Podcasts: Macht mehr aus euren Feeds!

Hallo, ich habe hier sehr leckeren Fremdinhalt für Sie! (Photo by Sticker Mule on Unsplash)

Die beste Werbung für einen Podcast ist eine Erwähnung in einem anderen Podcast. Diese alte Weisheit ist zumindest für Podcasts, die über kein Werbebudget verfügen, immer noch wahr. Kein Social Media-Kanal wird einem je so viele neue Hörer*innen bescheren, wie eine Empfehlung “nebenan”. Denn dort werden Menschen erreicht, die bereits Podcasts hören, ihren Hosts vertrauen und mit nur wenigen Klicks am ehesten bereit sind, auch mal einen anderen Feed zu abonnieren.

Man kann aber noch einen Schritt weitergehen, und fremde Podcasts den eigenen Hörer*innen direkt liefern. Denn die meisten haben ein kostenloses Abo abgeschlossen, das sie lieben und schätzen und im Zweifelsfall aus Faulheit sogar behalten, wenn in ihm nichts passiert.

Der RSS-Feed gilt den meisten Podcaster*innen als reiner Auslieferungsmechanismus – für einige sogar der einzig wahre, der Podcasts überhaupt zu Podcasts macht – und auch als ein bisschen heilig. Er sollte ja nicht für irgendetwas anderes benutzt werden, als den eigenen Podcast regelmäßig in die Podcatcher zu drücken. Dabei ist er ein mächtiges Werkzeug, das sich ideal für Podcast-Entdeckung (mein Lieblingsthema) und Podcast-Empfehlung einsetzen lässt.

Es wundert mich immer wieder, dass nicht mehr Podcaster*innen mehr aus ihrem Feed machen, obwohl es viele gute Beispiele gibt, wie das bereits geschieht. Mir sind bisher drei Hauptmodelle aufgefallen, wie Podcaster*innen ihren Feed zur Auslieferung von mehr als den regulären Sendungen verwenden können.

1. Werbung

Die einfachste und naheliegendste Lösung. Trailer für andere Produktionen lassen sich perfekt auch in den Feeds von bereits laufenden Podcasts ausspielen. Im Feed des erfolgreichen Cui Bono-Podcasts von Studio Bummens tauchten zum Beispiel Trailer für die Anschlussproduktionen Noise und Legion auf, bevor der Trailer für Staffel 2 von Cui Bono kam. (Ich habe Studio Bummens dazu Fragen geschickt, aber leider keine Antwort erhalten.)

Wer besonders mutig ist, kann statt des Trailers auch mal die ganze erste Folge eines neuen Projekts in den alten Feed werfen, vorausgesetzt er oder sie hat die Rechte daran. Reinhören werden die meisten – und vielleicht hören einige auch weiter.

2. Paralleluniversen

In Kulturindustrie podcaste ich gemeinsam mit drei anderen Hosts zu Popkultur. Vor einiger Zeit war ich gemeinsam mit einem meiner Co-Hosts, Sascha, zu Gast im Star Wars Podcast Blue Milk Blues, um über das Star-Wars-Anthologie-Buch From A Certain Point of View zu sprechen. Zwei vertraute Stimmen und ein Thema, das nah am Publikum des Podcasts ist. Ich hätte Tobi, den Blue Milk Blues-Host, damals wirklich fragen sollen, ob wir die betreffende Episode auch als Bonus-Episode in unserem Feed veröffentlichen dürfen. Hätten bestimmt viele unserer Hörer*innen gerne gehört – und vielleicht wären ein paar auch bei Tobis Podcast hängengeblieben.

Der Clou bei dieser Art der Cross-Promotion ist, dass man es seinen Hörer*innen so leicht wie möglich macht, mehr von ihren bekannten Stimmen zu hören und das andere Produkt eigentlich nur nebenbei bewirbt. Denn Podcaster sind ja fast regelmäßig auch in anderen Podcasts zu Gast. Das Podcast-Label Pushkin von Malcolm Gladwell setzt diese Methode regelmäßig ein, und ich habe es noch nie bereut, einen Gastauftritt etwa von Tim Harford in The New Bazaar zu hören – und dabei gleich meinen Podcast-Radar etwas erweitert.

3. Kuration

Das finde ich die Königsdisziplin von kreativer Feednutzung für Podcast-Entdeckung. Statt Werbung für eigene andere Projekte zu machen oder Gastauftritte in anderen Podcasts als Bonuscontent zu syndizieren, präsentiert man ausgewählte Podcasts anderer Podcaster*innen im eigenen Feed. Als Death Sex and Money vor zwei Jahren das “Audio we Love Fest” in meinem Feed schob, war ich davon so begeistert wie schon lange nicht mehr. Ein Überraschungs-Podcast-Festival, inklusive Q&A mit den Macher*innen, fand ich einfach eine großartige Idee.

Der Lila-Podcast hat sich vom Konzept diesen Sommer inspirieren lassen und unter dem Namen “Lila Sommerspecial” ebenfalls fünf andere Podcasts im eigenen Feed vorgestellt, jeweils mit ganzen Folgen und rahmenden Gesprächen. Weil mich interessiert hat, wie das ankam, hat mir Host und Labelchefin Susanne Klingner ein paar Fragen dazu beantwortet.

Susanne hat mir erzählt, dass es ein perfektes Format für die Sommerpause war und jeder im Team einen Podcast ausgewählt hat. Die Umsetzung sei vergleichsweise einfach gewesen, sagt sie. Leider habe es wenig Rückmeldung gegeben, die Abrufzahlen wären aber gerade für die Sommerzeit gut gewesen. “Unsere Partnerinnen haben sehr große Ausschläge nach oben gemerkt, bei Zugriffen auf die Website genauso wie bei den Abos bei Spotify.” Dem Lila Podcast hat es kaum zusätzliche Hörer*innen gebracht, aber das Team wertet die Unternehmung dennoch als Erfolg und vor allem “inhaltlich eine totale Bereicherung”.

Dieses Modell finde ich gerade für die freie Podcast-Szene hervorragend geeignet, um sich gegenseitig zu feiern, kleineren Podcasts zu mehr Reichweite zu verhelfen und den eigenen Hörer*innen beim Entdecken neuer Podcasts zu helfen. Klar, man kann auch einfach sagen, dass es die anderen Podcasts gibt, aber so ist es komfortabler und es hat einen redaktionellen Rahmen. Hätte ich endlos Zeit, ich würde einen Podcast machen, der einmal im Jahr nur aus zwei Wochen solcher Kurationen besteht – ein Festival eben (bis dahin behelfe ich mir mit dem Podcapril).

Bevor jetzt alle meinen Ratschlägen folgen und ihre Feeds vollballern – hier sind drei Dinge, die es zu bedenken gilt

I. Relevant bleiben

Ich finde, diese Art der Ausspielung von im Grunde fremden Inhalten funktioniert auf Dauer nur, wenn sie von den Hörer*innen her gedacht wird. “Liefere ich meinen Hörer*innen durch diese Nutzung meines Feeds einen Mehrwert?” sollte die wichtigste Frage sein. Nur dann läuft man nicht Gefahr, dass der ungewohnte Content als störend empfunden wird.

II. Vertrauter Rahmen

In allen Beispielen, die ich oben genannt habe, egal ob es sich um einen einfachen Trailer oder eine komplexe Kuration handelt, ist eine Sache gleich: Der fremde Inhalt purzelt nicht einfach so in den Feed. Die erste Stimme, die die Hörer*innen hören, ist immer die eines vertrauten Hosts, der den fremden Inhalt ankündigt und erklärt, warum er im Feed auftaucht. Diese Art der Einordnung finde ich unerlässlich. Sie sorgt dafür, dass die fremde Auswahl als Teil des gewohnten Podcasts wahrgenommen wird.

