht Lust hat, seine Erfahrungen aufzuschreiben. Entstanden ist der erste Gastbeitrag dieses Blogs. Viel Spaß!

Oblivion schon gesehen?“ Diese Frage wurde mir in den letzten Tagen immer wieder gestellt. Meistens schauen mich die Freunde und Kollegen dann mit einer Mischung aus Entrüstung und verschmitztem Grinsen an. Denn sie wollen eigentlich keinen Filmtipp bekommen, sondern mir eine ganz bestimmte Reaktion entlocken.

JA, ich habe Oblivion gesehen und JA, auch mir ist aufgefallen, dass dieser 120-Millionen-Dollar-Film fast die gleiche Handlung wie mein Kurzfilm The Rising hat. Das Gefühl, im Kino zu sitzen und aufgrund einer kleinen Ähnlichkeit zu schmunzeln ist amüsant. Aber während des Films ein Déja-Vu nach dem anderen zu haben, ist für mich in dieser Form neu. Hier geht es nicht nur um die gleiche Art von Film (Transformers vs. Battleship oder A Bugs Life vs. Antz), sondern um eine verblüffend ähnliche Handlung. Im Grunde könnte man mit The Risings und Oblivions Synopsis das Avatar/Pocahontas-Spiel betreiben.

Denn The Rising lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Unser einsamer Held zieht über die zerstörte Erdoberfläche, sammelt Daten und muss sich immer wieder per Funk bei der Obrigkeit im Bunker melden. Sonst gibt es Ärger. Doch wie das in Filmen so ist, kommt unser Held eines Tages von seiner normalen Route ab und erfährt, dass er ein Klon ist. Doch nicht nur das, er findet ebenfalls heraus, dass es einen Widerstand gibt, der sich gegen die Herrscher im Bunker auflehnt. Nach kurzem Zögern schließt er sich diesem an und beginnt gegen das System und die Unterdrückung zu kämpfen.

Zieht man bei Oblivion die beiden Frauenrollen und ein paar Schauwerte ab, sitzt man vor der Spielfilmversion meines Kurzfilms. Wie kann das passieren? Haben wir geklaut? Nein. Hat sich Joseph Kosinski etwa bei uns bedient? Immerhin tourt The Rising schon seit Oktober 2012 durch die Welt der Festivals. Brauchen wir einen Anwalt? Wohl eher nicht.

Gehen wir noch einmal zurück zu Avatar. Beim Schreiben des Drehbuches hat James Cameron sich bestimmt nicht gedacht, dass ein wilder Mix aus Der mit dem Wolf tanzt und Pocahontas genau das Richtige für ihn ist. Viel eher wird er sich überlegt haben, was für eine Art von Geschichte er erzählen möchte. Er wird sich überlegt haben, was ihm an Subtext wichtig ist und wie er diesen am sinnvollsten vermitteln kann.

Genau das war unsere Vorgehensweise bei The Rising. Als Tobias Voigt und ich das Drehbuch schrieben, war für uns von Anfang an klar, dass wir einen düsteren Endzeitfilm machen wollten. Nach einer kurzen Überlegung, den Tag der Katastrophe zu zeigen, entschieden wir uns schnell, dass Leben in der zerstörten Welt in den Fokus der Geschichte zu rücken. Wir entwickelten die Hintergrundgeschichte akribisch, um unsere Welt zu kennen und logisch zu gestalten. Unser Gedanke war, dass — wenn die große Katastrophe von Menschenhand herbeigeführt wurde — größtenteils nicht die Unschuldigen überlebt hätten, sondern die Verantwortlichen. Doch eine böse Hauptfigur würde unseren Film nicht tragen. Genauso wenig wollten wir, dass unser Protagonist von vornherein auf der Seite der Guten steht. Uns interessierten die Zwischentöne. Die logisch Konsequenz war daher der Wandel von einem einfachen Menschen, einem Arbeiter, zum Revoluzzer.

Doch wie erklärt man, dass ein Arbeiter erst beim Einsetzen des Films urplötzlich seine Welt hinterfragt? Wir mussten mit ihm auf Entdeckungsreise gehen und hinter die Fassade des Bunkers schauen. Wenn Protagonist und Zuschauer zur gleichen Zeit die Welt zum ersten Mal erleben, wird man in diese hineingezogen. Filmisch bleiben einem hier nur eine Handvoll Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel die Geschichte aus der Sicht eines kleinen Kindes erzählen, was für unseren sehr physischen Film schwierig geworden wäre. Oder aber man spart sich knapp 30 Jahre Leben und erschafft einen Klon. Dieser Klon kann Kindesgleich über die Erdoberfläche ziehen und wir können mit ihm den Alltag, die Angst und die Wut hautnah mitempfinden. Somit folgt die Handlung ihrem eigenen, inneren Kompass.

Aufgrund solcher dramaturgischen Schlussfolgerungen ähneln sind sich bestimmte Erzählstrukturen immer. Beim Schreiben wird die Umwelt absorbiert und auf ihre Essenz herunter gebrochen. Wir überlegen uns die schlimmsten Katastrophen, die schönstmöglichen Momente und packen diese in unsere Geschichten. Deshalb ist es weniger spannend zu sehen, welche Filme die gleiche Handlung haben. Es ist viel interessanter und erkenntnisreicher zu schauen, welche Themen sich gleichen. Es gibt in diesem Jahr so viele Endzeitfilme wie schon lange nicht mehr. Sie erzählen von Zombies, Utopien im Orbit und von der verlassenen Erde. Augenscheinlich gibt es ein tiefes, inneres Bedürfnis beim Publikum, solche Geschichten zu sehen. Selbst im Mainstreamkino.

Die Schönheit des Kinos und des Filmemachens liegt doch darin, dieses Verlangen zu erkennen und für den Zuschauer erlebar zu machen. Und wenn mich jemand fragt, ob ich Oblivion schon gesehen habe, dann kann ich mich natürlich einen kurzen Moment ärgern. Aber im nächsten Augenblick ist die Freude größer, dass wir eine Geschichte erzählt haben die anscheinend nicht nur uns interessiert.

Sebastian Mattukat ist Filmemacher aus Berlin. Sein Kurzfilm The Rising ist nach wie vor auf verschiedenen Kurzfilmfestivals zu sehen. Folgt ihm auf Twitter.

Versteckte Bösewichter

images: © Walt Disney Pictures, Paramount Pictures

Dieser Artikel enthält massive Spoiler zu Iron Man 3 und Star Trek Into Darkness. Und nicht nur am Rande. Es geht genau genommen um nichts anderes.

In guten Genrefilmen sind die Schurken gerne mal genauso ikonisch wie die Helden, wenn nicht sogar noch ein bisschen toller. Schließlich dürfen sie als Schurken mit dem Verbotenen nicht nur flirten, sondern all unsere dunklen Fantasien ausleben. Je faszinierender der Widersacher, umso größer die Aufgabe für den Held – man denke an Nosferatu, Goldfinger, Darth Vader, Joker. Umso interessanter ist es, dass in den vergangenen zwei Wochen zwei große Sommerblockbuster gestartet sind, die großen Aufwand betrieben haben, um die wahre Natur ihrer Bösewichter geheim zu halten.

In Iron Man 3 wurde allem Augenschein nach ein alter Erzfeind von Tony Stark aus der Mottenkiste geholt: Der Mandarin, ein Fu-Manchu-Lookalike, der zehn magische Ringe besitzt. Er war es, der auf Postern beworben wurde, er spielt im Trailer neben Tony Stark die tragende Rolle – und auch die Ringe werden gezeigt.

Der clevere Dreh: Nach etwa einer Stunde findet Tony Stark heraus, dass der Mandarin nur eine Atrappe ist; ein trotteliger, drogensüchtiger Schauspieler, der allerdings die Performance seines Lebens gibt, indem er dem Rest der Welt ein perfektes Gesicht für ihre Terror-Angst liefert. Eingesetzt wurde er vom wahren Bösewicht, Aldrich Killian (Guy Pearce), einem durchgeknallten Industriellen. Bei Comicfans ist diese Umdeutung eines ikonischen Schurken wohl auf wenig Gegenliebe gestoßen. Matt Singer aber bringt die Brillianz dieses Schachzugs gut auf den Punkt:

I think “Iron Man 3” rather brilliantly evades that minefield [of re-inventing the fundamentally racist Mandarin for a modern sensibilty] by using it as the fuel for satire; revealing the Kingsley Mandarin’s mish-mosh of Orientalist imagery as a construction designed to play into ignorant people’s fears. [Director Shane] Black suggests we should be far more worried about the well-dressed, amoral CEO than the vaguely defined “Other” of so many bad pieces of pop culture.

“True”, schreibt Singer, “Kingsley never shoots anybody with his power rings. But he gets to do something even better: he gets to surprise us.” Und das besondere dabei: Es funktioniert. Ich wusste (weil ich die Überschrift von Singers Artikel gelesen hatte), dass mich in Iron Man 3 irgendein Twist erwartet, aber die Marketing-Kampagne des Films war so gelungen, dass ich ausgerechnet darauf nicht gekommen wäre.