III. Die Dosis macht’s

Das versteht sich eigentlich von selbst. Ein Stilmittel, das zu oft eingesetzt wird, nutzt sich irgendwann ab. Wer seine Abokunden irgendwann nur noch mit Content bestückt, den sie nicht bestellt haben, wird sie verlieren. Aber als Bonus-Schmankerl zwischendurch glaube ich fest daran, dass es nicht nur funktioniert, sondern goutiert wird.

Dieser Umfrage auf Twitter zum Trotz:

Was denkt ihr? Schreibt es in die Kommentare oder antwortet mir auf dem gerade gesehenen Twitter-Account.

Journelle

Meine erste re:publica 2014 war ziemlich magisch. Sie bestand eigentlich nur daraus, die besondere Atmosphäre eines Ortes einzusaugen, von dem ich über Jahre immer wieder so viel gehört hatte. Dazu gehörte auch, ganz viele Menschen, deren Worte ich seit Jahren im Internet las, mal persönlich zu treffen.

Irgendwann saß ich zwischen zwei Veranstaltungen in den Stuhlreihen und hörte, wie sich hinter mir zwei Personen unterhielten, die ich kannte und schätzte. Und weil in diesem Moment das Fandom mit mir durchging, tat ich etwas, was man eigentlich gerade als Mann gegenüber Frauen nicht tun sollte. Ich drehte mich um, und mischte mich ins Gespräch ein, einfach weil ich die beiden kennenlernen wollte. Später habe ich mich entschuldigt, und sie haben mir zum Glück verziehen. Eine der beiden Gesprächspartnerinnen war Patricia “Das Nuf” Cammarata. Die andere war Journelle.

Ich weiß ehrlich gesagt relativ wenig über die Einzelheiten von Journelles Internet-“Karriere”. Für mich zählt sie einfach zu den wichtigen deutschen Bloggerinnen der ersten (oder zweiten) Stunde, der auch den ursprünglichen Geist des Bloggens perfekt verkörperte. Jemand, der nicht aus dem Medienbetrieb stammt und das Blog als Brand Extension und Internetpräsenz hat, sondern der einfach viele interessante Gedanken in sich trägt, diese aufschreibt und damit bei anderen Resonanz erzeugt. An Journelles Blog-Essays, später an ihren Twitter-Threads und Vorträgen, zu Themen wie Feminismus, Sexualität und Körperbildern konnte man sich gut reiben, sie waren aber nie plumpe Provokation, sondern kamen immer aus dem gut informierten und reflektierten Geist eines klugen Menschen.

2015, auf meiner zweiten re:publica, habe ich Journelle wieder und etwas länger getroffen. Wir haben uns abends auf dem Gelände getroffen und sind schließlich noch zu zweit etwas trinken gegangen. Ich habe über die Jahre sehr oft an diesen Abend zurückgedacht. Es war eines dieser Erlebnisse, wo mir eine beinahe Fremde in kürzester Zeit zu einer engen Vertrauten wurde, mit der ich Gedanken austauschte und der ich sehr private Dinge erzählen konnte, gerade weil wir uns eigentlich nicht kannten. In diesem Gespräch habe ich auch ein bisschen mehr über ihr Privatleben erfahren, aber wir gingen auseinander in diesem merkwürdigen Internetfreundschafts-Zwischenzustand, wo man nicht wirklich befreundet, aber einander auch nicht mehr fremd ist.

Das letzte Mal, dass ich direkt mit Journelle zu tun hatte, war 2020, als sie freundlicherweise zu Beginn der Pandemie ein kurzes Podcastgespräch mit mir geführt hat. (Im “Briefcast” war sie zwischendurch auch selbst zur Podcasterin geworden.)

Das letzte Mal, dass ich über sie gesprochen habe, war ironischerweise auf der diesjährigen re:publica und wieder mit Patricia, die mir sagte, dass Elena eigentlich auch irgendwo rumlaufen sollte. Gesehen habe ich dann sie leider nicht, aber ich habe mich immer auf den Moment gefreut, wo ich endlich die Gelegenheit dazu haben würde. Es hätte viel zu besprechen gegeben und alleine die Vorfreude auf die Wiedersehensfreude hat einen kleinen Motor in mir am Laufen gehalten.

Als ich heute morgen erfahren habe, dass Journelle vor ein paar Tagen überraschend gestorben ist, ist mir ein Blitz ins Herz gefahren. Es macht mich schrecklich traurig, dass sie nicht mehr da ist, dass sie ihre Gedanken nicht mehr mit der Welt teilen wird, und das wir nie wieder miteinander sprechen werden können. Sie war eine großartige Person, die der Internetgemeinschaft und mir persönlich sehr fehlen wird. Ich denke an ihre Familie und wünsche ihr viel Kraft in der beschissenen, schwarzen Zeit, die folgt. Ich hoffe, es stärkt sie ein ganz kleines bisschen, dass Journelle ein von so vielen so geliebter und geschätzter Mensch war und dass ihre Erinnerung ganz sicher nicht schnell verschwinden wird.

Aktivitäten der letzten Monate Q1/2022

Hier im Blog landet alles, was in meinem Kopf herumspukt. Aber regelmäßig geben mir Leute für diese Gedanken sogar Geld. Hier ein kleiner Überblick:

54books

Ich habe erstmals einen Artikel für das Internet-Feuilleton 54books geschrieben. Darin geht es um meine Beobachtungen zum Vorlesen von Bilderbüchern in den letzten Jahren.

Auch Kinder verdienen Dramaturgie: Was gute Bilderbücher ausmacht

epd medien

Hörfunkkritiken zu Sneakerjagd (01-02/22), Unter Drohnen (07/22), Wild Wild Web – Der Pornhub-Effekt (08/22), Just Love (11/22), Hier spricht die Polizei (12/22)

Kolumne Tagebuch: “Kritik im Dialog. Filmpodcasts eröffnen neue Perspektiven

Das Einzige, woran es in der deutschen Filmpodcastlandschaft derzeit noch mangelt, sind komplexere Formate, die die großen Geschichten rund ums Filmemachen für heimische Ohren aufbereiten. Kaum ein Medium eignet sich besser für Oral History. Die katastrophale Entstehungsgeschichte von „Fegefeuer der Eitelkeiten” ist bei “The Plot Thickens” nachzuhören, während „Origins” mit warm leuchtenden Erinnerungen an “Almost Famous” glänzt. Darum an dieser Stelle ein Aufruf an die Podcast-Szene: Interviewt die Beteiligten an legendären Film- und Fernsehprojekten der deutschen Vergangenheit, bevor es zu spät ist. Pitcht eure Podcasts über „Das Boot”, “Männer„, “Die unendliche Geschichte” oder “Kir Royal” noch heute! Wir wollen endlich die Geschichten hinter den Filmen hören.