Die Kritiker spielen mit

Zum Beispiel: Die Interviews, die Ben Kingsley zur Promotion des Films gegeben hat, weisen lediglich darauf hin, dass der Charakter (wie erwartet) etwas mehr Tiefe bekommen hat, als zuvor. Etwa hier beim Guardian: “The key of giving him depth is to try and bring to the camera his unshakable faith in his version of the truth.” – Alles wahr, und doch kein Hinweis darauf, dass hier eventuell etwas nicht stimmen könnte. Selbst die interviewenden Kritiker, die den Film schon gesehen haben, mussten hier also mitspielen. Und sie haben es freundlicherweise gemacht – und das Publikum genarrt.

Ein bisschen anders, aber doch ähnlich gelagert, sah es bei Star Trek Into Darkness aus. Obwohl die Internet-Gerüchteküche schon vor Monaten vermutet hatte, dass Benedict Cumberbatch Khan, den berüchtigsten Star-Trek-Bösewicht aller Zeiten spielt, wurden bis zum Schluss alle Register gezogen, um genau das geheim zu halten. Da der Charakter einen Namen brauchte, wurde einer erfunden (“John Harrison”), und sogar auf etwas gequälte Art in den Film eingebaut.

Ironischerweise steht Cumberbatch dennoch im Zentrum der Marketing-Kampagne des Films. Er ist auf jedem Poster zu sehen und Dreh- und Angelpunkt des Trailers.

Der Trailer selbst ist ein Meisterstück der Täuschung. Viele seiner zentralen Szenen stammen aus dem dritten Akt des Films – am Anfang des Trailers sind einige Bilder aus der vorletzten Szene vor dem Abspann zu sehen. So jedoch wird der Eindruck erweckt, Cumberbatchs Charakter würde auf der Erde für Chaos sorgen – dabei spielen große Teile von Star Trek Into Darkness traditionsgemäß im All.

Ferne Echos

In der Tat scheint die gesamte Handlung des Films, der so wirkt als hätte jemand ferne Echos von The Wrath of Khan gehört und aus den Bruchstücken ein neues Drehbuch gestrickt, sich nur darum zu drehen, Cumberbatchs Rolle immer wieder zu untergraben. Erst wirkt er wie ein beliebiger Terrorist, dann wie jemand, der einen Krieg zwischen Sternenflotte und Klingonen provozieren will, dann wie ein Opfer des kriegslüsternen Admirals. Erst im letzten Drittel des Films wird klar, dass er tatsächlich jener Khan ist, der immer nach seinen eigenen Regeln spielt. Und ab diesem Punkt werden die Echos von Wrath of Khan dann auch etwas lauter.

Anders als bei Iron Man 3 schien diese Erkenntnis dann allerdings so ungeheuerlich, dass Kritiker und Fans einfach nicht die Klappe halten konnten. Zumindest nicht alle.

Die Star Trek-Macher J. J. Abrams und Damon Lindelof sind für ihre Liebe zum Mysterium bekannt. Auch bei ihren anderen Schöpfungen, von “Lost” über Cloverfield bis Prometheus, ist es ihnen immer gelungen, kritische Enthüllungen geheim zu halten. Bei Iron Man 3 war es eher ein geschicktes Spiel mit den Erwartungen des Fan-Publikums, dass den Bösewicht-Austauch motivierte. Für mich bleibt wie immer die Frage: Wird diese Entwicklung jetzt Schule machen? (Für Star Wars hat Kathleen Kennedy bereits eher gen Nein tendiert.)

Die Karotte ist gar keine

Am Ende von The Manchurian Candidate erschien 1962 noch eine Texttafel, die die Zuschauer darum bat, das Geheimnis des Films anderen Zuschauern nicht vorher zu verraten. Seit sich Teile des Kinos fest in der Hand der Internet-Nerds befinden, ist das Jagen nach Plotschnipseln und Twist-Enthüllungen in der kritischen Buzz-Phase vor der Hauptwerbekampagne zu einem beliebten Sport geworden, der von Studios und Fans gemeinsam betrieben wird. Inzwischen scheint es damit soweit gekommen zu sein, dass die Filmemacher ihre meistwissenden Fans bewusst aufs Glatteis führen, um sie im Kino immer noch überraschen zu können. Im Fall von Khan gingen sie sogar so weit, ihnen die Karotte direkt vor die Nase zu halten, aber steinhart zu behaupten, es sei keine Karotte.

Ich glaube, dass das manchmal funktionieren kann, aber nicht immer. Denn manchmal brauchen wir einfach von Anfang an die bestmöglichen Bösewichter, um ebenso bestmöglich mit unseren Helden mitfiebern zu können.

[Ergänzung, 20. Mai]: Dieser Artikel zeigt, welche absurden Schritte die Into Darkness-Macher unternommen haben, um das Khan-Geheimnis zu bewahren, und was ihre Motivation war. Matt Singer, der den Mandarin ja gelobt hatte, hat unterdessen einen feurigen Artikel gegen eben diese Geheimhaltung verfasst.

Die Berlinale-Porno-Trilogie

Don Jon's Addiction. © Ascot Elite

Don Jon/Don Jon’s Addiction

Die Berliner Filmfestspiele sind inzwsichen schon fast drei Monate her, doch ein Trio von Filmen wird mich nicht loslassen, bevor ich darüber gebloggt habe. Es wirkte einfach zu absurd, wie sie miteinander verschränkt waren und interagierten, ohne voneinander zu wissen. Alle drei stellten Fragen zum Thema Pornografie und alle drei gaben sehr unterschiedliche Antworten.

Don Jon’s Addiction (inzwischen nur noch Don Jon) von und mit Joseph Gordon-Levitt ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Regie-Erstling. Ein hippes Thema, eine auf Hingucker ausgerichtete Inszenierung, schauspielerische Auftritte, die im ersten Moment überraschen, aber selten halten. Rebellisch und zahm in einem. Gordon-Levitt spielt selbst die Hauptrolle, einen jungen Vorstadtproll, der von seinen Freunden Don Jon genannt wird. Freitagabend macht er die Mädchen klar, Samstag wirft er sie wieder raus, um seine Bude zu putzen, und Sonntag lässt er sich in Kirche und Fitnessstudio von seinen Sünden freisprechen.

Doch Jons Problem ist nicht, dass er Frauen wie Gebrauchsgüter behandelt, sondern dass er Gebrauchsgüter Frauen vorzieht. Die Abhängigkeit des Filmtitels ist ein unnatürliches Verhältnis zu Internetpornografie, die Jon seit Jahren begleitet und von ihm als Ritual mehrfach am Tag zelebriert wird. Die Frauen in den Pornos sind ihm so zu Diensten, wie er sich das wünscht, obwohl er nicht mit ihnen interagieren kann. Sie sind Projektionsflächen, immer geil, zu allem bereit und nur für ihn da. Als Jon eine Beziehung mit seiner Traumfrau (Scarlett Johansson in einer sehr unglaubwürdigen Rolle) beginnt und diese ihm die Pornos verbietet, steht die Katastrophe unmittelbar bevor.

Am Ende von Don Jon’s Addiction braucht Gordon-Levitts Jon die Hilfe von Julianne Moore, die ihm beibringt, dass der beste Sex entsteht, wenn beide Parteien versuchen, den jeweils anderen zu befriedigen, und nicht sich selbst. Das mag wahr sein, aber die Art, wie der Film seine Message fast schon per Dekret verteilt, ist auch seine größte Schwäche. Man muss den Plebs nur ihre eigene Oberflächlichkeit vor Augen führen, dann wachen sie auf – das scheint die Botschaft eines Werks zu sein, das selbst zu großen Teilen aus Oberfläche besteht, und das über große Strecken hinweg einen enormen Kick daraus bezieht, immer wieder großzügig Ausschnitte aus Pornos in seine schnellen Schnittfolgen einzufügen.

Eine Generation von Menschen, besonders von Männern, ist nun damit aufgewachsen, dass die absonderlichsten pornografischen Bewegtbilder immer nur einen Klick weit entfernt sind. Das unglaublich schiefe Bild von Sexualität, Männlichkeit, Weiblichkeit und Intimität, dass dadurch jedem willigen Konsumenten ins Hirn gespeist wird, ist ein echtes Problem unserer Gesellschaft. Doch was machen die, die keine sensible ältere Julianne-Moore-Figur kennenlernen, um sie in die Geheimnisse des Sex einzuweihen – was wohl genauso wie eine ständig willige Pornofrau eine der ältesten, männlichen Fantasien aller Zeiten ist?