Kolumne Tagebuch: “Erhellende Einblicke: Der Funk-Kanal ‘How to Deutschland‘”

Wie sie nützlich sein und einen Mehrwert schaffen können, ist auch grundsätzlich die beste Frage, die sich Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Netzwerken in Krisensituationen stellen können (und nicht die deutlich populärere „Wie kann ich meine unqualifizierte Meinung allen bereits existierenden Meinungen noch hinzufügen?”).

epd film

Film-Podcasts: Lass uns drüber reden” (Ausgabe 12/21)

piqd

Piqd Autorenprofil mit allen Beiträgen

Kulturindustrie

039 – Spencer, Mann beißt Hund, Ende in Sicht

041- Moonfall, Yellowjackets, Automaton

042 – Parallele Mütter, Phantasmen, Petite Maman

Diesen April höre ich nur neue Podcasts – hilf mir oder mach mit! #Podcapril

Ah … ein Podcast, den ich noch nicht kenne. Foto: Katharina Matzkeit

In einer durchschnittlichen Woche höre ich etwa 25 bis 30 Podcasts.*

Ich bin mir nicht mal sicher, ob das auf den ersten Blick nach viel oder wenig aussieht, aber ich vermute, dass es etwa zwei bis zweieinhalb Stunden pro Tag sind, je nach Tagesablauf.

Mein Problem dabei: Die meisten dieser 25 bis 30 sind Podcasts, die ich schon lange und gerne höre. In meinem Leben, das neben Podcasts ja auch noch voll ist mit anderen Dingen wie Arbeit, Familie und Hobbys, ist wenig Zeit für regelmäßige Entdeckung neuer Podcasts. Ab und zu finde ich mal etwas, was mich so sehr fasziniert, dass ich einen Platz dafür finde. Immer wieder committe ich mich auch auf Podcasts-Seasons mit einer begrenzten Menge Folgen. Und manchmal darf ich Dinge hören und bezahlt darüber schreiben. Aber eine wirkliche Lücke für Neuentdeckungen besteht in meinem Zeitplan nicht.

Das ändere ich dieses Jahr. Im April werde ich all meine regulären Podcast-Abos ignorieren und stattdessen

  1. endlich mal in all die Podcasts reinhören, von denen ich schon so viel gehört habe (auf meiner Liste stehen bisher Rice and Shine, Narcoland, Fix und Vierzig, Fomo, 190220 – Ein Jahr nach Hanau, Lost in Neulich, Das perfekte Verbrechen, 9/12, Vollkommen unperfekt und Drinnies)
  2. weitere Podcasts hören, die mir andere Menschen empfehlen.

Ich hoffe, damit meinen Horizont mal systematisch zu erweitern und etwas von meiner doch sehr stark von einer bestimmten US-amerikanischen Radioschule geprägten Podcast-Kost loszukommen. Komfort-Hören ist bei Podcasts natürlich auch total wichtig, aber sollte für Möchtegern-Kritiker wie mich nicht der einzige Modus sein.

Wer möchte, kann mir bei der Horizonterweiterung helfen und mir Podcasts empfehlen, gerne auch den eigenen. Ich bitte dabei nur um Folgendes: Mein Ziel ist Breite, nicht Tiefe, bitte empfehlt mir auch bei lange laufenden Gesprächspodcasts nur einzelne Folgen und schreibt mir idealerweise noch dazu, warum die Folge sich lohnt. Auf Wunsch bedanke ich mich mit einer kurzen Rezensionsnotiz hier im Blog, auf Twitter und/oder bei Apple Podcasts. Wenn ich tweete, dann unter dem auf maximale Blödheit optimierten Hashtag #Podcapril.

Haben vielleicht andere Podcasthörer*innen Lust, sich mir anzuschließen? Dann sagt mir doch Bescheid und/oder benutzt den gleichen Hashtag.

Ihr erreicht mich auf Twitter unter @alexmatzkeit oder per Mail an bonjour@realvirtuality.info.

Einen fröhlichen #Podcapril allerseits!

`* Montag: This American Life, The Commander Sphere, The Command Zone, The Upkeep; Dienstag: The Best Advice Show, WTFM 100,0, Switched on Pop, Das Coronavirus-Update, All Songs Considered; Mittwoch: Slate’s Culture Gabfest, Planet Money; Donnerstag: Good One, Limited Resources; Freitag: New Music Friday, Drive to Work, Die Wochendämmerung, Über Podcast, Holger ruft an; Sonntag: Working, Ein Filmarchiv, dazu Podcasts die monatlich oder unregelmäßig erscheinen oder von denen ich nur manche Folgen höre wie Tasty MTG, The 11th, Hit Parade, Decoder Ring, Death, Sex and Money, Alles ist Film, Sexy und Bodenständig. Song Exploder, Das Tropenhaus, Casual Magic, CUTS, The Q&A with Jeff Goldsmith, MKL, HowSound, King Kong Klima, Alles gesagt?, Alexander’s Ragtime Band, Slow Burn, You Must Remember This, VFX Notes und Mediasres.

Persönliche Highlights 2021

Lyra Belacqua’s got nothing on me

Wisst ihr noch, wie vor einem Jahr alle darauf gehofft haben, dass das Jahr endlich vorbeigeht? Sie sind in eine sehr alte Falle getappt, der man jedes Jahr wieder begegnen kann. Denn am 31. Dezember ist zwar der Dezember und das alte Jahr vorbei, der Winter hat sich aber gerade erst warm … äh … kaltgelaufen. Die mieseste Zeit kommt erst noch: graue, dunkle, kalte Tage, nur diesmal ohne Adventsbeleuchtung – und 2021 auch ohne ohne Berlinale, ohne Museen, ohne Hallenbäder und vor allem ohne Kinderbetreuung.

Meine Partnerin, mein damals fast dreijähriges Kind und ich haben ein gutes erstes Drittel des Jahres 2021 im Lockdown miteinander verbracht – mit Fast-Vollzeitjobs, versteht sich und ohne Anspruch auf Notbetreuung. In einem wechselnden Modell aus Vor- und Nachmittagsschichten, ganzen Tagen mit Kind und Kindkrank-Tagen. Meine Lebensretter waren der Berliner Zoo und der See mit dem Hundeauslaufstrand in der Nähe, sonst hätte es außer den immer gleichen Spielplätzen auch nichts zu sehen gegeben. Das war eine ziemlich beschissene Zeit, und doch erinnere ich mich zum Glück vor allem an die eine Woche, in der Berlin plötzlich zugeschneit war, wir Schneemenschen gebaut und auf dem Rodelhügel Schlitten bei anderen Kindern geschnorrt haben.

Dieser Tweet bescheinigt der Corona-Pandemie eine “unglaubwürdige” Dramaturgie, aber ich finde diese Ansicht könnte gar nicht falscher sein. Im Gegenteil: Covid folgt vielmehr der klassischen Dramaturgie unserer serialisierten Zeit, in der nichts jemals wirklich zu Ende ist, und nach jedem dramatischen Drittakt-Finale (Weihnachtslockdown, Impfung) noch eine Post-Credits-Szene namens Alpha, Delta oder Omikron kommt. Und irgendwo steht Christian Drosten und sagt: “You have just become part of a bigger universe.”

Im Februar 2021 fand ich das zum ersten Mal so richtig deutlich spürbar. Der Winter neigte sich so langsam dem Ende zu, die Politik diskutierte bereits über Lockerungen, und dann kam B.117 (aka Alpha) um die Ecke, und riss alles wieder ein. Natürlich wurden die Beschränkungen in die steigenden Zahlen hinein trotzdem gelockert und die Scheiße dadurch erst so richtig losgetreten. Und obwohl ich viel Missmanagement wegen Überforderung mit einer nie vorher gesehenen Situation verzeihen kann – an diese gewissenlose Aktion werde ich noch lange denken.