Lovelace. © Milennium Films

Lovelace

Wenn es nach Berlinale-Porno-Film Nummer 2 geht, sollte man sie in Talkshows aufklären und Pornografie anschließend verbieten. Lovelace endet zumindest auf einer solchen Note. Mit allen Konventionen des Biopics (Schlüsselszenen aus der Kindheit, sich der Epoche anpassender Filmlook, Nostalgie triggernde Musikeinsätze) gewappnet, erzählt der Film davon, wie Linda Boreman einen Mann namens Chuck Traynor kennenlernt, der ihr erst erstaunliche Fellatio-Techniken beibringt und sie dann mit dem Film dazu, Deep Throat, als Linda Lovelace zu einem Mainstream-Phänomen macht. Doch dem scheinbar goldenen Zeitalter der sexuellen Befreiung, als ein fröhlicher Pornofilm zum Publikumserfolg werden konnte, und AIDS freie Liebe noch nicht in Russisches Roulette verwandelt hatte, zieht der Film nach zwei Dritteln seiner Laufzeit den Teppich unter den Füßen weg.

Dann nämlich erzählt er die gleiche Geschichte noch einmal, diesmal jedoch so, wie sie das Publikum erst Jahre nach dem großen Erfolg erfahren sollte. Linda Boreman als Opfer eines gewalttätigen Mannes, der sie mit Schlägen und Drogen zur Prostitution zwingt. Deep Throat nicht als ein Symbol von befreiender Sex-Positivität, die sich ja auch in der Rahmenhandlung des Films wiederspiegelt, nach der jeder irgendwo ein Lustzentrum hat. Sondern der Film als Repräsentant einer aus dem Ruder gelaufenen Kultur, der es nur recht ist, dass Frauen zu Objekten werden, um das Amüsierbedürfnis der Massen zu stillen. Linda veröffentlicht ein Buch über ihre traumatischen Erfahrungen, zieht sich in ein bürgerliches Familienleben zurück und widmet ihr restliches Leben dem Kampf gegen Pornografie.

Linda Boremans persönliche Geschichte ist ohne Zweifel eine hässliche, die wahrscheinlich sogar stellvertretend für die Schicksale vieler Frauen steht, die in der Pornoindustrie gearbeitet haben und noch immer arbeiten. Und es ist gut zu sehen, dass es Boreman gelang, sich aus ihrer Opferrolle zu befreien. Schade bleibt aber, dass es Lovelace durch die Anordnung seiner Erzählung und durch seine gesamte Inszenierung nicht gelingt, diese persönliche Geschichte vom größeren Ganzen zu trennen. Eigentlich hat doch gerade Deep Throat mit seinem überraschenden Mainstreamerfolg bewiesen, dass es nicht die Pornografie als solche, das heißt die explizite Darstellung von Sexualität im Film, ist, die schlecht ist, sondern nur einige Menschen, die sie produzieren und die Werte, die sie derzeit vermittelt. Gegen sie zu kämpfen heißt, sie zu verdrängen und damit ihren Status als Schattenseite der Mediengesellschaft zu zementieren.

Interior. Leather Bar. © RabbitBandini Productions

Interior. Leather Bar.

Deswegen ist es besonders interessant, als dritten Teil der Berlinale-Porno-Trilogie James Francos filmisches Experiment Interior. Leather Bar. heranzuziehen. Unter dem Vorwand filmischer Archivarbeit erforscht Franco darin nämlich auf erstaunliche Art genau diesen gesellschaftlichen Umgang mit Pornografie.

Der Film setzt auf dem Mythos auf, dass für den Al Pacino-Film Cruising im Jahr 1980 Szenen gedreht aber nie veröffentlicht wurden, die Pacinos Ermittlungen als Undercover-Polizist im Schwulenmilieu in expliziten Bildern festhalten. Franco will nun als Regisseur diese mythischen Szenen rekonstruieren, castet Freunde und Freiwillige und inszeniert zwei Tage lang die Geschehnisse in einem schwulen Sex-Club. Der Film Interior. Leather Bar. dokumentiert die Dreharbeiten und die Reflektionen der Mitwirkenden, doch diese Rahmenhandlung scheint zumindest zum Teil ebenso inszeniert wie die rekonstruierten Szenen. Darauf weist der Film an mehreren Stellen nicht besonders subtil hin, verstärkt dadurch allerdings den Versteckspiel-Charakter, da sich die Zuschauenden an keiner Stelle sicher sein können, wo genau die Inszenierung anfängt.

Und dann, immer wieder, montiert Franco das gedrehte Material zusammen und die dem typischen Look heutiger Drehtagebücher angepassten pseudodokumentarischen, distanzierten Bilder weichen Aufnahmen, die in ihrer Gestaltung eine fast greifbare Sinnlichkeit besitzen. Nur eben, dass sie in Detailaufnahmen echten Sex zeigen, noch dazu zwischen Männern. Es war ein fantastisches Erlebnis, die angespannte Stimmung im Kinosaal zu spüren, als tatsächlich die ersten erigierten Penisse, die ersten unverhüllten Fellatiobilder über die Leinwand flimmerten. Explizite Aufnahmen von schwulem Sex? Das braucht doch keiner – obwohl, irgendwie sind sie auch … schön.

Im Laufe seiner gut einstündigen Laufzeit zeigt der Film, dass die beiden Männer, die man beim Sex sieht, auch außerhalb des Filmsets ein Paar sind. Erscheint die filmische Abbildung ihres Sex deswegen so erotisch, weil man spürt, dass hier tatsächlich ein Liebes-Akt und nicht nur ein Sex-Akt zu sehen ist? Oder liegt es daran, dass es die erklärte Mission des Films zu sein scheint, das besonders schmuddelig besetzte (und daher ja auch eine Undercover-Ermittlung rechtfertigende) zur Kunst zu erheben?

Auf bizarre Art gelingt es Franco, die Pole zusammenzuführen, die in den beiden anderen Filmen so unvereinbar scheinen. Er reflektiert über Pornografie, er zeigt Pornografie, er verdammt sie aber nicht. Er macht etwas sichtbar, dass Gesellschaft – und in seinem Rahmenmythos auch Filmgeschichte – immer noch lieber verdrängen würden, als sich damit auseinanderzusetzen. Don Jon’s Addiction und Lovelace deuten Pornografie an, doch sie ziehen sich aus der Affäre und verbannen sie größtenteils in das Unterbewusstsein des Zuschauers. Interior. Leather Bar. zeigt pornografische Bilder, aber er ist dabei trotzdem sexy. Man braucht Pornografie wirklich nicht überall und schon gar nicht auf die derzeit dominante Art. Sie ist kein Ersatz für irgendetwas. Aber sie könnte einen Platz haben. Auch im Kino. Sagt zumindest James Franco.

Gefühlte Gemische

Nach einer Idee von Christoph Hochhäusler

Es liegt nicht auf der Hand, dass ich heute mit Film arbeite. Zwar bin ich nicht medienlos aufgewachsen, aber doch mit einem wohlkontrollierten Medienkonsum. Mehr als eine halbe Stunde “Die Sendung mit der Maus” war sehr lange nicht drin, einen eigenen Fernseher hatte ich erst mit 16. Ich habe jede Menge frühe Lese-Erinnerungen aber sehr wenige frühe Film-Erinnerungen.

Mein erster Kinobesuch muss The Jungle Book (USA 1967) gewesen sein, als der Film Weihnachten 1987 noch einmal ins Kino kam. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, wirklich im Kino gesessen zu haben. Aber zu Fasching wollte ich auf jeden Fall King Louie sein. Meine Mutter bastelte mir ein Kostüm aus einem brauen Pullover und buntem Krepp-Papier.

Die ersten sechs Jahre meines Lebens wohnte ich mit meinen Eltern und meiner Schwester in einer Vier-Zimmer-Wohnung. Meine bevorzugte Abendbeschäftigung bestand darin, “Verlängerungstaktik” zu fahren, also nach dem Zu-Bett-Gehen wieder aufzustehen, ins Wohnzimmer zu stiefeln und nach einem Glas Wasser oder Ähnlichem zu verlangen. Der eigentliche Zweck war natürlich, an den “erwachsenen” Aktivitäten wie Fernsehen teilzunehmen.

Eines Abends wurde mir die Verlängerungstaktik zum Verhängnis, als ich just in dem Moment ins Zimmer kam, als die einzig gruselige Szene in Back to the Future (USA 1985) über die Mattscheibe flimmerte. Marty McFly erscheint seinem Vater im Strahlenschutzanzug, schockt ihn mit lauter Musik und erklärt, er sei “Darth Vader vom Planeten Vulkan”. Heute ein großartiger Geek-Witz, damals die Garantie für mehrere Wochen voller Albträume.

1991 zog meine Familie für fünf Jahre in die Niederlande, was mein Verhältnis zum Kino sowohl komplett veränderte, als auch nachhaltig prägte. Niederländer synchronisieren nicht. Bei Gängen ins Kino – anfangs noch mit Eltern, später zunehmend alleine, Mobilität war ja in einer Großstadt kein Problem mehr – lernte ich zwei Fremdsprachen gleichzeitig: Hollywood-Englisch und Untertitel-Niederländisch.