Ich wollte mich eigentlich gar nicht in einen Corona-Rant reinschreiben, davon gibt es auf Twitter wirklich genug. Eigentlich wollte ich ein paar persönliche Dinge aufschreiben, die 2021 (das mir – alles in allem – trotz dreier Impfungen in diesem Moment gerade blöder vorkommt als 2020, aber das kann auch Verklärung sein) trotz allem gut waren. Immerhin habe ich dieses Jahr wieder Zeit dafür. Sie stammen übrigens alle aus der zweiten Jahreshälfte.

Sommer in Berlin

Es gab ungefähr acht Wochen, von der zweiten Impfung + 14 Tage Ende Juli, bis zum endgültigen Anstieg der Zahlen Ende September, als die Welt ein bisschen okay schien. Wir haben diesen Berliner Sommer, der immer das beste an Berlin ist, hemmungslos ausgenutzt. Ich war jede Woche im Kino, zweimal die Woche im Freibad oder im Strandbad, hab Freunde getroffen, Magic gespielt, in Restaurants gegessen, meine Familie besucht, ein LARP besucht und mir generell die Sonne aufs Gesicht brettern lassen. Natürlich hat diese Zeit nicht gereicht, um sich zu erholen. Aber schön war sie doch.

Hier bleiben

Manchmal sind es kleine Dinge, die im Nachhinein einen wichtigen Unterschied machen. Meine Partnerin und ich, und damit indirekt die ganze Familie, haben seit einem guten Jahr hin- und herüberlegt, ob wir noch einmal umziehen sollten, zurück nach Wiesbaden, wo wir schon einmal gewohnt haben und wo noch viele Freunde und ein paar Familienmitglieder wohnen. Im August haben wir einen Schlussstrich gezogen: Nein, wir bleiben in Berlin. Wir motzen lieber unsere Wohnung ein bisschen auf (Hochebene!) und investieren in das Leben hier, statt das Gras auf der anderen Seite des Zauns zu beäugen.

Das Bilderbuch-Projekt

Ich mag Jahresprojekte, und dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, alle Bücher, die ich meinem Kind vorlese, auf der Plattform Goodreads zu bewerten und mit Kurzkritiken zu versehen. Das habe ich getan. Es sind 100 Stück geworden, und ich habe durch diese bewusste Betrachtung ein paar Lehren über die Beschaffenheit von Bilderbüchern gezogen, die ich auch demnächst noch aufschreiben werde. Entweder hier im Blog, oder, wenn sie mich lassen, bei 54books.

Mein erstes Tattoo

Im Sommer habe ich mich entschieden, mich nach vielen Jahren des Überlegens doch endlich tätowieren zu lassen. Anny hat mir im Oktober die fünf Manasymbole aus Magic: The Gathering auf meine Wade gestochen, und ich freue mich immer noch jeden Tag, wenn ich sie sehe. Wie ich auch in meinem Instagram-Post zum Thema geschrieben habe, musste ich lange überlegen, ob dieses Tattoo ein Zeichen von Midlife-Crisis ist, und bin zum gegenteiligen Schluss gekommen, den ich “Midlife Satisfaction” genannt habe. Ich habe nicht mehr das Gefühl, mir die Möglichkeit offen halten zu müssen, mich als Mensch neu zu erfinden. Sondern ich kann auch nach außen und permanent zeigen, wo ich innen sowieso angekommen bin. Das zweite Motiv ist bereits in Planung.

WUBRG

Magic: The Gathering

Und weil es sonst keinen Ort gibt, an dem ich das erwähnen kann, will ich an dieser Stelle auch noch einmal kurz insgesamt auf mein einziges Hobby zurückblicken, das nicht gleichzeitig Nebenjob ist. Ich bin nicht nur dankbar, dass ich zu Magic zurückgefunden habe, weil es ein verlässlicher Komfort-Hafen in der Pandemie ist – vor allem Commander über Webcam – sondern auch, weil ich dort wirklich das Gefühl habe, andere mentale Muskeln trainieren zu können. 2021 bin ich auch noch mal echt ein Level aufgestiegen: Ich habe meine Sammlung online katalogisiert, bin durch Arena deutlich besser im Draften geworden und habe meine ersten ganz eigenen Commander Decks gebaut (Hamza, Galazeth und Ferrous), die sogar Spiele gewinnen. Dem Gegenüber standen allerdings Sets, die mich (bis auf Kaldheim ganz zu Anfang des Jahres und Modern Horizons II, das ich allerdings aus Pandemiegründen nie spielen konnte) eher nicht so begeistern wollten. Das beste am Magic-Jahr war somit der Ausblick auf das erste Set von 2022, Kamigawa: Neon Dynasty, in dem sich Magic an Cyberpunk versucht. Cyberpunk hat einen sehr besonderen Platz in meinem Herzen, über den ich nächstes Jahr sicher noch schreiben werde.

Ein neuer Arbeitsmodus

Die größte und wichtigste Entscheidung aus dem Jahr 2021 habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Kurz gesagt: Ich habe mich nach Jahren des Rumdrucksens (und manchmal auch Rummeckerns) endlich entschieden, der Freiberuflichkeit mal eine faire Chance zu geben. Natürlich, ich bleibe ich, mit minimalem Risiko. Also: Ab Januar reduzieren sich meine Stunden bei meinem Hauptarbeitgeber so, dass ich einen bis anderthalb Tage die Woche die Möglichkeit habe, andere Aufträge anzunehmen. Mal gucken, wie ich mit diesem Mischmodell finanziell, zeitlich und zufriedenheitstechnisch fahre.

Eine äußerst schöne Erfahrung waren auf jeden Fall die Reaktionen auf diese Entscheidung. Die Welt hat nicht drauf gewartet, dass Alexander Matzkeit sich auf den freien Kommunikationsmarkt wirft, war mein inneres Mantra. Aber: Andere Freelancer, von denen ich erwartet hatte, dass sie “Bist du sicher? Du hast doch einen guten Job!” rufen, haben mich klatschend in ihre Reihen aufgenommen. Und potenzielle Auftraggeber, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte, haben angeklopft und gefragt, ob ich für sie mal was machen kann. Das hat mich natürlich bestärkt. Bei epd medien, meinem ersten Arbeitgeber nach dem Studium, dem ich über die Jahre vor allem durch Hörfunkkritiken treu geblieben bin, habe ich bereits ein paar Tage wieder im Newsroom gearbeitet. Andere Aufträge kann ich hoffentlich enthüllen, wenn man ihre Ergebnisse sieht. Ich freue mich jedenfalls, endlich diesen Schritt gewagt zu haben und bin gespannt, ob er hält, was er verspricht.

Zwischen den Jahren werde ich an dieser Stelle noch irgendeine Art von Film/TV-Topliste veröffentlichen. Ansonsten bleibe ich bei meinem vor kurzem begonnenen Plan, hier wieder öfter kleinere Gedanken und Ideen zu notieren, im Geist von Kathrin Passigs “Leichtem Schreiben“. Ich wünsche allen, die dies lesen, eine entspannte Zeit und wenig Ansteckungen. Möge diese Welle dann doch vielleicht die letzte sein.

Podgast (XIV) – Im “Tropenhaus” zu “Die Unendliche Geschichte”

Schon zum zweiten Mal hat mich meine Techniktagebuch-Freundin Angela in ihren Podcast Tropenhaus eingeladen. Nachdem wir das letzte Mal über Bilderbücher gesprochen haben, ging es diesmal um mein Lieblingsbuch Die unendliche Geschichte.