Ein Klassenkamerad hatte Terminator II – Judgment Day (USA 1991) auf VHS – seine Eltern waren in Sachen Medienkonsum wesentlich laxer als die der meisten anderen Freunde. Jedes Mal, wenn ihn jemand aus der Klasse besuchte, musste S. mit ihm Terminator gucken – auch mit mir. Vor der Szene mit der Milchtüte ließ ich mich aber von ihm warnen – und machte rechtzeitig die Augen zu.

Obwohl meine Kinolust mit zehn Jahren endgültig geweckt war, und ich zum Beispiel anfing, meine Kinokarten zu sammeln, war ich damals schon kein genauer Hingucker und bin es auch nie geworden. Kino war für mich immer ein Illusionsphänomen. Mich interessierten die Prozesse dahinter, über die ich vor allem in Zeitschriften wie “Limit” und “TV Movie” allerhand lernte. Mit der Video 8-Kamera meiner Eltern drehte ich eigene Stopptrickfilme und Flüge, in denen die Linse der Kamera den Blick aus dem Cockpit einfing.

Die Diskussion um Jurassic Park (USA 1993) war hart. Der Film hatte in Deutschland eine FSK 12, war aber in Holland ab 0 Jahren freigegeben. Ich war zehn und durfte nicht reingehen. Als der Film etwa ein Dreivierteljahr nach Kinostart noch einmal im “Rijksbioskoop” lief – einem Kino, das Filme kurz vor Heimvideostart noch einmal für kleinen Preis wiederaufführte – gaben meine Eltern nach und ließen mich gehen. Vom sense of wonder beim Anblick der Dinos, über deren Erschaffung im Computer ich längst alles wusste, zehre ich bis heute.

Wenn Bekannte davon berichten, dass Sie Filme immer und immer wieder gesehen haben, muss ich passen. Spätestens ab 1995 war ich zu sehr von diversen anderen Hobbies besessen, die meisten davon hatten mit Fantasy-Rollen- und Kartenspielen zu tun und verschlangen meine gesamte Freizeit.

The Lion King (USA 1995) war einer der wenigen Filme, den meine Eltern für uns auf VHS kauften. Statt ihn immer wieder zu gucken, überspielte ich mir nur den Ton auf eine Kassette und transkribierte sie, lernte dabei weiter Englisch. Daher bleibt Disneys Meisterwerk der silbernen Ära der einzige Film, den ich fast komplett mitsprechen kann.

Alle meine Kindheits-Filmerinnerungen drehen sich also um Trick-Filme. Und bis heute ist es wohl das Erlebnis-Gemisch als Durch-Schauer und Verzaubert-Werder, die Kino für mich nach wie vor zum Faszinosum macht.

Fortsetzung folgt – falls gewünscht

Michel Ocelot beim 3D-Screening seines Films: “3D ist nutzlos”

Eine kleine Bizarro-Anekdote vom ITFS: Nach dem Screening seines neuen Films Kirikou et les hommes et les femmes, dem dritten Teil der Kirikou-Reihe, walzt der braungebrannte französische Filmemacher Michel Ocelot in den Saal, lächelt freundlich und lässt sich ein paar Fragen stellen. Kirikou et les hommes et les femmes ist ähnlich aufgebaut wie sein Vorgänger, Kirikou et les bêtes sauvages, unterscheidet sich aber in einer Hinsicht entscheidend: die computeranimierten, aber auf handgezeichnet getrimmten farbenfrohen Figuren und Landschaften der afrikanischen Lausebengel-Saga kommen diesmal in drei Dimensionen daher.

Ocelot hat Erfahrung in 3D. Seinen letzten Film Les Contes de la Nuit, inspiriert von klassischen Scherenschnitt-Animationen, hat er ebenfalls in 3D inszeniert. “Ein Spielzeug, das ich ausprobieren wollte”, erklärt er. Das Puppentheater-Setting von Contes hätte sich besonders geeignet, weil der Schirm feste Begrenzungen hat.

Bei Kirikou hätte die Sache jedoch anders gelegen, sagt er. Der Verleiher hätte darauf bestanden, den Film in 3D herauszubringen. Und dann hebt er an: Mit 3D wird man hereingelegt, es bringt niemandem was. Die Animatoren können nicht so arbeiten, wie sie wollen, das Kino muss umrüsten, die Zuschauer müssen Brillen tragen, die Helligkeit geht verloren. “3D ist nutzlos. Es gibt keine Geschichte, die man in 3D erzählen kann. Ich habe Avatar nicht gesehen, aber viele von meinen Freunden, und alle haben mir nur von einer 3D-Werbung vor dem Film erzählt, wo eine Popcorntüte im Raum schwebte.”