Wie ich auch im Podcast erzähle, lese ich Bücher selten mehr als einmal, aber Michael Endes Klassiker habe ich sicher fünfmal gelesen, und zwar über mein ganzes Leben verteilt. Es ist ein Text, zu dem ich zurückkehre, um mich zu orientieren, und der mir bisher in jedem Lebensalter etwas anderes gegeben hat. Als Kind mochte ich die spannende Abenteuergeschichte über die Bedeutung von Phantasie. Als junger Erwachsener brauchte ich die Erzählung darüber, sich selbst treu zu sein und angenommen zu werden, wie man ist. Und nun, als End-Dreißiger, ist es vor allem der niemals gerade “Weg der Wünsche”, der mich berührt hat – die Tatsache, dass man seinen Lebensweg nur sehr bedingt planen kann und in der Regel erst weiß, was man als nächstes braucht, nachdem man den Schritt davor genommen hat.

Angela und ich konzentrieren uns im Gespräch dann auch besonders auf diese Phase des Romans in den letzten fünf Kapiteln. Wir sprechen über Bedürfnisse und Wünsche, das wie so oft problematische Mutterbild in der Jugendliteratur und die Bedeutung von Freundschaft für die wichtigsten Schritte im Leben.

Zum Finale von “11 Leben”

Über meine Begeisterung für den Podcast “11 Leben”, in dem der Sportjournalist am Leben von Uli Hoeneß im Grunde auch die Geschichte des deutschen Fußballs der letzten 50 Jahre erzählt, habe ich schon vor einem Jahr oft gesprochen. Jetzt ist der Podcast mit einer Doppelfolge zu Ende gegangen. Dazu hatte ich auf Twitter letzte Woche ein paar Gedanken gesammelt, die ich jetzt hier auch noch einmal (etwas erweitert) wiedergebe.

Ich finde nach wie vor, dass der Podcast ein totaler Triumph ist, und diese letzten zwei Folgen beweisen das noch einmal nachdrücklich. Ich hoffe sehr, dass andere die Möglichkeit haben, sich daran ein Beispiel zu nehmen und ähnlich Gutes zu schaffen! 

Max-Jacob Ost zeigt immer wieder, dass “11 Leben” kein Werk einer einzelnen Person ist, sondern dass es ein Team brauchte, um sich zu reflektieren, sich selbst zu verbessern und die Ressourcen für Recherche und Factchecking zu haben. Ich finde, es ist in der Podcast- und Radiofeaturelandschaft nach wie vor selten, dass diese “Hintergrundarbeit” gewürdigt und sichtbar gemacht wird.

Dennoch trägt “11 Leben” ganz klar die Handschrift von Max-Jacob Ost. Das kann ich wohl sagen auch ohne den “Rasenfunk” und anderes von ihm zu kennen. Das macht “11 Leben” menschlich, nahbar und trotz @audionowde Jingle am Anfang zu einem persönlichen Projekt. Und es zeigt, dass sich ein individueller Stempel und ein Team im Hintergrund, das alles besser macht, überhaupt nicht ausschließen – obwohl im Kulturbetrieb gerne so getan wird, als gäbe es entweder einsame Genies oder verwässerte Werke “by committee”.

“11 Leben” ist knallhart durchrecherchiert. Jede Folge platzt vor Fakten und Quellen. Für mich persönlich ist das immer die Grundlage eines solchen Formats. Wer sich dafür nicht die Zeit nehmen will, hat schon verloren. Trotzdem ist der Podcast nicht trocken oder langweilig (höchstens zwischendurch ganz kurz, wenn viele Ligasaisons nacheinander referiert werden). Max erzählt eine Geschichte, und darin setzt er auch selbst die Schwer- und Wendepunkte. Das macht das Ganze unterhaltsam. 

Ich mag es, dass durch den ganzen Podcast hindurch zum Ausdruck kommt, dass Max für sein Thema brennt, aber nicht bereit ist, sich davon blenden zu lassen. Seine langsame Distanzierung ist sogar Teil des Narrativs – es wird aber nicht negativ dargestellt. Das ist mir deswegen wichtig, weil ich immer noch das Gefühl habe, dass Fandom und Journalismus einander in der Wahrnehmung oft im Weg stehen. Wir brauchen aber beides und wenn es zusammentrifft, entsteht oft Gutes. 

Dass “11 Leben” von Anfang an auch ein Podcast darüber war, wie man einen Podcast macht, mag an der ein oder anderen Stelle etwas wohlfeil gewesen sein, ich fand es aber auch ein Stück Medienkompetenz-Vermittlung und es ermöglichte ein paar nette Running Gags. 

Wie schon die Mutter aller seriellen Recherche-Podcasts, “Serial”, war “11 Leben” kein abgeschlossenes Produkt, sondern hat sich Raum gelassen, auf Entwicklungen durch die Rezeption einzugehen. Das hat für eine komplette Formatveränderung und -verlängerung gesorgt, und im Endeffekt ermöglicht, dass Max immer die Tür für das Ziel offenhalten konnte, was er am Anfang formuliert hatte.

Damit ist ihm natürlich ein großer Coup gelungen. Wenn ich das richtig sehe, ist @GNetzer jetzt der einzige Journalist, der eine kritische Biografie von Uli Hoeneß geschrieben hat und ihn dafür auch interviewen konnte. Ich kann mich nur wiederholen: Man muss sich nicht wirklich für Fußball interessieren, um diesen Podcast zu hören. Er ist Mediengeschichte und ein Blick auf die deutsche Spaßgesellschaft von 1970 bis heute, er ist lehrreich und unterhaltsam und ein gelungenes Porträt. Chapeau! 

10 kleine Erkenntnisse, die mein Denken und Handeln wirklich verändert haben

Ich lerne (hoffentlich) jeden Tag neue Dinge. Die meisten werden irgendwo abgespeichert, häufig unter “Wissen” oder “Bestätigung von etwas, was ich schon vorher dachte”. Aber immer mal wieder kommen Tatsachen des Wegs, die mein Denken und Handeln verändern. Das Schöne daran: Die Quellen können völlig verschieden sein. Manchmal sind es wissenschaftliche Erkenntnisse, manchmal Worte von Experten, manchmal auch nur gut formulierte Aphorismen.

Ich habe zehn dieser kleinen Erkenntnisse in dieser Liste gesammelt, ohne Reihenfolge und Konsequenz, einfach weil ich diese Art Selbstbespiegelung immer interessant finde, und weil ich hoffe, dass es andere gibt, die vielleicht auch bei der ein oder anderen Sache aufmerksam werden. Während ich den Text schrieb, fiel mir auch auf, dass darin keine Erkenntnisse zu großen gesellschaftlichen Problemen wie diversen -ismen stehen. Das ist unbewusst geschehen, aber ich glaube, es ist auch ganz gut so. In keinem dieser Felder will ich mich zum “Typ, der’s kapiert hat” aufschwingen.

1. Im Zweifelsfall für die Narrative Equity

Der Begriff “Narrative Equity” (“erzählerisches Kapital”) stammt vom Spieledesigner Mark Rosewater. Er beschreibt damit das Phänomen, dass man manchmal Entscheidungen trifft nicht unbedingt, weil sie einen am schnellsten ans Ziel führen, sondern weil man sich auf die Geschichte freut, die man anschließend darüber erzählen kann. 

Ich finde diesen Gedanken super und wende ihn seitdem öfter mal bewusst an. Wenn ich mich nicht zwischen zwei Optionen entscheiden kann und keine unbedingt besser ist als die andere, nehme ich im Zweifelsfall die, hinter der potenziell die bessere Geschichte steckt.