Ich kann dem nicht zustimmen, fand auch, dass der steroskopische Kirikou durchaus seinen Reiz hatte – vor allem wegen des 2D/3D-Mischlooks. Aber es war mal wieder erfrischend, solch ehrliche Worte von einem Regisseur über seinen eigenen Film zu hören.

Bild: Siren-Com, CC-BY-SA

Met the Bloggers (II)

Ich glaube, auf dem zweiten Filmbloggertreffen gestern, während des 20. Internationalen Trickfilmfestivals Stuttgart, war ich der einzige Mensch mit aktivem Filmblog. Aus unterschiedlichen Gründen hatten die “erwartbaren” Gäste, Blogger aus der Region Stuttgart wie Stefan von Equilibrium und Rochus Wolff von Butt-kicking Babes sowie Animationsblogger wie Orlindo Frick von AniCH keine Zeit (mehr) gehabt. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch – schließlich schreibt Christian für dpa manchmal über Filme, Franziska bloggt, Kathi macht selber welche und Henning hat zumindest mal über Filme gebloggt und war schon beim Kinocast (leider auch verhindert) zu Gast.

Der eigentliche Zweck des Treffens – Leuten ins Gesicht gucken, die im Netz was mit Film machen, während man einen Long Island Ice Tea trinkt – wurde also voll erfüllt.

Ich würde mich freuen, wenn sich die so begonnene Tradition fortsetzt und Kollegen auch auf anderen Festivals Bloggertreffs veranstalten. Ich werde wohl erst im November beim FILMZ wieder auf einem Festival sein. Vielleicht sehen wir uns ja dort.

Meet the Bloggers (II)

blogosphaere_400

Das positivste Erlebnis für mich innerhalb der ganzen Film-Blogosphäre-Diskussion, die ich im Januar angestoßen hatte, war das erfolgreiche Treffen vieler vieler Blogger auf der Berlinale. Internet hin, Social Web her – es geht doch nichts darüber, sich mal persönlich in die Augen geschaut zu haben, wenn man versucht, sich eine gemeinsame Identität zu geben.

Noch bin ich meiner Mission nicht müde, und deswegen habe ich auch für meinen nächsten Festivalbesuch wieder ein Bloggertreffen angesetzt. Ich weiß, dass das Internationale Trickfilmfestival Stuttgart ein eher kleines Special-Interest-Festival ist, aber wenn ihr du da bist und im Netz über Filme schreibt (egal wie oft), dann kommt doch vorbei! Wir treffen uns um 18.00 Uhr am Donnerstag, den 25. April, im mexikanischen Restaurant “Cantina” in der Nähe des Festivalgeländes.* Hier kannst du bescheid sagen, dass du kommst.

* Meine Erfahrung vom letzten Jahr ist, dass es dort (obwohl natürlich Systemgastronomie etc.) nicht so voll und so heiß ist wie direkt am Schlossplatz. Das macht das Reden etwas angenehmer. Und es gibt einigermaßen günstig zu essen und zu trinken.

Quotes of Quotes (IX)

What was important to us in Phase One was acclimating an audience who maybe never read the comics, who didn’t know that Iron Man and Thor and Hulk all inhabited the same Marvel universe in the comics, and start seeding that idea through the films to get them used to the notion that these characters live in the same world; that this is a shared universe […].

Now with the beginning of Phase Two, the audience knows that. The audience knows there are connective tissues leading to it and will continue so now we have the leeway and the ability to have fun with that, just like they do in the comics. We can have fun and surprises with who connects where.
– Kevin Feige über die Zukunft des Marvel Cinematic Universe

Interessant zu wissen, dass dies die offizielle Marvel-Position zu Phase 2 des Marvel Cinematic Universe ist: “fun and surprises”. Zu hoffen bleibt, dass es Marvel gelingt, die richtige Balance zwischen Insider-Verbinde-Spaß und für sich stehenden Geschichten zu erzählen. Iron Man 2 hat in dieser Hinsicht beispielsweise stark darunter gelitten, dass er gleichzeitig “Avengers 0.5” sein musste.

[Ergänzung, 16.4. – Joss Whedon hat die Arbeit an Avengers 2 als glorious Challenge bezeichnet]