Etwas ausführlicher habe ich das schon mal im LEXPOD beschrieben:

2. Wir erleben Dinge anders als wir uns an sie erinnern

Diese Erkenntnis habe ich aus einem Interview mit Daniel Kahnemann (der ohnehin einen größeren Einfluss auf mein Handeln hat – seine Forschung zu Risikoabwägung hat mich bereits im Studium fasziniert). Kurz gesagt: Unsere Erinnerung an Ereignisse ist oft ganz anders als die Gefühle, die wir währenddessen haben (“There is living life and there is thinking about it”). Vor allem sind sie stark vom Ende der Ereignisse geprägt und davon, welche Geschichte wir dadurch im Nachhinein erzählen. 

Wenn man das einmal weiß, kann man versuchen, seine Ereignisse bewusst so zu gestalten, dass sie auf einer positiven Note enden, damit man sich später gut daran erinnert. Unter anderem kann mal wohl schmerzhafte Operationen dadurch verbessern, dass man Menschen nach dem Ende der eigentlichen OP noch durch etwas ein angenehmes Gefühl verursacht. Denn als Erinnerung bleibt dann: Eine Weile tat es weh, aber dann wurde es gut. (Das ist meiner Ansicht nach übrigens auch der Grund, warum Statistiken zeigen, dass Menschen mit Kindern zwar insgesamt gesehen weniger häufig glücklich sind als solche ohne, aber am Ende ihres Lebens meist das Gefühl haben, ein erfüllteres Leben gehabt zu haben.)

3. Hör auf von jedem gemocht werden zu wollen, du magst doch auch nicht jeden.

Das war einfach nur eine alberne Instagram-Kachel. Der Spruch ist vermutlich sehr alt. Aber ich kannte ihn noch nicht und er hat irgendwie ein “Hm, so hab ich da noch nie drüber nachgedacht” in mir ausgelöst. Natürlich handle ich nicht danach (könnt ihr mich bitte mögen?), aber ich denke immer wieder daran.

4. Menschen empfinden Belastungen unterschiedlich

Diese Erkenntnis entsprang einer Übung, die ich mal bei einer Fortbildung gemacht habe. Alle Teilnehmenden bekamen kleine Kärtchen in die Hand, auf denen Dinge standen, die einen belasten können, körperlich und psychisch. Verschiedene Sorten von Stress und Schmerzen, ich kann mich an die Details nicht mehr erinnern. Wir wurden dann gebeten, uns mit der Einschätzung unserer Karte auf einer Linie einzusortieren, die von “keine Belastung” bis “sehr hohe Belastung” reichte. Plot Twist: Immer zwei Teilnehmende hatten die gleiche Karte, hatten sich aber sehr häufig an ganz unterschiedlichen Stellen in der Skala aufgestellt.

Es mag eine banale Erkenntnis sein, dass Schmerzen im linken Fuß oder eine drängende Deadline für den einen keine große Sache sind und den anderen völlig verrückt machen, aber mir schadet es nie, es mir immer wieder bewusst zu machen, egal ob in privaten oder beruflichen Kontexten. Nur weil mir etwas nichts ausmachen würde, kann es trotzdem sein, dass du deswegen gerade nichts auf die Reihe kriegst … und das ist okay! Es gibt keine objektiven Kriterien dafür, wie belastend etwas ist. Die dadurch ausgelösten Gefühle sind aber in jedem Fall real und verdienen es, respektiert zu werden.

5. Was weg ist, ist weg – die Sunk Cost Fallacy

Die “Sunk Cost Fallacy” stammt aus den Wirtschaftswissenschaften. Menschen neigen dazu, Geld, das sie durch schlechte Investitionen verloren haben, hinterherzuweinen und deswegen noch mehr Geld hineinzustecken, damit sich die ursprünglichen Investitionen nach ihrem Gefühl gelohnt haben. Aber: Das verlorene Geld ist weg. Es kommt nicht zurück. Menschen sollten ihre Investitionsentscheidung zu jedem Zeitpunkt möglichst danach treffen, was genau in diesem Moment richtig ist.

Dieses Modell lässt sich auf sehr viele andere Lebenssituationen übertragen. Falsche Entscheidungen aus der Vergangenheit lassen sich nicht dadurch berichtigen, dass man sie aushält. Es bringt zum Beispiel nichts, in toxischen Beziehungen zu bleiben, damit sich die schlechte Zeit wenigstens gelohnt hat. Die guten und schlechten Zeiten, die man zusammen hatte, bleiben, auch wenn man sich trennt. Wenn man Fehler gemacht hat und das erkennt, sollte man sich also lieber umentscheiden. Das Durchhalten dankt einem später niemand. Zum ersten Mal ist mir diese Idee übrigens bei Planet Money begegnet.

6. Der “Lehrerich” wäre die Lösung der Genderproblematik

Diese Erkenntnis stammt aus einem Blogbeitrag von Antje Schrupp, die sich aber ihrerseits auf Luise Pusch bezieht. Sie ist etwas komplizierter und ich will versuchen, sie so kompakt wie möglich zu beschreiben. Die Diskussion um Gendersternchen und andere “Sichtbarmachungen” von männlichen und weiblichen (und hier auch tatsächlich auch nur diesen binären) Personen wird ja gerne damit gekontert, dass das “generische Maskulinum” bereits beide Formen enthalte, da es nur vom grammatikalischen Geschlecht, nicht aber vom biologischen Geschlecht her männlich sei.

Schrupp stellt nun die These auf, dass es die Konterer einfach ärgert, dass sie, die Männer, sich überhaupt als eigene Kategorie begreifen müssen, denn ihre, die männliche Form, ist ja im Gegensatz zur weiblichen (“-innen”) gar nicht extra markiert. Die “Lösung” für die Diskussion wäre also, das generische Maskulinum tatsächlich als “neutrale” Form zu etablieren, aber Männer und Frauen beiderseits zu markieren. Also: Der Lehrer (neutral), die Lehrerin (weiblich), der Lehrerich (männlich). In eine ähnliche Richtung gehen Thomas Kronschlägers Überlegungen zur Etablierung einer echten neutralen Form wie “Lehrys”. In einer utopischen Welt wäre das meine ideale Auflösung dieser ätzenden Debatte.

7. Vor dem Schlafengehen Fiction lesen

Das stammt aus irgendeiner Liste, die ich nicht mehr finde. Sie enthielt Tipps zum “besseren” Lesen, aber dieser Ratschlag ist hängengeblieben. Eine Weile habe ich vor dem Schlafen gerne noch journalistische Artikel und Blogeinträge gelesen, aber das führte nur dazu, dass ich dann bei gelöschtem Licht über sie nachdachte. Seit ich damit aufgehört habe, und vor dem Zubettgehen wirklich nur noch Bücher, am besten fiktionale Bücher, lese, schlafe ich deutlich besser und ruhiger ein.

8. Hinterfragen statt Beschreiben und Bewerten

Während meiner Arbeit für das “Service-Portal Integration” der Stiftung “Haus der kleinen Forscher” hatte ich die große Freude, einem Gespräch mit Frauke Hildebrandt, Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit an der FH Potsdam, beizuwohnen. Darin ging es unter anderem darum, dass Eltern und Kinder, aber auch Erwachsene untereinander, einen großen Teil ihrer Gespräche damit verbringen, nur zu beschreiben, was ihnen passiert ist und das dann zu bewerten (“Ich habe heute einen Blogbeitrag gelesen, den fand ich ganz gut”). 

Sehr viel weniger Zeit verbringen wir damit, zu überlegen “warum die Dinge sind wie sie sind, und ob sie nicht auch anders sein könnten”, wie sie es ausdrückt. Das ist aber die Grundlage dafür, überhaupt nachzudenken und eigene Gedanken zu entwickeln, und wir tun es viel zu wenig, vor allem in Gesprächen.

Bei mir ist dabei vor allem hängengeblieben: Wenn ich ein gutes Gespräch führen will, das mich auch innerlich zufriedenstellt, sollte ich im Gespräch irgendwann an einen solchen Punkt kommen, wo man sich gemeinsam Gedanken macht. Sonst hat man sich nur upgedatet und nicht nachgedacht.

9. Durch Sport nimmt man nicht ab

Diese Erkenntnis stammt aus dem Podcast Science Vs. Für die meisten Menschen ist “Bewegung” untrennbar mit “Abnehmen” verbunden. Stimmt aber nicht. Man müsste absurd viel Sport treiben, um damit eine ansonsten ungesunde Ernährung auszugleichen (Ich vereinfache enorm). Sport als Weg zu einem schlankeren Körper funktioniert also nur bei einer gleichzeitigen Ernährungsumstellung.

Aber selbst wenn man davon nicht abnimmt, lohnt es sich trotzdem enorm, Sport zu treiben, einfach weil es wahnsinnig gesund für den Körper ist, das Risiko aller möglichen Erkrankungen reduziert und uns hilft, länger fit zu bleiben. Für mich ist das tatsächlich die bessere Motivation, habe ich festgestellt. Sonst höre ich immer irgendwann wieder auf, weil ich ja doch nicht abnehme. Aber wenn ich das Gefühl habe, ich tue mir gerade etwas Gutes, macht es meistens sogar Spaß (und ich ärgere mich nicht so, wenn ich mal keine Lust habe).

10. Deswegen … Aber

Zum Schluss ein Schreibtipp, der bei mir hängengeblieben ist. Ich habe ihn im Buch Screenwriting 101 von Film Crit Hulk gelesen. Er schreibt ihn Trey Parker und Matt Stone, den Schöpfern von South Park, zu, aber vielleicht ist er auch älter. Ich erinnere mich an sonst nichts aus dem Buch, aber die Tatsache, dass Parker und Stone empfehlen, jede Szene sollte an die vorhergehende entweder mit “deswegen” (“therefore”) oder “aber” (“but”) anschließen und möglichst nie nur mit “und dann”, hat sich tief in meine Seele gebrannt.

Parker und Stone empfehlen diese kausale Logik für fiktionale Texte, aber sie lässt sich genauso gut auf nichtfiktionales Schreiben anwenden. Wenn ein (Sinn-)Absatz auf den nächsten mit einem “deswegen” oder “aber” folgen kann, argumentiere ich eigentlich immer besser, finde ich, als wenn ich nur aufzähle (wie in diesem Artikel, haha). Ich habe an mir bemerkt, dass ich meine Texte, wann immer möglich, so strukturiere, seit ich davon weiß.

Real Virtuality 2018 – Persönliche Highlights

Ich habe hier im Blog schon über Musik geschrieben. Meine Leseliste gibt’s auf Goodreads. Podcasts und Filme folgen (hoffentlich) noch. In diesem Post schreibe ich ein bisschen auf, was bei mir persönlich los war in diesem Jahr.

Für mich persönlich wurde 2018 von einem Ereignis dominiert, und wer mich online verfolgt ahnt natürlich, welches es ist. Auch dazu will ich ein bisschen was schreiben, aber es gab auch noch ein paar andere erwähnenswerte Dinge:

Der neue Job

Den habe ich eigentlich schon im September 2017 angetreten, aber dieses Jahr hat er dann angefangen Früchte zu tragen. Ich bin sehr gerne bei der Stiftung, bei der ich arbeite (die ich hier nicht nenne, weil dieser Post sonst wieder im Pressespiegel auftaucht), und ich konnte dort über’s Jahr einiges ausprobieren und vor allem weiterhin viel lernen, vor allem über Pädagogik und menschliches Miteinander. Ich durfte einen Kurs zu Gewaltfreier Kommunikation besuchen (sehr empfehlenswert), an einem Design Thinking Workshop teilnehmen, und mit vielen spannenden Menschen sprechen, die in Bereichen wie Sprachförderung, Interkulturelle Kompetenz oder Anti-Bias vor allem mit Kindern arbeiten. Zu sehen, wie Kinder im Kita-Alter – in dieser Alterskohorte hat rund ein Drittel der Deutschen einen Migrationshintergrund – miteinander forschen und lernen, gibt einem tatsächlich Hoffnung für die Menschheit.

Der Gedanke, der mir am meisten nachhängt, stammt aus einem Interview mit der Pädagogikwissenschaftlerin Frauke Hildebrandt. Sie hat darüber gesprochen, was gute Gespräche ausmacht. Ihre Meinung: Gemeinsam darüber nachzudenken, “warum die Dinge sind, wie sie sind, und ob sie nicht auch anders sein könnten”. Kann ich eigentlich so unterschreiben.

Kulturindustrie

Auch wenn wir im Mai aufhören mussten: Ich bin stolz auf diesen Podcast, der meinen Horizont enorm erweitert und mich viel gelehrt hat. Wenn die Dinge nicht so gekommen wären, wie sie kamen, würde ich mir die Arbeit jetzt immer noch gerne machen. Und ich hoffe sehr, dass die Sterne irgendwann wieder richtig stehen, damit ein ähnliches Format (das es nach wie vor nirgendwo in Deutschland gibt) noch einmal passieren kann.

“Unsichtbare Kunst”

Ich bin sehr dankbar, dass ich bei epd medien neben meinem Brotjob einen kleinen Zeh im Medienjournalismus behalten kann, an dem – das ist kein Geheimnis – mein Herz hängt. Meisten schreibe ich Hörfunkkritiken, ungefähr eine pro Monat, aber im Frühjahr hatte ich noch einmal Gelegenheit eine große Geschichte zu schreiben, über die Visual-Effects-Landschaft in deutschen TV-Produktionen. Die Recherche hat eine Menge Spaß gemacht, ich konnte mit persönlichen Heldinnen wie Barbara Flückiger sprechen, und auf den resultierenden Artikel bin ich doch recht stolz. Er ist immer noch online.

Podcasts

Nicht nur habe ich 2018 den Aufstieg und Fall meines eigenen Podcasts erlebt, ich habe auch den Boom des Mediums mitgenommen selbst sehr viele gehört. Die besten konnte ich regelmäßig bei “Piqd” empfehlen, was ich ebenfalls sehr genossen habe. Ich hoffe, ich kann noch einen eigenen Post zu meinen Lieblingsepisoden schreiben. Aber so viel steht fest: Ich liebe dieses Medium, ich beobachte mit Freude, wie es sich entwickelt, und ich warte gespannt auf das, was noch kommt.

Magic: The Gathering

Das hatte ich letztes Jahr schon im Jahresrückblick, aber ich muss es einfach noch mal erwähnen. Die Wiederentdeckung dieses bestimmenden Spiels meiner Teenagerzeit war mir 2018 ein wichtiger Anker. Als die freie Zeit rar wurde, und ich mir deswegen umso genauer überlegte, wie ich sie verbringe, war meine Antwort oft nicht Kino oder Lesen sondern Magic. Bei diesem Spiel fällt es mir leicht, in einer andere Welt abzutauchen, in der ich nicht Kritiker bin, einfach meinen Spaß haben und gleichzeitig mein taktisches Hirn trainieren kann. Noch dazu habe ich einen ganzen Haufen neue, nette Leute kennengelernt, mit denen das Spielen immer Spaß macht. Einziger Wermutstropfen: Mit dem tieferen Eintauchen in die Community und die Finessen des Spiels kann ich defintiv nicht mehr alles aufrechterhalten, was ich in meinem etwas unkritischen Post im Januar geschrieben habe.

Das Kind

Im April bin ich Vater geworden und, wie ich auch schon für “kino-zeit” mit Blick auf Gundermann aufgeschrieben habe, es verändert sich dadurch wirklich irgendwie alles (und nichts), zumindest dann, wenn man, wie ich, ein gleichberechtigter und gleichbepflichteter Elternteil sein möchte. Es stimmt auch, dass einen auf die emotionale Seite des Ganzen niemand vorbereiten kann. Viele Dinge muss man eben fühlen, um sie begreifen zu können.

Da ist zum einen die Verantwortung. Das hat mich wenige Tage nach der Geburt wie ein Hammer getroffen. Ich neige dazu, mir im Leben Optionen offen zu halten und habe entsprechend oft Jobs oder Wohnorte gewechselt, wenn sich mir neue Möglichkeiten geboten haben. Dabei bleibt natürlich immer auch etwas zurück. Von der Bindung an diesen neuen Mensch aber gibt es kein zurück. Ich bin für ihn verantwortlich. Ich hoffe, ich enttäusche ihn nicht.

Dann die Liebe, die sich erstaunlicherweise nicht sofort eingestellt hat. Zunächst hat die Überwältigung überwogen, gepaart mit einem unbedingten Bedürfnis, dieses fremdartige Wesen zu beschützen, Aber das echte Sehen, das echte Wahrnehmen jenes Wesens als einen Mensch in meinem Leben, kam erst mit der Zeit. Das Tolle ist allerdings: Jetzt kann ich der Liebe beim Wachsen zusehen. Sie wird jeden Tag größer (ich sitze immer noch manchmal da und habe das Gefühl, ich habe Herzchen in den Augen wie ein Smiley, und meine Bürokolleginnen können bestätigen, wieviel ich von meinem Kind rede), und der Unglaube vom Anfang, ist einem tiefen Vertrauen gewichen. Vor allem seit meiner Elternzeit im Herbst haben mein Kind und ich einen einzigartigen Draht zueinander – und mir ist jetzt klar: das ist das, wovon immer alle reden.

Eine starke Partnerschaft ist mit das schwierigste, was es zu erhalten gilt, dagegen sind Schlaflosigkeit und volle Windeln ein Pappenstiel. Da kommen plötzlich innere Dämonen zum Vorschein, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Ich bin regelmäßih aufs Neue dankbar, dass wir gut miteinander reden können, und uns auch trauen, das immer und immer wieder zu tun, wenn es notwendig ist. Falls ihr also darüber nachdenkt, euch Kinder anzuschaffen, übt das lieber schon mal vorher.

Und schließlich die Zeit. Ich habe wirklich so richtig krass unterschätzt, wie wenig Zeit man als Mensch mit Kind noch für sich hat, oder umgedreht: wie viel Zeit man vorher hatte, und wieviel man davon mit Dingen verbringt, die einem eigentlich wenig bedeuten. Das Ganze ist Segen und Fluch zugleich. Einerseits kann ich jetzt eben keinen Podcast mehr aufnehmen, nicht mehr 50 mal im Jahr ins Kino gehen, Videospiele durchspielen, auf dutzende Veranstaltungen gehen und nebenher bloggen, aber andererseits genieße ich die Kinobesuche, Freundetreffen und Spieleabende, die möglich sind, dafür jetzt viel mehr. Mir ist rückblickend aufgefallen, dass ich große Teile meiner Freizeit oft als eine Art To-Do-Liste begriffen habe, in denen möglichst viele Dinge erledigt werden mussten. Das hat sich jetzt ganz von selbst erledigt, und es hat mir insgesamt gesehen gut getan. Nur manchmal werde ich wehmütig und sogar ein bisschen bitter, aber auch das gehört dazu. Andere Eltern sagen ja: Es wird besser und normaler, so ab dem dritten Lebensjahr.

Die Sängerin Brandi Carlile hat in ihrem Lied “The Mother” Ende 2017 ganz gut auf den Punkt gebracht, wie man manchmal innerlich abwägt, aber natürlich nur auf einer Seite rauskommen kann:

Outside of my windows are the mountains and the snow
I hold you while you’re sleeping and I wish that I could go
All my rowdy friends are out accomplishing their dreams
But I am the mother of Evangeline

And they’ve still got their morning paper and their coffee and their time
And they still enjoy their evenings with the skeptics and the wine
Oh, but all the wonders I have seen, I will see a second time
From inside of the ages through your eyes.

Ich habe ja insgesamt eine eher additive Vorstellung von menschlichen Beziehungen. Andere Menschen füllen für mich keine Lücken in unseren Herzen, die wie bei Gundermann “verlassene Häuser” sind. Wir sind auch alleine gut genug und brauchen weder Partner noch Kinder, um uns zu “vervollständigen”. Aber ohne andere Menschen wäre das Leben auch um ein vielfaches langweiliger, ärmer und weniger aufregend. Und dieser neue Mensch in meinem Leben, neben dem ich jeden Abend einschlafen und jeden Morgen aufwachen darf, ist auf jeden Fall genau die Herausforderung und die Bereicherung, die ich gebraucht habe. Und ich kann nicht erwarten, womit er mich noch alles überraschen wird.

Ich bin sehr glücklich, dass mein Kind sehr kommunikativ und überhaupt nicht schüchtern  ist, mit großen Augen die Welt erkundet und so langsam auch den Eindruck macht, als würde es hart über vieles nachdenken, was es sieht. Damit erobert es auch in der Öffentlichkeit, ob im Bus oder im Supermarkt, regelmäßig die Herzen selbst der bluetooth-headsettigsten Businesskasper. Und ich genieße in der Regel die Interaktionen, die daraus entstehen, denn die meisten sind positiv. Das schönste Kompliment des Jahres, zum Beispiel, haben Kind, Mutter und ich heute von einer Kellnerin bekommen: “Euer Kind ist super, ihr solltet dringend noch mehr kriegen!”

Ist vorerst nicht geplant. Aber ein gutes Gefühl, dass man in die Feiertage und ins neue Jahr mitnehmen kann. Ich wünsche euch eine gute Zeit mit den Menschen, die euch bereichern, und alles Gute für 2019.

Solo: Screens as props and environments

Explaining the effects work on Solo, Cinefex issue 160 describes two ways the team used screens as carriers of ersatz reality. The first makes use of a tablet to simulate a window:

The coaxium containers have windows through which the liquid material can be seen sloshing around. Rob Bredow shot footage of ferrofluid which the props team puppeteered using magnets; ILM stitched the plates into seamless loops. BLIND fittet a Microsoft Surface Pro tablet inside a prop container, on which the coaxium footage was displayed.

The second way recalls the way Gravity created Sandra Bullock’s surroundings and constitutes a sort of advanced rear projection, with screens showing the space around the “Millenium Falcon” cockpit set:

Immersive environment specialist Lux Machina surrounded the cockpit with a 180-degree rear projection screen illuminated by multiple 4K projectors in portrait mode. To feed the projectors, ILM finaled visual effects backgrounds prior to principle photography. “We generated wraparound content just as if we were working on a simulator film, with beats that either looped or were much longer than if you were just doing the two or three seconds that end up in a shot.” The rear projection approach – also used for scenes inside Dryden’s yacht – enabled [DP] Bradford Young to capture cockpit shots in camera, backgrounds and all, using the screen as his primary lighting tool.

FX Guide has more on the immersive cockpit set, including some amazing images